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Ausgabe:

1970

Spalte:

929-931

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Barton, Peter F.

Titel/Untertitel:

Ignatius Aurelius Fessler 1970

Rezensent:

Obst, Helmut

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929 Theologische Litcraturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12 930

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT »Lkw« und Historiker" wird im VI. Kapitel (S. 395-486)

der unter dem Einfluß der napoleonischen Wirren stehende
Lehensweg F.s von Brandenburg-Preußen nach Rußland ge-

D schildert. Breiten Kaum nimmt dabei die Darstellung seines

Barten, Peter F.: Ignatius Aureliu* Fcßlcr. Vom Barock- hterarischen Schaffensein(S.395-411;424-445;474-486).

Katholizismus zur Erweekungsbcwegung. Wien-Köln-Graz: Na{,h einem relativ klirzen Aufenthalt in Petershurg als Pro-

Bohlau 1969. 634 S., i Taf. gr. 8». Lw. DM 66,-. fessor (ür oriCntalische Sprachen und Philosophie an der

Die Biographie des Burgenländer Theologen und Schrift- orthodoxen Alexandro-Nevskij-A^.lcmie (1809), einer Zeit

«tellcrs I A Keßler (1750-1839) vermittelt einen suhjektiv ruhigen literarischen Schaffens in Volsk und Saratov, wurde

zugeschnittenen, an interessanten Einzelheiten reichen Quer- *• Übersiedlung nach Sarepta, ins Zentrum der Heirnhuter

schnitt durch die Kirchen-, Theologie- und Geistesgeschichte Brü.lcrgeme.ne hcM.mmend ur die etzte Phase semes Lc-

<Ics ausgehenden 18. und beginnender, 19. Jahrhunderts. Sei- bei», die .... VII. Kapitel (S. 487-651) U»ter der Überschrift

«* ai> Wandlung«, reiche theologische Entwicklung war be- »D« Bischofs» Saratov dargestellt wird. Sie beginnt,«,

stimmend für seinen ungewohnKch abenteuerlichen Lebens- April 1810 mit der Bekehrung ... Sarepta. Entgegen der bis-

'nuf. Ziel der Arbeit - ihr liegt eine Wiener Habilitations- herigen beßlerforschung betont Barion: „Ks wäre aber abso-

"chrift zugrunde - ist es, der Peßlerforschung ein bislang hrt unrichtig, woOte man eine herrnhuUche Bekehrung« F.s

fehlendes ^tragfühige. Kundnment" zu geben (S. 9). konslimeren S 487). Leider begründet er diese Hiese (vgl.

Der Vf. geh, irrrenB biographisch-chronologisch vor. Der dagegen S. 515) im Gegensatz zur sonstigen Ausführlichkeit

erste Hauptteil „Zwischen Barockkatholirismus und Roman- nur recht summarisch (S. 49 f.) und verzichtet au) eine ein-

tik, 1750-1804" beginnt nach einer Analyse der Strömungen gellendere theologische und thcologiegcsch.chtl.chc Einord-

;._ . _ . , _ . .. i u, lUW.mn« mit der "ung, die angesichts der unverkennbar vorhandenen tradi-

zeitgenössischen österreichischen Katholizismus mit. uer », r-i . , , r, ... . .„

ausführlichen Schilderung des Lebensweges des „Jungen t.onell picUs.ischcn Elemente und des Gesamuhemas (Er-

Feßler" (Kap. I, S. 19-107). Geprägt durch die fromme, aber weckungsbewegung) wünschenswert wäre. Es paßt nicht so

ml-.- «i • « • iu j i.'ii___tp'it 1'" mit rech, in diese Schau, wenn B. an anderer Stelle (S. filo) selbst

Elativ ökumenische Atmosphäre <les Elternhauses trat i .um. > _/

17 T . . ,, r. , m*m**Mh*m und kons,alleren muß: „Das Drangen auf llekchrungslrommig-

1' Jahren in den Kapuziner-Orden ein. KlosleiK neu tum , ,„ ... , • i • iT ni r>

S»,, r i. i <• u T/ • ..„ ,i;„ ihn Aber den Keil, ilcr Huf nach Hube um IKrwcckung wird in l'eLllcrs rre-

''i'iihum losten bald die ersten Krisen aus, flie Um uixr <ien .. .' . . , ... .... „ .. .

r)„;„„ T . __. u.„:, t77K ;.i pinem Klo- (liglen ... einfach unuberhorhar . ISl'J zum evangelischen

■Jeismus zum Jansemsmus führten. Seit 1 //» in einem iviu r° _ _ »

«er von Wiener Neusta.lt, macht« ihn die Entdeckung un- Superintendenten und Bischof von Saratov berufen setzte F.

"»enschlicher. geheimer Klostergefängnisse (1782) zum über- ganze Kraft für d.c „totale, lte„rBan,H,,t.o,. der Ge-

»,,.,„. , , . , .. . , ,vnn t / Im i/lcichcn meiuden seiner Biescndiozcsc ein (S. :>09). Bis 18.12, dem Jah-

■""gten „Anwalt des Josephimsmu« (Kap. l,*J»lm V"' 1 „ . . .... . „ ,. j

J.v_, ,* " , , .. '. .,. ... KnUer?" die re der Auflosung seines Sprengeis, leistete er Hervorragendes

'""•r lenkte E durch die Schrift: „Was is, dei Kaisen , „u'i d_ ■ n »

„1,1, ...... "vi i> k^mVatrinlizis- '"r den inneren und Butteren Aufbau der ihm anvertrauten

*Programm,chnft eines österreichisch,,, «'^ Gemeinden. Seine letzten Lebensjahre, „die weithin im Dun-

C iß'K'-JO-I.l-.'scl.cr PH*«« ;;"f: , des- W Bogen" (S. 547), verbrachte F. als Kirchenrat in Petersen
" (S. 79 f.) die Aufmerksamkeit des Hofes nul sitli, cies e v /i

»ea Einfluß ihm das Studium „An der Universität" (Kap. II, ,f- . . TJ . , . . .... .... .

S- 108-175) Wien ermöglich,«. 1784 folgte « einem Ruf als Die Arbeit Bartons ist mit eine, ■vielseitigen weil über den

TV'ologieprofessor nach Lemberg. Hier wurde er für die Frei- Gegenstand hmausgehemlen Sachkenntnis konap*rt. Sie

„,,,,„ b ' i "»'»ssoi iij.i j . , , ,. I(- :n_wUi.hen eine basiert auf einem sorgfältigen und gewissenhaften Studium

'".lurcrei irewonnen. I heobmsch hatte 1'. liizwisdun um, o . .__,. , /-» n

W,.„ n 8 " . ,-, , n. i;nn-.lktpu und des umfangreichen, teilweise schwer zugänglichen Quellen-

^dJnng vom Jansems.en zum radikalen Baliona te ^ b dankenswer.erweise durch eine Bibliographie

LÄvT SkP»>,,ia8,en ,',,r:1' n,,f v ' " T s fner wfene der gedruckten beßlersclu ilten (S. 559-509) und einem Brief-
J'^ihchcn Feinde, mangelndes Verständnis. Mine W cn • ^. durchrichtig gemacht wird. Im „II-

^nner, vor „||em aber d,e Hinwendung zum an. » l„vo„ ,,Usgewählte Zitate lassen an wichtigen

Wa. trieben F. in Lemberg zum Bruch n , I n Stellen - meist als Anmerkungen - F. selbst zu Worte ko.n-
und seiner eigenen theologischen und ku I U, n Ve ^ g^^^J^ ^ (,.,s z„ ausfuhrliche Litera-

^Kenhe,,. F. schlug den „1 ypischs.cn Fluchtweg des ge ichnis ( , m ^,} cinc crhel)lic,ie Kürzung ver-

Lt!; er,C» Thcol^en Ci":!f ' : " c Fe nde «ragen. Bibelstellen-, Personal-, Or.s- und Sachregister er-
^ Deutung des Trauerspiels „Sydney aW » r«ndi g Orientierung. Das auch als Faltblatt beigelegte

««e« voran die Exjesn.ten als s.aa.sge ahr ^ ^ Abkiirzungsverzeichnis bt ein unenlbehrliches Hilfsmittel,

« n Aufruhr" (S. 175) veran aß.e ihn zur ubcrsturz^nT lueht ^ ^ »g-v« Abkürzungen zurecht-

11,8 Preußische protestantische Schlesien (2.2.17»»). ,

•1" Schlesien" (Kap.III, S. 170-2.10) widmete er sich ganz ■ ^ • erweist sich die slrcng biographi.ch-cl.rono-

« nen hierarischen Neigungen („Marc Amelj dßr Arl>ejl. Lfl^dtsangaben der Schriften

i1^1 von der h|^^;™J F.s zerreißen oft den biographischen Zusammenhang und ver-

Z 1791 Spi" ""ßcr,,d'Cr h]TZ M»«nX lodern die wünschenswerte Geradlinigkeit und Kürze in der

g» btdbe. Jahr später heirate c er. Seine f c'm«^7 Darstellung. Das gleiche gilt für die an verschiedenen Stellen

«eformbestrebungen brachten K m eingefügten sachlichen Exkurse. So finden sieh z. B. durchaus

tad,±^TChen KreiMn {^ -i' '£Z^TU^" notwendige historische Erläuterungen zur Geschichte der

K pgfv"sdCS SÄtl^i S'luß Freimanrfrei an mehreren Stellen verstreut (vgl. S. 136«

Finl. ' Z37_311)i se|1 ^z'0' uc^!1 Ttnmnnlik und 259ff. U.a.). Dadurch kommt es zu Überschneidungen und

Jfolgt« nach anfangs erfolgreichen R«^^0^^^. (v^r alleinL ersten Teil) der Lesbarkeit des im ganzen

^kbcha Distanzierung von der herkömmlichen Freimaure g-BJ ^ (,escliriebenen w;rUes (sti,islisC|,e Unebenheiten

JWeitc, etwas kürzere Haupttei, Von der— sind seUen z. RS 118, ^^»^^ %

»Ansiehten v", Region und Kirchenlum" (Kap. V, S. 315 bis bis E. Winter genannt) ine Zusammenfassung der thco.o-

39/'), in denen er nicht nur das Hauptwerk der zweiten litera- *£« Grundgedanken Ks fehl.

^'e^n Scl.affe s erio,"e F. (180/.-1810) riabt, ***** ««* Ungeachtet dieser mehr methodischen ab sachlichen

~ Köllig ZU Recnt-Z« dir bedeutendsten und interessan- Schw chen der Arbo Wird sie auf Jahrzehnte hinaus zu den

te«en konfesslm ku, dlichen Schriften des beginnenden 19. Standardwerken der 1-eßlerforschung gehören und die Feß-

Ja>"bundcrls überhaupt" (S 315) Unter der Überschrift lerbiograplnc sein. Interessante und weithin unbekannte Ein-