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Ausgabe:

1970

Spalte:

131-132

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Widder, Erich

Titel/Untertitel:

Alte Kirchen für neue Liturgie 1970

Rezensent:

Langmaack, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

132

(S. 52), haben in jedem Falle „zeichenhaften und nicht illustrativen
Charakter" (S. 53). Die an Bildern reichen biblischen Texte stellen
die Motive zur Verfügung.

Unter der Überschrift „Herstellung und Pflege" werden auf
S. 56-67 vornehmlich praktische Empfehlungen gegeben. Die Aufgaben
und Möglichkeiten von Künstlern, Werkstätten, Architekten,
Kunstdiensten und nichtausgebildeten Gemeindegliedern werden
umrissen. Letzteren kann vor allem in der Pflege des Gotteshauses
, seiner Paramente und Geräte ein begrenzter Dienst übertragen
werden.

Ein Literaturverzeichnis (S. 68-70) regt zu weiteren Studien
an. Selbst wenn man in dieser oder jener Frage zu einem anderen
Urteil als der Vf. gelangt, so kann man nur wünschen, daß der
angesprochene Personenkreis sich durch diese Schrift unterrichten
und helfen läfjt.

Leipzig Hartmut Mai

Widder, Erich: Alte Kirchen für neue Liturgie. Wien: Wiener-Dom-
Verlag (1968). 204 S. m. zahlr. Abb. gr. 8°. ö. S. 180.-. (DM 29.50).

Der Wiener Dom-Verlag hat in dem Buch von Erich Widder
ein ganz großes Verdienst an der Klärung heutiger Kirchbaufragen
, und zwar in doppelter Hinsicht: einmal ist ein Thema
aufgegriffen, das gerade im Hinblick auf die mehr und mehr
eingeschränkte Zahl von Kirchenneubauten eine große Rolle spielt
und spielen wird, und zum anderen ist in klarer Ausdeutung die
Konstitution über die Heilige Liturgie und deren Instruktion zur
Durchführung in den Mittelpunkt gestellt.

Gerade die Konstitution sollte allen Konfessionen zu denken
geben, denen die Aufgabe, Kirchen zu bauen oder zu erneuern, vor
die Füße gelegt ist. Es ist erstaunlich, wie konsequent alle Abschnitte
und erst recht die fast 60 Beispiele die neue Liturgie zum
Ausgangspunkt der Überlegungen und Planungen machen. Insofern
ein seltenes Buch, das den notwendigen Zusammenklang von
Bau, Raum und Gottesdienst zur Grundlage macht.

Der Vf. hat sich nun bei aller Voraussetzung der Konzilskonstitution
die besondere Aufgabe gestellt, die neue Liturgie in
alten Kirchen zu ermöglichen, oder - wie der Titel des Buches
heißt: Alte Kirchen für neue Liturgie zu bereiten. Es gelingt ihm
in Text und Bild, manchmal etwas zu einseitig - vielleicht bewußt
- gerichtet, das Problem so auseinanderzufalten, daß jeder,
der die Fragen und Vorschläge sorgfältig studiert, nur Gewinn
davon haben wird.

Sieben Abschnitte sind den praktischen Beispielen mit ihren
Abbildungen und Informationen vorangestellt. An erster Stelle
steht die gerade in der Grundfrage der Veröffentlichung unentbehrliche
Auseinandersetzung von Liturgie und Denkmalpflege.
Und es ist mehr als beherzigenswert, wenn Widder, der selber
Denkmalpfleger ist, schreibt: „Wieder erweist sich, dafj der kirchliche
Denkmalpfleger eine grofje innere Beweglichkeit benötigt,
mit der er in dieser Stunde von zwei Gesichtspunkten, von dem
der Denkmalpflege und von dem der liturgischen Erfordernisse
her, Anregungen und Entscheidungen geben muß" (S. 8).

Es folgt ein Hinweis auf Max Dvorak, der vor 50 Jahren seinen
Katechismus der Denkmalpflege schrieb, und ein geschichtlicher
Durchblick auf diesem Gebiet bis in unsere Tage. Die vom
Vf. eingefügte „Erneuerung als Aufgriff der Tradition" ist ein
gutes Zeugnis für die Gesamthaltung seiner Veröffentlichung. Die
positive Einstellung zu den Konzilsimpulsen erleichtert die Situation
, die in manchen Gemeinden erst aufgelockert werden mußte.
Aber mit der „Entfaltung des Wortgottesdienstes", mit „der volksliturgischen
Opferfeier", mit dem Wunsch nach neugestalteten
liturgischen Orten ergibt sich auch der Wunsch und Wille nach
„Neuordnung des Kirchenraumes oder wenigstens des Altarraumes
" (S. 16). Nunmehr geht es um eine Erneuerung, um eine
Reform, die „nicht mehr als isoliertes Tun des Klerus gilt, sondern
als Werk einer geordneten Gemeinschaft" (S. 19), und dieses
wiederum prägt den zukünftigen Raum oder Altarraum.

Die Gesetzlichkeit der früheren Rubriken ist aufzugeben zugunsten
einer Offenheit und eines natürlichen Wachstums. Wie es
denn in der Instruktion zur Durchführung der Konstitution vom
26. 9. 1964 heißt:

„Werden Kirchen gebaut, erneuert oder eingerichtet, so ist
sorgfältig darauf zu achten, daß sie sich für eine wesensgerechte
Feier der heiligen Handlung je nach deren Sinn und Anlage und
für die Verwirklichung der tätigen Teilnahme der Gläubigen als
geeignet erweist" (S. 22).

Ein Satz, der - geradezu klassisch - sich auch für die Bauten
und Räume der anderen Konfessionen anwenden ließe bis hin zu
den modernen Experimenten mit flexiblen Räumen. Diesem Satz
haben sich nicht nur die Gemeindevertretungen, nicht nur die
Architekten, sondern eben auch die Denkmalpfleger zu stellen.
Sie suchen, „mit welchen Maßnahmen den Wünschen der Konstitution
am besten Rechnung getragen wird" (S. 25).

Nachdem Widder in einigen „Grundsätzen der Umgestaltung"
Hilfen gibt, und auch Hinweise zur rechten Einbindung der liturgischen
Orte, widmet er sich in einem größeren Abschnitt der
„Gestaltung der neuen liturgischen Orte".

„Der Altar ist kein einfacher Ausstattungsgegenstand, sondern
muß als Notwendigkeit von seinem Wesen her realisiert werden"
(S. 33).

„Die populäre Anschauung, daß das eigentliche Kennzeichen
einer katholischen Kirche der Tabernakel auf dem Hochaltar sei,
ist nun - ungültig geworden" (S. 33). So wird die Stellung des
Tabernakel wandelbar. „Eine sehr wesentliche Nahtstelle von
Altar- und Gemeinderaum ist der Ort der Kommunionsspendung.
Hier ist eine Trennung durch Chorschranken letztlich gegen den
tieferen Sinn der Konstitution" (S. 35).

Im Zusammenhang mit den Orten des Bußsakramentes, den
Beichtstühlen, ist von Bedeutung, daß man auch bereit ist, statt
dessen „Aussprachezimmer" zu schaffen.

Auch in der evangelischen Kirche wird der Gebrauch der
Einzelbeichte zwar neu gepflegt, aber es ist doch zu beobachten,
daß sich eine Verlagerung zum zielbewußten seelsorgerischen Gespräch
anbahnt, wofür geeignete Räume bereitgestellt werden
müßten.

Eine Fundgrube und stellenweise ein Genuß sind die Abbildungen
von erneuerten alten Kirchen. Widder ordnet seine Beispiele
, die nicht nur österreichische sind, chronologisch und kommt
damit an die schwierigen und an die weniger schwierigen heran.
Durch die Abbildungen des Zustandes vor den Erneuerungen wird
der Gebrauch des Buches nutzbringender, als wenn nur gelungene
Verwandlungen gezeigt würden. Und in der Tat, es sind zum Teil
Verwandlungen mit Eingriffen in die vorhandene Pseudosubstanz
alter Räume, so daß man nur bewundernd vor dem Mut der Gemeinden
, der Architekten und nicht zuletzt der Denkmalpfleger
steht.

Es sind fast ausschließlich Innenräume gezeigt, was ja auch
dem Sinn des Werkes entspricht, an einer Stelle ist auch eine
durchgreifende Fassadenänderung gewagt im Beispiel der
Mehrauer Zisterzienserkirche (S. 178/179). Die Grundrißzeichnungen
mit den deutlich gemachten liturgischen Orten sind eine unentbehrliche
Hilfe bei der Durcharbeit.

Die Fülle des Gebotenen kann nicht in allen Teilen gleichwertig
sein. Es ist auch nicht im Sinne des Buches, wenn der
Rezensent anfinge, zu werten. Die Beispiele sind wenig vergleichbar
, und jede Aufgabe, auch zukünftiger Gestaltung, wird immer
wieder anders liegen.

Der Kreis, dem Erich Widders „Alte Kirchen für neue Liturgie"
dienlich sein kann, ist kein kleiner. Mögen sich viele finden, die
sich in ihn einreihen.

Hamburg Gerhard Langmaack

Brandenburg, Hugo: Christussymbole in frühchristlichen Bodenmosaiken
(RQ 64, 1969 S. 74-138).

Brunner, Hans Heinrich: Kirchenbau ohne Illusionen (KuK 32,
1969 S. 106-108).

Christern, Jürgen, und Katharina Thiersch: Der Aufriß von Alt-

St.-Peter. 2. Teil (RQ 64, 1969 S. 1-34).
Fink, Josef: Lazerus an der Via Latina (RQ 64, 1969 S. 209-217).
Nikolasch, Franz: Zur Deutung der „Dominus-legem-dat'-Szene

(RQ 64, 1969 S. 35-73).
Söhngen, Oskar: Begegnung von Architektur und Theologie (KuK

32, 1969 S. 99-101).

NATURWISSENSCHAFT UND GLAUBE

Rust, Eric C.: Science and Faith. Towards a Theological Under-
standing of Nature. New York: Oxford University Press 1967.
330 S. 8°. Lw. $ 6.50.

Das Problem von Naturwissenschaft und Theologie, hierzulande
seit der hermeneutischen Renaissance in den Hintergrund
gerückt, hat in der angelsächsischen Welt der Gegenwart noch
immer erhebliche Aktualität. Die Gründe dafür dürften vielschichtig
sein; ihnen wird jedoch in der vorliegenden Arbeit
nicht nachgegangen. Vielmehr stellt sie einen Versuch dar, das
Trennende und Gemeinsame beider Wissenschaften herauszustellen
, wobei sich das theologische Denken des Vf.s, Professor
für Christliche Philosophie am Southern Baptist Theological
Seminary in Louisville (Kentucky), wie er selbst eingangs angibt,
um die Inkarnation und den Gedanken eines kosmischen Christus
konzentriert (S. VII).

Dem Vorhaben entsprechend teilt der Vf. sein Buch in zwei
Hälften ein. Der erste Teil (Offenbarung und Naturwissenschaft -
Zwei Sprachwelten, S. 3-141) hat das Unterschiedliche von naturwissenschaftlicher
und religiöser Erkenntnis im Blick. Rust entfaltet
zunächst auf etwas mehr als dreißig Seiten eine Skizze der
Geschichte des naturwissenschaftlichen Denkens und der darin