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Ausgabe:

1971

Spalte:

176-179

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Negenman, Johan H.

Titel/Untertitel:

Grosser Bildatlas zur Bibel 1971

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 3

176

Gebildeten nicht belästigen, weil sie sie nicht ernst zu
nehmen brauchen. „Der Erfolg des Islam beruht in seiner
Beschränkung auf jenes Maß der Offenbarungswahrheiten,
welches dem natürlichen Menschen entspricht." Daher ist
der Islam nachsichtig: „Allein äußere Übungen, Gebet,
Fasten, Almosen und Werke der Nächstenliebe macht er
zur strengen Pflicht." Dabei fasse der Islam das religiöse
Bedürfnis der Menschen viel tiefer als unser landläufiger
Nationalismus. Mit seinem Lob des Islam will Schell aber
„keineswegs die in katholischen Kreisen genugsam vorhandene
Bequemlichkeit fördern, welche jedes energische
Umgreifen behufs Umgestaltung der öffentlichen Verhältnisse
scheut".

Wie ungewöhnlich der Sehelische Entwurf des katholischen
Verhältnisses zu einer nichtchristlichen Religion
empfunden wurde, zeigt der anonyme Angriff, den das
Bamberger Pastoralblatt gegen Schell richtete. Schell
habe eher eine Apologie für als gegen den Islam gehalten.
„Hoch lebe die Objektivität und Wahrheit! Aber, was
Herr Professor vorgetragen, ist weder wahr noch objektiv
... Sind vielleicht die Brandruinen und das vergossene
Blut, von mohammedanischem Fanatismus herrührend,
die Überreste dieses alles Edle befördernden Religionssystems
? Oder sind die moslemitischen Kanaillen von
Sklavenjägern die Musterexemplare mohammedanischen
Edelsinns; Und, da der Herr Professor von der raschen
und glänzenden Kultur des Islam faselt, meint er denn damit
etwa die Bibliotheken, welche die Kalifenhorden niedergebrannt
haben?" Zum Schluß wird das wissenschaftsmethodische
Prinzip deutlich, das das Baniberger Pastoralblatt
verteidigen will: „Auf dem heiklen Gebiete der
vergleichenden Religionswissenschaft stehen uns noch
schlimmere Dinge bevor. In dem konfessionslosen Staat,
vor dem alle Religionen für gleichgut gelten und neben
den katholischen Tempeln gleichberechtigt die Kultus-
stätten der sämtlichen Sekten und der Juden stehen, da
muß, wie es scheint, auch eine paritätische Religionswissenschaft
etabliert werden."

Nach Hasenfuß ist im Schellschen Entwurf des Islambildes
schon angelegt, was Ohm als Herausgeber der
ZMR programmatisch forderte und die Schrift von Carlo
Gasbarri „Islam und Christentum" verwirklichte: ein
neues Verhältnis des Katholizismus zum Islam. Das Lob,
welches der Osservatore Romano im Dezember 1962 dem
Standardwerk des führenden katholischen Islamkenners
Gasbarri spendete, läßt sich für Schell in Anspruch nehmen
.

Wenn sich auf anderen Problemfeldern die Erschließung
des handschriftlichen Schell-Nachlasses ebenso fruchtbar
zeigen sollte, wie man es an dem Einzelbeispiel des Islambildes
ablesen kann, muß man den Beschluß der Katho-
lisch-Theologischen-Fakultät der Universität Würzburg
vom 25.Oktober 1969 begrüßen, eine „Herman-Schell-
Forschungsstätte" zu errichten. Hier wird auf einen „Akt
theologischer Rehabilitierung" Schelk gezielt, gleichzeitig
aber angestrebt, „die durch den Altmeister der Schellforschung
, Professor D.Dr. Josef Hasenfuß, ins Werk gesetzten
editorischen und interpretatorischen Bemühungen
um das Oeuvre Herman Schells zu koordinieren und auf
den Ort seines historischen Wirkens zu konzentrieren".

Neuere ZeiUchriftenliteralur zu Herman Schell und Sammelwerke
Hasenfuß, Joseph: Islam und Christentum nach Herman
Schell in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft
, Münster, 48. J. 1964 S. 34-46.

derselbe: Schell, Herman (Lexikon für Theologie und Kirche,
100 Zeilen) 1904.

derselbe: Ein Pionier der heutigen Theologie - Herman Schell
zum 60.Todestag (Deutsohe Tagespost Nr.64, S.10, Welt
des Geistes) 1966.

Hasenfuß, J.: Christentum und Judentum nach II. Schell in
Würzburg, in: Brüderlichkeit - Mitteilungen der Gesellschaften
für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Nordbayern,
1965 S. 24-27.

derselbe: Herman Schell - Gott ist (Seist. Gott ist Wirken. Gott
ist Du, aus: „Große Gestalten christlicher Spiritualität",
Echter Verlag Würzburg, 1969 S. 343-369.

Mynarek, Hubertus: Grundlegung einer naturtheologischen
Anthropologie unter Verwertung und Weiterentwicklung
von Ideen Herman Scliells. in: Theologie und Glaube. Zeitschrift
für den katholischen Klerus, Paderborn, J.56 190(1.
H.3 S. 225-43.

Heyer, Friedrich: Die Rehabilitierung Herman Schells durch
die Würzburger Theologisehe Fakultät, in: Erneuerung der
einen Kirche. Arbeiten aus Kirchengeschichte und Konfessionskunde
. Heinrieh Bornkamm zum 65. Geburtstag gewidmet
. Hrsg. von Joachim Lcll. Kirche und Konfession Bd. 11:
Göttingen 1966.

Rotter, Hans: Das Problem der Sünde bei Herman Schell, in:
Zeitschrift für katholische Theologie, Wien, Bd.89, 1907
Heft 3, S. 249-293.

derselbe: H.4 -5 S.385-432.

Rezensionen J.Hasenfuß

Beming, Vincent: Das Denken Herman Schells, die philosophische
Systematik seiner Theologie genetisch entfaltet,
Ludgerus-Verlag, Essen 1904 (Münehencr Theol. Zeitschrift).

Sehlette, Heinz-Robert: Die Religionen als Thema der Theologie
, Überlegungen zu einer „Theologie der Religionen".
Herder 1964 (Theol. Revue).

Beming, Vincent: Das Denken Herman Schells. Die philosophische
Systematik seiner Theologie genetisch entfaltet.
Kssen: Ludgerus Verlag 1964, XXII, 245 S. gr. 8°.

Wacker, Paulus: Theologie als Ökumenischer Dialog. Herman
Schell und die ökumenische Situation der Gegenwart. München
-Paderborn-Wien: Schöningh 1965, XV, 571 S. gr. 8°.

Schneider, Theodor: Teleologie als theologische Kategorie bei
Herman Schell. Essen: Ludgerus Verlag 1966. XIV, 166 8.
mit Abb. gr. 8°. DM 30,-.

Mynarek, Hubertus: Mensch und Sprache. Uber Ursprung und
Wesen der Sprache in ihrer anthropologischen Valenz.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1967.

- Der Mensch - Sinnziel der Weltentwicklung. Entwurf eines
christlichen Menschenbildes auf dem Hintergrund eines
dynamisch-evolutionären Kosmos unter besonderer Berücksichtigung
von Ideen H. Schells u. Teilhard de Chardins.
München-Paderborn-Wien: Schöningh 1907. XXXI, 499 S.
gr. 8°. Kart. DM 45,-; Lw. DM 49,-.

Schell, Herman: Katholische Dogmatik. Kritische Ausgabe,
hrsg., eingeleitet und dokumentiert v. J.Hasenfuß u.
P.W. Scheele, Bd. 1: Von den Quellen der christlichen Offenbarung
. Von Gottes Dasein und Wesen. Münehen-Padcrborn-
Wien: Schöningh 1968. XXV. 470 S.. Titelbild. Lw. DM48,-.

Petri, Heinrich: H. Schells Schrift Verständnis. München-
Paderborn-Wien: Schöningh 1970.

BIBELWISSENSCHAFT

Ncgenman, Johan H.: Großer Bildatlas zur Bibel. Deutsche
Ausgabe v. C.Rietzschel unter Mitarb. v. P.Weigandt, mit
einem Vorwort v. O.Kaiser. (Ibers, v. G.Timmer. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn [1909]. 199 S. m.
über 200 farbigen u. schwarzweißen Fotos, Kartenskizzen
u. Übersichtstafeln 4°. Lw. DM 48,-.

Bildatlanten zur Bibel erfreuen sich noch immer großer
Beliebtheit. Die Kombination von Landkarte, Abbildung
und Text wird offenbar nach wie vor als besonders instruktiv
empfunden. In der Tat gewinnt die Darstellung
geschichtlicher Phänomene durch die Beigabe von Bildern,
Karten, Skizzen und Tabellen an Anschaulichkeit. Dieser
Gesichtspunkt spielte auch bei der Gestaltung des vorliegenden
Bildatlas oine bedeutende Rolle. Ursprünglich
in den Niederlanden herausgekommen (1968),