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Ausgabe:

1971

Spalte:

413-416

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Adam, Alfred

Titel/Untertitel:

Sprache und Dogma 1971

Rezensent:

Schott, Erdmann

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. ü

in

fultung der Erfahrung des Menschen von dem Zorne
Gottes, die in dem Satz „Gott ist Sein" sich ausspricht,
euthalteu.

Die ontologische Komponente der Gotteslehre ist dann
keine natürliche Theologie, sondern ein unentbehrliches
Stück der theologia crucis. Und nur als theologia
crucis kann die Lehre von dem Gott, der Liebe ist, entfaltet
werden1'.

j F. Halm: Chmtologkohe Hoheitstitel, Göttingen 1963.
.. , H.E.Tödt: Der MenBchensohn in der synoptischen Überlieferung
*. Gütersloh 1963.

R.Bultmann: Theologie des Neuen Testaments, Tübingen
1953, S.31.

E. Sjöberg: Der verborgene Menschensohn in den Evan-
Ke'>en. Lund 1955, S.239, a 3.

Ich halte mit E.Schweizer (Erniedrigung und Erhöhung
l*' .Jesus und seinen Nachfolgern, Zürich 1962, S.40-43;
^leotestamentica, Zürich-Stuttgart 1963, S.59, 79) und Tödt
128 S-40f- 50-56) die Form des Spruches, die wir Luk
-9 finden, für die ursprünglichere. Hier erscheint der
Menschensohn nicht als Richter, sondern als Zeuge vor dem
«•ichterstuhl Gottes in Anwesenheit der Engel,
.jy. »-Otto: Reich Gottes und Menschensohn2, München
«0, S.75: „Nicht Jesus .bringt' das Reich - eine Vorstellung,
mit " SU S6"5er ganz Ireillf' 'st ~> sondern das Reich bringt ihn
' P.Tillich: Systematic Theology 1, Chicago 1951, S.59 bis

„ R-Bultmann in Kerygma und Mythos (I), Hamburg 1948.
^■~*2. Die Definition des Mythischen bei Bultmann ist
unbefriedigend, weil sie von einer scharfen Distinktion zwischen
«lein Diesseitigen und dem Jenseitigen Gotte und dem Menschen
, dem Göttlichen und dem Weltlichen, dem Materiellen
»na dem Nicht-Materiellen, dem Räumlichen und dem Nicht-
raumlichen, ausgeht, einer Distinktion, die der Metaphysik
J e* Modernen Idealismus entstammt , die aber jedem mythischen
Denken völlig fremd ist.
(" W.A. 18, 685, 1-686, 13.

"Diese Einsicht spricht sich m.E. in der auf patristischir
^rundlage fußend en, orthodoxen Lehre von der Theopoiesis
1 es Menschen aus. Diese Lehre, die von protestantischer Seite
so oft verdächtigt worden ist, gibt derselben Intention Ausdruck
wle d'e evangelische Lehre von der Rechtfertigung allein durch
den Glauben: nur durch Gott selbst, d.h. durch den Heiligen
«eist, kann der Mensch an Gott glauben und Gott lieben und
dadurch gerecht werden. Gott in Christus ist selbst des Menschen
Gerechtigkeit vor ihm. Das schließt aber ein, daß der im
«Jaubeii gerechte Mensch in das Sein Gottes hineingenomnien
wird.

1 Der wirkliche Gegensatz ist nicht der zwischen theologia
t£Ve'ata un^ theologia naturalis, sondern der zwischen
heologia crucis und theologia gloriae. Eine vermeint-
iche Offenbarungstheologie, die von der Herausforderung der
'■natürlichen Theologie" (des Zeugnisses der Philosophie von
••t>ott") völlig absieht, kann gerade dadurch eine Herrlich-
Kfitstheologie werden. Umgekehrt kann der Wille, das Zeug-
n's der „Vernunft" nicht „offenbarungspositivistisch" zu
unterschlage n, sondern gerade ernstzunehmen, davon zeugen,
«aß Kreuzestheologie getrieben wird. Der fanatische Kampf
£e8en „jede" natürliche Theologie verbindet sich nicht selten
m't „herrlichkeitstheologischen" Tendenzen.

ALLGEMEINES

Adam, Alfred: Sprache und Dogina. Untersuchungen zu
Grundproblenien der Kirchengeschichte, hrsg. v. G.Ruh-
bach. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn [i960].
230 S. gr.8°. Lw. DM 28,-.

Dieser zum 70. Geburtstag des Autors erschienene
Sammelband enthält elf Aufsätze aus den Jahren 1938 bis
1967.

1. Ein vergessener Aspekt des frühchristlichen Her-
renmahls (ThLZ 88, 1963, Sp.9-20). A. analysiert die geschichtliche
Entfaltung der Liturgie des Herrenmahles in
der Zeit zwischen Didache und Augustin. Dabei zeigt
sich ein später vergessener Aspekt des frühchristlichen
Herrenmahles: „die Verbindung der eucharistischen Elemente
mit dem Brot und Wein auf dem Schaubrottisch"
(S.10). Als die Überzeugung der Alten Kirche formuliert
A. folgende Sätze: „Indem Jesus die Schaubrote als
Grundlage des Sakramentes wählte, hat er der Gemeinde
das Arkanum der Priesterschaft des Alten Bundes übergeben
; er hat zugleich über Israel hinausgegriffen auf das
Upfer Melchisedeks, des kanaanäischen Stadtkönigs; er
hat die Gaben der Schöpfung, Brot und Wein, kraft der
Identifikation mit seinem Leib und Blut in den Heilsrat-
schluß des Neuen Bundes hinaufgehoben" (S.23). „Wie
von der dargestellten Sachlage aus ein Rückschluß auf das
von den Abendmahlstexten berichtete Geschehen möglich
wäre", bleibt offen. A. neigt aber dazu, „die eucharistische
Tradition, die von der Didache bis auf Augustin festzustellen
ist, in ihrer Wurzel auf Jesus selbst zurückzuführen
".

2. Erwägungen zur Herkunft der Didache (ZKG 08,
1957, S.l-47). A. vertritt die These, „daß ein syrischer
Text die Übersetzungsgrundlage des koptischen Fragments
" (Üxyrhynchos-Papyrus9271) gewesen ist (8.35),
und begründet sie durch mehrere Einzelanalysen. A.
macht ferner wahrscheinlich, daß die Didache die Verhältnisse
der Adiabene voraussetzt. „Sie ist mit ihrer Zusammenstellung
der Hauptstücke urchristlicher Lehre
und Praxis als das Kirchenbuch für die soeben missionierten
Gemeinden in Ostsyrien aufzufassen" (S.60).
Did. 11,11 würde so eine sachlich zureichende Erklärung
erhalten können. Als Abfassungsort vermutet A. Pella.

3. Grundbegriffe des Mönchtums in sprachlicher Sicht
(ZKG 65, 1953/54, S. 209-239). In eingehenden Analysen
begründet A. folgende Thesen: „1. Movux^i ist Übersetzung
des syrischen Begriffes ihidaja (,der Einzigartige
'), der die Vollendungsstufe des Asketen bezeichnet
. 2. Da ihidaja dem griechischen /noruyer^i entspricht,
ist der oberste Würdename Jesu auf den vollkommenen
Nachfolger übertragen. 3. Mit bnai kjama werden anfangs
vielleicht die Vollchristen, später dagegen deutlich die
Mitglieder des niederen Klerus bezeichnet. Es spricht
vieles dafür, daß der Ausdruck als „die Stehenden" aufgefaßt
wurde. 4. Die in den koptischen Fragmenten der
Regula Pachomii gebrauchten Bezeichnungen sind
schlichte Zweckbegriffe des alltäglichen Lebens ohne religiösen
Untersinn; außerchristliche Einflüsse auf das
Werk Pachoms sind nicht erkennbar. 5. Tm syrischen
Mönchtum waren die Grundlagen einer mystischen Theologie
von Anfang an vorhanden" (S. 100).

4. Ist die Gnosis in aramäischen Weisheitsschulen entstanden
? (Le origini delle gnosticismo, ed. Ugo Bianchi,
Studies in the History of Religions, Supplements to
Numen, Bd. XII, Leiden 1967, S.291-300). Durch Untersuchung
der Bedeutungsgeschichte des Namens Jalda-
baoth-Saklas kommt A. zu der begründeten Hypothese:
„Das zervanitische Element aäogar ist identisch mit dem
aramäischen Namen Aäaqlun, und dieser Name lautet in
seiner gräzisierten Form Saidas" (S.106). Die Themafrage
bejaht A., wobei er die aramäischen Weisheitsschulen
vom Diasporajudentum unterscheidet. Die aramäischen
Schreiber, d.h. die Weisen Babylons, befanden
sich in einer Lage, „in der sowohl eine Anpassung an die
Vorstellungswelt der herrschenden Schicht unumgänglich
war als auch das Verständnis für die Weltdeutungen der
Völkerschaften iunerhalb ihres Amtsbereichs möglich
bleiben mußte" (S.102).

5. Neuere Literatur zum Problem der Gnosis (GGA 215,
Jg. 1963, S.22-46). In dieser Sammelbesprechung über
H. Jonas, R. McL. Wilson, R. M. Grant, J. Zandee, E. Haen-
ehen und A.Wlosok verwahrt sich A. dagegen, daß Ori-