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Ausgabe:

1970

Spalte:

897-899

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Beyerlin, Walter

Titel/Untertitel:

Die Rettung der Bedrängten in den Feindpsalmen der Einzelnen auf institutionelle Zusammenhänge untersucht 1970

Rezensent:

Stamm, Johann Jakob

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897 Theologische Litcraturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 12 893

Es ist hier nicht Raum, in größerer Ausführlichkeit mich das Zionheiligtum. Eine Untersuchung zu den privaten Feind-

literarkritische Prohle.n des Ezechiclhucl.es anzugehen, wo psalmen (1907). Von be.dcn grenzt sich B. ab (S 15f.), ob-

der Vf. mit seiner Herausarhcitung eines Deutero-Ezechiel wohl sie ebenfalls eine dem Bedrängten dienende lnst.tut.on

wieder auf altere Thesen zum Buch Ez zurücklenkt. Wenige am Tempel annehmen die Haft des Angeklagten hei Schmidt

Bemerkungen müssen hier genügen. Es ist zunächst gar nicht und die Asylie des Bedrängten im llediglum be, Delekat. So

zu ühersehon, da« sich im Buch Ez eine ganze Gruppe von sehr B. Leiden Thesen Wahrhe.tsmomenle zubilligt - das Be-

durch das Buch hin eingestreuten (nicht wie hei Ueuterojesaja freiung erwirkende Gottesurteil nach Schmidt und der rem-

vom Buch des Protoicsaja abgesetzten) Redeeinheiten findet, pel als Schutzzone nach Delekat -, so glaubt er doch, daß s.e

die, unter Verwendung eines spezifischen Vokabulars. Rechts- den Aussagen der betreffenden Psalmen über Gottes Selm, z

gut verwenden. Es ist aber sehr zu fragen, ob diese Stelleu als auf der einen und über sein Gericht auf der anderen Seite

„Rcchtssvstematik" zu charakterisieren sind. Näheres Zuse- nicht gerecht werden.

ten zeig,", daß sie olle eigentümlich stark auf den propheti- Die Bestimmung der zugehörigen Psalmen .st die erste Aufsehen
Unikehrruf hin akzentuiert sind. Man darf allerdings gab, der B. nach einem e.nle.tendeu ersten Kapitel über
dann nicht Ez 18 den Kopf abschlagen und 18,1-20 ohne „Gegenstand und bragestellung (8.11--17j sich zuwendet.
^,21-32 lesen Ähnliches gilt für 14,12-23, wo 12-20 ohne Er tut es auf S. 18-37 unter der Überschrift: „Psalmen m.t
21-23 aUerdin« zu einer abgelösten Hechtserörtcrung aUge- Rettungsaussagen ohne fnstitul.onsbezug" (Kapitel II). Auf-
'neiner Art wird Sehr deutlich ist es auch in 14,1-11 (zu dem grund einer differc.iz.crendcn Argumentation, die sich nicht
«er gründliche Vergleich von Lev 17 nicht fehlen dürfte) er- mit dem Stickwort „Verge-sUgung" begnügt, rechnet er die
kennbar wie hier der Rechtstext auf den U.nkel.rruf hin um- folgenden 14 Psalmen h.nzu: Ps9-10; 12; 25; 54; 5o; 50; od;
Bebrochen, ja, muß man nicht geradezu sagen, gattungsge- 62, «4, 8&}M, «40; 142; 143. Von diesen werden 11 unte.-
»ehichtlich verfremdet ist. In diesem Zusammenhang gehö- schieden (Ps 3; 4; 5; 7; 11; 17; 23; 26; 27; 57; 03), bei denen
ren aucll 33 ,_2o UI,d 3 17-21, Waltoend Ez 22 etwas anders die Rettungsaussage mit einer Institution zusammenhängt.
** beurteil ' ' ' Ihrer Interpretation ist der Hauptteil des Buches gewidmet
Dann aber sielitc siel, .loch ernsthaft die Frage, ob mau da- mit den Kapiteln: III. „Die Eigenart der institutionsbezoge-
>Wt nicht auf die Situation des Propheten unmittelbar nach neu Rettungsaussagen" (S.38-42) IV. Hypothesen im
587 stößt (die Erinnerung au den Umbruch 1945 könnte wohl Licht der Rettungsaussagen (S. 43-53), V. „D.e Institution
*«r Verdeutlichung der Talsache helfen, daß neue Situatio- im AT außerhalb der Psalmen" (S.54-61), VI. „Die E.gen-
nen eventuell auch ganz neue Blickrichtungen und Verkün- tümhchke.t -1er Rettungsuussageu im Licht der Institution"
Jigungsi.olwendigke'itcn erzwingen. Der Vf. tut diese ge- (S.62-74), VII. „Psalmen mit institutionsbezogenen Ret-
•«hichtliche Feststellung etwas leichthin ab). Dazukommt tungsaussagen" (S. 75-138) und VIII. „Zusammenfassung
die auffallende Diskussionssituation, in welche diese auf den und Folgerungen" (S. 139-159).

Umkehrruf zulaufenden scheinbaren „Rechtserörtcrungen" In Kap. III kommt es B. darauf an zu ze.gen, daß d.e zugestellt
sind und <lie für die zeitliche Ansetzung nicht einfach hörigen Psalmen wohl das Motiv des Gottesschutzes kennen;
Vergangen werden kann Vgl. nicht nur 18,2, sondern vor daß aber dennoch das Ger.chtsmotiv größeres Gewicht hat.
a»en. 33 10 wo der Schock des eben Erlebten (wie übrigens Das ist dann auch wichtig gegenüber der 'lhese von Delekat
a»ch in 37 11 und dem vom Vf ebenfalls als unecht erklärten (Kap. IV). Zu ihr macht B. geltend, daß d.e Schutzaussagen
^P. 20 in v.32) schwer zu überhören ist. » sehr im Hintergrund bleiben als daß sie ausschlaggebend

So vermißt man denn bei der Behauptung eines „Deutern- sein könnten Auch war die Asyhe m Israel auf den Fol der
Ezechiel" durch den Vf eine wirklich umfassende Kenntnis- unvorsätzlichen Tötung beschrankt, und außerdem erhebt ...
•Arne der vollen Talbestände des Buches Ez. Ähnlich wie es keinem Feindpsalm c... unvorsätzl.cl.er Bluttäter die Stimme
Hascher in seiner faszinierenden Ezechiel-Analyse (nur viel 'S^8^,. _ . . tu vn I . ,

^nsequenter und radikaler) getan hat, wird von einigen for- Für d.e Institution außerhalb der Psalmen (Kap. V) .st das

"•«l und sprachlich ohne Zweifel richtigen Wahrnehmungen Ordal oder Gottesurteil zu berücksichtigen. Die entsprechen-
ller der Knoten des literarischen Ezechielproblems durch- den Belege lassen erkennen, daß es in Israel schon früh geübt
hauen - „her diese Problematik nicht wirklich gelöst. Die wurde (Ex 22,8) und es wegen Zeph 3,5 am vorex.hschen und
Beurteilung Ezechiels scheint mir in der vorliegenden Arbeit gewiß auch amnachex.hscl.en Tempel_weiterbestand.
a»* FehWc und hinter eine Reihe von gewonnenen Ein- Auf diesem Hintergrund wird verständlich (Kap. VI), daß

sichto„ - i r -i in den fraglichen „Feindpsalmen Jahwes richtendes liangre.-

~™i zurückzuführen. ' „ ° . » . * , -.«■ ,c an 17„ : » •

. Die eingehende Auseinandersetzung mit den Thesen des fen im Brennpunkt des Interesses steht (S.02) Es .st e.n
Buehes, von welcher der Rez. nochmals betonen möchte, daß ambivalentes, nach zwei Seiten - richtend und rettend -
* für ihn keineswegs abgesehlossen ist, kann vielleicht deut- wirksames Gottesgericht im Spiel. Es hat seinen Ortam He.-
hch machen daß es sich bei der Untersuchung von H. Schulz ligtum, das schon vor verkündetem Urteil den 1 rozeßgegnern
in jedem Fall um eine Leistung handelt, die beachtet sein will feindselige Handlungen verunmüghehte und damit dem Veröden
Rang einer durchschnittlichen Promotionslcistung folgten Schutz gewährte. ...

•Purbar überschreitet In KaPitcl VI1 weraen nun Jle 11 Psalmen, bei denen ein

Zusammenhang mit dem Gericht am Tempel als wahrscheiu-
G8t"»gcn Wallher Zlmmerli ^ ^ besprochen. Dabei sucht B. stets festzustellen, aus

welcher Phase des rechtlich-kultischen Geschehens heraus der
einzelne Psalm gesprochen ist. Und als das entscheidende Moment
dieses Geschehens tritt das in der Theophanie sich vollziehende
Gottesgericht hervor. Dieses wird in den einen der

j> • l p - 1 Psalmen als noch bevorstehend erwartet (so Ps 3; 5; 7; 11;

Berlin, Walter: Die Rettung der Bedrängten in den l'e.nu- 17-26; 27; 57) und in den anderen als geschehen vorausgo-

Psalmen der einzelnen auf institutionelle Zusammenhange pg 4; 23. 63).

untersucht. Göttiugen: Vandenhoeck & Ruprecht 1970. ^ Kapitel VIII mag noch auf Abschnitt 10 „Zur Text-

**• s- gr. 8° = Forschungen z. Religion u. Literatur d. stl.uktur der institutionsbezogenen Feindpsalmen" hingewiesen
u. Neuen Testaments, hrsg. v. E. Käsemann u. Ii. gen wer(]en Mit Recht wendet B. sich hier gegen die Kenn-
Würthwein, 99. DM 28,-; Lw. DM 33,-. Zeichnung der besprochenen Feindpsalmen als Klagelieder.

. Di° Frage, um deren Lösung Beyerlin sich bemüht, ist Er nennt sie Bittgebete in die vielfach Elemente lobpreisen-
?*«t neu. Als seine Vorgänger nennt er im besonderen Hans den Bekenntnisse ein ließen (S 153).

f^nndt, üa9 Gebet des Angeklagten im Alten Testament Es sche.nt mir nicht zweifelhaft, daß B. als Ergebnis ein-

(l928),und Lienhard Delekat, Asylie und Schutzorakel am dringender Analyse eine sehr forderliche und die Forschung