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Ausgabe:

1970

Spalte:

924-926

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Elsässer, Antonellus

Titel/Untertitel:

Christus, der Lehrer des Sittlichen 1970

Rezensent:

Ernst, Wilhelm

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Theologische Litcraturzcitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12

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anregen, ob zu «Jen üblichen Formen der Lehrveranstaltungen derung läßt freilich <len Zusammenhang der skandinavischen

nicht eine hinzutreten könnte, in der nicht der Hochschul- Entwicklung mit der in den slawisch-haitischen Gebieten

lehrer den Stoff darbietet oder den von ihm ausgesuchten nicht genügend deutlich werden. Die Kapitel 5—10 reichen

durch Studenten erarbeiten läßt, sondern Fragen der Studen- von Staat und Kirche der Karolingerzeit bis zur deutschen

ten und des wissenschaftlichen Nachwuchses beantwortet. Üstmission einschließlich des preußischen Ordensstaates, mit

Die vorliegende Ausgabe kann sich auf mehrere Hand- dem Schwergewicht auf den äußeren bzw. auswärtigen Beschriften
stützen, über deren Abhängigkeit die Einleitung ge- Ziehungen (Verhältnis zur Ostkirche, Kreuzzüge, Heiden*
nau Auskunft gibt und von deren Beschaffenheit die vier hei- niission); der einseitigen Hervorhebung von Cluny (S. 91 ff■)
gegebenen Tafeln eine lebendige Anschauung vermitteln. Der entspricht das Fehlen des Werkes von Cassius Hallinger über
Text ist mit einem textkritischen Apparat versehen und mit Gorzc in den Literaturhinweisen. In einer gewissen Ober-
Anmerkungen, die die Zitate nachweisen. Leider haben sich schneidung mit den vorausgehenden Abschnitten befassen
die Herausgeber auf die direkten Zitate beschränkt, aber sich die Kapitel 11—16 mit der Epoche vom Investiturstreit
nicht versucht, hei einzelnen Anschauungen und Argumen- bis zum Ausgang des 14. Jh.! unter besonderer Berücksichti-
ten, die Sutton aufnimmt bzw. angreift, herauszufinden, von gung der kirchlichen Wissenschaft, der Mystik, der Ketzer*
wem sie übernommen worden sind. Dies ist eine äußerst bewegungen, der Bettelordcn und der großen scholastischen
schwierige Aufgabe, die sich kaum vollständig lösen läßt und Systeme. Das ausgehende Mittelalter wird in den Kapiteln
in der Regel sehr zeitraubend ist; aber auch in einer unvoll- 17—20 in den einleuchtenden Teilthemen: Konziliarismus,
kommenen Form sind solche Hinweise für die Erforschung Linionsversuche nach Osten, „Vorreformaloren", SpitSchola-
der Theologiegeschichtc sehr hilfreich. Hilfreich ist auch das stik/Myslik/Humanismus mit einem Ausblick auf die Gren-
Sacll- und Personenregister. Bei der Ausgabe der „Quaestio- zen der mittelalterlichen Weltanschauung gewürdigt, dein die
nes disputatae" könnte das Register noch ein wenig verhes- Vertrautheit des Vf.s mit dem 16. Jh. spürbar zugute kommt,
sert werden, indem man bei den Begriffen, die viele Stellen Die Rolle der Universitäten im Zeitalter der Konzilien tritt
nachweisen, eine Untergliederung vornähme. nicht scharf genug heraus, bei Erwähnung der Husüten-

Den Herausgebern gebührt Dank für ihre entsagungsvolle einfülle (S. 190) wäre ein Halbsatz darüber angebracht, daß

Arbeit an dieser sorgfältigen Textausgabe, dem wir noch den sie ausgelöst wurden durch vorhergehende „Kreuzzüge" der

Wunsch hinzufügen, daß die „Quaestiones disputatae" bald Reichsheere nach Böhmen hinein.

folgen. Zu Einzelheiten: S. 48 muß der Sachsenzug von Koblenz

Leipzig Helninr Junghans nach Hessen als lahn-aufwärts (nicht abwärts) bezeichnet

werden; S. 70 Klöster wurden in Kanoiükerstifte (nicht Ka-

». , , „ . , . , ,,..„ , —. _ ... , , . nonikate) verwandelt; S. 87 Zeile 8 Ein-(nicht Be-)selzung;

Kantzenhacli, l-nedrich Wilhe in: Die Geschichte der ehrist- c 4oq ,/ v . , d , , r. ■ ' „„

«• i . . «„ , , , , S. 123 Vom Kreuzugsaufruf Bernhards von Clairvaux kann

heben Kirchei in, M.Ueh.ltcr Gütersloh: GütcrsJol.erVer- ^ Livland bctroffen gewcsen seit,. s. 172: Jaru-der drittes

lagshaus G. Mohn [1967 . 240 S. 8° = Evangelische Enzy- Franziskanerregel 1223 (nicht 1323); S. 200: Das Unions-

klopädic, hrsg. v. 11. llnehcke u. II. lhimme, lo/lo. 1 „ -i r t im/ .. c nno t- j- n

r>Af «an konzil von Lyon fand 1274 statt; S. 208 für die Frager

ar ' ' ' Kompaktalen das Baseler (nicht Konstanzer) Konzil zustän-

Von den ersten 16 Bänden dieser Reihe haben sechs jeweils dig; S. 210: Johann Ruchrat nennt sich nach seinem Geburts-

einen anderen Verfasser, zehn stammen von dein in Erlangen, ort Oberwesel, ist also kein niederrheinischer Theologe, wirkte

Neuendettelsau und Straßburg wirkenden F.W. Kantzen- auch in Mainz, Worms und Basel. Unter den Literaturhin*

bach, der bisher mit Veröffentlichungen zum Urchristentum, weisen (S. 229—231) vermißt man auf kath. Seite Arno Borst,

hauptsächlich aber zur Kirchengeschichte des 16.—19. Jh.s auf protestantischer Bernd Moellcr mit seinem aspektreichen

hervorgetreten ist. In der vorliegenden Reihe hat er dem- Artikel Mittelalter in der RGG3 Bd. IV von 1960; die richti-

gemäß zunächst die Teilthemen 3 (Urchristentum und alte gen Vornamen sind für Holtzmann: Robert, für Kampers:

Kirche), 5/6 (Protest. Christentum im Zeitalter der Aufklä- Franz. — Im Register der (Personen-) Namen (S. 232—240)

rung), 7/8 (M. Luther und die Anfänge der Reformation), ist der richtige Vorname für Flaskamp: Franz, für Schmidt:

9 (Die Reformation in Deutschland und Europa) und 11/12 Kurt Dietrich; für Haendler ist S. 234 der Vorname Gert ein-

(Orthodoxic und Pietismus) behandelt; nun unternimmt er — zusetzen, wie er fast richtig auf S. 229 steht; Leo IX. gehört

wie er selbst im Vorwort ausspricht — das „Wagnis", auf rund vor Leo X.

220 Textseiten „ein Gesamtbild mittelalterlicher Kirchen- Mainz Ludwig l'riry
geschichte zu zeichnen". Dies kann er naturgemäß nur aus

zweiter Hand und sieht sich dabei in der erheblichen Schwic- ..... , „ . , r , , u .. nie

.,.,„,. _, , ... . „ . . hlsasscr, Antonellus: Christus, der Ix;hrcr des Sittlichen.

rigkeit, daß dieses weite borschungsfeld von der autierkatlio- . . . . , „ ... ,. „ . . c;»f.

... , , T i , i chnstologiscben drundlageu für die l'.rkeiiulnis des S'»

fischen Gesch.chtsschre.bung der letzten Jahrzehnte noch un- ||( ^ J£ ^ Bonaventnra(< München-Paderborn-

glc.chmäß.gcr bestellt worden .st als von der katholischen wien. Schönj h 19G8. XIV 240 S. gr. 8° = Münchencr

Seite Aufgabe dieser Anzeige kann es nur sein, Interessenten Universitätsschriften, Theologische Fakultät. Veröffcnt-

mit dem Aufbau des Doppelbandes bekannt zu machen und ... , __, T „ t . l..,.

, , ,., *7, , „ „ . hchungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung

sie — wie auch den Vf. selbst für etwaige Neuauflagen — auf ... . , ,- , t, , . i m-i .• i ., M.

. .. . . ? ° , mittelalterlichen Iheologic und Philosophie, hrsg. v.

einige Punkte hinzuweisen, die bei einem so umfassenden , ... . „ D .. . ____ w u ß i<r-irt.

Schmaus, W. Dettloff, R. Jleinzmann, iN. l (>. fcarl"

DM 24,-

Thema mithedacht werden sollten.

Mit knappen Strichen skizziert K. im Eingangskapilcl „Begriff
und Problematik der mittelalterlichen Kirchengeschich- Der Vf. hat sich die Aufgabe gestellt, einen Beitrag /IM
te" in evangelischer und katholischer Sicht mit Ausblick auf Neuhesinnung der Moraltheologie als Lehre vom christUchen
ihre Abgrenzung, auf die gewählte Untergliederung in drei Seinsvollzug zu bieten, indem er die christologischen Gri"l<1'
Phasen und auf deren Verzahnung unter dem Leitgedanken lagen für die Erkenntnis des Sittlichen nach der Lehre Bo»:l
des Verhältnisses von Imperium und Sacerdotium. Wenn die venturas untersucht. Auf diese Weise soll der NachweM
Epoche von Konstantin bis zu Karl d. Gr. mit Recht als eine bracht werden, daß die Bestrebungen um eine christoze»
Übergangszeit aufgefaßt werden kann, so wird die zugehörige trische Fundierung nicht nur bei den heutigen MoraltheolO"
Behauptung (S.15), daß bereits Konstantin die Germanen gen als wichtigstes und zentrales Anliegen der Moraltheologie
zum Christentum geführt habe, auch nach den Ausführungen angesehen werden, sondern bereits in der theologischen I ra< J
auf S. 26-28 nicht überzeugen. Den heidnischen Germanen, tion der Hochscholastik, in der die „verhängnisvolle Aufsp-1^
ihrer Bekehrung zum Christentum (einschließlich Sachsen tung der Theologie und die isolierende Verselbständig»"-;
und Nordgermanen) und dem Aufstieg des Papsttums bis zu ihrer einzelnen Disziplinen sich noch nicht vollzogen hatte
Nikolaus I. sind ilie Kapitel 2—4 gewidmet; die gewählte Glie* (5), Mit telpunkt der moraltheologischen Erörterung ward1-