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Ausgabe:

1970

Spalte:

696-698

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Nygren, Gotthard

Titel/Untertitel:

Religion och sanning 1970

Rezensent:

Holm, Søren

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695

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 9

696

Bibliographie. Die Aufsätze von I. Grabar sind jetzt erreichbar
im Sammelband „O drevnerusskom iskusstve" Moskau
1966. Die Arbeit Lazarevs ist auch in der DDR erschienen
(Dresden 1968). „Casoslov" Sp. 536 übersetzt man schlicht
mit „Horologion". Die Transkription ist nicht einheitlich.
Die Aufnahme dieses Artikels, der bestens über die Problemfrage
informiert, stellt für die Herausgeber m. E. einen
Präzedenzfall dar. Wird auch Rublev eine ähnliche
Darstellung finden? Einige .Miniaturarbeiten, die Lazarev
Feofan zuschreibt, möchte jetzt Frau J. A. Lebedewa, Andrei
Rubljow und seine Zeitgenossen, der Schule Rublevs zuweisen
. - Aus dem Gebiet der Farbenästhetik behandelt
K. Wessel umsichtig den Artikel „Farbensymbolik"
(Sp. 524-533). Hier sei wieder auf die ältere, die byzantinischen
Liturgiekommentare berücksichtigende Arbeit von
R. Engdahl, Beiträge zur Kenntnis der byzantinischen Liturgie,
Berlin, 1908 (vgl. auch H.-J. Schulz, Die byzantinische Liturgie,
Freiburg 1964 S. 118 f. (Liturgiekommentar des Germanos))
hingewiesen. - Wessel schrieb aus dem Bereich der formalen
Ästhetik Frontalität (Sp. 586-593) unter bevorzugter
Heranziehung der Untersuchung von L. Budde. Dabei
steht er dessen und seiner Vorgänger Auffassung vom
orientalischen Einfluß skeptisch gegenüber und möchte vielmehr
«eine eigenständige Entwicklung innerhalb der röm.
Reichskunst* annehmen (Sp. 589), Diese Auffassung wird
nicht unwidersprochen bleiben. Es ist auch zu fragen, ob
Frontalität nicht nur den Beschauer .unmittelbar in das Bild
als dessen Gegenüber" einbezieht, sondern auch zwischen
sich und ihm gerade «zugunsten der Statik eines Repräsentationsbildes
" zugleich Distanz schafft. Das Problem besitzt
auch noch eine grundsätzliche über das Formalästhetische
hinausgehende Seite, wie sie u. a. von Panofsky, Mathew
und Michelis dargestellt worden ist. - In das Gebiet der
Maltechnik fällt der Artikel Enkaustik (Sp. 144-152)
von M. Restle, wo man noch W. Lepik-Kopaczynska, Die
antike Malerei, Berlin 1963 nachtragen könnte. Im übrigen
bleibt nach diesem ausgezeichnet dokumentierten und auf
Grund eigner Studien am Objekt geschriebenen Artikel das
Stichwort Ikonenmalerei abzuwarten. Immerhin geht bereits
K. Parlasca, Mumienporträts und verwandte Denkmäler,
Wiesbaden 1966 auch auf einige hier erörterte technische
Fragen ein. - Die Kleinkunst ist durch folgende Artikel
vertreten: der große, Technik und Denkmälerkunde umfassende
Artikel Email (Sp. 93-129) von K. Wessel, zu
dessen Bibliographie nur noch seine eigene vorbildliche
Monographie »Die byzantinische Emailkunst vom 5. bis
13. Jahrhundert" (Recklinghausen 1967) nachzutragen bleibt.
Eine erste Durchsicht des Artikels zeigt, daß auch hier die
oben erwähnte Arbeit von Frau Bank hätte herangezogen
werden sollen. Man fragt sich übrigens, warum das Stichwort
»Elfenbein" ausgelassen worden ist; Enkolpion
(Sp. 152-164) von K. Wessel mit einem eigenen Abschnitt D
zur Geschichte der Insigne; E u 1 o g i a (Sp. 427-433) mit
einer Übersicht der materiellen Gestaltung dieser im Vorkommen
uferlosen Devotionalie, wobei „Ampulle" bereits
in Bd. I. ein eigenes Stichwort besaß; auch Fibel
(Sp. 531-550) und Flabellum (Sp. 550-555) wurden
von Wessel geschrieben. - Zu den Schmuckwerken zählen
die ebenfalls von Wessel bestrittenen Artikel F1 e c h t -
band (Sp. 555-586) und Gammadia (Sp. 615-620),
wobei die Ausgabe „Die Mosaiken von Rom" von W.
Oakeshott auch ini Leipzig 1967 erschienen ist. (Das Übersehen
von Ausgaben in der DDR wirkt allmählich peinlich!).
Aus dem Bereich der Architektur finden sich: Empore
(Sp. 129-144) von Ch. Delevoye. Ein kurzes Eingehen auf
die interessanten Modifikationen in der russischen Kirchenbaukunst
, vor allem in Novgorod hätte die Ausführungen
bereichert. Der Artikel E p i s k o p io n (Sp. 335-371) von
D. I. Pallas hätte ebenfalls zumindest durch Hinweise auf
schriftliche Quellen des Kiewer Rußland angereichert werden
können. Rußland bildet eine eigene Kunstprovinz, die aber
in ständiger Auseinandersetzung mit dem byzantinischen
Erbe gewachsen ist und deshalb wie andere im RBK behandelte
„Randgebiete" in bestimmter Weise berücksichtigt
werden sollte. Im übrigen ist der Artikel von Pallas bestens
literarisch und archäologisch fundiert. - Das gilt auch für
die topographischen Stichwörter: Dvin (Sp. 9-22) von
A. Khatchatrian, El Bagawt (S. 76-90) von K. Wessel;
Ephesos (Sp. 164-207) von M. Restle; Epiros
(Sp. 207-334) von D. L Pallas; Etschmiadzim (Sp.

414-427) von A Khachatrian, Galatia (Sp. 608 -615)
von M. H. Balance; G a r v ä n-D i n o g e t i a (Sp. 620 - 637)
von C. Nicolescu, Über das Auswahlprinzip der Topographie
im RBK bin ich mir nicht ganz klar geworden. An der
Bedeutung der zuletzt genannten byzantinischen Stadtsiedlung
kann kein Zweifel bestehen. Aber warum ist dann u. a.
nicht auch das taurische Chersonesus mit seinen interessanten
archäologischen Funden und seinen Katakomben aufgenommen
worden, das in der byzantinischen Epoche eine
bedeutende Rolle an der Nordküste des Schwarzen Meeres
gespielt hat. - An literarischen Stichworten findet sich diesmal
nur Ekphrasis (Sp. 33- 75) von A. Hohlweg.
Vielleicht wäre auch ein Artikel „Enkomion" am Platze
gewesen. Das Enkomion als Strukturmodell der panegyrischen
Heiligenvita bestimmte mit seiner Topik weitgehend
die Ikonographie der Heiligen, vor allem in der Ikonenmalerei
. Man kann, gerade vor dem Hintergrund des
Urbild-Abbild-Schemas, eine Ikone auch als bildhaften
Panegyrikos auf einen; Heiligen verstehen. Ohne Kenntnis
der literarischen Topik bleiben nicht wenige ikonogra
phische Schemata unverständlich. Möglicherweise ist aber
ein Artikel „Panegyrikos" im RBK vorgesehen.

Hallo/Sanlo Konrnd Onasch

Gantner, Joseph: Rembrandt - Seine Gestalt und sein Leben
(Universitas 25, 1970 S. 155-165).

Hildebrandt, Franz-Reinhold: Rembrandt - Zum 300. Todestag
(ZdZ 23, 1969 S. 371-380).

Hirzel, Stephan: Kirchenbaukonjunktur - Kirchenbaukrise
(Kunst und Kirche 32, 1969 S. 147-148).

Kallmeyer, Lothar: Krise des Städtebaus - Krise des Kirchenbaus
(Kunst und Kirche 32, 1969 S. 162-165).

Kiess, Emil: Neue Werkstoffe - Neue Möglichkeiten der
Fenstergestaltung (Kunst und Kirche 32, 1969 S. 168-171).

Schade, Herbert S. J. i Erotische Kunst im Raum der Kirche
(StZ 95, 1970 S. 82-98).

Sokolowa, M. N.: Die orthodoxe Ikone (Stimme der Orthodoxie
1970 Heft 1 S. 47-56).

PHILOSOPHIE,
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Nygren, Gotthard: Religion och Sanning. I. Studier i Axel
Hägerströms Religionsfilosofi med Särskild Hänsyn Till
Hans Kritik av Dogmatiken. Abo: Abo Akademie 1968.
90 S. gr. 8° == Acta Academiae Aboensis, Ser. A. Humaniora
. Humanistika Vetenskaper, Socialvetenskaper, Teo-
logi, 30, 2.

Gotthard Nygren ist Professor für Systematische Theologie
in Abo, Finnland, und ein Sohn des schwedischen
Theologen Anders Nygren. Axel Hägerström war Professor
für Philosophie in Uppsala und starb 1939. Er ist der
Begründer der philosophischen Uppsalaschule, die entschieden
mit den metaphysischen Traditionen in der schwedischen
Philosophie brach und in der Ethik ganz moderne Auffassungen
antizipiert hat. Von einer Wirklichkeit hinter der
Realität der einzelnen Sinneswahrnehmungen will Hägerström
nichts wissen, und als er 1911 Ordinarius für Praktische
Philosophie wurde, nannte er seine Installationsvorlesung
„Über die Wahrheit moralischer Vorstellungen". Eine
moralische Aussage oder ein moralisches Gebot könnten
weder wahr noch falsch sein, weil solche nur Ausdrücke
eines Gefühls seien. Die Ethik wird somit nicht eine Lehre
i n Moral, sondern eine Lehre über Moral. Diese Philosophie
hat großen Einfluß in Schweden und Dänemark
bekommen, besonders innerhalb der Philosophie des Rechts,
wo sowohl Methaphysik als auch Naturrecht völlig abgelehnt
werden.

Über Hägerström und seine Philosophie können Deutsche
in seiner Selbstcharakteristik in „Philosophie der Gegenwart
in Selbstdarstellungen" 7, Leipzig 1929 lesen, und 1961
erschien in Stockholm ein schönes Buch über „Axel Hägerström
" mit dem Untertitel „Der Mensch, den nur wenige
kannten", verfaßt von seiner Tochter Margit Waller, die
die zurückhaltende Persönlichkeit des Vaters an den Tag
zu legen versucht. Der Antimetaphysiker und Antitheologe