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Ausgabe:

1970

Spalte:

143-144

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schmaus, Michael

Titel/Untertitel:

Katholische Dogmatik 1970

Rezensent:

Schultz, Werner

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

144

den nicht dadurch gelöst, daß man der eigenen Vergangenheit den
Abschied gibt und unter dem Einfluß einiger fragmentarischer
Äußerungen Bonhoeffers aus seinen letzten Lebensjahren ein „religionsloses
Christentum" (S. 45) aus dem Boden stemmt, sondern
dadurch, daß man den Sinngehalt der tradierten Aussagen befragt
und in neuer Weise zur Sprache bringt. Altizers Buch lebt hinsichtlich
der überlieferten Vorstellungen von Simplifizierungen. Christliche
Theologie und Frömmigkeit haben ihr Verständnis von Gott
nicht nur als „Widerspruch des Lebens" (S. 107) artikuliert, haben
in Gott nicht nur ein fernes, transzendentes, souveränes und teilnahmsloses
Wesen (S. 42) erblickt, sondern neben dem Symbol vom
Deus absolutus und Deus absconditus auch das vom lebendigen
Gott entfaltet. In den massiven und simplifizierenden Alternativen,
die A. vorträgt, erschließt sich der Gehalt der bisher geleisteten
theologischen Arbeit nicht.

Dieser „Versuch eines christlichen Atheismus" ist als Dokument
einer Bewegung innerhalb der gegenwärtigen amerikanischen
Theologie, die auch auf den europäischen Raum übergreift,
wichtig; eine Vergegenwärtigung der biblischen Botschaft in unserer
geschichtlichen Situation aber wird man von ihm nicht erwarten
dürfen.

Mainz Hermann Fischer

Schmaus, Michael, Prof.: Katholische Dogmatik. II. Bd. 1. Halbbd.:
Gott der Schöpfer. 2. Halbbd.: Gott der Erlöser. 6., verm. Aufl.
München: Hueber 1962/63. XXIV, 612 S. u. XXIII, 621 S. gr. 8°. Lw.
DM 29.80 u. DM 32.80.

Während in der 3. und 4. Auflage des 2. Bandes der Katholischen
Dogmatik von Schmaus die Lehre von Gott dem Schöpfer
mit der Christologie verbunden war, ist nun das Thema Gott und
Schöpfer in einem ersten Halbband selbständig erschienen. In formaler
Hinsicht hat die Ausführung dieser Thematik durch Einfügung
zahlreicher Zwischenüberschriften gewonnen. Aber auch
inhaltlich gesehen muß man gegenüber den früheren Auflagen
des Werkes Fortschritte feststellen. Die biblischen Interpretationen
wurden erweitert. Vor allem wurde das Verhältnis von Theologie
und Naturwissenschaft noch ausführlicher behandelt. Hier wäre
freilich noch eine vertiefte Auseinandersetzung beider Bereiche
wünschenswert gewesen. So kommt die Naturphilosophie Teil-
hards de Chardins auf etwa 10 Seiten in umfangreichen Zitaten zu
Wort. Aber eine eigentlich theologische Auseinandersetzung mit
den Prinzipien des hier vorliegenden Werkes wird nicht gegeben.

Bedeutsam, daß der Vf. in seiner Bewertung des Galiläi-Falles
zu dem Ergebnis kommt, daß die Kirche zu jeder Zeit in menschliche
Schwächen und Unvollkommenheiten verstrickt sei. Dieser
Tatbestand widerspricht allerdings der von dem Vf. in dem ersten
Band seines Werkes vorgetragene Lehre von der Unfehlbarkeit
der Kirche.

Das entscheidende Anliegen des ersten Hauptabschnittes des
ersten Halbbandes richtet sich auf die Begriffe Freiheit und Gnade,
Natur und Übernatur, Sünde und Erlösung. In der Analyse dieser
Begriffe kommt deutlich die genuin katholische Grundhaltung des
Vf.s zum Ausdruck. Im Sinn eines Synergismus und Semipelagia-
nismus will der Vf. von einem Mit- und Ineinander des Möglichen
und menschlichen Tuns reden. Die Sünde habe nur die Natur des
Zufälligen wie auch die Erbsünde nur ein Mangel sei.

Trotz dieser Abschwächung der negativen Mächte des menschlichen
Daseins werden diese Bereiche doch so gewertet, daß die
Erlösung des Menschens durch die übernatürliche Gnade als notwendig
erscheint und von einer Erlösung durch Christus geredet
werden muß. Im Mittelpunkt des zweiten Hauptabschnittes des
Werkes steht daher die Christologie.

Die Einteilung der weiteren Ausführungen folgt nach dem
einfachen Schema: Alle nicht biblischen Erlösungslehren sind
Selbsterlösungslehren und alle philosophischen legen den Ton auf
die Erlösung durch eigenes Bemühen. Diese einfache Schematisierung
muß zu groben Entstellungen des Geschichtlichen und Wirklichen
führen, auf die hier nur hingewiesen werden kann. Überhaupt
muß im ganzen gesagt werden, daß die Problematik der
Geschichte im eigentlichen Sinn für die hier vorgetragene Christologie
nicht existiert. Zwar bemerkt der Vf. anfangs mit Recht, daß
Person und Werk Christi nicht zu trennen sind. Aber in seiner
Ausführung trennt er dann doch und behandelt im ersten Teil ausführlich
die Person ganz im Sinne der überlieferten Zweinaturenlehre
und in einem abschließenden zweiten Teil das Werk Christi
im Sinne des munus triplex. Das Resultat muß der unklare Kompromiß
des Chalcedonense sein.

Nur der letzte Teil des zweiten Hauptabschnittes handelt
vom Werk Christi vornehmlich mit dem Thema Christus der Sieger.
Im Gegensatz zu dem lutherischen ,crux sola est theologia nostra'
und im Gegensatz zu der protestantischen Bedeutung des Kreuzes
deutet der Vf. das Kreuz vorwiegend als Genugtuung im Sinne
Anselms. An dieser Sinndeutung des Kreuzes wird besonders der

Abstand des christologischen Denkens in der katholischen und
lutherischen Glaubenshaltung sichtbar.

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