Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1970

Spalte:

148

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Jacob, Günter

Titel/Untertitel:

Die Botschaft von dem mitgehenden Gott 1970

Rezensent:

Winter, Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

147

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

148

Dombois, Hans, Urban, Horst, u. Walter Lötz: Mischehe. Problem
und Chance. Kassel: Stauda Verlag 1969. 64 S. 8° = Kirche zwischen
Planen und Hoffen, hrsg. v. d. Evang. Michaelsbruderschaft
, 1. Kart. DM 5.—.

Duchrow, Ulrich: Leib Christi und moderne Kommunikationsstrukturen
(ZEE 13, 1969 S. 164-178).

Duss-von Werdt, Josef: Der Mann — Eine anthropologisch-gama-
logische Skizze (ZdZ 23, 1969 S. 209-218).

Fellermeier, Jakob: Das Problem der Sittlichkeit (ThGl 59, 1969
S. 213-234).

Fischer, Jochen: Ist „lebensunwertes" Leben wieder in Gefahr?
Der Begriff Euthanasie und seine Deutungen (Die Innere Mission
57, 1967 S. 291-297).

Green, Celia: The Human Evasion. London: Hamish Hamilton
(1969). II, 126 S. 8°. Lw. 21 s.

Grimm, Robert: Indissolubilite et sacramentalite du mariage
chretien (RThPh 100, 1967 S. 404-418).

Hammelsbeck, Oskar: Der Glaube der Gemeinde und die mündige
Welt, hrsg. von H. Horn und H. Kittel. Oskar Hammelsbeck zum
70. Geburtstag gewidmet. München: Kaiser 1969. 281 S. 8° =
Beiträge zur evangelischen Theologie. Theologische Abhandlungen
, hrsg. von E. Wolf, Bd. 52.

Fischer, Martin: Gerechtigkeit und Recht, S. 93—104.

Kreck, Walter: Achtung der Autorität?, S. 162—175.
Hase, Hans Christoph von: Theologie und Medizin an der Grenze

des Lebens (Die Innere Mission 59, 1969 S. 279).
Heuvel, Albert H. van den: Living in Conflict (ET 80, 1969 S. 273-

276).

Hof mann, Rudolf: Die Bedeutung des Dekalogs (ZEE 13, 1969
S. 230-245).

Hufendiek, Fritz: Das umstrittene Thema: .Theologie der Revo-

tion" (ZEE 13, 1969 S. 208-227).
IJsseling, Samuel: Gezag en vrijheid (Summary: Freedom and

authority) (Tijdschrift voor Theologie 9, 1969 S. 249-268).
Jacobs, Paul: Die Frage der Euthanasie in theologischer Sicht (Die

Innere Mission 57, 1967 S. 316-323).
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Ethik des Politischen — Erbe und

Auftrag (Una Sancta 24, 1969 S. 79—101).
Kanz, Jürgen R. A.: Die säkulare Gesellschaft — Aufgabe der

Christen (Pastoraltheologie 56, 1967 S. 530-534).
Kirsten, Hans: Neue Moral und neuer Gehorsam (LRb 17, 1969

S. 82-91).

Kuhlmann, Wilhelm: Vergehen gegen das Leben in biologischer
und theologischer Sicht (Die Innere Mission 59, 1969 S. 297-307).

Leyvraz, Jean-Pierre: La raison analytique et les fondements~cle
l'ethique (RThPh 100, 1967 S. 289-305).

Locher, Gottfried, W.: Der Geltungsgrund der Zehn Gebote (ZEE 13,
1969 S. 129-145).

Lochman, J. M.: The Church and Society (Communio viatorum 9,
1966 S. 217-220).

Lueker, Erwin L.: Change and the Church. St. Louis — London:
Concordia Publishing House (1969]. 134 S. 8°. $ 3.25.

Neidhart, Walter: Das Gebot der Nächstenliebe und die Aggression
(ZEE 13, 1969 S. 290-304).

Oesterreich, Klaus: Gedanken des Klinikers zur Frage der Euthanasie
(Die Innere Mission 57, 1967 S. 300-304).

Rahner, Karl: Die gesellschaftskritische Funktion der Kirche
(Communio viatorum 12, 1969 S. 7—22).

Scharlemann, Robert P.: The Idea of Freedom and the Search for
Humanity (Dialog 7, 1968 S. 88—95).

Schultze, Harald: Gerechtigkeit Gottes als Motiv für Revolutionen
(ZEE 13, 1969 S. 193-208).

Schulze, Lothar: Möglichkeiten und Grenzen der Zukunfts- und
Friedensforschung (DtPfrBl 69, 1969 S. 140-142).

Schweitzer, Wolf gang: Thesen zum Thema »Revolution" (ZEE 13,
1969 S. 227-230).

Slenczka, Reinhard, Prof., Dr. theol.: Urteile und Vorurteile christlicher
Sexualethik. Bern-Stuttgart: Haupt [1969). 23 S. 8°. Kart.
sfr/DM 4.80.

Smolik, Josef: Our Responsibility for International Peace and
Independance of Nations (Communio viatorum 9, 1966 S. 267—
276).

Söhngen, Gottlieb: Der Geist der Einsicht und der Liebe (Catholica

23, 1969 S. 294-297).
Stählin, Wilhelm: Über die Tabus (Quatember 33, 1968/69 S. 157-

160).

Suche den Frieden. Texte der Prager Friedenskonferenz vom März
1968. Zürich: EVZ-Verlag [1969]. 169 S. kl. 8° = Polis 38. Kart.
DM 9.80.

Troisfontaines, R.: A propos de l'experimentation medicale sur
l'homme (Nouvelle Revue Theologique 101, 1969 S. 631—642).

Verghese, Paul: Humanisierung als Weltproblem (ÖR 18, 1969
S. 193-210).

Verschuer, Ottmar Freiherr von: Nachwort zum Aufsatz von Jochen
Fisdier (Die Innere Mission 57, 1967 S. 298—299).

Wolf, Ernst: Die Versöhnung durch Christus und der Friede auf
Erden (Stimme der Orthodoxie 1969, Heft 6 S. 44-50).

Ziegler, Josef Georg: Moraltheologie nach dem Konzil (ThGl 59,
1969 S. 164-191).

— Theologische Gewifjheitsgrade in der Moraltheologie (TThZ 78,
1969 S. 65-94).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Jacob, Günter: Die Botschaft von dem mitgehenden Gott. Geschichten
und Gestalten des Alten Testaments. Berlin: Evangelische
Verlagsanstalt u. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1968). 129 S. 8°.

Es handelt sich um zehn Predigten, denen ein Psalm und
neun Texte zugrunde liegen, die mit Propheten zu tun haben oder
aus prophetischen' Büchern stammen. Dazu kommen vierzehn
„Berichte vom wandernden Gottesvolk", die Abraham- und Mosegeschichten
in Kurzform homiletisch übertragen. Ob diese ,Berichte
' mündlich vorgetragen wurden, ist nicht ersichtlich.

Mit Recht betont Vf., dafj seine Predigten und Betrachtungen
„im Kraftfeld der heutigen Bibelwissenschaft entstanden" sind.
Sie habe „die Freude am Umgang mit den alttestamentlichen
Zeugnissen gelehrt" (S. 5 f.). Der hermeneutische Schlüssel zur
Ergründung der Texte ist — positiv gesehen — ekklesiologisch und
weltbezogen bestimmt: „Der Weg jenes Volkes durch die zur Zukunft
hin offene und von Anfang an in Welthorizonte gestellte
Geschichte mufj als exemplarisch für den Weg der Christenheit,
und zwar im universalen Gelände der einen Menschheitsschichte
angesehen werden" (S. 6). Entsprechend ist Abraham
„Repräsentant des Volkes Gottes aller Zeiten und Sinnbild der
Kirche aller Jahrhunderte" (S. 75). Negativ sollen die Texte „im
Abweis der religiösen Deutung" ausgelegt werden (S. 5). Was darunter
zu verstehen ist, lassen die Auslegungen im einzelnen recht
unterschiedlich spüren. Beide hermeneutischen Grundtendenzen
hindern jedoch nicht, sehr scharfe und z. T. psychologisch profilierte
und modern wirkende Zeichnungen von Einzelgestalten des
Alten Testaments vorzunehmen. Die in der letzten Generation
häufig geübte christologische Interpretation von Texten tritt
zurück. Wo sie geschieht, dürfte sie — bis auf den Hinweis auf
S. 104 — verantwortbar sein.

Das exegetische Ringen mit den Texten wirkt sich positiv
aus. Weithin wird die explikative Form der Darstellung gewählt,
die infolge ihrer modernen Sprachgestalt indirekt applikative
Kraft gewinnt. Kontext oder vermutlicher Sitz im Leben werden
so plastisch ausgemalt, da5 man es unter erzählerischem Aspekt
gern liest. Freilich ist unter historischem Aspekt manchmal des
Guten zu viel geschehen. Ob z. B. Arnos sein Kap. 8,1—12 überhaupt
und an einem „leuchtend schönen Herbsttag" (S. 23) auf der
Treppe des Betheler Reichsheiligtums im Jahre 750 vor Christi
Geburt vorgetragen hat, ist nicht erwiesen. Und Dan 9,18 wird
man nicht schon im Exil (S. 61), sondern erst später ansetzen
müssen.

Die homiletische Verarbeitung der Texte erfolgt höchst eindringlich
, oft brillant und für jedermann verständlich. Einige
Besonderheiten seien hervorgehoben: Die Sprache ist stark durch
die verschiedenen Ereignisse der letzten vierzig Jahre geprägt,
z. B. KZ, Parteigröfjen, Etappe, Vorausabteilung, Treck, Flüchtling,
religiöse Gefühle, künstliche Monde. Beispiele für dialektische
Rede in nonischen Sätzen und antithetischen Feststellungen sind
reichlich vorhanden. — Die im engeren Sinne theologischen Aussagen
erscheinen gegenüber der Darstellung menschlichen Geschehens
blasser. Gewi§ wird Gott als mitgehender Schöpfer und
Erlöser, dem die Zukunft gehört, bezeugt, aber quantitativ gesehen
oft knapp und nicht immer sehr bildreich. Das fällt etwa
auch bei Texten auf, die von Gottes Gericht (S. 23, 54) und Segen
(S. 80, 84) sprechen. Anders ist das freilich in der ersten Predigt
über Sach 9, 9 (S. 9). - Die traditionelle Kirchlichkeit wird in ihren
Schwächen deutlich gezeichnet, so dafj hier ein besonders klares

— und gewifj manchen bedrückendes — Bild entsteht, das auch
kirchenkundliches Interesse beanspruchen dürfte. Dafj damit nicht
alles zur volkskirchlichen Tradition gesagt worden ist, ist selbstverständlich
. — Gleichmäßig wird das verantwortliche Leben des
Christen im individuellen und sozialen Bereich hervorgehoben.
Häufig wirken jedoch die Paränesen für den individuellen und
gemeindlichen Bereich konturierter als die Hinweise auf das
übrige Leben in der Welt.

Rüdersdorf b. Berlin Friedrich Winter