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Ausgabe:

1970

Spalte:

810-813

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kaiser, Otto

Titel/Untertitel:

Einleitung in das Alte Testament 1970

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 11

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formulieren. Von daher ist die grundlegende Verkündigung
ihrerseits normiert. Daß die urchristliche Verkündigung
des Anfangs durch Paulus in einer spezifischen
Weise interpretiert worden ist, mindert nicht ihre bleibende
Bedeutung auch für uns.

1 Gastvorlesung am Philosophisch-Theologischen Studium
Erfurt. - Von Bezugnahmen auf die Literatur mußte aus
Raumgründen abgesehen werden.

2 Zu ihren theologischen Leistungen gehört es insbesondere
auch, daß die Eschatologie dadurch auf die Geschichte bezogen
wird, daß die künftige Heilsvollendung mit dem geschehenen
Gotteshandeln in Christus fest verbunden ist.

8 Vom itpSH^uL des Auferstandenen ist im Neuen Testament
nur in 1 Kor 15,5-8; Lk 24,34; Apg 9,17; 13,31; 26,16 die Rede;
sonst wird von auferweckt werden usw. gesprochen: dieses ist
das Heilsereignis, nicht das Sichtbarwerden.

4 Daß tV d'vräutt Paulinischer Zusatz ist, läßt sich aus dem
Text selbst nicht wahrscheinlich machen.

5 Der Ausdruck ist offenbar parallel dem jüdischen Gottesnamen
„der die Toten lebendig macht" (Achtzehngebet 2),
Rom 4,17, vgl. 2 Kor 1,9. Hier wie dort liegen Partizipialsätze
vor.

6 Er begegnet sonst in solchem Zusammenhang in Rom 1,4;
auch hier handelt es sich um einen alten Text, s.o. 804.

7 Im hellenistischen Bereich wird der Ausdruck pluralistisch
verwendet, usw. (vgl. die Darstellung von P.Wülfing von Mar-
titz, ThW VIII 336-340).

8 Wie es dazu gekommen ist, daß Xqiotös insbesondere der
Name des Gekreuzigten (und Auferstandenen) wurde, ist bislang
kaum geklärt.

9 Für Petrus setzt Paulus in Gal 2,12-14 voraus, daß auch
nach seiner Erkenntnis die „Wahrheit des Evangeliums" einschließt
, daß die aus dem Judentum kommenden Christen
frei sind von der Bindung an das Gesetz im jüdischen Verständnis
.

10 Das ist durchaus nicht selbstverständlich; in 2Kor 11,4
sagt Paulus von bestimmten Leuten, daß sie „einen anderen
Jesus" verkündigen (und ein anderes Evangelium, s. Gal
l,6f.).

11 Neuerdings stellt man heraus, daß auch das Verständnis
des heilsamen Handelns Gottes als Rechtfertigimg in bestimmter
Weise vorpaulinisch ist.

19 In 5,9 ist mit tV tif atfiau ccvtoü ein Rückbezug auf 3,25
gegeben (die beiden Stellen sind neben Kol 1,20 die einzigen
in den Paulinischen Briefen, in denen mit aifta speziell auf das
gewaltsame Sterben Jesu als solches Bezug genommen wird;
in IKor 10,16; 11,25.27 ist vom Abendmahl die Rede).

13 Rom 5,6.8; 14,15; 2Kor 5,14.15; lThess5,10, weiterhin
lKorl5,3; lPetr3,18, s. sonst loTavfjmfrri lKor.1,13;
Jovro; Gal 2,20 usw.; ena&tv IPetr 2,21.

ALTES TESTAMENT

Soggin, J. Alberto: Introduzione all'Antico Testamente. II:

Dall'esilio alla chiusura del Canone alessandrino. Con un'
appendice sui reperti manoscritti dei primi secoli dopo
l'esilio. Brescia: Paideia [1969]. 252 S. 8° = Biblioteca di
Cultura Religiosa, 16. Lire 2200,-.

Dem 1968 erschienenen ersten Band seiner Einleitung
in das Alte Testament (hier angezeigt 94,1969 Sp. 819-21)
folgte 1969 der abschließende zweite Band. Er ist der
Literatur der nachexilischen Zeit gewidmet und setzt die
Einteilung des ersten Bandes fort. So behandelt der
4. Teil (S.9-74) die exilischen und nachexilischen Propheten
Ezechiel, Deuterojesaja, Haggai, Sacharja, Trito-
jesaja, Obadja, Maleachi, Deuterosacharja, Joel und Jona.
Ein 5. Teil (S. 75-139) behandelt die Psalmen, die Sprüche,
Hiob, Ruth und die Klagelieder, den Prediger und das
Hohelied, Esther, Daniel, Chronik und Esra-Nehemia,
während der 6. Teil (S. 141-198) den Büchern des alexan-
drinischen Kanons oder den deuterokanonischen gewidmet
ist, nämlich Tobit, Judith, Zusätzen zu kanonischen

Büchern, der Weisheit Salomos, dem Ecclesiasticus des
Jesus ben Sirä', dem Baruch und dem Brief des Jere-
mia, dem Gebet des Manasse, dem 1. und 2.Makkabäer-
buch sowie dem 3. und schließlich dem 3.Esra. Ein Anhang
II (S. 199-205), der dem Anhang I im ersten Buch
entspricht, bringt unter dem Titel Handschriftenfunde
aus den ersten Jahrhunderten nach dem Exil die Ele-
phantine-Papyri und die „Papyri von Samarien". Daran
schließt sich (S. 207-223) eine ausgewählte Bibliographie
zu den einzelnen Kapiteln des zweiten Bandes; es folgen
(S. 225-234) Zusätze und Berichtigungen zum ersten
Band. Eine chronologische Synopse (S.235-241) und ein
analytisches Register zu beiden Bänden (S. 243-249) sind
wertvolle Zugaben. Das Inhaltsverzeichnis zum zweiten
Band (S.2511) bildet den Schluß.

Wie schon im ersten Band ist die lebendige Darbietung
des Stoffes zu rühmen, die mit einer lebhaften Beweglichkeit
der Sprache und gelegentlich überraschendem Heranziehen
von modernen und antiken Beispielen und Belegen
die Lektüre zu einem Genuß macht. Damit hängt freilich
zusammen, daß nur selten Angaben über spätere Zusätze
zu Prophetenschriften gemacht werden. Auch die Gat-
tungs- und Formgeschichte kommt etwas spärlich zu Wort,
erst recht stiefmütterlich behandelt werden metrische
Fragen. So begrenzt auch der Wert solcher Teilaspekte
für das Gesamte der Einleitungswissenschaft ist, so sollten
sie doch in einer Einleitung wenigstens auf ihre Aussagemöglichkeit
hin untersucht werden. Verdienstvoll ist
es und aufs Ganze der Einleitungswissenschaft gesehen
wohl vertretbar und vielleicht zur Nachahmung zu
empfehlen, wenn kurze Abrisse der theologischen Problematik
die Untersuchung der einzelnen üterarischen
Denkmäler abschließen. Die letzte Bindung der alt-
testamentlichen Wissenschaft könnte so auch in der Einleitungswissenschaft
ersichtlich werden und besonders
dem studentischen Benutzer eine Hilfe sein.

Nachahmenswert ist es auch, wenn den Apokryphen
eine gründliche Berücksichtigung zuteil wird, die an
manchen Stellen fast eingehender als bei kanonischen
Büchern erfolgt ist. Sie könnte in einer Zeit, der Ökumene
einen Teil der Auswirkung der Beschränkung auf die
hebraica veritas rückgängig machen, die den christlichen
Kanon der alten Kirche zurücktreten ließ und damit auch
einer ungeschichtlichen Dogmatisierung das Wort redete.
Die Bibliographie, die synchronistische Zeittafel und das
Register sind nützliche, den Gebrauch fördernde Beigaben.

Alles in allem kann man diese zu mancherlei Überlegungen
anregende Einleitung als brauchbare Einführung
in das Alte Testament begrüßen.

Erlangen Leonhard Kost

Kaiser, Otto: Einleitung in das Alte Testament. Eine Einführung
in ihre Ergebnisse und Probleme. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn [1969]. 340 S. gr. 8°. Lw. DM
24,-.

Der Untertitel dieses Buches läßt erkennen, daß wir es
eigentlich nicht mit einer Einleitung im klassischen Sinne
aber auch nicht mit einer alttestamentlichen Literaturgeschichte
nach der Vorstellung H. Gunkels oder J. Hem-
pels zu tun haben. K. hat bei seinen Erörterungen besonders
Studenten, Lehrer und Pfarrer (S.9) im Blick, die
er mit dem Gegenstand der Einleitungswissenschaft,
deren anstehenden Problemen und bisherigen Ergebnissen
vertraut machen möchte. Aus diesem Grunde trägt er in
Kapitel A. (S. 13-23) kurz die Aufgabe, Geschichte und
Methode der Einleitung in das Alte Testament vor, um
dann in Kapitel B. (S. 25-38) die geistigen und materiellen
Voraussetzungen für die Entstehung einer spezifisch
israelitischen Literatur zu skizzieren, die sich aus der