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Ausgabe:

1970

Spalte:

595-597

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Bergh, Birger

Titel/Untertitel:

den Heliga Birgittas Revelaciones Bok VII 1970

Rezensent:

Ottosen, Knud

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3. ihrer heutigen Interpretation. Zumal in den Abschuit-
Irn von Kemjif ist ilie Abgrenzung dieser Bereiche weithin
fließend. Um noch einmal zwei wichtige Beispiele zu zitieren:
Ks muß eindeutiger als in dein vorliegenden Hand darauf aufmerksam
gemacht werden, daß die einstige Berufung des
Papsttums auf das .Constitutum (loustantini' oder Pseudo-
Isidor tatsächlich auf Fälschung und Fiktion beruhte und daß
wir uns auch im Iiistorischen Urteil von dieser Erkenntnis um
keinen Preis dispensieren können. Und es muU energisc Ihm .
als es hier geschieht, davon ausgegangen werden, daß der
Kampf des mittelalterlichen Papsttums um die geistlich-
politische Weltherrschaft und die in diesem Kampfe kirch-
licherseils aufgebotene Idee von der ,libertas ecclesiae' nicht
mehr oder minder identisch, sondern letzten lindes zweierlei
gewesen sind.

Errat! und Gorrigenda (abgesehen von dein beigeleg-
len lierichligungszettel): S. VI, /.. 20 v.u. lies: Schisma;
S, XXIV (Nr. 4) zu Hauck: ergänze: Neudruck der 9. Aull.
1958; S. XXV (Nr. 5) bei Ilefele-Leclercq w äre auch die deutsch
« Ausgabe der Konzilsgcsehichlc zu nennen gewesen;
S. XXVIII, Z.3 v.u. bei M. Grnbinann ergänze: Neudruck
Darmstadt 1961; S. XXIX (Theologie, Z. löf.) bei R. Seeberg
ergänze: Neudruck 1953, bei P. Loofs lies:'1959; S. XXX11
(Nr. 6): Der Titel von Ed. Schwarte fällt aus dem Rahmen
des Bandes, ebenso einige Titel auf 8. XXXIVf. (Grülmeier-
Bacht, Diekamp, Grotz); S. XXXVII (Nr. 7) lies H. Schac-
der; ebda (Nr. 8) der Titel von K. Holl lautet: Enthusiasmus
und Bußgewalt im ältesten Mönch tum; ebda H.v.Campen-
hauien, lies: Die asketische Heimatlosigkeit... 1930; S.
XXXVIII (Nr. 10, Z.6) lies: Literatur; S. XXXIX, Z.7 lies:
11.-(',. Heck ; S. .Vi letzte Zeile im Text, lies: appellierte; S. Ol.
Z.4 lies: Sludion; S. 153, Z.3 lies: König; S. 183, Z. 12 v.u.
lies: der Rcsipsa; S. 203im Text Z.3 v.u. lies: weder; S. 335,
Z.O lies: Souveränitätsrechte. Zwischen S. 230 (bzw. 241) —
Fr. Kempf — und S. 469 — H.-G. Heck — ist die Schreibung
des Namens Theophano (bzw. Theophanu) kontrovers; auf
S. 469 wird nicht deutlich, ob unter diesem Namen von einer
oder zwei Personen die Hede ist. S. 294, Z. 19 v.u. lies: gewisser
: S. 418 im Text Z.O u. 10 v.u. lies: Edmund (vgl.
S. 259f.); S. 447 im Text Z.O v.u. lies: durch den; S. 536, Z.II
und entsprechend im Register) lies: Rcdcmptionstlieorie:
S. 548 bei Friedrich von Lothringen, ergänze: S. 412.

Erten^en Kadmium Beyschlag

Bcrgh, Birger: Den lleliga Birgittas Bevelaciones Bok VII.

Uppsala; Almqvist & Wiksell 1907. 220 S. 4° = Samlingar
utgivna av Svenska Fornskrift-Sflllskapet, Ser. 2. Latinska
Skrifter, Bd. VII:7.

Auf denjenigen Leser, welcher mit der Mystik oder der Offenbarungsliteratur
durch die katholischen Amlachtsbücher
des 19. Jahrhunderts bekanntgeworden ist oder der vielleicht
Zugang zu der modernen Form der Schau durch Narkotika
gewonnen hat, wirkt die spätmittelalterliche Mystik — in diesem
Fall die Offenbarungen der Heiligen Birgitta von Schweden
— wohltuend realistisch. Auch nicht ein einziges Mal ver-
liert Birgitta, wenn sich ihr die himmlische Sphäre öffnet,

oder sie mit Christus und der .1 ungfrau Maria spricht, die Verbindung
zu der Well, in der sie steht oder zu der Kirche „liier
auf Erden", der sie dienen wollte.

Nach dem Tode ihres Mannes erlebte Birgitta 1344 eine Be-
rufungsvision und im darauffolgenden Jahre wurde ihr der
Auftrag offenbart, eine neue Klosterregel zu stiften. Daraufhin
begab sie sich 1349 nach Rom, um die päpstliche Bestätigung
der Ordensregel zu bekommen. In Horn mußte sie bis
1367 auf die Rückkehr des Papstes aus Avignon w arten, und
erst 1370 erhielt sie die gewünschte Sanktionierung. Während
ihres Aufenthaltes in Italien unternahm sie eine Pilgerreise

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nach Neapel und später, noch in ihrem hohen Alter, eine Reise
in das Heilige Land. Birgitta kehrte nicht nach Schweden
zurück, sondern blieb in Italien. Unmittelbar vor ihrem Tode
beauftragte sie den Bischof Alfonso von Jaen mit der Radaktion
ihrer Offenbarungen.

Birgittas Offenbarungen sind in 8 Büchern zusammengefaßt
. Von diesen 8 Bevelationsbücliern trägt das VTI. Buch
durch seinen chronologischen Aufbau den einheitlichsten
Charakter. Die ersten 5 Kapitel behandeln die Zeitspanne
vom Aufbruch nach Horn bis zum Jahre 1370, Kap. 6—31 die
Zeit vom 25. Mai 1371 bis zum 13. Juni 1373. Die Offenbarungen
Ii SU) man zumeist von den Pilgerreise!! und den Stätten
, wo sie sich unterwegs aufgehalten halle. In der ersten
Vision des vorliegenden Buches wird der III. Birgitta durch
Maria mitgeteilt, daß sie sich, sobald es Gott will, auf eine
Pilgerreise ins Heilige Land begeben soll, wo sie die Geburl
Christi schauen wird. Diese Verheißung geht 15 Jahre später
in der berühmten Vision in der Gebiirtsgrotte zu Bethlehem
in Krfüllung (Kap. XXlj. Kine andere Vision berichtet von
einem Gespräch mit dem III. Thomas in Ortona, wobei Birgitta
auf wunderbare Weise einen Splitter seines Gebeins
empfängt. Andere Offenbarungen sind Antworten für verschiedene
einflußreiche Personen wie z.B. für den späteren
Kardinal Kleazar, den Sohn der (iiäfin von Ariano, welcher
Birgitta um Bat gefragt hatte. Machtvolle und züchtigende
Worle treffen verschiedene italienische Fürsten und Städte;
am härtesten werden davon die Königin von Neapel und die
Königin Eleonore von Zypern und deren Bruder, der Fürst

von Antiochien, betroffen. Nachdem sie ihnen zunächst einen
Brief gesandt hatte, der den Anschein erwecken sollte, als sei
er von ihr persönlich und nicht „ex parle Christi" geschrieben
, v erliest sie in FamagUStO im Beisein der implizierten Personen
in aller Öffentlichkeit eine Vision, die sie in Jerusalem
über Zypern und das Schicksal ..dieser Stadt" empfangen
hatte. Nicht einmal der Papst bleibt verschont, In ilirer letzten
Offenbarung, fünf Tage vor ihrem Tode 1373, lautet es:
„0 Homa mea, o Roma mea, papa contempnil te el nbn
attendit ad verba mea. sed reeipit dubia pro certis. Ideo mm
audiet amplius fistulam meam, quia tempus misericordiae
mee ponit in arbitrio suo".

1377 begann der Prozeß, in welchem ihre Kanonisierung
angestrebt wurde. Alfonso von Jaen legte eine Ausgabe von
Birgittas Bevelaciones vor, in welche die Visionen auf mehrere
Bände verteilt und von kirchenpolitisch anstößigen Passagen
gereinigt worden waren. 1380 wurde der Prozeß durch

das Schisma unterbrochen, worauf Birgittas Beicht vater und
Sekretär, Petrus Olaui, nach Schweden zurückkehrte und im

Jahre darauf dem Kloster in Vadsteua eine Sammlung von
Offenbarungen übergab, welche aus verschiedenen Gründen
in Alfonsos Ausgabe keine Aufnahme gefunden hatten. Darunter
waren auch Offenbarungen, welche auf die Zeit vor Birgit
las Abreise nach Rom zurückgingen. Daß sich diese im Besitz
von Petrus Olaui befanden, hängt damit zusammen, wie
Birgittas Offenbarungen redigiert worden waren. Birgitta
pflegte selbst ihre Offenbarungen niederzuschreiben oder zu
diktieren, danach wurden sie von Petrus Olaui ins Lateinische
Übersetz! und abschließend wurden sie durch Krzbischof Alfonso
einer redaktionellen Ausformung unterzogen. Nach Birgittas
Kanonisierung war ein Teil von Petrus Olauis Material
im Liniaul und wurde in Form von „addiciones" und „decla-
rationes" den Büchern einverleibt. Hinzu kommt der Stoff,
welcher in einem gesonderten Buch als „Revelaciones Extravagantes
" (krit. Ausg. v. L. Hollman, Uppsala 1956) gesammelt
wurde. 1 hre endgültige Form erhielten die Offenbarungs-
bücher mit der gedruckten Ghotan-Ausgabe 1492, welche den
Ausgangspunkt für die 8 späteren Ausgaben bildete.

Die vorliegende Ausgabe von Birger Bergh folgt L. lloll-
raans Spuren. Die Ausgabe des VII. Buches ist eine lextkri-
tisch wissenschaftlic he Wiedergabe des Textes und geht auf
45 Handschriften zurück. In der textgeschichtlichen Einleitung
(S. 17—93) wird das Handschriftenmaterial in die zwei

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 8