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1971

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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185

Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 3

18G

Wenn jedoch die Mahnung „Suchet mich" (5,4) kaum auf
eine Wallfahrt zum Heiligtum zu deuten ist, das Motto
Am 1,2 nicht v,m Arnos stammt (vgl. Wolff 147ff; ZAW
77, 1965,1719), die an die „Hütte Davids" ergehende Verheißung
samt der abschließenden Heilsworte Zusatz ist,
ja selbst der Gottesname „Jahwe Zebaoth" sekundär zu
sein scheint, behält die genannte Hypothese keine Begründung
. Vom Zion ist im Amosbuch wohl erst die Hede,
seitdem die Überlieferung von diesem Propheten im Süd-
reich weitertradiert wurde (vgl. Wolff 280.314 f; auch
II. Gottlieb, VT 17, 1907, 430f'f). Demnach scheint der
Gott des Arnos an kein Heiligtum gebunden zu sein, ja
Gott steigt zum Gericht nicht einmal vom Himmel herab
(vgl. Mi 1,2 f), obwohl weder der Himmel noch die Unterwelt
seiner Macht entzogen sind (Am 9,2). Für Arnos
wirkt Jahwe überall (vgl. 2,1; 1,3; 5,27; 9,7), aber er ist
nirgends daheim.

Woher hat Arnos dieses Gottesverständnis (auch aus der
Weisheit?), woher die Radikalität des Zukunftswortes,
woher die Strenge seiner Visionen? Auch in der Exegese
bringt jeder Fortschritt neue Fragen2. Wenn das Amosbuch
immer noch genug Rätsel bietet, so bedarf es für
ihre Lösung nun ungemein feinerer Mittel und differenzierender
Methoden, als man sie früher anwandte. Künftige
Fragen auf ein neues Niveau gehoben zu haben - auch
das ist ein Verdienst dieses Kommentars, der zweifellos
ein Markstein in der Prophetenforschung ist.

Kiel Werner H. Schmidt

1 Hervorgehoben sei die im einzelnen wohlbegründctc Krkcnntnis der
..rneeiitheit" des geschichtlichen Rückblicks 4,6fT., dessen Herkunft von
Ainos trotz stilistischer, sprachlicher und inhaltlicher Besonderheiten kaum
tngeiwelfelt worden war. - Erwähnenswert ist auch der VerBUCh, die Kin-
führung der Doxologlen durch den Hinweis auf die killt politischen Heforni-
matlnalinicn Josias zu datieren und zu lokalisieren.

- Sie sind durch Verweis auf den Kult kaum mehr zu beantworten; vgl.
laletlt II, Kuntz. ThLZ »4 (1969) 887-S80.

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Hembach, Ulrich: Ehescheidung nach alttestamentlichen) und
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Nensner, Jacob: Studiesof theTaqqanotof Yavneh (HThR03,

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Rossam, J. van: Wanneer is .Silo verwoest? (NedThT 24, 1970

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Klamm. Johann, Jakob: Walter Baumgartner (ZAW 82. 1970

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NEUES TESTAMENT

Uoloff, Jürgen: Das Kerygma und der irdische Jesus. Historische
Motive in den Jesus-Erzählungen der Evangelien.
Göttingen: Vandenhoeek & Ruprecht [1970|. 289 S."gr.8 .
DM 30,-.

Das Thema deutet die Ausgangsfrage R.s an, ob nicht
„das Kerygma selbst das historische Motiv von Anfang an
impliziert haben könnte?" (34). Teil A begründet diese
Problemstellung. Sie ergibt sieh insbesondere, von der
„klassischen Formgeschichte"her, die „die Frage nach der
Bedeutung des irdischen Jesus als für das Urchristentum
am Rande liegend, wenn nicht gänzlich irrelevant beiseite
geschoben" hat (9). R. skizziert in einem ersten Abschnitt
„Die klassische Formgeschichte und ihre theologiege-
schichtlichen Voraussetzungen" zunächst „Die Anfange
der Kerygmatheologie" bei M. Kähler, grenzt davon einerseits
W.Herrmann, andererseits A.Schweitzer ab und behandelt
dann „Die Synthese von Kerygmatheologie und
Formgeschichte" durch B. Bultmann sowie „die sogenannte
,neue' Frage nach dem historischen Jesus". In
diesem Abschnitt nimmt er auch Stellung zu J. Jeremias,
der - und hier liegt „die konsequenteste Gegenposition zu
Bultmann" vor - „die historische Rückfrage hinter das
Kerygma" als „die einzig legitime theologische Aufgabe"
ansieht (35), sowie zu J. Schniewind, bei dem R. Hinweise
auf die von ihm in Angriff genommene Aufgabe erkennt.
Bemerkungen über „Die Neubewertung der historischen
Komponente in den Evangelien durch die Redaktionsgeschichte
" führen weiter zum Aufzeigen von „Ziel und
Methode unserer Untersuchung". Das Ziel ist, zu „überprüfen
, in welchem Maße eine historisierende Betrachtungsweise
der Geschichte Jesu die Jesusüberlieferung der
Evangelien vom Ursprung her bestimmt und auf den ...
Tradierungsprozeß ... eingewirkt hat" (47), zu zeigen,
„daß im Fortgang des Tradierungsprozesses Züge, die das
Erdenwirken Jesu als eigenen, von der jeweiligen kirchlichen
Gegenwart gesonderten Sinnzusammenhang kennzeichnen
, bewußt festgehalten worden sind" (47f.). Dabei
müssen jeweils „die traditionsgeschichtlichen Analysen
durch redaktionsgeschichtliche Erwägungen weitergeführt
" werden (48), um zu entscheiden, ob die Historisierung
erst nachträglich erfolgte, oder ob „der Rückblick
auf die Erdentage Jesu ein die Traditionsbildung
wesentlich bestimmender Faktor von Anfang an gewesen
ist" (47, kursiv). Die Fragestellung wird in drei Hauptteilen
an einer Reihe von Belichtgruppen bzw. Einzeltexten
exemplarisch durchgeführt. Daß dabei auch die