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Ausgabe:

1970

Spalte:

914-916

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Paul and Qumran 1970

Rezensent:

Suhl, Alfred

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913 Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12 914

Eschatologie beschränken mußten, ist reich an wertvollen zeugt wird (2,21.36.38; 3,13-16; 4,12 u.a.). Dem dient das
Einsichten und guten Formulierungen in Hinsicht der theolo- Werk des Lukas, zu dessen exegetischen Verständnis H. W.
gischen Rcdaklionsarheit des Lukas; sie sind auch da anre- Bartsch einiges Beachtliche beiträgt und dessen theologische
gend, wo man zum Widerspruch gezwungen ist oder weitere Leistung in seiner geschichtlichen Situation förderlich zu erGesichtspunkte
zur Erfassung der jeweiligen Phänomene her- fassen H. Flender unternimmt. Dazu muß freilich stärker
anziehen möchte. Das systematische Interesse des Verfassers noch neben dem Evangelium auch zu dessen Verständnis dle
macht sich konstruierend bemerkbar und gefährdet gelegent- Apostelgeschichte herangezogen werden,
hch exegetische Einsichten. Ein allerdings wesentliches Bei- Eisenach Wolter Grundmann
spiel sei dafür genannt.

Flender bestimmt das Verhältnis zwischen Paulus und Lu- Murphy-O'Connor, Jerome, O.P. [Ed.]: Paul and Qumran.

kas dahin: Für Paulus wurde der Christus zum Verkündigteil, Studies in New Testament Exegesis. Londou-Dublin-Mel-

»weil in der Auferstehung Jesu die Wende der Äonen sich er- l)0urne: Chapman 1968. X, 254 S. 8". Lw. 30 s.

eignet hat"; Lukas stellt wie auch Markus Jesus wieder als <■ . .. , .

den Verkündiger dar, weil „die Geschichte des alten Aon wei- Der Band enthalt 0 Aufsatze (alle in engl scher Sprache);

tergeht" (S 146- vd auch S 23 u. 59 Anm. 115). Für Paulus die unter verschiedenen Gesichtspunkten die Beruhrungen

sind Kreuz und Auferstehung Jesu eschatologiscl.es Gesche- zischen Qumran und den paul.n.schen Schriften (e.nschl.eß-

hen, während sie Lukas als Weg Jesu zur analeempsis sieht. hch Eph und Part) untersuchen. Der Hrsg mochte damit eine

Sie sind !edoch bei Paulus nicht mit der bei ihm am Rande Informationslucke schließen und den Verdacht abwehren, es

Agenden Ä.mcnterminologie verbunden. Nirgend findet sich gäbe eine Verschwörung zur Verschwiegenheit unter chr.st-

eine Aussage, der kommende oder der neue Äon sei schon da. heben lachleuten eine Scheu, ihre Forschungsergebnisse zu

Die Herrschaft des Kyrios geschieht in dem noch bestehenden veröffentlichen da diese angeblich die Einzigartigkeit des

*on, der Gal 1 4 als böse qualifiziert wird, als befreiendes christlichen Glaubens bedrohten. Die Sammlung versteh

Geschehen durch die Gabe des Geistes, dessen Verständnis sich als Ergänzung der von Kr. Stendahl unter denn. Titel

tief in die An, hropologie des Paulus hinein wirksam ist. Er ist „The Scrolls and the New Testament (New York 1957) her-

Anzahlung auf die kommende Vollendung, Erstlingsgabe, in ausgegebenen mit der zusammen „practically all the note-

der sich die künftige volle Verbundenheit mit dem Christus worthy contributions that have been made in Uns domain are

a»*eigt, aber er ist nicht der kommende Äon, sondern seine now avadable in Engl.sh" (S.IXL).

vorauslaufende Gabe. Die Begabung mit dem Geist unter der m einzelnen handelt es sich un, folgende Beitrage:

Herrschaft des Christus unterscheidet die Gemeinde der Glau- i. Pierre Benoit: Qumrän et 1c Nouveau Testament (NTS

Menden im zu Ende gehenden bestehenden Äon von den ande- 7, 1960/61 S.276-296) faßt, an vielen Einzelheiten erläutert,

*en Menschen. Die Eschatologie des Paulus und die Bestim- das Arbeitsergebnis zusammen, zu dem die Tagung der SNTS

«ung des Standes der Glaubenden unterscheiden Paulus und in Aarhus am 16 -19 August 1960 kam: a) Man darf nicht

Lukas nur wenig; ihre Verschiedenheit kommt im Verstand- vorschncl als unmittelbare Beeinflussung ausgeben was tat-

»» des Kreuzes und der Rechtfertigung zum Vorschein; sie sächlich lediglich voneinander unabhängige Man. «Station

belnr__j i l r- r. i -i OMtflU daß Chri- eines allgemeinen Trends jener Zeit ist. b) Unmittelbare Bu-

"ekomnien dadurch fur Paulus ihre eigene Oestait, uau v,m» e „ .. , '. . .

st,,,, j r, . , „ .. einflussung durch Qumran laßt sich nur bei der spateren Aus-

,lus das hnde des Gesetzes ist. . ° , „. . . . ,, u _ i.• ■ - t? . ^

Elender, für den Lukas „zwischen gnostischer Leugnung gestaltung des Christentums nicht aber bei seiner En s e-

?"d .frühkathohscher' Heiligsprechung der Geschichte die hung nachweisen, c Die Beeinflussung durch Qumran erfolg-

Lösung" findet, „das menschenüberlegene Geheimnis und che te nur in unwesentlichen Punkten und auch dort nicht ohne

tische Sieh, barkeit der Geschichte zugleich auszusprechen" tiefgreifende Veränderung des Übernommenen.

(S-149), hat eine Arbeit vorgelegt, deZBedeutung o.a. auch 2 Joseph A. Fitzmyer: A Feature of Qumran Ange ogy

d««in richtbar wird daß sie ins Englische übersetzt worden and the Angels of 1 Cor 11,10 (NTS 4, 19o7/58 S 48-o8) er-

»t- Sie ha in' rön lg hervorgerufen, in der E. E. Ellis klärt das Verbot für die Frau, imt unbedecktem Haupt in der

"die Funktion der Eschatologie des Lukas" (ZThK 66, 1969 Gemeindeversammlung zu erscheinen mit dem Respekt, den

8.382-402) dahin bestimmt die vertikale Dimension der sie den Engeln schuldet, die (so nach Qumran) in der Ge-

^chatolog c sei „nicht eine Vollendung im Himmel, die auf meinde anwesend sind. In einem Nachtrag (1966) widerlegter

E'den manifestiert ist", sondern für Jesus eine Vollendung überzeugend die Bedenken die H. Braun (jetzt m^ Qumran

!«* Erden in seiner „Auferstehung/Erhöhung", die jetzt im und das Neue Testament I, Tubingen 1966 S. 193f.) gegen

Him^. i ... . ,. T i___,„„.,i:nn piner himm- seine Deutung erhoben hat.

ScW rmaillfcft,erl l" ' ^ 'äSTSS)"; d es ein 3. Joachim Gnilka: 2 Kor 6,14-7,1 im Lichte der Qumran-

En w , Dl™"s!on in die 1Gtesd,;C,, C„ iri Aspekte deTgS Schriften und der Zwölf-Patriarchen-Testamente (Neutesta-

ut«eder-Oder ist oder nicht vielinelir zwei Aspeme uu gio» „ . T 0 . •. T i>i-

*en Sache? L^kas steht der eschatologischen Konzeption menthehe Aufsatze. Festschrift J. ^^^B^

n°l'e,wie sie z B in der möglicherweise spät- oder deutero- er u.a., Regensburg 1963 S.86-99) untersucht nach einer

tischen Stelle Kol 3,1-4 ausgesprochen ist. knappen Interpretation (1) sowoh die rerminolog.e (2) als

DiP Q i . i v„JUnd,>is des Lukas stellen auch die theologischen Gedanken 3 dieses Abschnittes im

^T^TaP^^^^^^ 2 r!ihre Errhunfim QEntatniSchrifttu,h-Ttd

dor- Die Geschichte Jesu und der Urgemeinde samt der des erhellt auf diesem Hintergrund seine Entstehungsgeschichte
Pa»lus IrtftTlS. verW« Geschichte, die jedoch da- (4): Es handelt sich um essemschc Tradition, aber ,n chr.st-
du^h qualifiziert ist dnßrie Geschichte erfüllter Verheißun- ücher Bearbeitung; das Fragment stammt nicht von Paulus,
ist, in der die Großtaten Gottes (Apg 2,11 und Lk 4,21) sondern wurde vom Redaktor irrtümlich fur pauhn.seh geschehen
sind Sie werden durch die Augenzeugen bezeugt halten und bei der Komposition des 2 Kor an unpassender
(L2lf.. 2 22-9Ä r qfi- vcrl mrh Lk 1 1-4). Das macht die Stelle eingefugt.

Gesch^eL £ stUtr eihichte der Mission der Ge- 4 Matthias De.cor: Les Tribunaux de .'-Eghse de Corinthe

feinde unter der Herrschaft des Christus durch den Geist. et les Tribunaux de Qumran (Studiorum Paul.norum Con-

Df»"it sind die letzten Tage angebrochen (vgl. Flender gressus Internat.onahs Cathol.cus 1961 [Analecta Bibl.ca

S-87B.), aber die ganze Verheißung ist noch nicht erfüllt (vgl. 17-18 • Rorn 1963, II S 535-548) untersucht die unter-

2»17f.: i„ der Erfüllung begriffen, 2,19f.: noch ausstehend, schiedl.chen Recht.mst.tuU,in CD undIIiQS und vergleicht sie

da*u 3,18-25) Zeiten der Bedrängnis und Katastrophe ste- mit den Kor.ntherbnefen. Der Ertrag für das Verständnis der

!,en noch aus und gehen der von Lukas festgehaltenen, von Koriutl.erbnefe ist gering, zumal der Vf. keine unmittelbare

Jedem Termin gelösten aber stets zu erwartenden weil plötz- Abhängigkeit behauptet, vielmehr selber auf die jüdische Dia-

"el' hereinbrechenden Vollendung vorher. Entscheidend ist, spora- und die hellenistische Vereins-Gerichtsbarkeit ver-

dnß der retlende Name bekannt und seine rettende Kraft he- weist.