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Ausgabe:

1971

Spalte:

233-234

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Berenbruch, Karl-Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Prinzipienlehre Julius Kaftans 1971

Rezensent:

Berenbruch, Karl-Wilhelm

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233

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 3

234

Gollwitzer, Helmut: Sünde wird nicht mehr über euoh herrschen
. Predigt über Römer 0,4-14 (JK 31, 1970 S.549-555).

Haarsina, Frans: Kerkelijk ambt als profetisme (Summary:
The Church's Ministry as Prophctism) (Tijdschrift voorThco-
logie 10, 1970 S. 179-202).

Sempel, Johannes: Die Relevanz der Situation für die Frage
der kirchlichen Ämter (LR 20. 1970 S.287-293).

Hennig, < lerhard : Wonach richtel sich die „Tagesordnung44 der
Kirche? (DtPfrßl 70, 1970 S. 165-167).

Bopf, Friedrich Will lehn: Zur Lehre vom geistlichen Amt. Beitrag
zu einem irtnerlutherisohen Lehrgespräch (Lutherisclie
Blätter 22. 1970 S. 72-80).

Jentsch, Werner: Der Einfluß Tilliehs auf die Religionspädagogik
der Gegenwart (Der Evangelische Erzieher 22,
1970 S.345-364).

Jettcr, Werner: Warten auf die zweite Reformation? Kirchenreform
und Hoffnung auf Erneuerung der Kirchen (Evangelische
Kommentare 3. 1970 S.386-390).

Krusche, Werner: Die Herausforderung durch die konkrete
Situation (LR 20, 1970 S. 294-303).

Kühn. Ulrich: Der theologische Orl für die Frage nach den)
„einen Amt" und den „vielen Funktionen" (LR 20, 1970
8.279-287).

Martin, Heinrich: Das Ami der Diener Christi (Lutherische

Blätter 22, 1970 8.33-36).
Nitschkc, Horst [Hrsg.]: Weihnachten heute gesagt. Predigten

der Gegenwart. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn

[1970], 160 8. 8". Kart. DM 10,80.
Orr. d.M.: Dialogue Preaching and the Disoussion Service

(ET 82, 1970 S. 10-13).
Philippi, Paul: Uber den Begriff des kirchlichen Amtes (KuD

16, 1970 S. 144-152).
Piper, Hans-Christoph: Seelsorge in der City. Eine Planung

für die Amsterdamer Innenstadt (Wege zum Menschen 22,

1970 S. 353-360).
Rahner, Karl: Probleme der kirchliehen Verkündigung in

Massenmedien (Universitas 25, 1970 S.387-390).
Rced, Bruce D.: The Social Sciences and the Work of the

Churches. VIII. The Local Church as Inst itution - I (ET 81,

1970 S.292-296).

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

Berenbruoh, Karl-Wilhelm: Die Prinzipienlehre Julius Kaf-
tans. Diss. Halle. VII, 263 S.

Die Hauptbegriffe und -themen der Kaftanschen Theologie
werden aufgearbeitet und dargestellt, wobei jeweils
die theologiegeschichtliche Abhängigkeit dieser Begriffe
und ihre Entwicklung innerhalb der Kaftanschen Theologie
aufgewiesen wird. So wird zuerst der Wissenschaftsbegriff
Kaftans behandelt, anschließend werden nacheinander
Kaftans Begriffe von der Religion, vom Wesen
des Christentums, vom Glauben, der Offenbarung und der
Schrift erörtert. Schließlich wird Kaftans dogmatische
Methode und seine Apologetik dargestellt.

Nachdem der Vf. in einem ersten Kapitel über die bisherige
Kaftan-Literatur Auskunft gegeben hatte, stellt
er im zweiten Kapitel den Religionsbegriff Kaftans dar.
Wenn Kaftau in der Religion ein praktisches und ein
theoretisches Element unterscheidet und dabei dem
praktischen Element Priorität zubilligt, so ist er hiermit
von der Kantischen Postulatslehre abhängig. Wenn bei
ihm die Selbstbehauptung des Menschen ein wesentliches
Motiv der Religion ist, so steht er damit in der Nachfolge
Ritschis. Freilich hat bei Kant die Religion im Sittlichen
ihren Grund und ihr Ziel, während bei Kaftan der Grund
der Religion das vorsittlich-eudämonistische Streben nach
Leben und Gütern und deren Ziel die transethische Mystik
ist. Kaftan hat seinem ursprünglichen Religionsbegriff
später zwei Modifikationen gegeben: In seiner Dogmatik
(1897) strich er um der Vorwürfe seiner Kritiker willen,
die bei seinem Religionsbegriff ein Gefälle zum Illusionismus
feststellten, das eudämonistische Motiv dieses Begriffes
. Gewisse naturalistiseh-empiristische Elemente
seines Religionsbegriffes hat er erst in der „Philosophie
des Protestantismus" (1917) überwunden.

Kap. 3: In struktureller Analogie zu Kaftans Reli-
giousbegriff steht dessen Glaubens begriff. Dieser erfährt
in seinem späteren Schrifttum Modifikationen, die denen
des Religionsbegriffes entsprechen. So ist auch der Glaubensbegriff
ursprünglich eudämonistisch fundiert. Nach
Streichung dieses eudämonistischeu Motivs lehnt Kaftan
den Glaubensbegriff mehr und mehr an Kant an. Der
Olaube ist für Kaftan schließlich ein von praktischen
Ideen, die (apriorisch) mit der Gewißheit des eigenen
Lebens feststehen, bestimmtes Erkennen. An dieser Stelle,
an welcher Kaftan am weitesten auf das Denken Kants
»'ingeht, nimmt der Vf. einen genauen Vergleich der entsprechenden
Texte Kaftans und Kants vor. Entsprechend
der Abwandlung des Religions- und Glaubens begriff*
modifiziert Kaftan auch seinen Offenbarungsbegriff: Dem
M Kant angelehnten Glaubcnsbegriff Kaftans entspricht

so ein Offenbarungsbegriff, demzufolge die Offenbarung
ihr Wesen und ihre Bedeutung darin hat, daß sie die
praktischen Grundideen des christlichen Glaubens gültig
proklamiert und in Kraft setzt, von denen sich der Mensch
prägen lassen soll. Dieser Offenbarungsbegriff ist weitgehend
dem Kantischen Begriff des Sittengesetzes analog.

Kap. 4: Die dogmatische Methode Kaftans hat den Satz
zum Mittelpunkt, daß die Dogmatik die Erkenntnis darzustellen
hat, die sich dem Glauben ergibt, der sich die
Offenbarung aneignet. Das kirchliche Bekenntnis hat in
diesem Zusammenhang die Aufgabe, die Art und Weise
der Aneignung der Aneignung der Offenbarung durch den
Glauben zu normieren.

Kap. 5: Kaftan hat zwei apologetische Entwürfe vorgelegt
. In seinem Buch „Die Wahrheit der christliehen
Religion" (1888) bemüht er sich um einen „Beweis" des
Christentums. Diesen will Kaftan dadurch erbringen, daß
er das Reich Gottes und die Offenbarung als Postulate
der Vernunft nachweist. In seiner „Philosophie des
Protestantismus" (1917) will Kaftan statt eines Beweises
nur die Notwendigkeit der Einordnung der christlichen
Erkenntnis in das Ganze des geistigen Lebens aufzeigen.

Kap. 6: Kaftans eigentlichstes Wollen war es, die Theologie
und die Religion geschichtlich zu begründen. Diese
Intention wird bereits 1881 in Kaftans Buch: „Das Wesen
der christlichen Religion" sichtbar. Damals verwandle
Kaftan einen weithin empirisch-kausal bestimmten Geschichtsbegriff
, der sich freilich als zur Begründung der
Theologie ungeeignet erweist. In seiner „Philosophie des
Protestantismus" vertieft Kaftan seinen Geschichtsbegriff
in Hegelscher Richtung. So gelaugt er zu einer
teleologischen Geschichtsauffassung, die er dann für die
Begründung von Religion und Theologie heranzieht.

Am Ende seiner Dissertation bietet der Vf. eine 84 Titel
umfassende Bibliographie der Veröffentlichungen Kaftans
.

Reich, Jürgen: Studien zum theologischen Problem der Menschenverachtung
im Alten Testament (Ein Beitrag zum
Menschenbild des Alten Testaments). Diss. Leipzig 1968,
195 S.

Wie aus dem Untertitel ersichtlich ist, will die Studie
zum Erkennen des Menschenbildes des Alten Testaments
beitragen. Dabei untersucht die Arbeit die bisher in der
alttestamentlichen Wissenschaft noch wenig beachtete
Erscheinung der Menscheiiverachtung. Um ein unbeeinflußtes
Bild zu erhalten, geht sie nach einem Einführung«-