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1971

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 5

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alttestamentlich-jüdischen Hintergrund her interpretiert
(247-258), und A. Vanhoye, der für 5,19-30 den formalen
Aufbau des Ganzen und der einzelnen Sätze minutiös
analysiert, wobei er in den letzten u. a. verschiedene Formen
des Parallelismus und der Symmetrie entdeckt
(259-274).

Wir kommen zu den Synoptikern. G. R. Beasley-Murray
bemüht sich, zu zeigen, daß Jesus von der Tradition und
von ihm selbst betont als Geistträger verstanden worden
ist (463-478). Nach I. de la Potterie bezeichnet 6 HUpuoc;
im Lk-Ev. Jesus mitunter wohl auch als den messianischen
König und als den kommenden Herrn, am häufigsten und
markantesten jedoch proleptisch als den Herrn der Kirche
(117-146). A. George führt mannigfache Indizien dafür an,
daß die Durchführung der Parallele zwischen dem Täufer
und Jesus in Lk 1 f, die die Form der synkrisis aufgreift,
auf den Verf. des Evangeliums zurückgeht (147-171).
R. Schnackenburg (213-234) analysiert Lk 17, 20-37 tradi-
tions- und redaktionsgeschichtlich (V. 21 b ist Lukanisch),
H. Schürmann 4,16-36; verwertet ist hier eine in der
Q-Überlieferung sekundär überarbeitete Nazareth-Perikope,
die z. T. ursprünglicher erzählt als die bei Mk erhaltene
(187-205). Ph.-H. Menoud möchte ßLd£eToa in 16,16 im
Sinn der dringlichen Einladung verstehen (207-212).
P. Benoit kritisiert im Zusammenhang einer lexikalischen
Untersuchung zu vt<XTauua zuviel wissende und romantische
Auslegungen von 2,7 c (173-186). S. Agourides
meint, da5 die Seligpreisungen bei Mt und Lk ursprünglich
in verschiedene Zusammenhänge des Wirkens Jesu gehören
und dafj die bei Lk überlieferten Rufe auf L (Sondergut)
zurückgehen (9-27). J. Blinzler gewinnt aus einer redaktionsgeschichtlichen
Analyse von Mt 19,10-12 und einem
Vergleich mit Justin, Apol. I 15, 4 eine ältere Fassung des
Eunuchenspruches (45-55). Aus einer Besprechung der
Aussagen über Lehrer (deren Funktion als zumal bedeutsam
erscheint), Propheten, Apostel und über Petrus (in
dessen Autorisierung die der Einzelgemeinde begründet ist
[43]), durch W. Trilling (29-44) ergibt sich, dafj für das
Amtsverständnis des Mt „letztlich entscheidend nicht Institution
, Amt und Paradosis sind, sondern ,das Evangelium'
und der Geist der Jüngerschaft nach der authentischen
.Lehre Jesu" (43). In großen Linien charakterisiert
P. Bonnard Situation, Eigenart und Ziel des Mt unter dem
Thema der Erziehung des Christenvolkes (1-7) - ein
(weiträumiger) Entwurf im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Weiteres zu aramäischen Wörtern bzw. Wortformen in den
Synoptikern bietet M. Black (57-62). Über eine eingehende
vergleichende Analyse verwandter Parabeln, besonders
Lk 12, 36-38, kommt J. Dupont zu der Annahme, dafj die
hinter Mk 13, 34- 36 (und Lk 12, 36-38) stehende Urform
des Gleichnisses und seine Mahnung sich nicht auf die
Parusie beziehen, sondern auf das Kommen der Gottesherrschaft
, das durch Jesu Wirken signalisiert wird (89 bis
116). R. Pesch rekonstruiert aus Mk 2,15-17 einen ältesten
Text mit historischen Grundlagen (63 - 87).

Es bleiben die Aufsätze zum Corpus Paulinum. A. Feuil-
let (323 - 349) fragt nach dem Hintergrund der drei Gegensatzpaare
, die Rom 1-8 bestimmen: Sünde - Gerechtigkeit
(c. 1-4; Jes 52 f), Tod - Leben (c. 5-8; Sap), Buchstabe -
Geist (c. 7f; besonders Jer 31,31-34; Ez 36,26-28). Die
Alternative: .Rom 8,19-22: Eine schöpfungstheologische
oder anthropologisch-soteriologische Aussage?" beantwortet
A. Vögtle im zweiten Sinn (351-366); „über das künftige
Endschicksal der Schöpfung selbst" sagt der Text nichts
(360). Eine Prüfung der Wendungen „Der Sünde, dem Gesetz
, der Welt absterben" an Hand von Parallelen und in
ihrem Kontext bei Paulus (bzw. in 1 Pt) führt C. F. D. Moule
zu der Auffassung, daß der Dativ in diesen Ausdrücken
als dative of reference zu verstehen ist und nicht speziell
als dative of Obligation (367-375). Von tfieu&anocToXo i,
in 2 Kor 11,13 ausgehend, erörtert C. K. Barrett verwandtes
Material - an Begriffen und Aussagen - vor
allem bei Paulus, vergleicht die Weise, wie im Judentum
von Gegnern innerhalb des religiösen Bereichs gesprochen
wird, und bereitet damit ein genaueres Vers:andnis des
scharfen Gegensatzes zwischen Paulus und judaisierenden
Verfälschern der Botschaft vor (377-396). Um den Ausdruck
„die Kraft seiner Auferstehung" (Phil 3,10) im
Zusammenhang der Paulinischen Theologie bemüht sich
J. A. Fitzmyer (411-425). Unter dem Thema Wort und
Geist reflektiert über 1 Thess 1, 5; 1 Kor 2, 4 f P. Rossano
(437-444). Ein hymnisches Bekenntnisfragment gewinnt
E. Lohse aus Kol 2,13c-15 (427-435). „Paränetische Traditionen
im Epheserbrief", speziell die Bekehrungsterminologie
, den Gegensatz Licht - Finsternis, die Haustafel(n),
beleuchtet J. Gnilka von der hellenistischen und (stärker)
von der jüdischen Umwelt aus (397-410). C. Spicq schließlich
möchte den Gedanken der imitatio Christi für den
Gang des Paulus in den Tod insbesondere von 2 Tim her
durchführen, bis in bestimmte Einzelzüge hinein (313-322).

Sehr zu begrüßen ist es, daß ein Register der verarbeiteten
Quellen (577-587) und ein Index der modernen
Autoren (588- 598) die Festschrift für die Benutzung erschließen
, wenn auch im ersten die einzelnen Stellen nur
zu den biblischen Texten - und diese für das Neue Testament
nur in Auswahl - aufgeführt sind. - Im Index und
341 A. 3 lies Hirzel statt Hizel.

So mannigfaltig z. T. - und zwar gerade auch innerhalb
des Kreises der katholischen Mitarbeiter - die Art
der Fragestellung, die Arbeitsweisen, schließlich gewisse
Voraussetzungen bei den verschiedenen Autoren sein mögen
(methodische Gemeinsamkeiten sind am augenfälligsten in
der Behandlung der Synoptiker): es ist eine Freude und
Gewinn, einer Schar bewährter Exegeten auf ihren Wegen
- sei es auch kritisch - zu folgen und vielfältig neue
Aspekte in dem scheinbar so bekannten Gelände des Neuen
Testaments zu gewinnen.

Halle/Saale Gerhard Delling

Bethge, Eberhard: Dietrich Bonhoeffer. Theologie-Christ-
Zeitgenosse. (Sonderausgabe). 3., durchgesehene Aufl.
München: Kaiser 1970. 1099 S. Beiheft: Ahnentafel,
Übersetzungen 31 S. Kart. DM 28,-. (s. Bespr. in
ThLZ 93, 1968 Sp. 1123).

Edsman, Carl-Martin: Theologie oder Religionswissenschaft
? (ThR 35, 1970 S. 1-32).

Gollwitzer, Helmut: Zwischen den Zeiten (1845-1970
Almanach. 125 Jahre Chr. Kaiser Verlag München. München
1970 S. 42-50).

Hampe, Johann Christoph: Christian Kaiser. Ein Kapitel
früher Verlagsgeschichte (1845-1970 Almanach. 125 Jahre
Chr. Kaiser Verlag München. München 1970 S. 15-29).

Mann, Ulrich: Das Christentum und die Religionen. Zu
Nr. 13 der Hanauer Sätze (Freies Christentum 22, 1970
Sp. 49-51).

Mensching, Gustav: Konservative und aggresive Tendenzen
im Christentum (Freies Christentum 22, 1970 Sp. 51-54).

Merz, Georg: Freundschaft mit Albert Lempp (1845-1970
Almanach. 125 Jahre Chr. Kaiser Verlag München. München
1970 S. 30-41).

Möllmann, Jürgen: Stationen und Signale. Persönlicher
Rückblick auf die letzten zehn Jahre (1845-1970 Almanach
. 125 Jahre Chr. Kaiser Verlag München. München
1970 S. 84-91).

Oliveira, Carlos-Josaphat Pinto de: Kirche, Orthodoxie und
pluralistische Gesellschaft. Die heutige pastorale und
prophetische Sendung der Kirche: Forderung einer offenen
Orthodoxie in dynamischem Kontakt mit einer
pluralistischen Gesellschaft (Concilium 6, 1970 S. 46-51).

Päkozdy, Ladislaus M.: Die Situation des europäischen
Protestantismus (ZdZ 24, 1970 S. 130-134).

Rostagno, S.: Recenti studi su Bonhoeffer (Protestan-
tesimo XXV, 1970, S. 95-102).

Stolz-Heid, Hedi: Rudolf Grabs - ein Leben für das
geistige Werk Albert Schweitzers (Freies Christentum
23, 1971 Sp. 13-14).