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Ausgabe:

1970

Spalte:

105

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Malatesta, Edward

Titel/Untertitel:

St. [Saint] John's gospel 1970

Rezensent:

Demke, Christoph

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105

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

106

In der Gottesfurcht vollendet sich das Werk der Heiligung,
oder wie es nach P48 in 2 Kor 7,1 heißt: in der Gottesliebe.
Das ist keine .marcionitische' Korrektur, sondern unwillkürlicher
Einfluß der häufigen paulinischen Formel. Denn Furcht und Liebe
gehören in der Verkündigung des Paulus zusammen. So ist
.Furchf im theologischen Sprachgebrauch des Paulus ein dialektischer
Begriff; denn sie wurzelt in der Liebe Gottes zu den
Menschen, wie sie sich im Opfer des Sohnes offenbart, und sie
wirkt im Menschen die Liebe zu Gott als letzte und höchste Erfüllung
der Gottesfurcht, die die Sphäre ist, in der sich die Bemühung
um das ewige Heil vollzieht. So erfährt der Glaubende in
großer Freude Freiheit und Gewißheit der Gotteskindschaft.

Von diesen Voraussetzungen aus erhält auch das Problem der
.Gottesfürchtigen' eine bestimmte Beleuchtung. Grundsätzlich wird
dabei neben dem ethischen das liturgische Element, das ursprünglich
hinter dieser Bezeichnung des frommen Israeliten steht,
hervorgehoben. Die Bezeichnung entspricht der behandelten Formel
und bezieht sich auf die religiöse Haltung des Menschen, die
zugleich auf Gott und die Mitmenschen ausgerichtet ist. Von daher
muß auch der verschiedenartige neutestamentliche Sprachgebrauch
verstanden werden, in dem die Abgrenzung gegenüber den .Heiden'
sich auflöst und das Katechumenat der christlichen Gemeinde sich
vorbereitet.

Die exegetischen und theologischen Ausführungen zu den
einzelnen Stellen haben ihren besonderen Wert in der einheitlichen
und doch nicht einseitigen aufmerksamen Beachtung des Zielgedankens
der Untersuchung: Paulus, der die Gottesfurcht als
theologischen und ethischen Grundsatz des Glaubens verkündet,
ist wie Johannes zugleich denkender Theologe und Träger der
Botschaft von der Liebesmacht und dem Liebeswillen Gottes, die
er von der Passion Jesu her in Heil und Erlösung der Menschen
verwirklicht findet und somit in ihrem Wesen und ihrer Bedeutung
am tiefsten erfaßt. In diesem Sinne bemüht sich der Vf. um
ein eindringendes Verständnis des paulinischen Glaubenszeugnisses
im Zusammenhang der Bibel Alten und Neuen Testaments.
Es ist das Geheimnis von der unendlichen Liebe Gottes, das so mit
Hilfe der Idee der Gottesfurcht umschrieben und erläutert werden
soll. So bildet die exegetische Untersuchung zugleich einen Beitrag
zu einer biblisch begründeten ökumenischen Theologie in der
Gegenwart.

Bibliographie und Register erleichtern die Benutzung der
Untersuchung und dienen der Weiterarbeit.

Gießen Georg Bertram

Malatesta, Edward, S. J.: St. John's Gospel 1920-1965. A Cumula-
tive and Classified Bibliography of Books and Periodical
Literature on The Fourth Gospel. Rom: Pontifical Biblical
Institute 1967. XXVIII, 205 S. gr. 8° = Analecta Biblica Investi-
gationes scientificae in res biblicas, 32. Lire 3.600.— ($ 6.—).
Die Pflicht zur Anzeige dieses Bandes ist heute schon eine
Pflicht des Dankes für ein handliches Hilfsmittel, das sich für die
Orientierung über die umfangreiche Literatur zum Johannes-
Evangelium schon vielfach bewährt hat.

Die Bibliographie ist aufgebaut auf dem „Elenchus Biblio-
graphicus" der Zeitschrift „Biblica". Dementsprechend setzt sie
mit dem Jahre 1920, dem ersten Erscheinungsjahr der .Biblica",
ein. Zusätzlich ist der .Elenchus Suppletorius" von „Verbum
Domini" (1960-1966) benutzt. So sind Bücher, einschlägige Buchteile
und Aufsätze zum Joh.-Evangelium berücksichtigt, und zwar
nicht nur fachwissenschaftliche Arbeiten, sondern auch meditative
und Erbauungs-Literatur. Zu den einzelnen Titeln sind die Rezensionen
verzeichnet.

Die Titel sind nach einer sehr detaillierten, systematischen
Ordnung und innerhalb derselben chronologisch aufgeführt. Übersetzungen
der Werke sowie Wiederabdrucke sind mitgenannt, auf
Neubearbeitungen machen Querverweise aufmerksam. Die spezifizierte
Systematik, die im Inhaltsverzeichnis ausgewiesen wird,
erlaubt es dem Vf., am Schluß des Bandes sich auf zwei Autorenregister
(für eigenständige Arbeiten und Rezensionen gesondert)
zu beschränken.

Natürlich erleichtert die Systematik das Nachschlagen; sie
erfordert aber vom Benutzer auch ein genaues Studium derselben.
M. E. würde die Handhabung erleichtert, wenn nicht nur für einzelne
Titel, sondern auch für ganze Sachabschnitte Querverweise
angegeben würden, zumal das Buch nicht nur Fachleuten und
solchen, die es werden wollen, sondern einem möglichst weiten
Benutzerkreis dienen will.

Daß zwei Aufsätze über den sog. anti-marcionitischen Prolog
zum JohEv (Nr. 1085. 86) unter exegetischen Arbeiten zu speziellen
Abschnitten, Kapitel 1: der Prolog, aufgeführt werden, ist unglücklich
und wohl darauf zurückzuführen, daß teilweise das bibliographische
Hauptstichwort (hier -, der Prolog) zu einseitig die Einordnung
der Titel bestimmt.

Potsdam Christoph Demke

Schürmann, Heinz, Priv.-Doz. Dr. theol.: Der Paschamahlbericht

Lk 22 (7-14). 15-18. I. Teil einer quellenkritischen Untersuchung
des lukanischen Abendmahlsberichtes Lk 22, 7-38. 2. Aufl. Münster
/W.: Aschendorff (1968). XXXI. 123 S. gr. 8° = Neutestamentl.
Abhandlgn, hrsg. v. M. Meinertz, XIX Bd., 5. Heft. Kart. DM 14.80.
Die Notwendigkeit einer zweiten (fotomechanischen) Auflage
dieser in ThLZ 80, 1955, 156 f. besprochenen Arbeit zeigt, wie hilfreich
sie für die Forschung geworden ist. Einige Versehen sind
verbessert: ich bin z. B. S. 1 aus Anm. 1 in Anm. 2 befördert worden
(warum ThZ statt TZ wie sonst?) oder S. 12, Anm. 197 ist Lk 14
in Lk 22 verbessert worden. Stehen blieb: S. 45, Anm. 200 par
statt pas, S. 51 pendantisch, S. 66 die zwei Anmerkungen 292, denen
nur ein Text entspricht, S. 70 Letzmaligkeit, S. 115 Eigennahmen,
S. 120 Mk 11,1-7 ff. (zweimal), auch das häßliche 1 Kor 23 auf
S. 3, wo Kap. 11 vorher noch nie erwähnt wurde. Der Wert des
Inhalts wird dadurch nicht gemindert.

Zürich Eduard Schweizer

Allmen, Daniel von: Des christologies de l'Eglise primitive ä la
christologie de Jesus (RThPh 100, 1967 S. 259-266).

Blank, Josef: Eucharistie und Kirchengemeinschaft nach Paulus
(Una Sancta 23, 1968 S. 172-183).

Bruins, Evert M.: The Number of the Beast (NedThT 23, 1969
S. 401-407).

Ciavier, Henri: Tentation et „Anamartesie" dans le Nouveau Testament
(RHPhR 47, 1967 S. 150-164).
Feuiliet, A.: Le logion sur la rangon (RSPhTh 51, 1967 S. 365-402).
Gamba, Giuseppe Giov.: Struttura letteraria e significato funzio-

nale di Mt. 3,1-4 (Salesianum 31, 1969 S. 234-264).
Grossouw, W. K.: De vrijheid van de Christen volgens Paulus

(Summary: Christian liberty aecording to Paul) (Tijdschrift voor

Theologie 9, 1969 S. 269-283).
Hagemeyer, Oda: Eingepflanzt dem Gleichbild seines Todes (Erbe

und Auftrag 45, 1969 S. 179-185).
Jacobs, T.: De christologie van de redevoeringen der Handelingen

(Bijdragen 28, 1967 S. 177-196).
Kertelge, Karl: Die Funktion der Zwölf im Markusevangelium

(TThZ 78, 1969 S. 193-206).
Kertelge, Karl: Verkündigung und Amt im Neuen Testament

(Bibel und Leben 10, 1969 S. 189-198).
Leenhardt, Franz-J.: Les fonetions constitutives de l'Eglise et de

l'.Episcope" selon le Nouveau Testament (RHPhR 47, 1967

S. 111-149).

Mikat, Paul: Die Bedeutung der Begriffe Stasis und Aponoia für
das Verständnis des 1. Clemensbriefes. Köln-Opladen: Westdeutscher
Verlag [1969]. 40 S. gr. 8° = Arbeitsgemeinschaft für
Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Geisteswissenschaft,
155. Kart. DM 6.50.

Schelkle, Karl Hermann: Lohn und Strafe nach dem Neuen Testament
(Bibel und Leben 10, 1969 S. 89-95).

Stalder, Kurt: Die Nachfolge der Apostel (IKZ 59, 1969 S. 192-211).

Strecker, Georg: Die historische und theologische Problematik der
Jesusfrage (EvTh 29, 1969 S. 435-476).

Vanhoye, A.: Le Christ, grand-pretre selon Heb. 2,17-18 (Nouvelle
Revue Theologique 101, 1969 S. 449-474).

Vicentini, J. I.: Historia de la salvacion en San Pablo? (Stromata
24, 1968 S. 313-322).

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Krumwiede, Hans-Walter: Zur Entstehung des landesherrlichen
Kirchenregimentes in Kursachsen und Braunschweig-Wolfen-
büttel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (1967). 265 S. 8" =
Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens, 16.

Dieser Beitrag führt außerordentlich eindrücklich zwei konkrete
Beispiele zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments
vor Augen und rückt damit das Problem aus der Sphäre
von Pauschalurteilen. Zugleich zeigt er, daß die nach jahrhundertelanger
und vor allem jüngster Erfahrung durchaus begründete
Aversion gegen obrigkeitliches Kirchenregiment nicht anachronistisch
auf die Verhältnisse des 16. Jahrhunderts übertragen werden
darf.

Einleitend wird die bisherige Meinung der Forschung über
Luthers Stellung zum landesherrlichen Kirchenregiment zusammengefaßt
. Zu Wort kommen R. Sohm, K. Rieker, P. Drews,
H. Hermelink, K. Müller, K. Holl, C. A. H. Burkhardt, K. Pallas,
G. Holstein, J, Heckel, Erik Wolf und O. Friedrich. Die Arbeit bestätigt
dann, ergänzt oder korrigiert die Ansichten dieser Forscher.

Wie Müller und Holl geht Vf. von den wichtigsten kursächsischen
Dokumenten der Jahre 1527/28 aus, nämlich der kurfürstlichen
Visitationsinstruktion von 1527 und Melanchthons
„Unterricht der Visitatoren" von 1528 mit der zugehörigen Vor-