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Ausgabe:

1970

Spalte:

736-737

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Thomas, David Winton

Titel/Untertitel:

Understanding the Old Testament 1970

Rezensent:

Albright, William Foxwell

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 10

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gebracht. W. G. Lambert und A. R. Miliard, die schon die
Keilschriftedition besorgten, haben dieser nun eine Gesamtbearbeitung
des Werkes folgen lassen, die auch die Publikation
einiger inzwischen neu identifizierter Fragmente einschließt
(s. Taf. lff. am Ende des Buches)'. Sie besteht neben
Umschrift und Übersetzung, die den Hauptteil bilden, philologischen
Bemerkungen und einem Glossar, aus einer Einleitung
, die über Inhalt und Bedeutung des Werkes informiert
sowie relevantes Material aus der übrigen Keilschriftliteratur
und die Textüberlieferung zusammenstellt. Eingeschlossen
werden in die Bearbeitung alle keilschriftlichen
Berichte über die Flut, die nicht zum Gilgamesch-Epos gehören
, ferner die Fluterzählung in der Überlieferung des
Berossos.

Das Atra-hasis-Epos ist in mehreren Versionen überliefert
, die in Abschriften von der altbabylonischen bis zur
neu/spätbabylonischen Zeit vorliegen. Am besten überliefert
ist eine altbabylonische Fassung aus Sippar, die aus drei
Tafeln besteht und von einem gewissen Ku-Aya zur Zeit
des Königs Ammisaduqa abgeschrieben wurde. Diese bildet
die Textgrundlage für die Bearbeitung. Abweichende
Versionen der gleichen Periode sowie aus mittelbabylonischer
Zeit sind wesentlich schlechter überliefert. Eine größere
Anzahl von Stücken hat ferner die Bibliothek Assurbani-
pals in Ninive geliefert. Sie gehören wahrscheinlich zu drei
Versionen, die teilweise beträchtlich voneinander abweichen.

Zum Inhalt der Dichtung, die nach ihren Anfangsworten
bei den Babyloniern und Assyrern den Titel „Als die Götter
wie Menschen" (Übers. Lambert-Millard, s. dazu Orientalia
Nova Series 38, 1969, 533ff.) trug, kurz folgendes: Vor der
Erschaffung der Menschen hatten die niederen Götter für
die oberen die Arbeit zu verrichten. Unzufrieden über die
Bedrückung revoltierten sie gegen Enlil. Daraufhin bekamen
Enki und die Muttergöttin den Auftrag, Menschen zur
Übernahme der Arbeit zu schaffen. Dies erfolgte aus Lehm
sowie dem Fleisch und Blut eines geschlachteten, sonst nicht
bekannten Gottes (letzeres soll den Geist der Menschen repräsentieren
). Als die Menschen zahlreicher wurden und
durch ihren Lärm Enlil störten, setzte er ihre Vernichtung
durch. Enki vereitelte jedoch die verschiedenen Versuche, indem
er Atra-hasls Maßnahmen zur Abwendung des Unheils
wissen ließ. Schließlich wurde eine Flut geschickt, die alles
Leben vernichten sollte. Wiederum wurde Atra-hasls durch
Enki instruiert und er baute ein Boot, in dem er zusammen
mit den Tieren, die er in dieses gebracht hatte, die Flut überlebte
. Als er nach der Flut den Göttern ein Opfer darbringt,
ist Enlil zwar entrüstet darüber, daß ein Mensch entronnen
ist, aber es gelingt den andern Göttern, ihn zu besänftigen.
Obwohl besonders in der 2. und 3. Tafel der altbabylonischen
Rezension noch größere Lücken im Text bestehen,
ist der Inhalt im allgemeinen klar.

Das Epos weist eine Reihe von Unterschieden zum Flutbericht
des Gilgamesch-Epos auf, obwohl letzterer davon
abhängig ist. Am wichtigsten ist wohl das Fehlen eines Hinweises
auf die Entrückung des Fluthelden zu den Göttern.
Nur ein Fragment eines Flutberichtes, das in Ras Shamra
gefunden wurde und auch sonst beträchtlich von den meso-
potamischen Texten abweicht (kein Bericht über die Frühgeschichte
der Menschen), scheint diese zu kennen. Die sumerische
Version, obwohl wesentlich kürzer als die akka-
dische Fassung, entspricht inhaltlich im wesentlichen der
letzteren. Das Verhältnis des Atra-hasis-Epos zu den übrigen
Schöpfungsmythen wird von den Vf.n nicht weiter behandelt
, da Lambert in seinen demnächst erscheinenden „Baby-
lonian Creation Myths" auf diese Frage einzugehen gedenkt.

Mit der gründlichen philologischen Bearbeitung durch
die beiden Vf. ist zunächst ein Abschluß in der Rekonstruktion
des Atra-hasis-Epos erreicht, wenigstens was die Textgrundlage
anbetrifft. Erst neue Keilschrifttexte können hier
weiterhelfen. Für die Weiterarbeit an den sachlichen Problemen
jedoch, besonders auch im Verhältnis zur Überlieferung

des AT, schafft das vorgelegte Buch eine Grundlage, die alle
Interessierten dankbar begrüßen.

Jena-Leipzig Joachim Oelsner

1 Ein kleines neuassyrisches Fragment inzwischen noch Orientalia
Nova Series 38, 1969, 533 ff. (beachte auch im angezeigten Werk S. XI f.).
S. ferner W. von Soden, ebd. 412 ff. und die dort genannte Literatur.
[Korrekturzusatz: S. jetzt auch v. Soden, ebd. 39, 1970. 311 ff.].

ALTES TESTAMENT

Thomas, D. Winton (Ed.); Archaeology and Old Testament
Study. Jubilee Volume of the Society for Old Testament
Study 1917—1967. Oxford: Clarendon Press; London: Oxford
University Press 1967. XXXII, 493 S. m. 9 Abb., 3 Ktn.,
19 Taf., 1 Faltplan, 8°. Lw. 75 s.

In 1964 the Society for Old Testament Study asked Prof.
D. Winton Thomas of Cambridge to edit this volume in part-
celebration of the Society's jubilee. This task he has carried
out admirably, and the 500 pages of the volume contain a
vast amount of organized information on its subject. It is
divided into five divisions: Egypt (two articles), Mesopo-
tamia (four), Anatolia (one), Syria (three) and Palestine (18).
Over half of the chapters have been written by scholars directly
connected with the excavations and explorations in
question; the rest are specialists in areas or materials in-
volved, and the result is generally very happy. Needless to
say, the editor of the volume has contributed, in innumer-
able ways, to its excellence. The text is readable, and can be
followed throughout by any Student or general reader who
has some interest in archaeology and history.

Bibliographical and other notes, together with biblio-
graphies, are appended to each chapter, and there are two
comprehensive indexes. The text is further illustrated by a
dozen maps and plans as well as by a score of plates con-
taining photographs of interesting individual finds. The volume
is beautifully produced.

F. F. Bruce and the late Martin Noth describe Teil el-
Amarna and Thebes. Bruce discusses the Amarna Tablets
and especially the problem of the Habiru/'Apiru with his
usual good judgment. This chapter was written about 1965,
and much new material has come to light since then (cf.
Chapter II and the Addenda in my „Yahweh and the Gods
of Canaan" [1968]).

Noth's article deals mainly with the hieratic Execration
Texts from the middle of the Twelfth Dynasty. He is in general
very judicious, but some minor caveats may be entered
. For instance, a date for the texts in question in the early
XHIth Dynasty is too late, for a number of valid reasons.
Note especially that the princes of Byblos do not appear in
any of the Execration Texts, though the princes of many
other towns and tribes are mentioned, and Byblos is known
to have been ruled by at least eight native princes from
about 1825 down to the early 17th Century B. C. (See my
articles in BASOR Nos. 176 [1964], 179 [1965] and 184
[1966]).

In the division on Mesopotamia H. W. F. Saggs writes
on Babylon, Sir Max Mallowan on Numrud, Mullo Weir on
Nuzi and C. J. Gadd on Ur. Two were intimately connected
with the excavations in question and the other two are high-
ly competent Assyriologists. These articles are admirable
and connections with the Bible are judiciously presented.
The leading British authority on Hittite language and history
, O. R. Gurney, deals with Bogazkoy, Site of the ancient
Hittite capital, Hattusas. It is a very good survey, and deals
also with actual or possible relations between the Hittites
and the Old Testament. The contributions dealing with Syria
are by D. J. Wiseman (on Alalakh), A. Parrot (on Mari) and
J. Gray (on Ugarit). The first two have been intimately con-