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1970

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 11

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durohträgt und verträgt. Hegel z.B. versuchte, „ein
Ganzes zu konstruieren in der Art, daß es nicht weiter
reflektiert werden kann ... Das Ganze des Geschichtlichen
wäre das Ewige". Schleiermacher „identifizierte den Akt
der religiösen Antwort mit dem Inhalt eines ganzen Systems
von antwortendem Denken". So kann zu Hegels
spekulativem Problem - das Ganze kann die Teile korrigieren
, doch das Ganze ist unkorrigierbar - auch die
Lösung von Harth und Brunner nicht weiterhelfen, weil
sie nur die Akzente vertauschen: „Die Antwort auf das
biblische Wort kann von diesem Wort korrigiert werden,
doch das Wort selbst ist unkorrigierbar". Tillich jedoch
war derjenige, der die Interdependenz von reflektivem
und rcsponsivem Denken erkannte, was zu der Methode
der Korrelation führte. Das große Verdienst von Tillichs
System liegt nach Meinung von Scharlemann darin, daß
es eine Lösung für das Problem der Zeitlichkeit des Denkens
bereithält mit ,Korrelation' und ,Paradox'.

In weiteren sechs Kapiteln werden nun Tillichs Onto-
logie, seine Lehre von Gott, vom Selbst, von der Tiefe,
seine Christologie, seine Methode der Korrelation unter
solchen Titeln wie .Subjectivity and Objectivity in the
Objectival', .Subject and Subject' der konstruktiven
Analyse' Scharlemanns unterworfen. Diese Analyse hier
nachzuzeichnen, würde den Rahmen dieser Besprechung
sprengen. Doch wird auch in diesen Einzeluntersuchungen
unerbittlich die Logik geschärft, so daß sie ein geistiges
Band sind und die philosophischen und theologischen
Denkgewohnheiten jedes Lesers ebenso wie die von Paul
Tillich zutage fördern. So kommt es im Abschlußkapitel
zu einer Reihe von Anmerkungen, in denen konkret einige
Lösungen Tillichs als unzureichend nachgewiesen werden,
weil sie entweder nicht klar genug herausgestellt oder nicht
weit genug entwickelt worden sind, um den Ansprüchen
zu genügen, oder weil sie in sich oder mit anderen Gedanken
Tillichs im Widerspruch stehen. Andererseits
müßte Scharlemann gegenüber noch einmal gründlich
analysiert werden, wie weit er den Begriff Paradox von
Tillich überbelastet hat. Mir scheint, eine genaue Gegenüberstellung
des Seins-Selbst als allein unsymbolische
Aussage Tillichs mit dem, was bei ihm Paradox ist, würde
manches Urteil über Tillich in ein Urteil über Scharlemanns
Denkvoraussetzungen verwandeln.

Bei alledem bietet Scharlemann öfter nur eines „metaphysischen
Zuschauers Ansicht", dennoch ist er philosophisch
an der Theologie so stark interessiert, daß er
selbst zum Abschluß einen weiterführenden Vorschlag
bringt: Tillichs grundlegende ontologische Struktur ist
konstituiert durch die beiden Begriffe , Selbst' und ,Welt';
seine Analyse vom Kreuz schließt eine ebenso grundlegende
Polarität zwischen der Freiheit eines Ich-Subjekts
und der eines Er-Subjekts ein. Diese Diskrepanz
kann überwunden werden - und das ist der Vorschlag
von Scharlemann - durch eine Analyse der ontologischen
Struktur mithilfe einer Selbst-Welt - anderes Selbst
Trias. „Die grundlegende Struktur ist nicht Subjekt und
Objekt allein, sondern Subjekt, Objekt und Parasubjekt".
Wie sich Scharlemann eine solche Konstruktion im einzelnen
vorstellt, wird von ihm selbst weiteren Arbeiten
vorbehalten.

Auf das Ganze gesehen ist das vorliegende Buch ein
dankenswerter und weiterführender Beitrag zur Theologie
„als der Logik von der Begegnung von Selbst und
Gott", eine unbestechliche Würdigung Tillichs. Allerdings
erfordern die 220 Seiten recht abstrakter Darlegungen
hohe Konzentration des Lesers. Ein ausführliches Register
ist beigefügt. So bleibt zu bedauern, daß das Buch bisher
nur in englischer Sprache vorliegt.

Treuenbrietzen Bernhard Glöckner

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Hasenhüttl, Gotthold: Konfessionelle Momente in der Gottes -
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Krusche, Werner: Mut zu einer neuen Sprache. Zur theologischen
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Lohff, Wenzel: Grund und Grenze der Kirche (Evangelische
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