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1970

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Systematische Theologie: Allgemeines

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779

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 10

780

Willems, Bonifac A.: Erlösung in Kirche und Welt, übers, v.
Jutta u. Theodor Knust. Freiburg-Basel-Wien: Herder
[1968], 118 S. 8" = Quaestiones disputatae, hrsg. v. K.
Rahner u. H.Schlier, 35.
Der Titel könnte anderes erwarten lassen. Unter dem
Stichwort „Erlösung" vermutet man in der Regel einen Beitrag
zur Soteriologie, über Christi verdienstvollem Werk
zur Genugtuung für die Sünden der Menschen. Doch gerade
von solchem Verständnis, wie es die traditionelle Theologie
zugrunde legt, will sich der Vf. lösen. Ihn beschäftigt als
»zentrales" Problem, ob „in dem autonomen freien Menschen
überhaupt noch Raum für ein Bedürfnis nach Erlösung
" ist (18), und — sofern es noch besteht — auf welche
Weise es befriedigt werden kann.

Der Vf. geht von der gegenwärtigen Daseinserfahrung
des Menschen aus. Die „Erlösung" (kirchlich ausgedrückt:
Heil) müßte sich darin vollziehen, den anderen „Auf-sich-
zu-kommen-lassen", ihn in seiner „Andersheit achten
und bejahen", Gemeinschaft schaffen (21). Die Selbsthingabe
der einen Person als Heilsangebot für den andern hat
für den Christen „auf einzigartige Weise im Leben und
Sterben Jesu von Nazareth" Gestalt gewonnen (30).

Nach einem Rückblick auf geschichtliche Bilder des
christlichen Erlösungsgedankens (31-56) wendet sich der
Vf. der Frage zu, wie heute die Begegnung mit der erlösenden
Gestalt aus der Geschichte zustande kommt. Seine Antwort
: Kirchengemeinschaft als Erlösung. Dabei ist „nicht
in erster Linie an eine weltumfassende Institution zu denken
, sondern an die örtliche eucharistische Gemeinschaft"
(65). Bei seinem letzten Abendmahl identifizierte sich Jesus
mit den einfachen Gaben von Brot und Wein. „In diesen
Gaben wollte er fortleben, unter uns gegenwärtig bleiben"
(60). Die Gemeinschaft mit dem Erlöser, seine Gegenwart,
wird durch die eucharistische Gemeinschaft real; „damit
vollzieht sich die Erlösung" (61). Doch bleibt sie mangelhaft
, wenn sie nicht zu eigenem Verzicht und zu umfassendem
Einsatz für den anderen führt, für seine Nöte, Wünsche
und Freuden.

Die „örtliche eucharistische Gemeinschaft als Modell
und Grundform des Kirchengeschehens" (86) intendiert eine
„erneuerte Sicht" gegenüber einer „überholten Ekklesiolo-
gie" (82). Der Vf. hat im Blick: das allgemeine Priestertum,
Demokratisierung, Dezentralisierung, „ein Minimum an
'Kirchenverfassung'" (91).

Sein abschließendes Kapitel stellt der Vf. unter die
Überschrift „Weltliche Erlösung" (93-118). Er hält die Behauptung
„Außerhalb der Kirche kein Heil" für eine „groteske
Selbstüberschätzung" (94) und nennt Beispiele für
Heil, Erlösung, „inkarnierte Gnade außerhalb der Kirche"
(107): „alle Formen wahrer menschlicher Gemeinschaft"
(102ff.), „Mann-Frau-Verhältnis in Ehe und Familie eine
konkrete Möglichkeit zur Gemeinschaft und damit zur Erlösung
" (104 ff.), Entwicklungshilfe, politische Verantwortung
u. a. (107).

Warum dann noch Kirche? Der Sinn der Kirche liegt in
der „Sichtbarmachung des Heils", Christi „Dienstbarkeit
ständig anwesend sein zu lassen", Heil „gegenwärtig zu setzen
", „in seiner Sinnrichtung zu enthüllen", weltliche Erlösung
als Gottes Heilswillen zu deuten und zu bezeugen und
menschliche Gemeinschaft im Namen Jesu zu fördern
(lllff). Dem Christusgläubigen ist die Welt transparent,
der Sinn dieser Erde erschlossen; so wird er „die Säkularisierung
bis zum äußersten durchführen" (117).

Quaestiones disputatae — nicht bloß für die römischkatholische
, sondern auch für die protestantische Theologie.
Sie zeigen einen Ökumenismus neuer Art an.

Bedenkirchen/Darmstadt Erwin Fahlbusch

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