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Ausgabe:

1970

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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905 Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12 906

Weisheitslileralur ablehnt und statt denen ihre Verbindung mann. München: Beck [1970]. XVI, 478 S. gr. 8°. Kart,

mit dem in „para-kultischer Form" (233) im Exil gefeierten DM 17,80.

Neujahrsfest vorschlägt. J. de Savignac t rügt eine erwügens- Prignaud, J.: Notes d'epigrapbie hebralque (RB 77,1970

werte „Interpretation de Proverbes VIII 22-32" (196-203) S. 50-67).
vor, und 1). Lys steuert in „Notes sur le Cantique" (170—178)
Bemerkungen zu Cant 2,15.17; 4*4.13; 5,2.12; 6,12; 7,3 bei.

G.W. Ahlstrom deutet „Hammöreh lisdäqäh in Joel II 23" inrNAlfA

(25-36) auf den nach dem Verschwinden Serubbabels erhoff- JUL/AILA
ten neuen Führer und Lehrer. H. Kosmals, The Term geber

>n the Old Testament and in the Scrolls (159-169) schließlich rj^wsky, Gerhard, Dr. [Beerb.]: Uksim (Stiele). Berlin: Tö-

«ntersucht Gebrauch und Bedeutung dieses Begriffs. pelmann 1967. VI. 62 S. gr. 8° — Die Mischua, hrsg. V.

Eber zentralen Fragestellung in der Erforschung der Früh- R R R torf u L.Bost, VI. Seder: Toharot, 12. Trak-

geschichte Israels, ob nämlich Israel schon in vorstaatheher ^ DM 21

Zeit eine ethnische Einheit und eine sakrale Gemeinschaft ... , . ^ T .
bildete oder nicht ist der Aufsatz von S. Herrmann, Auto- Nach Tebul Jom und Jadajun kommentiert G. Lisowsky
noine Entwicklungen in den Königreichen Israel und Juda hiermit den letzten Traktat des Seders Toharot und zugleich
(139-158) gewidmet An Hand von Zeugnissen aus der Zeit der ganzen Mischna: Uhsim (Stiele). Der Traktat hat drei Ka-
des Königtums vermag II aufzuzeigen, daß nicht die Einheit pitel (etwa sechs Oktavseiten hebräischen Text). Es geht in
am Anfang der Geschichte Israels stand, sondern die Vielheit der Hauptsache um das Problem der Verunreinigung unge-
*ur Einheit hinstrebte, ein Ergebnis, das in seiner Gewichtig- meßbarer Teile einer Frucht. Der Traktat gliedert diese TeUe
keit zu Recht an die Umkehr des Verhältnisses von Gesetz nach ihrer Funktion in jäd („Hand" = englisch handle) und
und Propheten .Imth WeUhausen erinnert. So entwickelte der somer („Schutz", d.i. nicht nur die Schale sondern alles, was
Süden Juda den Grundgedanken der ethnischen Einheit, den genießbaren Teil der Frucht irgendwie schützt). Die we-
u»d Israel bildete unter Anknüpfung an die unter seinen sentliche rabbinische Entscheidung steht gleich am Anfang
Stämmen geläufige Bundestradition das theologische Ge- (I 1): Sowohl jäd wie äömer werden unrein und machen im-
Samtverständnis heraus. Da beide Vorstellungen je das ge- rein; d.h. berührt ein Unreiner nur Stiel oder Schale, so wird
Samte Israel im Auge hatten, konnten sie verbunden, auf das die ganze Frucht unrein, wie umgekehrt die Unreinheit der
Gesamtvolk ausgedehnt und in die Frühzeil retrojiziert wer- Frucht auch bei Berührung von Stiel oder Schale allein uber-
<fen. Zu fragen wäre hier lediglich nach der Einordnung des tragen wird. Es wird nunmehr in typisch rabbinischer Kasu-
Sogenannten Lewi-Bundcs. isük bestimmt, was „Stiel" und „Schale" ist und demnach
Die religionsgeschichtliche Fragestellung schließlich war diese Eigenschaft hat; z.B. hat sie eine Weinranke nur bis zu
dem Eröffnungsvortrag dieses Kongresses vorbehalten, der einer Handbreite von der Rebe entfernt. Wurzeln und Wur-
Th.C.Vriezen, The Study of the Old Testament and the Hi- zclfasern vieler Früchte oder Gemüse werden und machen
st»ry 0f Religion (1-24) übertragen worden war. Aus einer ebenfalls nicht unrein (z.B. I 4). Wie sonst in der Mischna
"raffen historischen Rückschau über die Arbeit auf diesem herrscht auch in diesem Traktat keine konsequent problem-
Gel>iet seit Kuencns „Godsdienst van Israel" (1868), die be- gebundene Systematik. Analoge Fälle aus ganz anderen Besonderes
Gewicht auf die Handhabung der verschiedenen reichen werden in die Diskussion einbezogen: Von welchem
Methoden religionsgeschichtlicher Forschung im AT legt, lei- Zeitpunkt an verunreinigen gefangene Fische? Die Schule
tet V. fünf formale Regeln ab, die wegen ihrer Klarheit und Schammais entscheidet: Vom Augenblick des Gefangenwcr-
Pr«gnanz ernsthafteste Beachtung verdienen. Der zweite, dens an (obgleich die Fische noch nicht tot sind!); die Schule
<kn, religionsgeschichtlicl.cn Material zugewandte Teil des Hillels bleibt bei der Auffassung, die sich auch durchsetzt.
Referats bietet nach einigen grundsätzlichen Beobachtungen daß nur tote Fische verunreinigen. Aq.ba versucht eine spitzte
Bemerkungen über die Religion der frühesten Perioden findige und rein spekulative Vermittlung: Wenn ein Welterods
und über"die primitive history" (14), um abschlie- leben möglich ist, kann der Fisch als lebendes Wesen nicht
ßend festzustellen daß sich in der letzten Generation man- verunreinigen; ist aber kein Weiterleben möglich, so verun-
ches gebessert hat wozu die Abkehr von der allgemeinen reinigt er auch, wenn er tatsächlich noch am Leben ist (III 8).
Geistesgeschichte gehört und die Tatsache, daß einige sogar Ein zweites Hauptproblem des Traktats ist die Definition
»Sellhausen and the indispensability of literary critical dessen, was dem eßbaren Teil der Frucht zuzurechnen (mit
study" wiederentdeckt haben. Der letzte, in das klassische ihm „vereinigt") ist. Das ist für die Bestimmung von rein und
Sellhausen-Zitat: .Etwas mehr Philologie, etwas mehr Wis- unrein wichtig, weil Nahrungsmittel nur vom Quantum eines
sen und etwas mehr Nichtwissen gehören nicht zu den unmög- Eies ab unrein werden und machen können (loh 1 1). Urund-
Kehen Wünschen" gekleidete Satz V.s drückt die Hoffnung sätzheh gilt dabei, daß alles, was Sömer ist, vereinigt wird,
a"s, dieses Wort möge die Richtschnur für die religionsge- alles was jäd ist, nicht. Den Schluß des Traktats (und der
Sichtliche und -vergleichende Arbeit am AT werden (24). ganzen Mischna) bilden zwei haggamsche Satze aus der Zeit
i Liest man von diesem Schlußsatz aus die auf den Eröff- um 200 n. Chr. Jedem Gerechten werden einst 310 Welten ge-
nungsvortrag folgenden Referate, so stößt man außer bei Or- geben werden (310 ist der Zahlenwert des «L in Prov 8,21);
linsky noch l,ei Herrmann auf Wellhausens Namen. Das ist und nur der Friede garantiert Segen (nach Ps 29,11).
n;cht eben viel Aber die Mehrzahl der Beiträge zeigt doch un- L.s Interpretation der oft schwer durchschaubaren rabbini-
ausgesprochcn- daß ^ Wünsche Wellhausens und damit sehen Gedankengänge und Entscheidungen ist treffend und
auch Vriezens'sich in der jüngsten Vergangenheit abermals scharfsinnig. Seine kurzen und klaren Formulierungen bieten
Zu erfüllen be inn n eme meisterhafte und hilfreiche Einführung in diese fremdartige
Welt. Manches muß offenbleiben, besonders bei der
.uug92n1DrsUC4k9feh71CT^^^SS&^tW^, Einordnung der vielen genannten Früchte und Gemüse; dazu
g l v-u. und Anm't, Z.2 v.o. lies 2 Sam. V 11 «tatt 2 Sam. VII; werden Dalman, Low, Krauss und die mittelalterlichen jüdi-
42, Anm.2, z.2 v.o. lies Silo itatt Sichern. sehen Kommentatoren ausgiebig zitiert. Die einleitenden

Paragraphen behandeln wieder den Namen des Traktats und

"«"•"/Saale Hin»-Jörgen Zobel seine Stellung in der Mischna, seine Problematik, die Komposition
und das Verhältnis zur Tosefta. Auf seine Hypothese,

_ daß die Tosefta von R. Hijja verfaßt sei (Jadajim, S.22)j

kommt L. dabei nicht zurück. Den Abschluß bildet der textet
. Aibrecht: Grundfragen der Geschichte des Volkes Israel, kritische Anhang (nach der Kaufmannschen, Cambridger,
Eine Auswahl aus den ,Kleinen Schriften', hrsg. v. S. Herr- Parmaer, Oxforder Handschrift und zwei Fragmenten der