Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Spalte:

290-292

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Kraeling, Carl H.

Titel/Untertitel:

The Christian building 1971

Rezensent:

Flemming, Johanna

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

289

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 4

290

rend in allgemein-kirchengeschichtlichen, profanhistorischen
und geistesgeschichtlichen Darstellungen längst überholte
Positionen nach wie vor das Feld beherrschen, bis in die
sechziger Jahre hinein. Kein Wunder daher, daß, wie B.
belegt, auch die römische Kurie bis in unsere Jahre hinein
nur sehr zögernd alte Vorbehalte und Polemik abbaut und
sich nur zurückhaltend die Ergebnisse der katholischen
Fachgelehrten zu eigen macht. Wir haben so gut wie nichts
kritisch zu diesem Buch anzumerken. Am liebsten hätten
wir uns vom Vf. noch eine gleich gründliche Beleuchtung
der Situation der evangelischen Lutherforschung zu
Beginn der „Lutherrenaissance" gewünscht, wie er sie für
die Situation der katholischen Theologie am Anfang des
Jahrhunderts gegeben hat. Es hätte das zwar seine Intentionen
überschritten, aber der Sache gedient und das Bild
noch konturenreicher gemacht.

Verglichen mit diesem Buch ist die Schrift von Stauf-
f e r dadurch gekennzeichnet, daf3 sie sich stärker auch der
au5erdeutschen katholischen Lutherforschung zuwendet. Für
die Entwicklung im deutschen Sprachraum ist sie durch die
viel umfassendere Darstellung von Werner Beyna überholt,
im Gegenteil, die Berücksichtigung der deutschsprachigen
Literatur bis zum Datum des Erscheinens der Originalausgabe
ist durchaus lückenhaft. Dieser Nachteil wird für den
Leser der deutschen Übersetzung allerdings ausgeglichen
durch eine sonst im deutschen Sprachraum in solcher Ausführlichkeit
nicht greifbare Darstellung der katholischen
Lutherbeurteilung im romanischen und angelsächsischen
Sprachraum. Im ersten Teil verfolgt St. dabei vor allem
den Einfluß Denifles und Grisars in Frankreich, England
und Amerika, im zweiten Teil deren Überwindung sowohl
innerhalb als auch außerhalb des deutschen Bereiches. St.
belegt dabei eindrucksvoll, was man auch sonst in Umrissen
schon wußte: daß nämlich zwischen der Diskussion im
Heimatland Luthers und der Diskussion außerhalb eine
Art „Phasenverschiebung" um mindestens ein Jahrzehnt
besteht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wird Luther
als Person im romanischen und angelsächsischen Sprachraum
auf katholischer Seite bis in die sechziger Jahre hinein
verurteilt, seine Theologie als häretisch und daher nur
als der Widerlegung, nicht aber einer ernsthaften Beachtung
würdig, abqualifiziert.

Es ist bedauerlich, wenn St. das Bild dadurch schief geraten
läßt, daß er den jüngsten Entwicklungen im deutschen
Sprachraum, die durchaus auch bis 1967 schon zu verzeichnen
waren, aus Gründen, die bei der Lektüre des Buches
nicht deutlich werden, nicht die nötige Aufmerksamkeit
geschenkt hat. 1967 wäre für den katholischen deutschen
Sprachraum auf mehr hinzuweisen gewesen als auf das
— gewiß vortreffliche — kleine Lutherbüchlein von Wolfgang
Seibel aus dem Jahre 1961. Und das evangelische Urteil
über die Entwicklungen in der katholischen Lutherforschung
war damals gewiß auch schon über das Urteil
Heinrich Bornkamms aus dem Jahre 1950 hinaus, Joseph
Lortz sei die einzige katholische Position in bezug auf Luther
, mit der sich auseinanderzusetzen verlohne. Immerhin
hatte 1966 der dritte internationale Kongreß der Lutherforschung
stattgefunden, zu dem erstmals katholische
Theologen und Lutherforscher eingeladen, mit Referaten
betraut und zur aktiven Beteiligung an der Diskussion gebeten
worden waren.

Walberberg Otto H. Pesch

Congar, Yves: Bulletin d'ecclesiologie (RSPhTh 54, 1970 S.
95-127).

Dantine, Wilhelm: Der Weg des österrreichischen Protestantismus
in die nahe Zukunft (Die evang. Diaspora 41,
1971 S. 35-58).

Gross, Julius: Anton Antweiler, Zum Problem des Pflichtzölibats
der Weltpriester (ZRGG 22, 1970 S. 82-84).

Hees, Ulrich: Wandlungen einer Auswandererkirche. Die
Riograndenser Synode von 1886 bis 1969 (Die evang. Diaspora
41, 1971 S. 117-134).

Held, Heinz Joachim: Die evangelische Kirche am La Plata
zwischen Herkunft und Zukunft (Die evang. Diaspora
41, 1971 S. 9-23).

Hornus, Jean-Michel: Les petites Eglises catholiques non
romaines (I) (RHPhR 50, 1970 S. 155-180).

Moingt, Joseph: Nature du sacerdoce ministeriel (RechSR
58, 1970 S. 237-272).

Raske, Michael: Reform und Solidarität. Zur Situation katholischer
Priestergruppen (Wissenschaft und Praxis in
Kirche und Gesellschaft 59, 1970 S. 237-245).

Reller, Horst: Skandinavien: Hort der Tradition. Die Kirchenverfassungen
ignorieren den Säkularismus (Lutherische
Monatshefte 9, 1970 S. 335-338).

Söll, Georg: Der Dogmenbegriff außerhalb der katholischen
Kirche (Salesianum 32, 1970 S. 455-475).

Spuler Bertold: Die orthodoxen Kirchen LXXII (IKZ 60,
1970 S. 205-230).

Sudbrack, Josef: Fragestellung und Infragestellung der
ignatianischen Exerzitien (Geist und Leben 43, 1970 S.
206-226).

Thils, Gustave: Choisir les Eveques? Elire le Pape? Gem-

bloux: Duculot; Paris: Lethielleux [1970], 95 S. 8° = ?

Reponses Chretienncs, 13.
Wilkens, Erwin: Neuordnung mit Sprengkraft. Zum Motu

Proprio „Matrimonia Mixta" (Evangelische Kommentare

3, 1970 S. 340—342).
Wulf, Friedrich: Die Zukunft des Ordenslebens. Ein Bericht

(Geist und Leben 43, 1970 S. 226-230).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Kraeling, Carl H. f: The Christian Building. With a contri-
bution by C. B. Welles. New Häven: Dura-Buropos Publi-
cations; Locust Valley, N. Y. -. Augustin 1967. XXIII, 233 S.
m. 11 Abb., 46 Taf. dav. 6 färb., 8 Pläne 4° = The Ex-
cavaüons at Dura-Europos, condueted by Yale University
and the French Academy of Inscriptions and Letters. Final
Report VIII, II, ed. by C. B. Welles. Lw. $ 32.50.
Carl H. Kraeling ist der Erforschung der antiken Stadt
Dura-Europos jahrzehntelang verbunden gewesen. Er hat
schon an den Preliminary Reports mitgewirkt und in der
Reihe der Final Reports 1956 Band VIII.I „The Synagogue"
vorgelegt. Das Manuskript für Band VIII.II „The Christian
Building" hat er vierzehn Tage vor seinem Tode noch vollenden
können.

Der Vf. vermittelt umfassende und präzise Kenntnisse
über dieses einzigartige Denkmal der christlichen Kunst.
Die Angaben des Preliminary Report sind wesentlich erweitert
und korrigiert worden. Zahlreiche Aufnahmen des
in New Häven wieder aufgerichteten Baues und seiner Malereien
, Grabungsfotos, Grundrisse und Zeichnungen verschiedener
Teile der Architektur und Ausstattung ebenso
wie Berichte, Briefe und Tagebuchnotizen der Ausgräber
(S. 228—233) unterstützen und ergänzen den Text aufs beste
. Die Gelehrsamkeit des Archäologen verbindet sich mit
eindringenden philologischen und theologischen Kenntnissen
. Nur die Graffiti und Dipinti sind von dem Spezialisten
C. Bradford Welles bearbeitet worden (S. 89—97).

Die Überschriften der beiden Hauptteile, in die das Werk
gegliedert ist, lauten Description und Interpretation. Part I
(S. 1—97) bietet eine nahezu erschöpfende Bestandsaufnahme
der Architektur, der Malerei und der Graffiti und Dipinti
und umfaßt dankenswerterweise auch Angaben über
Farbskala, Maltechnik und Maße, z. B. von einigen Figuren
. Probleme der Identifizierung der dargestellten Szenen
und ihrer Ableitung von kanonischen oder nichtkanoni-