Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1970

Spalte:

130-131

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Rietschel, Christian

Titel/Untertitel:

Paramente und Geräte des evangelischen Gottesdienstes 1970

Rezensent:

Mai, Hartmut

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

129

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

130

mehr kommen wir so „erst richtig an die strittige Sache heran und
damit an das eigentliche Problem von Verstehen und Verständigung
". Durch die Konfessionen und überhaupt überall, wo die
Verstehensdifferenzen in die Tiefe gehen, wird dem Verstehen
eine besonders komplizierte Aufgabe gestellt. E. weist auf folgende
Punkte hin: 1. Die Konfessionen stellen umfassende Ver-
stehensganzheiten dar. Sie sind »selbst bestimmte Weisen des
Verstehens" (S. 11). - 2. Die Wesensbestimmung der Konfessionen
ist „eine ungemein schwierige Aufgabe geschichtlicher Interpretation
" (S. 12). Der Protestantismus ist „ein Konglomerat mit unscharfen
Grenzen", und „die geschichtliche und gegenwärtige
Differenziertheit" des Katholizismus ist sehr groß (S. 13). - 3. Die
konfessionelle Kontroverse betreibt zwar, verhindert aber zugleich
auch die Verständigung über sie. „Es wäre schon viel erreicht,
wenn man sich wenigstens über die Bestimmung des Gegensatzes
verständigen könnte. Sogar dies will jedoch nur schwer gelingen".
Man geht „mit verschiedenen Denkweisen, in verschiedenen
Sprachen aufeinander" zu (S. 16). Aber der Versuch, die Verschiedenheit
der Sprachen in Rechnung zu stellen und den Gegensatz
wcgzuinterpretieren, bleibt unbefriedigend. Man „sollte sich der
Tatsache nicht Verschliefjen, daß die Frage, was es um den christlichen
Glauben ist . . ., nie so zentral und entscheidungsschwer
gestellt worden ist wie durch die Reformation ... Sie könnte nur
dann als überholt und erledigt angesehen werden, wenn sie überboten
würde" (S. 18).

E. schließt mit der Warnung, „die echte ökumenische Chance
heute zu verpassen" (S. 19). Dies geschieht „in alarmierender
Weise überall da", „wo Verständigung betrieben wird ohne Verstehen
der Tiefe des Gegensatzes, und wo das Interesse an der
Einheit die Wahrheitsfrage überspielt" (S. 19 f.). Statt dessen hat
die Verständigung der Konfessionen „dies als Kriterium, daß es zu
hilfreicher Begegnung mit den Aufgaben des Verstehens und der
Verständigung unter den Menschen überhaupt kommt" (S. 19). Die
christliche Ökumene muß auf die Menschheitsökumene zielen.
Holle/Saale Erdmann Schott

Allmen, Jean-Jacques von: Unam Sanctam - Vatican II (RThPh
102. 1969 S. 115-117).

Badjor, Wassili: Die Frau und ihre Stellung in der orthodoxen
Kirche (Stimme der Orthodoxie 1967, H. 5 S. 55-57).

Bertrand, Claude-Jean: L'Eglise d'Angelterre et l'Eglise methodiste
anglaise (RHPhR 47, 1967 S. 225-260).

Dietzfelbinger, Wolf gang: Katholisch für Evangelische. Kurzer
Unterricht über den Katholizismus nach dem Zweiten Vatika-
num. München: Claudius Verlag [1969]. 107 S. 8°. Kart. DM 5 80.

Eggenberger, Oswald: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen
Vereinigungen. Ein Handbuch. Zürich: EVZ-Verlag [1969). XII.
156 S. 8° = Veröffentlichung der Evang. Orientierungsstelle:
Kirchen, Sondergruppen, religiöse Bewegungen. Lw. DM 13.80.

Fransen, P.: ,Geloof en zeden': notitie over een veelgebruikte
formule (Resume: La formule ,foi et moeurs') Tijdsschrift voor
Theologie 9, 1969 S. 315-326).

Frieling, Reinhardt: Vorschlag für eine vorläufige evangelischkatholische
Mischehenvereinbarung (MdKI 20, 1969 S. 27—32).

Gerstmann, Günter: Agion Oros - Der Heilige Berg Athos (Stimme
der Orthodoxie 1969, H. 8 S. 62-64).

Godel, Willibrord: Die Entwicklung des römischen Kultverständnisses
vom Frühmittelalter bis zum II. Vatikanischen Konzil (Una
Sancta 21, 1966 S. 162-174).

Golterman, W. F.: De libertate religiosa (NedThT 23, 1969 S. 438-
449).

Grote, Heiner: Die katholischen Rechte seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil (MdKI 20, 1969 S. 41-50).

Grünewald, Johannes: Kirchliche Gemeinschaft. Ein Beitrag zur
Theologie des römischen Ökumenismus (MdKI 20, 1969 S. 65-
70).

Haarsma, F.: Over de gezagsuitoefenig in de kerk (Summary:
Exercise of authority in the church) (Tijdsschrift voor Theologie
9, 1969 S. 344-368).

Häring, Bernard: Freedom and Authority in the Catholic Church
(Dialog 7, 1968 S. 96-102).

Hohlwein, Hans: Die große Wende - oder: verhindertes Aggior-
natnento: Überblick über Bücher zum Zweiten Vatikanischen
Konzil - Vierte Sitzungsperiode (Pastoraltheologie 56, 1967
S. 460-469).

Lilicnfcld Fairy von: Römisch-katholische und Orthodoxe Kirche

nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und „Orientalium eccle-

siarum" (MdKI 20, 1969 S. 21-27).
Luislampe, Pia: Eigenart des benediktinischen Mönchtums (Erbe

und Auftrag 45, 1969 S. 370-385).
Micskey, Koloman N.: Kritischer Katholizismus (MdKI 20, 1969

S. 50-55).

Müller, Ludolf: Orthodoxie und Protestantismus (Una Sancta 21,
1966 S. 46-54).

Pfister, Paul F.: Die Stellung Marias im Heilsgeschehen. Die
römisch-katholische Auffassung und der notwendige Dialog
(IKZ 59, 1969 S. 161-191).

Rahner, Karl: Schisma in der katholischen Kirche? (StZ 184, 94. Jg.
1969 S. 20-33).

Rambaldi, Giuseppe: Natura e missione del Presbiterato nel de-
creto „Presbyterorum Ordinis" (Gregorianum 50, 1969 S. 239-
260).

Seckler, Max: Die Theologie als kirchliche Wissenschaft nach
Pius XII. und Paul VI. (ThQ 149, 1969 S. 209-234).

Vogel, P. H.: Die Revision des Kommuniongottesdienstes in den
verschiedenen Provinzen der anglikanischen Kirchengemeinschaft
(IKZ 59, 1969 S. 212-232).

Wettig, Gert: Aufgaben des russischen orthodoxen Gemeindegliedes
(Stimme der Orthodoxie 1967, H. 6 S. 59-60).

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Rietschel, Christian: Paramente und Geräte des evangelischen
Gottesdienstes. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
(1968). 71 S. 8° = Handbücherei für Gemeindearbeit, hrsg. von
A. Funke, W. Hahn, A. Niebergall, H.-W. Surkau, 43. Kart. DM
6.50.

„Dem Küster, dem Kirchenältesten, dem Pfarrer, dem helfenden
Gemeindeglied, ebenso auch dem Architekten, Kunsthandwerker
und Werkstattleiter ist diese Schrift zugedacht" (S. 66).
Dieser Bestimmung wird die vorliegende Schrift gerecht. Die Darbietung
theologischer, künstlerischer und praktischer Gesichtspunkte
des Themas in übersichtlicher und allgemeinverständlicher
Form ist auf begrenztem Räume geglückt, ohne daß man den Eindruck
einer Verkürzung gewinnt.

Auf S. 5-18 werden zuerst die Grundlagen dogmatisch, liturgisch
, historisch und künstlerisch geklärt. Vorausgesetzt ist die
durch Bekenntnis und Tradition des Luthertums geprägte Kirche.
Der Altarschmuck gehört zu den Adiaphora, hat eine dem eigentlichen
Auftrag des Gottesdienstes untergeordnete Funktion, ist
Zeichen des Zeichens. Die Paramente sind zugleich „Umkleidung,
Verhüllung für den Gottesdienst bestimmter heiliger Geräte und
Personen" (S. 7). Schließlich sind sie „Zeichen des Opfers und des
Dankes der Gemeinde" (S. 8). Auch am Ende der Schrift hat R.
sein theologisch-liturgisches Anliegen noch einmal klar ausgedrückt
, wenn er in Abgrenzung gegen einseitige Auffassungen
unserer Zeit betont, daß die Gemeinde ihrem missionarischen Auftrag
in der Welt nur gerecht wird, „wenn sie sich sammelt unter
dem Zeichen dieses Herrn. Die Mitte ihres Lebens findet die Gemeinde
in ihrem Gottesdienst, unter der Kanzel und am Altar,
ihren Lebensraum im Alltag der täglichen Bewährung . . . Wir
müssen versuchen, dieser Gemeinde wieder Feste und Feiern zu
bereiten, nicht nur Wohn- und Werkstätten ihrer Aussendung"
(S. 66). R. zeigt, wie die Gemeinde die Aufgaben der Beschaffung,
Herstellung und Pflege des Altarschmuckes am besten wahrnimmt.
Das geschieht an Hand dessen, was gegenwärtig als gültig in Gestaltung
von Parament und Gerät angesehen werden kann, und
in behutsamer Weiterführung über den Stand des Erreichten hinaus
. Zu den wichtigsten theologischen und künstlerischen Maßstäben
gehört der Dienstcharakter, „Zurückhaltung und Bescheidung
in Farbe, Form und Gestalt" (S. 15) und Qualität in Material
und Herstellung.

Von Paramenten (Altarbehänge, liturgische Gewänder, Wandbehänge
und Teppiche) handeln S. 19-31. Trotz bestimmter Leitlinien
wird gerade hier gesetzliche Enge vermieden. Bei den Ante-
pendien z. B. ist für Anzahl, Maße, Technik, Verwendung von Bild-
und Sinnzeichen Spielraum gelassen. In Anknüpfung an in den
deutschen lutherischen Kirchen noch vorhandene Reste liturgischer
Kleidung werden Wege gesucht, um die Vorherrschaft des schwarzen
Talars zu überwinden.

Unter den auf S. 32-43 behandelten Geräten bieten diejenigen,
die für Abendmahl, Taufe und den Gottesdienst (Kerzen, Leuchter,
Altarvascn, Opferschalen, Nummerntafeln) bestimmt sind, nicht
die gleichen Probleme wie Kreuz und Kruzifix (S. 39-43). Die von
R. begrüßte gegenwärtige Entwicklung wird durch folgende Sätze
charakterisiert: „Die Gemeinde von heute . . . findet in dem unbesiegten
Kreuz', der crux invicta der früheren Kirche, wieder das
Zeichen ihres eigenen Bekenntnisses, unter dem sie in den Dienst
Gottes genommen wird. Mehr und mehr verdrängt das kleine
liturgische Kreuzzeichen, aus edlem Material gefertigt, das Kruzifix
von vorgestern und das leere Hochkreuz von gestern" (S. 42).

S. 44-55 ist den Gestaltungsmitteln gewidmet (Werkstoffe
und Naturschmuck, Licht und Farbe, Bild und Zeichen). Wenn auch
die natürlichen Werkstoffe bevorzugt werden, so sind doch die
künstlichen nicht auszuschließen. Der traditionelle liturgische
Farbenkanon wird zwar festgehalten, jedoch um seiner historischen
Bedingtheit willen nicht absolut gesetzt. Bilder und Zeichen
müssen im „Einklang mit andern Mitteln der Architektur stehen"