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Ausgabe:

1971

Spalte:

352-353

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schulz, Siegfried

Titel/Untertitel:

Die Stunde der Botschaft 1971

Rezensent:

Lohse, Eduard

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(261 ff.). Besonders wertvolle Beobachtungen enthält die
Untersuchung über Kontinuität und Diskontinuität im
Markusevangelium vor und nach dem Petrusbekenntnis bei
Caesarea-Philippi (S. 129ff.): Neue Gattungen tauchen nach
8, 27 ff. auf, vor allem Rechtssätze (S. 134 ff.), neues Vokabular
(S. 133 f.), christologische Lehre und Ethik, die erst
von Kreuz und Auferstehung her verstanden werden kann
(S. 171). Die erste Hälfte des Evangeliums wird vom
Quesnell im wesentlichen unter dem Gesichtspunkt der
Vorbereitung der zweiten gewürdigt: So ist z.B. das Motiv
des Jüngerunverständnisses in erster Linie ein pädagogisches
; es soll den Leser auf die dann folgende tiefere
Wahrheit neugierig machen (170). Doch schließt dies die
theologische Bedeutung des Motivs nicht aus. Im ganzen
zu kurz gekommen scheint mir bei Quesnell die Bedeutung
des Wunders bei Markus: Während der zweite Teil
des Evangeliums das Hauptgewicht auf Jüngerbelehrungen
legt, spielt im ersten das Wunder eine dominante Rolle,
gerade in Verbindung mit dem Jüngerunverständnis. Auch
die Speisungsgeschichten werden kaum als Wunderberichte
interpretiert.

Das Referat soll hier abbrechen. Abgesehen von der
methodischen Geschlossenheit liegt die Stärke des Buches
in einer Fülle von guten und interessanten Einzelbeobachtungen
, die hier kaum referiert werden können. Der
Spezialist wird deshalb an diesem Buch unmöglich vorbeigehen
können. Auch eine Reihe interessanter Exkurse,
z. B. zu itodev in der LXX (S. 165 ff.) oder zur Symbolik
von Fisch und Zahlen (268ff.; 270ff.) seien erwähnt. Eine
gute Bibliographie und sorgfältige Register beschließen
den Band.

z. Z. Tokyo Ulrich Lnz

Joussen, Anton: Die koptischen Versionen der Apostelgeschichte
(Kritik und Wertung). Bonn: Hanstein 1969.
XIII. 222 S. gr. 8° = Bonner Biblische Beiträge, hrsg.
von G. J. Botterweck u. H. Zimmermann, 34. DM 31,50;
Lw. DM 37,80.
In diesem von entsagungsvoller Kleinarbeit zeugenden,
nützlichen und für die Interessenten instruktiven Spezial-
werk zur Textgeschichte der Apg geht es dem Vf. um die
möglichst genaue Bestimmung des textkritischen und textgeschichtlichen
Wertes der sahidischen, bohairischen und
(soweit vorhanden) fayumischen Version dieses neutesta-
mentlichen Buches. Die Anregung zu dieser Untersuchung
kam von Heinrich J. Vogels, während ihr Anlaß und ihre
Begründung in der Verschiedenheit, der Unausgeglichenheit
und dem Schwanken der diesbezüglichen Angaben in den
geläufigen kritischen Textausgaben des NT liegt. Entsprechend
ist das Herzstück dieses Werkes eine umfassende,
mit Sorgfalt und sauberer Methode erarbeitete Liste der
textgeschichtlich bedeutsamen LAA der drei koptischen
Versionen, d. h. eine Liste der besonderen, sei es auch
von anderen Zeugen, sei es von den koptischen Übersetzungen
allein bezeugten, griechischen LAA, die die koptischen
Übersetzungen voraussetzen bzw. repräsentieren (S. 130 bis
183). Übrigens liegt in diesem „bzw.* bei der Beschreibung
dessen, was J. tut, ein Problem. J.s Frageweise erscheint
mir hier nicht genau genug. Die Alternative: entweder:
welches ist die griechische Entsprechung einer bestimmten
koptischen Wendung? oder: auf welcher griechischen
Wendung fußt sie? wird da, wo sie von der Sache her
sich auftut, nicht von ihm gesehen bzw. zumindest nicht
deutlich genug zur Geltung gebracht. Über die methodischen
Grundsätze, auf denen eine solche Liste fußen
muß und nach denen diese seine Liste zu erarbeiten war,
in Anbetracht des Umstandes, daß sich die koptische
Sprache in ihrem Bau erheblich von der griechischen
unterscheidet, verschafft J. sich selbst und seinem Leser
sozusagen unterwegs Klarheit (S. 7-129). Dieser Anlauf-

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weg wird aber (mit Bewußtsein) nicht übermäßig zielbewußt
gegangen. Den Vf. interessieren die koptischen
Versionen der Apg auch an sich, und so bietet er nebenbei,
einschlägige Aspekte der Forschung zusammenfassend und
wiedergebend, manches Wissenswerte. Diese vorgeschalteten
Partien sind besonders gut geeignet für einen Leser,
der sich zugleich in die Problematik der Textkritik und in
die koptische Sprache einarbeiten will. Die in diesem Teil
enthaltenen Untersuchungen - manchmal ein bißchen sehr
ausführlich und umständlich - setzen übrigens viel breiter
an, als sie enden. Einige grammatische Bezeichnungen und
Thesen erscheinen mir ungewöhnlich. Den Wert der koptischen
Versionen für die Textgeschichte der Agp im
Zusammenhang darzulegen, unternimmt der Vf. im Rahmen
dieses Buches noch nicht, sondern weist diese Aufgabe
einer besonderen, späteren Studie zu.

Soviel zu dem Werk an, sich! Das vorliegende Buch ist
aber nicht das Werk an sich, sondern eine gewissermaßen
mechanisch erfolgte Übertragung in den Druck der ursprünglichen
, zunächst in Maschinenschrift gedruckten und
verbreiteten Dissertation (Kath.-Theol. Diss. Bonn 1963).
Der Autor konnte anscheinend nicht einmal die Korrektur
mitlesen. Übrigens ist auch der Druck an sich
angesichts des schweren Satzes (in der Diss. waren Griechisch
und Koptisch handgeschrieben) vorzüglich; die Setzer
und Lektoren haben wirklich getan, was sie konnten. Was
fehlt, ist die hier unentbehrliche Hand des Autors. So
bleiben z. B. die gelegentlichen Fehler der Diss. „normalerweise
" erhalten, werden die Absätze gelegentlich falsch
gemacht, das (handschriftliche) Umstellungszeichen im Druck
sinnwidrig reproduziert. Die koptische Worttrennung
bietet ein völliges Durcheinander. Und das Schlimmste ist:
Ein koptischer Buchstabe, das bohairische chäj, wird, weil
dessen durchweg gebrauchte zweite Form in der Handschrift
des Vf.s einem kleinen griechischen Theta ähnlichi
sieht, ständig falsch gedruckt, nämlich als großes griechisches
Theta. („Ausnahmsweise" ist das chäj auf S. 195 fünfmal
richtig gedruckt, aber nur, weil der Vf. in seiner Diss.
dort [offenbar in Abhängigkeit von anderen koptischen
Drucktypen, in denen der dort zitierte Text gedruckt ist)
die erste Form des chäj geschrieben hatte.)

Übrigens hat sich der Stoff der Untersuchung J.s inzwischen
um zwei Stücke vermehrt, durch die sich die
Problemlage erheblich verschoben und kompliziert hat:
1. Pap. Ber. 15 926 (vgl. Die Berliner Handschrift der
sahidischen Apostelgeschichte, bearb. u. hrsg. v. F. Hintze
u. H.-M. Schenke, TU 109, Berlin 1970); 2. Pierpont Morgan
Library Ms G 68 (noch unveröffentlicht: an Lit. darüber
vgl. Th. C. Petersen: An Early Coptic Manuscript of
Acts: An Unrevised Version of the Ancient So-Called
Western Text, The Catholic Biblical Quarterly 26/1964,
S. 225-241; E. J. Epp: Coptic Manuscript G 67 and the
Röle of Codex Bezae as a Western Witness in Acts, JBL
85/1966, S. 197-212; E. J. Epp: The Theological Tendency
of Codex Bezae Cantabrigiensis in Acts, SNTS Monograph
Series 3, Cambridge 1966, bes. S. IX. 10 f. 29 f.; E. Haen-
chen and P. Weigandt: The Original Text of Acts?, NTS 14,
1967/68, S. 469-481).

Berlin Hans-Martin Schenke

Schulz, Siegfried: Die Stunde der Botschaft. Einführung in
die Theologie der vier Evangelisten. 2., durchgesehene
Aufl. Hamburg: Furche-Verlag, u. Zürich: Zwingli Verlag
[1970]. 392 S. 8°. Kart. DM 14,80.

Um einem aus Studentenkreisen geäußerten Wunsch zu
entsprechen, ist das 1967 erstmals veröffentlichte Buch in
einer handlichen Studienausgabe zu möglichst niedrigem
Preis erneut herausgebracht worden. Für diese zweite
Auflage sind Druckfehler ausgemerzt, aber keine sachlichen
Veränderungen vorgenommen worden. Daher kann

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 5