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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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grundlegender Mangel ist die sehr sporadische Literaturbenutzung
. Der Vf. legt sich allzu rasch auf einzelne Werke
oder Kommentare fest und läßt eine intensivere Auseinandersetzung
mit der einschlägigen Literatur vermissen.
Im Zusammenhang mit den selämim beispielsweise bleibt
das wichtige Werk von R. Schmid 4 völlig unberücksichtigt.
Es kommt daher vielfach zu einseitigen Lösungen oder gar
subjektiven Vermutungen, so daß man von der Lektüre
der Studie nicht recht befriedigt ist. Es muß freilich auch
betont werden, daß es der Vf. mit zwar wichtigen, im
einzelnen aber schwer deutbaren Begriffen zu tun hat und
eine Gesamtschau auf weite Strecken hin notwendigerweise
hypothetisch bleibt. Dafür, daß er den Mut gehabt hat,
eine solche trotz aller Schwierigkeiten zu erstellen, gebührt
ihm Anerkennung und Dank.

Leipzig Joachim Conrad

< Thw II. S. 400 ff.
5 Iki-ippI, Ks Life nnd ( ulture, I-II, 192«
» Thw I. S. 235; II, S. 116, 179; IV, 8. 165
4 Das Bnndesopfcr in Israel, 1964

Blommerde, Anton C. M.: Northwest Semitic Grammar and
Job. Rome: Pontifical Biblical Institute 1969. XXVIII,
151 S. gr. 8° = Biblica et Orientalia, 22. Lire 2700,-.

Es handelt sich bei der anzuzeigenden Publikation -
die in der Bibliographie an einer Reihe von Stellen im
deutschen Text Fehler aufweist, während sonst insgesamt
nur wenige Druckfehler auffielen: God statt Gods (S. XV
Z. 10), intitled statt entitled (S. 1 Z. 4), thiss eems statt
this seems (S. 37 Z. 12), matter lectionis statt mater lec-
tionis (S. 135 Z. 18) - um eine aus der Schule von
M. Dahood hervorgegangene Arbeit. Die durch das Studium
des Ugaritischen gewonnenen neuen philologischen
Erkenntnisse für das Nordwestsemitische bedeuten naturgemäß
auch eine Bereicherung der hebräischen Philologie,
die ohne Rückgriff auf das Ugaritische heute nicht mehr
auskommt. Eindringenderes Studium des Nordwestsemitischen
überhaupt trägt dazu bei, die masoretische Vereinheitlichung
des Bibeltcxtes zu überwinden und Einsicht zu
gewinnen in eine größere sprachliche, auch dialektisch
bedingte Vielfalt, die zu neuen Lesungen führt.

B. befaßt sich in der Hauptsache mit grammatischen
Besonderheiten im Hebräischen, die im Ugaritischen oder
Phönikischen zuerst entdeckt wurden bzw. von daher erneute
Aufmerksamkeit erhielten, und versucht, nachdem er
in einem ersten kürzeren Teil die Erscheinungen unter
Verweis auf deren bereits erfolgte philologische Erörterung
prinzipiell vorgeführt hat, eine Reihe von Passagen (ca. 270)
des Hiobbuches erneut sprachlich zu deuten.

Das Vorgetragene wird sicher nicht in jedem Falle
bereitwillige Aufnahme finden. Man muß ja auch ständig
das Problem der richtigen Textübcrlieferung im Auge
haben. So ist es doch zweifelhaft, ob man beispielsweise
21,16 und 22,18 in dem ' von 'DD das Suffix der 3. Sing,
wie auch in einer Anzahl weiterer Fälle anzunehmen hat.
Da hier freilich durch den Kontext die 3. Person gefordert
wird, kommt man ohne eine Konjektur nicht aus, wobei
man jedoch nicht üblicherweise Uöa restituieren muß,
sondern es bei 130 bewenden lassen kann.

In anderen Fällen sind die Vorschläge B.s hingegen
ernsthafter Beachtung wert, wie z. B. 6, 21, wo V?? , statt
daß man es ändert, vielmehr substantivisch im Sinne von
.Nichts, Nichtigkeit' verstanden werden, oder 36,15, wo
man statt 0JT|< vielmehr op.TK lesen und darin einen kontrahierten
Dual sehen könne, oder auch 39,21, wo man
sich der Auffassung von nsrp als alten Indikativ der
3. Sing. m. kaum wird anschließen können und bei der
Tilgung oder besser Versetzung des 1 vor n wird bleiben
müssen, es dagegen aber tatsächlich bedacht werden sollte,
ob nicht zum Verständnis des Nomens poy doch auf ugari-

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tisch cmq II .Stärke' zurückgegriffen werden muß, man
also unter Beachtung der Akzentsetzung in V. 21 a zu
einem synonymen Parallelismus kommt, dem sich in b
ein als temporal subordinierte Aussage zu verstehender
Satz anschließt und sich überzeugend in den Zusammenhang
einfügt; B. gibt die Übersetzung: "He paws violently
and exults mightily when he goesout to meet the weapons."

Diese wenigen Beispiele dürfen ausreichen, um aufzuzeigen
, daß B.s Buch eine Menge von mit großem Fleiß
zusammengetragenen Beobachtungen enthält, die dazu
geeignet sind, die semantischen, grammatischen und syntaktischen
Probleme des Buches Hiob klären zu helfen.
Bei der Fülle der erörterten Fragen, welche die Zahl der
behandelten Passagen noch übersteigt, kann man ven e:nem
philologischen Kommentar zu diesem biblischen Buche
sprechen. Dem Verfasser gebührt aller Dank für die
geleistete Arbeit.

Leipzig: Wolfram Herruiann

Galling, K.-. Zwei Salbgefäße und ein Armreif auf dem
syrischen Raum (ZDPV 86, 1970, S. 1-9).

Kellermann, D.: Ein Beitrag zur Bedeutung des Wortes
MRO.' (ZDPV 86, 1970, S. 24-37).

Rad, Gerhard von: Christliche Weisheit? (1845-1970 Alma-
nach. 125 Jahre Chr. Kaiser Verlag München. München
1970 S. 60-65).

Singer, Karl H.: Hebräisch-Deutsche Präparation zum Buch
Ruth. Marburg: ökumenischer Verlag Edel (1970). IX,
61 S., XXXni S. Anm. 8°./Kart. DM 6,-.

Soggin, J. Alberto: Iddio e la storia nel pensiero biblico
(Protestantesimo XXV, 1970 S. 129-137).

— Profezia e rivoluzione nell' Antico Testamento (Protestantesimo
XXV, 1970 S. 1-14).

NEUES TESTAMENT

Haenchen, Ernst: Die Bibel und wir. Gesammelte Aufsätze,
II. Tübingen: Mohr 1968. VII, 423 S. gr. 8°. DM 38,-;
Lw. DM 43,-.

Der zweite Band der Gesammelten Aufsätze von
E. Haenchen unterscheidet sich entscheidend von seinem
Vorgänger (s. ThLZ 92, 1967, 762 ff.). Während im 1. Band
ausschließlich wissenschaftliche Aufsätze zur Erforschung
des Neuen Testaments, der Gnosis und der Dogmengeschichte
zusammengefaßt waren, enthält dieser 2. Band
neben einigen weiteren Arbeiten zur neutestamentlichen
Wissenschaft zu einem großen Teil Arbeiten, die einem
weiteren Leserkreis das Wesen der modernen Bibelforschung
näherbringen und damit zur Überwindung der
Bibelnot beitragen wollen, bisher aber noch nicht veröffentlicht
waren. Überdies bietet die Sammlung neben
Arbeiten zum Alten und Neuen Testament auch drei Darstellungen
zur neutestamentlichen Zeitgeschichte (Sokrates;
Die Stoa; Epikur, S. 375- 409), die ursprünglich für Teilnehmer
an einer Griechisch-Lektüre bestimmt waren,
schließlich die sehr abstrakte Schilderung der für alle
radikale Mystik charakteristischen Suche nach der großen
Einheit hinter aller Existenz, die als Einleitung einer
Sammlung von Texten deutscher Mystik dienen sollte. Es
ist nun freilich sehr die Frage, ob die Einbeziehung dieser
Beispiele einer an sich geschickten Pädagogik in diese
Sammlung sinnvoll war, weil diese Arbeiten für den im
übrigen Band vorausgesetzten Leser nicht bestimmt sein
können, der Anfänger aber, der daran interessiert sein
kann, diese einführenden Arbeiten hier nicht suchen wird.

Die fünf Arbeiten zum Alten Testament, die das Buch
einleiten (S. 13-101), sind recht verschiedener Art. Grundlegend
sind die aus dem Jahre 1945 stammenden Ausführungen
über „Das alte ,Neue Testament' und das neue
,Alte Testament", die zeigen, daß das Alte Testament von

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 5