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1971

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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203

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 3

204

Das letzte Beispiel zeigt, daß sich die Ungenauigkeit
praktisch nicht auf die Hauptlinien der Darstellung auswirkt
; Erkenntnis ist ja tatsächlich für Augustin - und
nicht nur für ihn - ein innerer Vorgang. Doch es kommt
hier weniger auf ein Zeichen großer Linien an - sie sind im
wesentlichen bekannt - als vielmehr darauf, an die Stelle
allgemeiner Eindrücke, und zwar zutreffender, aber ungenauer
Vorstellungen ein klares Bild zu setzen, zu dessen
Gewinnung vor allem Genauigkeit der Beobachtung und
sprachlich saubere Interpretation erforderlich sind. Ihre
Voraussetzung ist ein Maß an Sprachkenntnis, das heute
offenbar nicht mehr ohne weiteres gegeben ist. So hinterläßt
diese Arbeit einen zwiespältigen Eindruck, was besonders
deswegen zu bedauern ist, weil hier ein reizvolles
Thema mit großem Fleiß und offenbar tiefer innerer Beteiligung
seitens des Vf.s behandelt worden ist.

Münster Bernd Reiner Voß

[Augustinus:] Sanoti Aurelii Augustini. De Diversis Quacstio-
nibus ad Simplicianum, ed. A.Mutzenbecher. Turnholti:
Brepols 1970. LXXVII, 122 S., 1 Taf. 4° = Corpus Christia-
norum, Serics Latina, XLIV. Aurelii Augustini Opera, Pars
XIII, 1.

Bcrgadä, Maria Mercedes: Contribucion bibliografica al estudio
de Gregorio de Nyssa (Stromata 25, 1969 S.79-130).

Boer, S. de: Paradosis, dogma en kerygma naar de opvatting
van Basilius de Grote (NedThT 24, 1970 S. 333-372).

Freudenberger, Rudolf: Das Verhalten der römischen Behörden
gegen die Christen im 2. Jahrhundert dargestellt am
Brief des Plinius an Trajan und den Reskripten Trajans und
Hadrians. 2., durchgesehene Aufl. München: Beck [1969]. X,
258 S. gr.8' = Münchener Beiträge z. Papyrusforschung u.
antiken Rechtsgeschichte, hrsg. v. W. Kunke, H.Bengtson
u. E. Gerner in Verb. m. H.Petschow, E. Seidl u. H. J.Wolff,
52. DM 38,-.

(s. Bespr. in ThLZ 95, 1970 Sp.41).
Grane, Leif: Die Confessio Augustana. Einführung in die

Hauptgedanken der lutherischen Reformation, übers, v.

E.Harbsmeier. Gottingen: Vandenhoeck &Ruprecht [1970].

185 S. gr.80 = Göttinger Theologische Lehrbücher.

(s. Bespr. in ThLZ 86, 1961 Sp.510).
Madey, Johannes: Die Riten der „Initio christiana" bei den

Ostsyrern oder Chaldäern (Kyrios 10, 1970 S. 101-109).
Morän, Jose: Formaciön, estilo augustiniano (Revista augusti-

niana de espiritualidad 10, 1969 S.393-430).
Murray, Robert: How Did the Church Determine the Canon of

Scripture (The Heythrop Journal 11, 1970 S. 115-126).
Riggi, Calogero: II simbolo dionisiano dellVstetica teologica

(Salesianum 32, 1970 S. 47-91).
Saenz, A.: La celebracion de los misterios en los sermones de

S.Maximo de Turin (Stromata 25. 1969 S.351-411).
Savramis, Demosthenes: Basilius der Große als Vermittler

zwischen Himmel und Erde (Kyrios 10, 1970 S. 65-75).
Sieben, Hermann-Josef S.J.: Zur Entwicklung des Konzilsidee
. Werden und Eigenart der Konzilsidee des Athanasius

von Alexandrien (Theologie und Philosophie 45, 1970 S.353

bis 389).

Speigl, J.: Die Rolle der Wunder im vorkonstantinischen

Christentum (ZKTh 92, 1970 S. 287-312).
Turrado, Argimiro: Eres templo de Dios. La inhabitaeiön de la

Santisima Trinidad en los justos segün San Agustin (Revista

agustiniana de espiritualidad 10, 1969 S.367-392).
Verheijen, L.M. J.: Contributions ä une edition critique ame-

lioree des Confessions de saint Augustin (Augustiniana 20.

1970 S.35-53).

Wolfson, Harry A.: The Identification of Ex Nihilo with
Emanation in Gregory of Nyssa (HThR 63, 1970 S.53-60).

Zwinggi, Anton: Die Perikopenordnungen der Osterwoche in
Hippo und die Chronologie der Predigten des hl. Augustinus
(Augustiniana 20, 1970 S.5-34).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Mager, Inge: Georg Calixts theologische Ethik und ihre Nachwirkungen
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [19691-
185 S. gr.8° = Studien zur Kirchengeschichtc Niedersachsens
, in Verb. m. R.Drögereit u. K.Schmidt-Clausen
hrsg. v. H.-W.Krumwiede, 19. Kart. DM 19,80.

Die von H.-W.Krumwiede angeregte Dissertation stellt
nach der Darstellung, die Chr.E.Luthardt 1893 in seiner
„Geschichte der christlichen Ethik" geboten hat, die erste
monographische Untersuchung über die theologische
Ethik Georg Calixts dar. Das bemerkenswert klug durchdachte
und sauber erarbeitete Buch führt in die grundsätzlichen
theologiegeschichtlichen Probleme verständnisvoll
ein.

Ausgehend von dem engen Zusammenhang zwischen
Dogmatik, Unionspolitik und Ethik bei Calixt zeigt die
Vf.in, daß der große Helmstedter Theologe vor allem von
Melanchthons Ethik des Gerechtfertigten beeinflußt w&>
die freilich in Spannungen zu Luthers Spontaneität des
Glaubens steht. Calixts „Epitome Theologiae moralis" von
1634 beruht auf einem stark ethisch ausgerichteten
Glaubensbegriff, so daß Calixts Ethik sich als „Ethik der
Glaubensbewahrung" beschreiben läßt. Dabei wird auch
die theologische Ethik Calixts von seiner strengen Unterscheidung
zwischen Theologie und Glauben geprägt. Auf
Grund seiner analytischen Methode fragt Calixt auch in
seiner Ethik stets nach dem „finis", wobei es ihm grundsätzlich
auf den „finis operantis" nicht aber auf den „finis
operis" ankommt. Die besondere Betonung, die Calixt
im Anschluß an Melanchthon dem Gewissen angedeihen
läßt, führt schließlich zu einem evangelischen Probabilis-
mus.

Nach Calixt bleibt das moralische Gesetz auch für den
„homo conversus" gültig. Das Verhältnis von Gesetz und
Evangelium wird bei ihm nicht dialektisch, sondern
föderaltheologisch verstanden. Aus dem scholastisch-
melanchthonianischen Naturrechtsbegriff läßt sich auch
Calixts enge Verbindung von Moralphilosophie und
Rechtswissenschaft erklären. Gegenüber dem römischen
Recht hat Calixt jedoch eine zurückhaltende Stellung eingenommen
.

Nachdem die Vf.in sich einer Reihe ethischer Einzelfragen
bei Calixt wie Zins, Toleranz und Erziehung gewidmet
hat, geht sie weiterhin auf die Nachwirkungen der
calixtinischen Ethik insbesondere bei Johannes Heinichen
und Justus Gesenius ein. Während der erstere als Professor
in Rinteln 1661 an dem Religionsgespräch zwischen
Lutheranern und Reformierten in Kassel maßgeblich beteiligt
war, hat der letztere durch seinen Katechismus, sein
Gesangbuch und andere Erbauungsschriften auf die
„praxis pietatis" in Niedersachsen im Sinne Calixts eingewirkt
. Dabei weist die Vf.in auf die Nähe Calixts zur
lutherischen Reformorthodoxie hin. Allerdings erfuhr der
Pietismus in Hannover durch Gerhard Molanus eine entschiedene
Absage. Als Vorkämpfer für die pragmatische
Geschichtsschreibung hat schließlich Lorenz von Mosheim
in seiner Lehrtätigkeit Kirchengeschichte und Ethik
verbunden und trotz einer gewissen Moralisierung des
Christentums in der Nachfolge Calixts den Gedanken der
Toleranz und Duldsamkeit vertreten.

Ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis
bildet den Abschluß dieser Arbeit über den „kritischen
Eklektiker" Calixt.

Marburg/Laim

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