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Ausgabe:

1970

Spalte:

814-815

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Māzār, Binyāmîn

Titel/Untertitel:

The excavations in the old city of Jerusalem 1970

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 11

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jeden Fall bedeutet es ein Wagnis, zu neuen Formen der
Einleitung zu gelangen. Freilich wird der ernsthafte Leser
immer wieder auf die einschlägigen analytischen Einleitungen
zurückgreifen müssen. Aber das Buch von K.
ist durchaus dazu angetan, Freude am Fragen und Forschen
bei den Jüngeren zu wecken, und diesem didaktischen
Zweck will das ganze Werk schließlich auch dienen.
Dafür ist dem Autor zu danken.

Halle/Saale Gerhard Waliii

Eichrodt, Waltlier: Religionsgeschichte Israels. Bern-München:
Francke [1969]. 146 S. kl. 8° = Dalp-Taschenbücher, 394 D.
DM 3,80.

Eine Religionsgeschichte Israels aus der Feder von
Walther Eichrodt ist zumindest vom Titel her eine Überraschung
. Der verdienstvolle Vf. der großen dreibändigen
Theologie des Alten Testaments dürfte als derjenige gelten
, der seit den dreißiger Jahren gegenüber dem Historismus
und einer einseitig religionshistorischen Betrachtungsweise
die strukturelle Einheit der alttestamentlichen
Glaubenswelt konsequent erarbeitete und wesentliche
theologische Gesichtspunkte erneut und nachhaltig zur
Geltung brachte. Seine jetzt vorgelegte Religionsgeschichte
Israels ist kein Rückfall in den Historismus,
aber auch kein bloßer Tribut an gegenwärtige Strömungen
, in denen das Fragen nach Religion im weitesten
Sinne wieder eine Rolle zu spielen beginnt. Eichrodt hat
vielmehr seinen gleichlautenden Beitrag aus dem zweiten
Band der Historia Mundi S. 377-448 (Francke Verlag
Bern 1953) in erweiterter Form einem größeren Leserkreis
zugänglich gemacht und als verständliches Taschenbuch
herausgebracht.

Der Kenner der Materie wird aus diesen Gründen nicht
ausgesprochen Neues erwarten und entdecken. Er erhält
auch keine Religionsgeschichte Israels im Sinne eines
religionsgeschichthchen Handbuches, sondern den genial
gestalteten Extrakt der gesamten alttestamentlich-theo
logischen Konzeption Eichrodts, ein meisterliches Konzentrat
seines historisch-theologischen Denkens. In klarer
und flüssiger Sprache werden in fünf Hauptabschnitten
Epochen israelitischer Geschichte erfaßt und theologisch
gewertet: 1. Vorzeit; 2. Der Bundesgott; 3. Der Einfluß
der Landnahme auf den Glauben des Bundesvolkes; 4. Die
Zeit des Nationalstaates; 5. Die jüdische Gemeinde. Ein
Literaturverzeichnis, aber leider kein Register, beschließt
das Bändchen.

Eichrodt ist sich darin vollkommen treu geblieben, daß
er den Bundesgedanken als Leitfaden seiner Darstellung
und als die eigentliche Mitte israelitischer Theologie, wie
schon in seinen früheren Darstellungen, beibehalten hat.
Was er eigentlich bieten will, ist nicht eine Religionsgeschichte
, sondern eine Glaubensgeschichte Israels. Er
ist davon überzeugt, daß sie sich „immer noch am ehesten
auf den Gottesbund zurückführen" ließe, „in dem sich die
zentralen Inhalte der israelitischen Gotteserfahrung in
ihrer bewußten Eigenart gegenüber der ganzen religiösen
Umwelt schon in den Anfängen Ausdruck verschafft
haben" (S. 6). So ergibt sich für Eichrodt ein geschlossenes
und abgerundetes Bild der Glaubensgeschichte Israels.
Orientiert am Bund und seinen Institutionen wird ihr
Verlauf durch alle Krisen hindurch fesselnd dargestellt,
begonnen bei den Patriarchen bis hin zu besonderen Ausformungen
in Qumran, bei Jesus und Paulus und im
4.Esra-Buch.

Liest man nun freilich von der „genialen Führernatur"
Moses, einer „Stifterpersönlichkeit großen Ausmaßes"
(S.14), von der großen Autorität des der Stiftung des
Gottesbundes zugrundeliegenden Bundesformulars (S. 19),

von den kultischen Einrichtungen des Stämmebundes,
die Kenntnis und Geltung des Bundesrechts forderten
(S.26), von der Amphiktyonie, in der die ursprünglichen
Kräfte der mosaischen Bundstiftung weiterwirkten (S. 42),
so wird deutlich, daß Eichrodt zahlreiche Haupttendenzen
neuerer Forschung aufgegriffen und seinem systematischen
Bilde der Glaubensgeschichte Israels eingeordnet
hat. Aber eben gerade diese systematische Geschlossenheit
macht skeptisch; und in der Tat sind die angerührten
Themata wie die Rolle des Mose, das Bundesformular
und die Amphiktyonie in der neuesten Forschung
als höchst problematisch erkannt und als neuer kritischer
Revision bedürftig empfunden worden. Im Zuge dieser
systematisierenden Sicht steht es, wenn S.50 von einem
königlichen Bundesfest gesprochen wird, „das die göttliche
Erwähl ung der Dynastie und des Reichsheiligtums
auf dem Zion mit dem Dogma von der Erwählung des
Volkes auf dem Zion zusammenschloß und zum Hauptinhalt
des Laubhüttenfestes machte". Dies sei in der beginnenden
Königszeit der religiöse Ausdruck der neuen
Bundesordnung gewesen. Von einer solchen geschlossenen
Konzeption läßt sich aber aus den Quellen der Zeit absolut
nichts entnehmen. Nicht weniger kühn dürfte es sein,
dem Nebiismus der frühen Königszeit die Aufgabe zuzuerkennen
, „die pneumatische Freiheit und Bewegtheit
eines aus unmittelbarer Begnadung lebenden Gottesverhältnisses
zu verteidigen" (S.56).

Die wenigen Beispiele machen deutlich, in welchem
Grade Eichrodt die neuere Forschung seiner Geschichte
vom Bundesvolk und seinem Bundesgott dienstbar gemacht
hat. Aber er überspielt dabei mit einer getrosten
Munterkeit historische Probleme des Werdeganges
Israels. Sie aber sind es gerade, die die neueste Forschung
gegenüber systematischer Strenge zurückhaltend gemacht
haben. So fällt etwa auch auf, daß Eichrodt die unterschiedlichen
Tendenzen, die sich im Nordreich Israel
gegenüber dem Südreich Juda entwickelt haben, ganz
außer Acht läßt. Das Gottesvolk erscheint ihm als geschlossene
Größe.

Das Bild, das Eichrodt von der Glaubensgeschichte
Israels entwirft, wird seine Wirkung auf breite Leserkreise
gewiß nicht verfehlen. Der Fachmann aber mag
sich fragen, ob und wo er der systematisierenden Betrachtungsweise
Eichrodts zustimmen kann. Der Rez.
ist davon überzeugt, daß namentüch die jüngere Generation
hinsichtlich der Voraussetzungen der Struktur des
israelitischen Gottesglaubens zahlreiche Fragen anzumelden
hat, die von Eichrodt vorerst nur axiomatisch
beantwortet sein dürften, zumal auch jeder Vergleich
mit anderen Religionen fehlt.

Bochum Siegfried Herrmann

Mazar, B.: The Excavations in the Old City of Jerusalem. Pre-
liminary Report of First Season, 1968. - Avi-Yonah, M.:
The Latin Inscription from the Excavations in Jerusalem.

Jerusalem: The Israel Exploration Society 1969. 24 S. m.
5 Abb. i. Text, 15 Tai., 2 Faltpläne 4°.

Diese israelische Grabung wurde vom 28. Februar bis
Mitte Oktober 1968 durchgeführt. Wie Mazar auf S.21
schreibt, geht die Ausgrabung weiter und dürfte neue Ergebnisse
erbringen, die die bisherigen nur erweitern könnten
. Die Ausgrabung wurde angesetzt in Haküret el-
Chatünije, vom Ausgräber als Ard el-Khatuniyye bezeichnet
, auf der Jerusalemkarte des DPV von 1904 im
Planquadrat G IX, von der Südwestecke des Tempelareals
bis etwa zur Südwestecke der el-aksä-Moschee und südlich
dieser Linie das im Osten und Süden von den türkischen
Stadtmauern und im Westen von einem modernen
Gebäude begrenzte Gelände. Hier sind die Warren-