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Ausgabe:

1971

Spalte:

332-334

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Mélanges bibliques en hommage au R. P. Béda Rigaux 1971

Rezensent:

Delling, Gerhard

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331

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 5

332

„Beitrag zur Deutung des Pfiingstberichts" (S. 145-168).
Die in den genannten Versen enthaltenen Worte des Auferstandenen
tragen deutlich den Stempel der lukanischen
Redaktion und lassen das Verständnis des Pfingstereig-
nisses erkennen, das für Lukas und die Kirche am Ende
des ersten Jahrhunderts wesentlich war. - Im Zuge einer
Auslegung von 2. Kor 5,14-6, 2 interpretiert Erich D i n k-
ler „die Verkündigung als eschatologisch-sakramentales
Geschehen" (S. 169-189). Als Bestandteil des Heilsgeschehens
ist sie ein sacramentum audibile. D. rechtfertigt
diese Interpretation mit dem Verweis auf die
augustinische Bestimmung der sacramenta als verba visi-
bilia und die Rede Luthers von Christus als dem einzigen
Sakrament. - Joachim G n i 1 k a steuert „Erwägungen
zu einer neutestamentlichen Friedenstheologie" bei, indem
er das „Friedens-Erlöserlied" in Eph 2,14-17 interpretiert
(S. 190-207). Wie schon andere vor ihm erkennt er, dafj
ein vorgegebener Text mit betont kosmisch-räumlicher
Komponente durch das Hinzutreten einer völkisch-geschichtlichen
Komponente (Juden-Heiden) spezifisch verändert
worden ist. - Karl Hermann S c h e 1 k 1 e sammelt und
erklärt alle neutestamentlichen Aussagen, die von der
„Schöpfung in Christus", d. h. von Christus als Schöpfungsmittler
handeln (S. 208-217). - Hans-Georg Gaffron
interpretiert die „Epistula ad Rheginum" als „eine gno-
stische Apologie des Auferstehungsglaubens", die in kaum
überzeugender Form die Rechtgläubigkeit der Gnostiker
nach außen verteidigen will (S. 218-227).

Die Reihe der systematischen Beiträge wird mit einer
Abhandlung Peter Brunners über „Elemente einei
dogmatischen Lehre von Gottes Basileia" eröffnet (S. 228 bis
256). Gegenstand der Reflexion ist „die Geschichte des
Basileiahandelns Gottes", aus deren Erhellung abschließend
praktische Konsequenzen für Glaubensleben und Ethos im
Sinne einer existentiellen „Stetserwartung" gezogen werden
. - Joseph Ratzinger macht „Bemerkungen zur
Frage der Charismen in der Kirche" (S. 257-272). Ausgehend
vom neutestamentlichen Befund, wird die pauli-
nische Orientierung der Pneumatologie an Christologie
und Apostolat als wesentlich erkannt, um dann am Beispiel
des Franz von Assisi modellhafte Verdeutlichung zu erfahren
. - Karl R a h n e r steuert in Form von drei
Thesen grundlegende „Bemerkungen zur Bedeutung der
Geschichte Jesu für die katholische Dogmatik" bei (S. 273 -
283). Unaufgebbar bleibt die Bindung an geschichtliche
Ereignisse der historischen Existenz Jesu von Nazareth,
und zwar im fundamentaltheologischen Sinn. Doch hat die
Dogmatik in einer ganz neuen Weise mit den Ergebnissen
und Problemen der heutigen Exegese zu rechnen (Niveauunterschiede
und theologische Entwicklung im NT), wobei
das Hauptinteresse der Frage nach dem messianischen
Bewußtsein Jesu (unabhängig vom Messiastitel) und nach
seiner Auferstehung gilt. Allerdings sollte der Dogmatiker
angesichts der Situation in der Exegese überlegen, ob es
nicht möglich ist, allein aus der Glaubenserfahrung der
Auferstehung Jesu die wesentlichen christologischen Aussagen
zu gewinnen. Eine solche Entlastung des Exegeten
würde diesem „eine größere Unbefangenheit in seiner
geschichtlichen Forschung über das Selbstverständnis des
vorösterlichen Jesus" einräumen. - Gerhard Krüger
meditiert über „Philosophie und christlicher Glaube bei
Augustin" (S. 284-296). Lehrreich seine These: „Man kann
allen neuzeitlichen Kompromissen und Verschleierungen
gegenüber sagen, daß in der Frage des Wunders das
Kriterium für die Echtheit jedes Gottesbegriffes liegt"
(S. 289). - Bernhand Welte reflektiert „Über den Sinn
von Wahrheit im Bereich des Glaubens" (S. 297-305). D e
Wahrheit des Glaubens ist im Ursprung einmaliges Ereignis
, sie erneuert sich in der Geschichte als Unvergeßlichkeit
und verändert wirkend den Menschen. - Hans-Georg
G a d a m e r interpretiert einfühlsam ein fünfzeiliges

Gedicht von Paul Celan (S. 306-312). - Veronika K u b i n a
endlich unterzieht den vieldiskutierten „Katechismus von
Isolotto" einer kritischen Überprüfung anhand zentraler
neutestamentlicher Aussagen (S. 313-336). Das Ergebnis
ist vernichtend: der letzte Grund für alle Einseitigkeiten
und Verkehrtheiten dieses Textes liegt darin, daß hier Gott
selber unversehens abhanden gekommen ist.

Abschließend bleibt nur der Wunsch, daß dieses Beispiel
einer „ökumenischen" Festschrift nicht singulär bleiben
möchte!

Leipzig Günter Haufe

(Rigaux, Beda:) Melanges bibliques en hommage au R. B.
Beda Rigaux publies sous la direction de Mgr. A. Des
camps et du R. P. A. de Halleux. Gembloux (Belgique):
Duculot [1970]. XXVIII, 618 S., 1 Porträt gr. 8°. Lw.
bfr. 700,-.

B. Rigaux, Franziskanerpater, seit über 40 Jahren Professor
der Exegese in seinem, Orden, Mitglied der päpstlichen
Bibelkommission und der theologischen Kommission
des Vaticanum II, vollendete am 31. Januar 1969 das
70. Lebensjahr. A. Descamps würdigt - nach einem Vorwort
des Bischofs von Namur, A.-M. Charue - Person und
Werk des Jubilars (IX-XXI); von dem letzten zeugt auch
die anschließende Bibliographie. Namen und Herkunft der
Autoren der 35 Aufsätze bekunden nicht nur die internationale
und interkonfessionale Weite heutiger Bibelwissenschaft
(mehr als ein Drittel der Beiträge stammt
von nichtkatholischen Forschern), sondern auch die in
gleicher Weise zu charakterisierende Geltung der wissenschaftlichen
Arbeit des Geehrten. 17 Beiträge sind Einzelthemen
zu den Evangelien gewidmet, 9 Arbeiten gelten
dem Corpus Paulinum. Nur zwei liegen außerhalb des
Bereichs der neutestamentlichen Forschung, die Aufsätze
von L. Arnaldich zur Lehre von der Inspiration der Bibel
bei den spanischen Theologen des 19. Jh. (557-575) und
von B. N. Wambacq zu Gen 2,25 (547-556).

Die Textkritik des Neuen Testaments kommt thematisch
zu Wort durch J. Duplacy, Les lectionnaires et l'edition du
Nouveau Testament grec (509-545). O. Linton behandelt
Umdeutungen von alttestamentlichen Worten mit paralle-
lismus membrorum im Neuen Testament und Veränderungen
des Parallelismus bei der Tradition von Jesusworten
in den Synoptikern (489-507). K. Grayston untersucht die
Verwendung des Wortes „Hand" im Neuen Testament
(479-487). Eine im Kontext bedeutsame Einzelfrage zu
Apc - Hebr und Katholische Briefe (abgesehen von dem
Aufsatz vonl Schlier) begegnen nicht speziell in der Thematik
- erörtert W. C. van Unnik; er beleuchtet das
„würdig" von Apc 5,2-9 (445-461) durch mannigfaches
Material, in dem es um das Würdigsein zum Empfang
besonderen Wissens geht, especially with regard to books
with secret revelations (461). Zwei Arbeiten gelten den
Reden der Acta. C. F. Evans versteht diese als Reden im
technischen Sinn, genauer in dem der griechischen Historiker
, nicht als Predigten; sie tragen rhetorische Züge,
sind weithin Verteidigungsreden, haben stark argumentierenden
Charakter, wenden sich - wie die Acta überhaupt -
nicht an Christen, sondern an die nichtchristliche Welt
(287-302). E. Earle Ellis zeigt dagegen Midrashic Features
in the Speeches of the Acts (speziell in 2; 13; 4,11); sie
weisen auf die Verwendung von überliefertem Material
durch Lukas (303-312).

H. Schlier stellt die Bruderliebe in Joh und 1-3 Joh
in ihren Zusammenhang insbesondere mit der Gottesliebe
(235-245). Einzeltexte des Joh behandeln B. Lindars
(275-285), der Siuoaocruvri in Joh 16,8.10 dahin verstehen
möchte, daß die Glaubenden auf Grund des Todes
und der Auferstehung Jesu will be shown to be in the
right before God (281), F.-M. Braun, der das Bild vom
Dürsten und Trinken in 4,10-14; 7,37-39 von seinem