Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1971

Spalte:

275-278

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Schwarzwäller, Klaus

Titel/Untertitel:

Theologia crucis 1971

Rezensent:

Lohse, Bernhard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

275

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 4

276

Es ist zu hoffen, daß die restlichen sieben Bücher, die
wegen ihrer Kürze im III. Band Platz finden können, ebenso
rasch nachfolgen werden.

(Anm. 1 zu c. 10 sollte lauten: W. Hartke; Anm. 2 zu
c. 26: Menandri opera . . . Reliquiae apud veteres scrip-
tores servatae, ed. A. Koerte/A. Thierfelder. S. 147,3 ist
wohl 'Aßgaafitaicov zu lesen, s. S. 145,13 u. Apparat).

Tübingen Uwe Walter Knorr

1 S. ThLZ 95, 1970 Sp. 515ff.

2 La Topographie Chretienne de Cosmas Indicopleustes. Theologie
et Science au V|e siede. (Bibliotheque Byzantine 3) Paris 1962 S. 87/111.

■> Ebd. S. 105.

Androssow, Wassili: Darstellung des heiligen Kreuzes in

den ersten Jahrhunderten des Christentums (Stimme der

Orthodoxie 1970 Heft 11 S. 57-61).
Fernändez, Jesus: La pobreza en la espiritualidad agustini-

ana (Revista agustiniana de espiritualidad 11, 1970 S. 7

bis 79).

Holland, David Larrimons: Die Synode von Antiochien (324/
25) und ihre Bedeutung für Eusebius von Caesarea und
das Konzil von Nizäa (ZKG 81, 1970 S. 163—181).

Kretschmar, Georg: Der Dienst des Getauften an der Welt
nach dem Zeugnis der Kirchenväter (Stimme der Orthodoxie
1970 Heft 11 S. 45—57).

Schneider, Carl: Geistesgeschichte der christlichen Antike.
München: Beck [1970]. IX, 693 S. 8° = Beck'sche Sonderausgaben
. Lw. DM 28.—.
(s. Bespr. in ThLZ 80, 1955 Sp. 525).

Vega, Angel C.: La autenticidad y destinatarios de la „Regula
Augustini" ante la critica de hoy (Revista agustiniana
de espiritualidad 11, 1970 S. 167—176).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Schwarzwäller, Klaus: Theologia Crucis. Luthers Lehre von
Prädestination nach De servo arbitrio, 1525. München:
Kaiser 1970. 216 S. 8° = Forschungen zur Geschichte und
Lehre des Protestantismus, hrsg. v. E. Wolf, 10. Reihe,
Bd. XXXIX. Kart. DM 22.50.

Kl. Schwarzwäller, der vor kurzem eine Geschichte der
neueren Interpretation von Luthers Schrift De servo arbitrio
(= Dsa) vorgelegt hat', veröffentlicht hier eine umfassende
Untersuchung über den Aufbau, die wesentlichen
Argumentationen sowie den entscheidenden Skopus von
Dsa, wie sie in dieser Weise bisher noch nicht vorhanden
war. Der Vf. macht dabei nicht den Versuch, Luthers Gedanken
, die bekanntlich zu einem beträchtlichen Teil in
Erwiderung auf die Schrift des Erasmus De libero arbitrio
dargelegt worden sind, nachträglich in eine systematische
Ordnung zu bringen und insofern ein System zu entwerfen
(S. 10). Vielmehr möchte er ein „Arbeitsbuch" bieten (S. 9),
das zur Lektüre von Dsa anleiten und dabei immer die
wesentlichen Punkte in Erinnerung halten soll. Was seinen
theologischen Standpunkt betrifft, so äußert der Vf. gleich
zu Beginn, daß er im Grundsätzlichen seinem Lehrer E.
Wolf folgt (S. 10). Darüber hinaus ist er H. J. Iwand (S. 13)
und auch K. Barth verpflichtet, dessen sogen. „Christomo-
nismus" seiner Ansicht nach im entscheidenden mit Luthers
Gedankenführung in Dsa übereinstimmt, dem er aber trotzdem
vorwirft, daß er es letztlich „mit Erasmus hält" (S. 12).
Eine intensive Auseinandersetzung mit Barths Prädestinationslehre
nimmt er hier jedoch nicht vor, kündigt eine
solche aber an (ebd.).

Da Schwarzwäller sich mit der bisherigen Forschung
schon an anderer Stelle auseinandergesetzt hatte, ist die
Beschäftigung mit der Sekundärliteratur hier recht knapp

gehalten. Statt dessen beginnt Vf. gleich in Kap. I mit „her-
meneutischen Vorerwägungen", in denen er eine detaillierte
Gliederung von Dsa gibt. Er unterscheidet nach dem
Proömium2 (p. 94—97,18) und der ausführlichen Einleitung
(p. 97,19-151,7) drei Hauptteile (p. 151,8-193,22; p. 193,23
bis 256,9; p. 256,10-291,19) sowie den Epilog (p. 291,20
bis 293,11). Unter Verwendung zahlreicher Untergliederungen
faßt er den Inhalt von Dsa in 174 Thesen zusammen.
Dabei soll jedoch eben nicht nachträglich ein systematischer
Aufbau konstruiert, vielmehr die wesentliche Gedankenführung
zusammengefaßt werden. Der Vorteil dieser umfangreichen
Gliederung ist es, daß der Vf. im weiteren
Gang seiner Untersuchung stets auf die Thesen verweisen
kann. Allerdings ist die Zahl von 174 Thesen doch recht
groß, so daß der Leser bei der Lektüre der weiteren Ausführungen
den „Sitz" der einzelnen These nicht stets gegenwärtig
hat, sondern ständig hin und her blättern muß. Es
wäre wünschenswert, daß die Gliederung, die immerhin 21
Seiten umfaßt, unter Verwendung einer übersichtlichen Typographie
dem Buch gesondert beigegeben würde. Bedauerlich
ist, daß der Vf. sich mit anderen Gliederungsversuchen,
insbesondere auch mit demjenigen von Br. Jordahn in seiner
Übersetzung von Dsa', nicht auseinandersetzt. Im Anschluß
an die Gliederung stellt der Vf. einige Erwägungen
zur Gattung von Dsa an. Daß Dsa eine „Gelegenheitsschrift
", noch dazu mit polemischer Zielsetzung, ist, ist
zwar längst bekannt; aber der Vf. zieht daraus die m. E.
richtige Folgerung, daß „das Schlußwort das hermeneuti-
sche Übergewicht" hat (S. 44). Man muß Dsa also gewissermaßen
vom Epilog her, oder besser auf diesen hin, lesen.

Entsprechend seinen Erwägungen über die Gattung von
Dsa behandelt der Vf. in Kap. II. die Zusammenfassung,
in Kap. III den dritten Hauptteil, in Kap. IV die Einleitung
sowie in Kap. V den ersten und zweiten Hauptteil von Dsa.
Kap. VI ist einer zusammenfassenden Darstellung der Probleme
„Deus absconditus — Christologie — Trinitätslehre"
gewidmet. Am Schluß findet sich eine Übertragungskon-
kordanz, in der die Thesen mit den Fundorten in der Weimarer
Ausgabe, in der Clemenschen Ausgabe und in der
sogenannten Münchener Ausgabe nebeneinander gedruckt
sind, so daß ein Auffinden der behandelten Stellen auch in
anderen Editionen leicht möglich ist. - Zum Aufbau sei die
Frage gestellt, ob der Vf. nicht doch besser dem Gang der
Argumentation Luthers gefolgt wäre. Seine hermeneuti-
schen Erwägungen sind durchaus einleuchtend. Es wäre
aber wohl notwendig gewesen, sie bei der Einzelkommen-
tierung auch anhand des von Luther vorgenommenen Aufbaus
zur Geltung zu bringen, um so mehr, als ja seine Studie
ein „Arbeitsbuch" bei der Lektüre von Dsa sein will.

Aus der Fülle der Kommentierungen können hier nur
die Leitgedanken wiedergegeben werden. Wie schon in Kap.
I (bes. S. 16) macht der Vf. auch später gegen alle Versuche
, Luthers Gedanken in ein System zu zwängen oder in
der Unterscheidung zwischen Deus absconditus und Deus
revclatus ein Erbe der nominalistischen Gotteslehre zu sehen
, zu Recht geltend, einmal, daß im Zentrum von Luthers
Argumentation der Deus praedicatus steht und von daher
nicht eine „Dialektik" im Gottesbegriff anzunehmen ist
(z.B. S. 179), sodann, daß Luthers Ausführungen bekenntnishaften
Charakter haben: „Christusbekenntnis ist notwendigerweise
zugleich das Bekenntnis der totalen eiaenen
Unfreiheit und des alleinigen Handelns Gottes" (S. 58).
Kap. VI bietet von dieser Voraussetzung her eine knappe,
aber vorzügliche Übersicht über den Zusammenhang zwischen
Trinitätslehre und Christologie bei Luther. Luthers
Trinitätslehre wird als „ökonomisch-deskriptiv" (S. 207;
211) hingestellt; andererseits aber wird zu Recht betont,
daß die Zuordnung von Wort und Geist bei Luther „eminent
trinitarisch gedacht ist" (S. 211) — ein Gedanke, der
in der Lutherforschung bisher kaum genügend berücksichtigt
worden ist.