Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1970

Spalte:

87-90

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Wort und Welt 1970

Rezensent:

Niebergall, Alfred

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

87

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 2

88

genannten Aufsatz, sondern allen wissenschaftlichen Arbeiten
H. H. Rowleys.

1 Vgl. Rev. A. S. Clement, Dr. H. H. Rowley Missionary and Scholar (Missionar
/ Herald Dec. 1919. S. 186. 190).

* Supplements to Vetus Testamentum, Volume III, Leiden 1955.

3 Vetus Testamentum w'rd die vollständige Rowley-Bibliographie bringen,
sie wird auch als Sonderdruck zu haben sein.

4 Verzeichnis der in dem vorliegenden Aufsatz verwendeten Abkürzungen:
AJSL -- American Journal of Semitic Languages and Literatures; Biblica =
Biblica. Commentarii ad rem biblicam scientifice investigandam; BASOR
Bulletin of the Americin Schools of Oriental Research; BJRL — Bulletin of the

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

iHertzsch, E.:] Wort und Welt. Festgabe für Prof. D. Erich Hertzsch
anläßlich der Vollendung seines 65. Lebensjahres. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1968). 336 S., 1 Porträt, 8 Taf. gr. 8°. Kart. M 22.-.
Der vorliegende Band, dem langjährigen Praktischen Theologen
in Jena gewidmet, vereinigt dreißig Beiträge inländischer
und ausländischer Gelehrter, die sich in der Mehrzahl naturgemäß
mit Fragen der Praktischen Theologie beschäftigen. Wir wollen
unsere Besprechung mit den Abhandlungen beginnen, die das
eigentliche Forschungsgebiet des Jubilars betreffen, nämlich die
Liturgik. Denn er hat als ersten Teil eines Kompendiums der
Praktischen Theologie 1956 eine Liturgik veröffentlicht, an die
zu erinnern Anlaß genug besteht, und 1959 ein Evangelisches
Brevier herausgegeben. Wie sehr ihn die Fragen des Gottesdienstes
beschäftigt haben, ergibt sich aus der in ThLZ (87, 1962, 309 f.) veröffentlichten
Bibliographie (vgl. auch ebenda 92, 1967, 317 f.).

Demzufolge ist unter den Beiträgen der „Festgabe" der schöne
Aufsatz von W. N a g e 1 über „Das gottesdienstliche Gebet als Erbe
und Aufgabe" zu nennen. Er geht den „Baugesetzen" der liturgischen
Gebete nach, unterscheidet vier Gruppen von gottesdienstlichen
Gebeten, nämlich das Lob- und Dankgebet, das Bittgebet,
das freie Beten und die Gebetslieder, wendet sich besonders der
sog. Kollekte und dem Allgemeinen Kirchengebet mit seinen drei
Möglichkeiten als Prosphonese, Ektenie und diakonisches Gebet
zu und richtet seine besondere Aufmerksamkeit mit Recht auf die
Frage der Gebetssprache und das Problem des freien Gebets.
Vielleicht wäre es angebracht, das so problematische Credo deutlicher
als bisher als einen Gebetshymnus zu verstehen. W. R u p p -
recht berichtet kenntnisreich und kritisch über „Die liturgische
Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils". Was das Konzil an
Neuerungen bringt, hat eine lange Vorgeschichte. Das entscheidende
neue Prinzip ist das der participatio des Volkes. Obgleich
vieles getan wurde, die „volle, bewußte und tätige Teilnahme" der
Gemeinde zu verwirklichen, bleiben trotzdem große Unterschiede
zwischen der römischen Messe und dem evangelischen Gottesdienst
bestehen. Nach wie vor haben wir es mit einem „stark dinglichen
Meßverständnis" zu tun; die Verkündigung im reformatorischen
Sinn ist wenigstens prinzipiell in der römischen Kirche nach wie
vor kaum möglich. Freilich ist auch eine entscheidende Kritik an
der Reform des lutherischen Agendenwerks anzumelden. - Auch
die beiden Abhandlungen aus Schweden beschäftigen sich mit
liturgischen Problemen. A. Andren („Zur Frage der Einweihung
des Kirchengebäudes und der Bedeutung des Kirchenraumes")
stellt fest, daß die Einweihung von gottesdienstlichen Räumen
sich erst seit dem 4. Jh. findet, daß „das älteste Kircheneinweihungsritual
der römischen und östlichen Kirche sich ganz einfach aus
dem christlichen Begräbnisritual entwickelt" (S. 12) und daß die
Reformation in Deutschland und in Schweden an die Stelle des
leidenschaftlich bekämpften Unterschiedes zwischen sakral und
profan ein „Funktionsdenken" im Hinblick auf Bedeutung und
Einweihung von kirchlichen Gebäuden setzt. Schade, daß der Vf.
für seine interessanten Thesen auf Belege verzichtet! — S. K j ö 1 -
1 e r s t r ö m bespricht die „ Alternatim-Praxis in der schwedischen
Kirche"; darunter ist der Wechselgang im Gottesdienst zu verstehen
, der von der Reformationszeit an, vor allem aber im 17.
und 18. Jh. als „Wechselgesang zwischen Männern und Frauen in
Schweden . . . der typische Gemeindegesang vor allem auf dem
Lande war" (S. 167); er hat als ein sehr wichtiges Hilfsmittel zu
gelten, „um Frauen und Männern die evangelischen Lieder beizubringen
und die gesamte Gemeinde aktiv an der Gottesdienstfeier
teilnehmen zu lassen" (S. 167). Erst im 19. Jh. mußte dieser
Wechselgesang dem einstimmigen Choralgesang weichen. - In
diesem Zusammenhang sei der Beitrag von H. J u r s c h „Traditionsort
und Aussagekraft moderner Judasbilder" erwähnt, der
erkennen läßt, wie sehr moderne Künstler sich von dieser rätselhaften
Gestalt angezogen fühlen, ohne freilich allzu genau auf den
biblischen Kontext zu achten. Das moderne „Judasbild mit seinem
metaphysischen Hintergrund wird kommenden Zeiten einen EinJohn
Rylands Library; BZAW -- Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestament-
liche Wissenschaft; ET = Expository Times; EThL = Ephemerides Theologicae
Lovanienses; Exp = The Expositor; HibJ =» Hibben Journal; HThR - Tri»
Harvard Theological Review; HUCA m Hebrew Union College Annual; Interpretation
= Interpretation. A Journal of Bible and Theology; JBL — Journal
of Biblical Litarature and Exegesis; JNES —- Journal of Near Eastern Studies;
JQR — Jewish Quarterly Review; JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society;
JSS = Journal of Semitic Studies; JThS — Journal of Theological Studies;
OTS = Oudtestamentische Studien; PEQ = Palestine Exploration Quarterly;
ThZ = Theologische Zeitschrift, Basel; VT — Vetus Testamentum; ZAW -----
Zeitschrift für die Alttestamentlicho Wissenschaft; ZDMG Zeitschrift der

Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.

druck von dem vermitteln, was diese Gestalt unserer Gegenwart
an Rätseln aufgegeben hat" (S. 161).

Einige Beiträge handeln von grundsätzlichen und praktischen
Fragen der Homiletik. K. Fror geht in seinem Aufsatz „Die
Verantwortung der Theologie für die Predigt" davon aus, daß die
neutestamentlichen Texte als Predigt in einer bestimmten geschichtlichen
Situation zu verstehen sind, so daß „jede Predigt,
die wir halten, der Situation nach den gleichen Vorgang wiederholt
, der in der Überlieferungsgeschichte schon immer wirksam
gewesen ist" (S. 81), allerdings nicht im Sinne einer Identität, sondern
einer Analogie (hier liegt das Problem!). Alles kommt darauf
an, „daß in der geschehenen Predigt des Textes die lebendige Anrede
des Christus an seine heute lebende Gemeinde vernehmbar
wird" (S. 83). Der „homiletische Einsatz beim Text als Predigt"
führt sogleich „in eine konkrete geschichtliche Situation", weil „wir
von Anfang an zusammen mit unseren Hörern auf festem historischen
Boden im klaren Licht der Fakten stehen" (S. 83), weil „der
Prediger von Fall zu Fall ganz verschiedene Stilformen verwenden
kann, um seine Botschaft auszurichten" (S. 84), weil er auf eine
„gewaltsame Harmonisierung der biblischen Aussagen" verzichten
S. 85) und weil auf diese Weise der „Weg zur Aktualisierung
für die Gemeinde heute verkürzt" werden kann (S. 85). -
W. J e 11 e r wendet sich der „Predigt als Gespräch mit dem Hörer"
zu. Er geht von dem „unheimlichen institutionellen Untergewicht"
der Predigt in ihrer „sonntäglichen Wirklichkeit" (S. 136) und
von ihrem „unheimlichen dogmatischen Übergewicht" (S. 137) aus.
Die „offene Redeweise des Gesprächs" als das „hin- und hergehende
Wort", als „Redeweise im Gehege einer großen Freiheit" ist zwar
„noch unverbindlich, aber immer auf dem Weg, Verbindungen zu
knüpfen" (S. 140), und bildet damit die große Chance des mitmenschlichen
Redens. Der Hörer ist der „schweigende Partner der
Predigt" (S. 142); es erhebt sich die Frage, ob es das Wort, das für
alle gilt, auch für alle gibt (S. 144). Auch wenn an der „Predigt
monologischer Art" als Normalgestalt „nicht zu rütteln sein wird"
(S. 146), so hat die Predigt „von uran dialogischen Charakter":
„Predigt ist dialogisch, oder sie ist nicht evangelisch" (S. 148).
Dabei geht es freilich mehr um eine Intention als um eine Institution
. -G. Krause untersucht die „Anredeformen der christlichen
Predigt". Er führt aus der Geschichte der Predigt und des Gottesdienstes
wie aus der Geschichte der Sprache viele sehr interessante
und instruktive Belege an, die ihn zu dem Schluß führen, daß die
heute schon so sehr gebräuchliche „Sie-Anrede für die von Gott
gewollte und von der Predigt zu bezeugende Brüderlichkeit die
ungeeignetste Form ist" (S. 184). Auch wenn man dem Vf. in seinen
Folgerungen nicht immer beipflichten kann, so bringt seine Abhandlung
aufschlußreiche Bemerkungen zur Geschichte von Predigt
und Gottesdienst und bildet auch insofern einen interessanten und
wertvollen Beitrag dazu. — H. H. Jenssen geht der Frage nach,
welche Rolle „Die Areopagrede in Predigten des 19. und 20. Jahrhunderts
" spielt. Auf Grund eines in der Tat „reichhaltigen, bleibend
anregenden Anschauungsmaterials" kann er nachweisen, daß
es sich bei den von ihm untersuchten Predigten „um einen legitimen
Nachvollzug paulinisch-lukanischer Verkündigung handelt",
einerlei ob es sich dabei „um die Anknüpfung an ein Ungenügen
menschlichen Lebens" handelt oder darum, „mehr von positiven
Gelegenheiten menschlichen Lebens zur Erkenntnis und zum Lobpreis
Gottes" zu gelangen (S. 123). - E. O ß w a 1 d bringt aufschlußreiche
Beispiele „Zur Abgrenzung alttestamentlicher Predigtperi-
kopen", an denen die oft „unsachgemäße Zusammenstellung von
Texten aus der neuen Perikopenordnung" deutlich wird. Die Vf.
tritt mit Recht dafür ein, daß die Auswahl und Abgrenzung der
Perikopen nach sorgfältiger theologischer Prüfung erfolgen sollte.
„Es ist anzustreben, daß der Text für eine solche Perikope vom
exegetischen Befund her richtig ausgewählt wird und daß er auch
dem besonderen homiletischen Anliegen entspricht" (S. 247). -
R. Meyer kommt in seinen „Bemerkungen zum vorkanonischen
Text des Alten Testaments" zu dem Ergebnis, daß „in der Zeit, als
die Hierokratie von Jerusalem noch bestand, nicht nur unterschiedliche
Textformen bei an sich literarisch feststehenden alttestament-
lichen Büchern existierten, sondern daß darüber hinaus Bücher