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1970

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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837

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 11

838

zu den Schriften des III. Bandes der Wiener Cusanusedi-
tion" von Wilhelm Dupre, Chicago. Der mit diesem Bande
erzielte Abschluß der philosophisch-theologischen Schriften
von Cusanus (der ersten vollständigen editio minor)
bot keinen Raum für die ungemein fördernden Bemerkungen
Dupres. Es ist daher sehr dankenswert, ihre Veröffentlichung
in dieser Ausgabe der „Mitteilungen und
Forschungsbeiträge" zu ermöglichen. Sie sind eine Fundgrube
für eine religions-philosophisch-theologische Tiefenlotung
! Die Augustinische Thematik von Deus et anima,
um nur dies zu bemerken, erfährt durch Cusanus eine
eigenständige Spiegelung. ,,Die Seele als zeitlose Zeit
findet sich zwischen dem Zeitlichen und dem Ewigen"
(8.110).

Dresden Rudolf Qrabs

Elze, Martin: Handschriften von Werken Gabriel Biels aus

seinem Nachlaß in der Gießener Universitätsbibliothek

(ZKG 81, 1970 S. 70-91).
Gäl, Gedeon: Quaestio Ioannis de Reading De Necessitate

Specierum Tntelligibilium Defensio Doctrinae Scoti (Fran-

ciscan Studies 29, 1969 S. 66-156).
Gracia, Jorge T.: The Doctrine of the Possible and Agent

Intellect in Gonsalvus Hispanus' Question XIII (Francisean

Studies 29. 1969 S.5-36).
Greschat, Martin: Der Bundesgedanke in der Theologie des

späten Mittelalters (ZKG 81, 1970 S.44-63).
Günther, Gerhard: Der Antichrist. Der staufische Ludus de

Antichristo, kommentiert, übers, v. G. Hasenkamp. Hamburg
: Wittig [1970]. 318 S. 8°.
Harkins, Conrad: The Authorship of a Commentary on the

Francisean Rule Published among the Works of St. Bona-

venture (Francisean Studies 29, 1969 S. 157-248).
Heynck, Valens OFM: Zur Lehre von der Boichtjurisdiktion

in der Hochscholastik (FS 52, 1970 S. 70-88).
Jäschke, Kurt-Ulrich: Zur Eigenständigkeit einer Junggorzer

Reformbewegung (ZKG 81, 1970 S. 17^3).
Jarosz, Thomas Jude: Sacramental Penance in Alexander of

Haies' Glossa (Francisean Studies 29, 1969 S. 302-346).
Jung, Godehard OFM: Die Gottesbegegnung in der Mystik

in der Sicht des Dialogischen Personalismus (FS 52, 1970

S.l-52).

Kennedy, Leonard A.: The De Anima of John Sharpe.

(Francisean Studies 29, 1969 S.249-270).
Lunch, John E.: The Knowledge of Singular Things Accord-

ing to Vital Du Four (Francisean Studies 29,1969 S. 271-301).
McAodha. Loman: The Holy Name of Jesus in the Preaching

of St. Bernardine of Siena (Francisean Studies 29, 1969

S. 37-65).

Schäferdiek, Knut: Der adoptianische Streit im Rahmen der
spanischen Kirchengeschichte (ZKG 81, 1970 S.l-16).

Wanke, Otto: Thesen zur Naturrechtslehre des Johannes Duns
Scotus (WissWeish 32, 1969 S. 197-218).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

wesentliche Rolle als Kirchenpolitiker und Theologe gespielt
.

Nach der hervorragenden Biographie von Guiseppe
Signorelli, II Cardinale Egidio da Viterbo: Agostiniano
umanista e riformatore (1469-1532), Florence 1929, geht
es dem Vf. vor allem um die theologische Seite des
Lebenswerkes des Egidio da Viterbo, die diesen Theologen
in engem Zusammenhang mit der spätmittelalterlichen
Reformtheologie sehen läßt: Mit der Theologie des Nikolaus
von Kues z.B. und speziell der des Erasmus. Programmatisch
für diese Reformtbeologie und für die
Gundhaltung des Egidio da Viterbo ist der Satz, den er
in seiner Ansprache anläßlich des 5. Laterankonzils ausgesprochen
hat: ,,Homines per sacra immutari fas est, non
sacra per homines" (cf. Mansi, Tom. XXXII, col. 669).

Unter dieser Voraussetzung hat Egidio da Viterbo in
der Frage der Prinzipienlehre seiner Theologie die altkirchliche
und scholastische Heranziehung der Philosophie
als propädeutisches Hilfsmittel bejaht, dabei freilich
(wie schon Augustin in ,,De doctrina christiana" und
wie insbesondere der von Egidio verehrte Thomas von
Aquin) die Einzigartigkeit der christlich religiösen Glaubensinhalte
betont (Kap. I, S. 19ff.). Der Zusammenhang
mit der Florentiner Akademie vollzieht sich innerhalb
dieser Grenzen (Kap. II, S.40ff.), ebenfalls die Beschäftigung
Egidios mit der jüdischen Mystik der Kabbala
(Kap. III, S.67ff.). Die humanistische Auffassung einer
Erneuerung der Kirche durch Besinnung auf ihre wahren
Ursprünge (Kap. IV, S.lOOff.) teilt Egidio mit allen
humanistischen Reformtheologen seiner Zeit (Kap. V,
139 ff.).

Der Vf. hat die Berechtigung und die Problematik dieser
Auffassung abschließend gut zusammengefaßt, wenn
er schreibt (S.191): „Giles's belief that the reform of the
Church could be effected only by a return to what was
ancient and more genuine is a sentiment which surely was
not peculiar to himself. It expressed the conviction of his
age and, as a naked and abstract proposition, undoubtedly
could be subscribed to by many religious reformers even
today. There is perhaps a sense in which every religious
reform must be a return to the authentic past. The pro-
blem today, however, is that we realize with greater
keenness than Giles ever did or ever could how difficult
such a return is. We realize how difficult authenticity is to
discover, how manifold are its possible expressions in
history, and how humanly conditioned and culturally
relative was even its original articulation. For Giles
authenticity was univocal and recoverable, and he lacked
our awareness of how ambiguous and elusive it can be".
Freilich: Hat nicht Egidio da Viterbo - ebenso wie der
Kreis seiner reformtheologischen Freunde - das letzte sehr
wohl schon gewußt?

Marburg Ernst-Wilhelm Kohls

O'Malley, John W., 8.]'.: Giles of Viterbo on Church and Reform
. A Study in Renaissance Thought. Leiden: Brill 1968.
XIII, 215 S. gr. 8° = Studies in Medieval and Reformation
Thought, ed. by H.A.Oberman, V. Lw. hfl. 36,-.

Egidio da Viterbo (= Aegidius Viterbiensis, 1469-1532)
gehört zu denjenigen katholischen Reformtheologen der
beginnenden Reformationszeit, die längst eine neuere
monographische Darstellung verdient haben, weil ihre
persönliche und theologische Bedeutung innerhalb dieser
Umbruchszeit eine überragende gewesen ist. Als General
des Augustinerordens hat Egidio da Viterbo sowohl hinsichtlich
der Reform der Kirche, die er als Notwendigkeit
erkannte, als auch hinsichtlich der Abgrenzung gegenüber
der werdenden und sich festigenden Reformation eine

Gritsch, Eric W.: Reformer Wilhout a Church. The Life and

Thought of Thomas Muentzer 1488(?)-1525. Philadelphia:
Fortress Press [1967]. XIV, 214 S., 1 Taf., 1 Kte. gr. 8°. Lw.
$ 6.50.

„... the füllest aecount of Muentzer in English, exceed-
ing several German works in precision and coverage".
So urteilt George H.Williams in Harvard, dem sich der
Vf., der in Gettysburg, Pennsylvanien, Kirchengeschichte
lehrt, bezüglich der Entstehung der Arbeit sehr verbunden
weiß. Wenn Gritsch in gleicher Beziehung den Altmeister
amerikanischer reformationsgeschiclitlicher Forschung,
Roland H.Bainton, nennt, dann ist deutlich, in welcher
Schule das vorliegende Werk entstanden ist.

Wir haben es mit dem Versuch einer Mün Lzerbiographie