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Ausgabe:

1970

Spalte:

741

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Talmon, S.

Titel/Untertitel:

Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project, Vol. VII. 1970

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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741

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 10

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eine große theologische und emotionale Rolle gespielt hat
(Rudolf Otto!) Von tremendum und fascinans ist nur auf
der Schlußseite die Rede (127), dort eher als Konzession
an die traditionelle Begrifflichkeit denn als ein aus der
Untersuchung zwingend hervorgehendes Ergebnis.

Der Nachteil liegt darin, daß die Bahnen der herkömmlichen
Begriffsgeschichte nirgends überschritten oder auch
nur reflektiert werden. Weder das Wortfeld von jr* noch der
Sitz im Leben des jeweiligen Gebrauchs spielen eine Rolle.

Homburg Klaus Koch

Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project.
Vol. VII, ed. by S. Talmon. Jerusalem: Magnes Press,
The Hebrew University 1969. VI, 137 S. u. 12 S. hebr.,
3 Taf. gr. 8°.

Nachdem die Bände I—VI von „Textus" in ThLZ 86,
1961 Sp. 752f.; 88, 1963 Sp. 422; 90, 1965 Sp. 263; 92, 1967
Sp. 25 f.; 92, 1967 Sp. 352 f.; 94, 1969 Sp. 258 besprochen
worden sind, gilt es hier den 1969 erschienenen VII. Band
anzuzeigen. Er enthält diese Aufsätze >. D. W. Gooding, Problems
of Text and Midrash in the Third Book of Reigns
(S. 1-29); M. Dekor, Un cas de traduction „Targumique"
de la LXX ä propos de la statue en or de Dan. III (S. 30-35);
B. Kedar-Kopfstein, Textual Gleanings from Vulgate to
Jeremia (S. 36-58); E. J. Revell, A New Biblical Fragment
with Palestinian Vocalisation (S. 59-75) I. Yeivin, The Division
into Sections in the Books of Psalms (S. 76-102);
N. Fried, List of the S e d a r i m for Numbers According
to the Tri-Annual Cycle (S. 103-113); I. Yeivin, The New
Edition of the Bible Hebraica - its Text and Massorah
(S. 114-123) und diese „Notes and Communications": S.
Talmon, Amen as an Introductory Oath Formular (S. 124-
129); G. Driver, Psalm 118:27 - an ■'"TWN (S. 130-131);
R. Weiss, Fragments of a Midrash on Genesis from Qumran
Cave 4 (S. 132—134); E. Fleischer, A Note on the Autograph
of Sa'id ben Farjoi (S. 135-137). Eine neuhebräische Zusammenfassung
(rmars r—"K"r; r^j:-;r) ist auf S. a-1—n
= 5—12 den Aufsätzen und Mitteilungen beigegeben.

Holle/Saale Otto Eißfeldt

Levine, B. A.: Notes on a Hebrew Ostracon from Arad (IEJ

19, 1969 S. 49—51).
Lohfink, N., S. J.: Dt 26, 17—19 und die „Bundesformel'

(ZkTh 91, 1969 S. 517-553).
McCarthy, Dennis: Gottes Anwesenheit und das Wort des

Propheten (Conc 5, 1969 S. 735-741).
Mack, Burton, L.: Wisdom Myth and Mytho-logy. An Essay

in Understanding a Theological Tradition (Interpretation

24, 1970 S. 46-60).
Müller, Walter W.: Alt-Südarabien als Weihrauchland (ThQ

149, 1969 S. 350-368).
Schreiner, Josef: Durch die Sünde kehrt sich der Mensch von

Gott ab (Conc 5, 1969 S. 742-748).
Scott, R. B. Y.: The Study of the Wisdom Literature (Interpretation
24, 1970 S. 20—45).
Stone, M. E.: The Manuscript Library of the Armenian

Patriarchate in Jerusalem (IEJ 19, 1969 S. 20--i3).
Tadmor, H.: A Note on the Saba'a Stele of Adad-nirari III

(IEJ 19, 1969 S. 46-48).
Teubner, Martha: Gott versetzte den Menschen in das Paradies
(Erbe und Auftrag 46, 1970 S. 100-111).
de Vaux, Roland: Anwesenheit und Abwesenheit Gottes

in der Geschichte nach dem Alten Testament (Conc 5, 1969

S. 729-735).

Wächter, Ludwig: Die Bedeutung Sichems bei der Landnahme
der Israeliten (WZ Rostock, XVII68 G, H. 4, S.
411-419).

Yadin, Y.: Excavations at Hazor, 1968—1969. Preliminary
Communique (IEJ 19, 1969 S. 1-19).

JUDAICA

Lisowsky, Gerhard: Kultur- und Geistesgeschichte des jüdischen
Volkes. Von Abraham bis Ben Gurion. Stuttgart-
Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer [1968]. 311 S. m. 25
Abb. gr. 8°. Lw. DM 26.—

In einer Zeit, da Spezialuntersuchungen derart zahlreich
erscheinen, daß selbst Fachleute nur mit Mühe den
Überblick behalten, kann eine überschaubare Darstellung
von mehr als 3000 Jahren jüdischer Geschichte unter einheitlichem
Gesichtspunkt eine grofje Hilfe bedeuten. Für
eine derartige Aufgabe bedarf es allerdings des Mutes und
einer außergewöhnlichen Sachkenntnis, dazu der Begabung
, schwierige Sachverhalte allgemeinverständlich darzustellen
ohne die Probleme zu verharmlosen, wenn ein
großer Leserkreis ohne judaistische Vorkenntnisse erreicht
werden soll.

Gerhard Lisowsky hat allein auf sich genommen, was
andere unter verschiedenen Kollegen aufgeteilt hätten; er
hat eine weitgespannte Problematik behandelt, meist einfach
und flüssig in der Darstellung und ohne sich in Einzelnem
zu verlieren, wo andere vorgezogen hätten, mehr ins Detail
zu gehen und etwa auch kritisch über die wichtigste
Literatur zu berichten (wie es z.B. in der von der Wissenschaftlichen
Buchgesellschaft zu Darmstadt herausgegebenen
Reihe „Die Altertumswissenschaft" geschieht).

Einerseits empfiehlt sich das Buch gerade seiner linearen
Einfachheit wegen. Über manche Themata wird sachgemäß
referiert, so daß sich ein Leser gut informieren kann: etwa
über Maimonides und Jehuda Halevi (S. 114—S. 121), über
Luthers Stellung zu den Juden (S. 188—S. 190), über Zionismus
und Staat Israel (S. 218-S. 232 und S. 271-S. 303).
Die Darstellung erreicht gewisse Höhepunkte, wenn etwa
über hebräische Schrift und Sprache gehandelt (S. 28 f)
oder die Mündlichkeit der Überlieferung gedeutet wird
(S. 63). Gute Ansätze zum Verständnis der Weisung (aber
bezeichnenderweise und leider nur in der Anmerkung 32,
S. 306) oder zur Ermittlung des Stellenwertes der innerjüdischen
Polemik (S. 162) oder auch der Bedeutung der
Geschichte für das Judentum (S. 94.165 f).

Andererseits ist aber die Uneinheitlichkeit des Buches zu
bemängeln, was ja auch bei dieser Themenstellung kaum
verwunderlich ist. Formal fällt auf, daß (mit einer Ausnahme
) auch nicht einmal anhangsweise Literatur angeführt
wird, was doch unerläßlich ist, damit sich interessierte
Leser selbständig weiter informieren können, und daß
(ausgenommen zwei Stellen, wo Talmud und eine jiddische
Anekdote zitiert werden) auch auf Anmerkungen ganz
verzichtet worden ist.

Lisowsky schreibt locker, fast im Plauderton (S. 18: „die
Zeit, in der wir uns befinden": gemeint ist das 14. vorchristliche
Jahrhundert), so daß nicht alles so kontrolliert
erscheint, wie es bei solcher Kürze erst recht nötig wäre.
Worte wie „zweifellos", „unzweifelhaft", „sicherlich" (etwa
S. 24. 26. 58. 87.143) sind — anstelle der erwarteten Argumente
- eher geeignet, Zweifel hervorzurufen als auszuräumen
. Ähnlich schaden unnötige Superlative der Sache
(etwa S. 7. 51. 55). Peinlich wirkt gelegentlich der Gebrauch
des bestimmten Artikels im Singular: „der Babylonier"
(S. 39), „der Chettiter" (S. 19), „der Aramäer" (S. 36), „der
Grieche" (S. 55), „der Römer" (S. 87), und ganz konsequent
auch „der Jude" (S. 133.156. 161); auch fehlt nicht das
eigenartige Unwort von den „Nichtjuden", die „nichtjüdisch
" sind (S. 147 f). Anachronistisch ist der Gebrauch der
Begriffe „Palästina" (S. 19) und „antisemitisch" (S. 190) —
das eine ist eine auf Hadrian zurückgehende Sprachregelung
, das andere Wort ist durch Marr in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts erst eingeführt worden. Befremdlich
wirkt die Rede vom „religiös begründeten Volkstum"
und vom Ausschluß der Bürger „nicht rein jüdischer Ab-