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Ausgabe:

1970

Spalte:

916-918

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Curti, Carmelo

Titel/Untertitel:

Osservazioni sul "Quis dives salvetur" di Clemente Alessandrino 1970

Rezensent:

Bertram, Georg

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915 Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12 916

5. Waller Grundmarin: Tlie Tcacher of Righteousness of auswirken konnte. Diese problematische Hypothese muß
Qumran and the Question ol Justification by Faith in the dann auch als Erklärung dafür herhalten, dali sich die Be-
Theology ol the Apostle Paul (uberarbeitete Fassung des Zeichnung des ,;Glauhensleheiis" als Wahrheit (III) nur im
deutschen Aufsatzes in Revue de Qumran 2. 1960 S.237—259) Eph findet. Dabei wird u.a. mit recht gekünstelter Argumeii-
zeichnet ein eindrucksvolles Bild von der Persönlichkeit des tntion die These vertreten, Eph 4,22—24 sei eine Oberarbei"
Lehrers der Gerechtigkeit (I), entwickelt sodann dessen An- tung von Kol 3,9—10, hei der bewußt auf 1QS 4,2—11 zurück*
schauung von der Gerechtigkeit (II), stellt die paulinische gegriffen wurde. Abschließend folgen Untersuchungen über
Anschauung dagegen (III) und faßt abschließend Überein- ,,die Erkenntnis der Wahrheit" (IV) sowie über „das Funda-
slimmung und charakteristische Unterschiede zusammen ment der Wahrheit" (V) in Qumran und in den Past, wobei
(IV). Problematisch erscheint die Beschreibung der Bekch- in sorgfältiger Analyse aus 1 QU der Nachweis geführt wird,
rung des Paulus. Ubersehen wird die Bedeutung, welche die daß ebenso wie hier der Lehrer der Gerechtigkeit sich selbst
Geselzesfreiheit der von Paulus verfolgten Gemeinde für die als Fundament, der Wahrheit bezeichnet, so auch 1 Tim 3,L>
paulinische Theologie hat. Statt dessen wird das Thema ,,Ge- der Ausdruck „Säule und Fundament der Wahrheit" auf
rechtigkeit" hei Paulus auf Qumran-Einflfisse zurückgeführt, Timotheus, nicht aber auf die Kirche zu beziehen sei.
denen Paulus nach seiner Bekehrung in Damaskus ausgesetzt Die Aufsätze vermitteln einen guten Einblick in die Ge-
gewesen sei. dankenwelt von Qumran und ihre möglichen Auswirkungen

6. Karl Georg Kuhn: Der Epheserbrief im Lichte der auf das paulinische Schrifttum, wobei die einzelnen Beiträge
Qumrantexte (NTS 7, 1960/61 S.334—346) zeigt einmal die freilich von sehr unterschiedlicher Uberzeugungskraft sind.
Verwandtschaft in Sprache und Stil zwischen Eph und Aber so dankenswert die Herausgabe eines solchen Sammel-
Qimiran auf (I) und beweist sodann die Abhängigkeit der bandes an sich auch ist, so problematisch erscheint doch eine
Paränese Eph 5,3—17 von Qumran (II), wobei insbesondere Übersetzung, zumal wenn sie wie die vorliegende sowohl in
auf das Tauflied Eph 5,14 neues Licht fällt. sprachlicher als auch in sachlicher Hinsicht so viel zu wün-

7. Joseph Coppens: Le „Mystere" dans la Theologie Pauli- sehen übrigläßt: z.T. nicht unerhebliche Nuancierungen wer-
nienne et ses Paralleles Qumräniens (Litterature et theologie den in der Übersetzung oft ganz weggelassen; gelegentlich
pauliniemies, hrsg. von A. Descamps u.a., Bruges 1960 S. 142 finden Sinn Verschiebungen statt, die z.B. eine Differenzie-
bis 165) gibt eine systematische Übersicht Ober die verschiede- rung im Qumran-Schrifttum jetzt als für den Eph geltend
neu Zusammenhänge, in denen in den Qumranschriften von erscheinen lassen (S. 161 zu IQpHab 7,2 und Eph 1,10); (Iber-
„Geheimnissen" die Rede ist, und untersucht auf diesem Hin- aus oft finden sich falsche Stellenangaben, die sowohl erst
tergrund die Paulusbriefe mit dem Ziel, ein besseres Versländ- bei der Obersetzung entstanden als auch schon in den Oiigi-
nis der Entwicklung des paulinisehen Denkens und seines nalcn stehen, aber leicht hätten ausgemerzt werden könne".
Sprachgebrauchs zu erreichen. Dabei verwundert, daß der Vf. wenn man die Belegstellen nur nachgeschlagen hätte. S. 129
die beabsichtigte chronologische Reihenfolge durch eine sy- wird fürlQII 3,19f. eine Übersetzung geboten, die von der de*
steniatische Ordnung durchkreuzt, indem er die Stellen zuerst Originals abweicht, sich auch dem Kontext nicht fügt, ob-
behandelt, an denen der Begriff im Plural erscheint. Proble- wohl S. 167 genau die Ubersetzung stellt, die auch hier schon
inatisch ist ferner die chronologische Reihenfolge 2 Thess, erforderlich war. Gelegentliche Auslassungen aus den Orig''
Rom (einschließlich Rom 16,26!), 1 Kor. Während Paulus in nalbeiträgen und nachträgliche Zusätze sind nicht als solche
diesen „ältesten" Briefen „Mysterium" in unspezifischer Wei- kenntlich gemacht. Kurz: Es wäre verdienst voller gewesen,
se gebraucht, wobei die Berufung der Heiden keine besondere die Originalbeiträge unverändert, und mit Angahe der urBeachtung
findet, ist nach Coppens mit, dem Eph und Kol ein sprünglichen Seitenzählung wiederzugehen.

neuer Entwicklungsstand im paulinisehen Denken erreicht, Amelsbüren Alfred Suhl

insofern jetzt ein spezifischer Sprachgebrauch vorliegt, dessen

Parallele im Qumran-Schrifttum nachgewiesen wird. Freilich . #

stehe auch jetzt die Berufung der Heiden keineswegs in be- Curl'' Carmelo: Osservazion, sul „Qu« dives salvetur'- dl Cle-

sonderer Weise im Vordergrund. ('"en,c Alessandnno. onno: Scuola Salesiana de! UhrO

8. Franz Mussner: Beiträge aus Qumran zum Verständnis (Bottega .1 Erasmo) 1968. 34 S. gr. 8». Lire 7 .0,-.

des Epheserbriefes (Neutestamentliche Aufsätze. Festschrift — Salonii de Evangclio lohanncs—de Evangclio Mnlthuei.

J. Schmid, hrsg. von Ti. Blinzlcr u.a., Regeusburg 1963 Primum edidil apparatu critico et indieibus instruxit Curti.

S. 185-198) weist über Kuhn (s.o. Nr.6) hinaus weitere Be- Ebd. 1968. 161 S. gr. 8°. Lire 3000,-.

rührungen zwischen Qumran und dem Eph im Hinblick auf ... , . .

,, , , T7 „ i »i i - ri/' — Duo Loinmcntarii inediti di Salonio ai Vangeli di Giovanni «<

lolgcnde Vorstellungen und Motivzusanwnenhange auf: 1. de- „ .. .

, . . ri T: IT x. j i ■» i n • j -»i u:™ di Matten. Khd. 1968. 74 S. gr. 8°. Lire 1500,—

heimnis, II. Die Verbundenheit der Gemeinde mit der llim-

melswell, III. Die Gemeinde als Tempel und Stadt, IV. Neu- In den vorliegenden drei Schriften von Carmelo Curti sin1'

Schöpfung, V. Zwei weitere vergleichbare Vorstellungen Themen und Quellen aus der Geschichte der Alten Kirch*

(1. „nahebringen", 2. „Einung"). behandelt. Die kleine Arbeit über Clemens AlexandrinUS ist

9. Jerome Murphy-O'Connor: Truth: Paul and Qumran ein Beitrag zur Umbildung der christlichen Botschaft von de'
(RB 72,1965 S.29—76 in französischer Übersetzung, die nicht ursprünglichen eschat ologi sehen Spannung zu einer spiritua'
vom Vf. stammt) gibt zunächst einen Überblick über den listischen Umdeutung und esoterischen Auslegung. Für Cw*
Wahrheitsbegriff im griecJiischen und alttestamentlichenDen- mens zeigt sich damit ein Weg vom schlichten Gläubigen z""1
ken sow ie über seine Verwendung in den Qumranschriften (I). vollkommenen christlichen Gnostiker. Zugleich tritt an

Er untersucht sodann (II) den Sinn der Umschreibung des Stelle radikaler Kritik an den sozialen Verhältnissen vo"1

Geseizes als i6p<putaic, Tfjf; yv(5ct£ü)C hocI Tffö &r&cioiQ Evangelium her die Anpassung an die Gegebenheiten °e*

Rom 2,20, wofür nur die Qumranschriften eine ausreichende Umwelt. Die Folge ist, daß sieb für Clemens die Anerkennung

Erklärung bieten. Auch die Beziehung des Evangeliums als des Eigentums und damit auch des Reichtums an irdisch«

Wahrheit werde nur von diesem Hintergrund her erklärlich. Gütern als Grundlage der Gesellschaft notwendig macht.

Dieser Sprachgebrauch finde sich bei Paulus aber eindeutig der egoistische Mißbrauch des Besitzes wird verworfen. y1

nur Gal 2,5.14; 5,7; 2 Kor 4,2, während 2 Thess 2,13 und selben Anschauungen hat Clemens auch in anderen Schill"'"

Rom 2,8 bestenfalls auch an das Evangelium zu denken sei. vertreten,und sie haben sich in der ganzen Kirche durchs*

Daß in den Pagt der Sprachgebrauch dann wieder eindeutig setzt. Clemens vermeidet in seiner Stellung zum Reichtum 1 ^

ist, erklärt der Vf. mit der Annahme, die Schreiber hätten stoische Gleichgültigkeit gegenüber den irdischen Gütern '"'

diese Briefe zwar im Auftrag des Paulus und unter seiner Auf- erarbeitet auf exegetischer Grundlage die evangelische ^

sieht, aber doch in relaiiver Selbständigkeit verfaßt, wobei derung der Übung der Nächstenliebe, Damit ergibl sieb U*

sich ihre Abhängigkeit von esseniseben Gedanken siärker mancher Unsicherheit der Haltung, die sich aus der schick»