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Ausgabe:

1970

Spalte:

549

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Bernewitz, Hans

Titel/Untertitel:

Der Sendungsauftrag der Kirche in den Gesangsbüchern der Brüdergemeinde von 1927 und 1967 und im Evangelischen Kirchengesangbuch von 1950 1970

Rezensent:

Bernewitz, Hans

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549

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 7

550

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

Bernewitz, Hans: Der Sendungsauftrag der Kirche in den Gesangbüchern
der Brüdergemeine von 1927 und 1967 und im Evangelischen
Kirchengesangbuch von 1950. Diss. Halle 1968. XXXIX,
436 S.

In einem 1. Teil wird das Gesangbuch der Brüdergemeine (GB)
von 1927 untersucht. Eine Darstellung der Grundgedanken Zinzen-
dorfs über die Sendung und ein Vergleich mit dem Liedgut ergeben,
daß Zinzendorf die Liedaussagen entscheidend prägte. Das GB von
1927 enthält den Gedanken der Sendung in reichem Maße.

In einem 2. Teil wird das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG)
von 1950 befragt. Dieses Gesangbuch ist das Werk von Hymnolo-
gen ohne Einschaltung der Gemeinden. Es weist in seinem Stammteil
von 394 Liedern nur 18 Lieder mit dem Gedanken der Sendung
auf. Das EKG erscheint nicht als ein Gesangbuch, das auf Kirchen
schließen läßt, die den Sendungsauftrag als ihre Aufgabe ansehen.

Der 3. Teil untersucht das GB von 1967. Das Gesangbuch enthält
bis auf 56 Lieder das gesamte Liedgut des Stammteils des EKG. Die
Streichungen von Liedern des GB von 1927 mit dem Gedanken der
Sendung haben in den meisten Fällen Anstöße beseitigt, wie vor
allem ungerechtfertigten Optimismus, Dienst als Dankesleistung
und sprachliche Schwächen. Das neu eingefügte Liedgut, das z. T.
auch nicht im EKG zu finden ist, wiegt die Streichungen auf.

In einem 4. Teil werden die Ergebnisse ausgewertet. Das Gesangbuch
der Landeskirchen, das die Integration von Oekumenischem
Rat der Kirchen und Internationalem Missionsrat und die sich daraus
ergebenden Verpflichtungen erfüllt, steht noch aus. Das EKG ist
in dieser Hinsicht unbefriedigend. Das GB von 1967 zeigt aber, daß
sich trotz der bestehenden Schwierigkeiten, wie sie etwa durch den
gegenwärtig schwachen Strom neuer Lieder bedingt sind, ein Gesangbuch
schaffen läßt, das den Sendungsauftrag unter Einbeziehung
zeitgenössischer Lieder stark bezeugt.

Kippenberg, Hans G.: Garizim und Synagoge. Traditionsgeschichtliche
Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen
Periode. Diss. Göttingen 1968. 433 S.
Die aramäische Periode der Samaritaner ist der Zeitraum zwischen
der Rezension des samaritanischen Pentateuch (2. Jh. v. Chr.)
und der Abfassung aramäischer Werke im 4./5. Jh. n. Chr. Diese
Werke sind bereits länger bekannt. Es sind, wie § 1 über den Forschungsstand
darlegt, der Memar Marqah, der Defter und das sa-
maritanische Targum. Leider fehlen noch Wörterbuch und Grammatik
. Doch hat der Jerusalemer Professor Z. Ben-Hayyim wichtige
Beiträge zum Verständnis des samaritanischen Aramäisch geliefert.
Aus dieser Literatur löst die Diss. mittels traditionsgeschichtlicher
Methode ältere Überlieferungen heraus, um so die samaritanische
Geschichte1 der Antike zu erhellen. Teill stellt daher die antiken
Nachrichten über die Samaritaner zusammen und wertet sie aus.
Teil II bespricht dann aramäische Traditionen, die mit jenen Nachrichten
zusammenhängen.

Die samaritanische Gemeinde entstand, als am Ende des 4. Jh.
v. Chr. auf dem Garizim ein Kult gegründet wurde (§ 2). Die Rivalität
zwischen Samaria und Juda im 6./5. Jh. v. Chr. war rein politischer
Natur. Nicht diese politischen Spannungen führten zur Neubesiedlung
Sichems und der Gründung des Garizim-Kultes, sondern Zerwürfnisse
in der Jerusalemer Priesterschaft. Das ergibt eine Analyse
des Josephusbcrichtes Ant. lud. XI § 302-347. Den rein jüdischen
Charakter der samaritanischen Gemeinde zeigen auch die
Zeugnisse aus der Zeit des Tempels, der 129/8 v. Chr. vernichtet
wurde (§ 3). Die samaritanische Hohepriesterliste legitimiert die
sichemitische Priesterschaft, der samaritanische Pentateuch ist ein
auch in Qumran bezeugter Texttyp palästinischer Herkunft. Beide
Zeugnisse wurden erst im 2. Jh. v. Chr. fixiert, als Juden und Samaritaner
sich voneinander schieden. Aus dieser Zeit stammen die
ältesten jüdischen Nachrichten über die Samaritaner. Sie nennen

die Sekte Sichemiter, Volk zu Sichern o. ä., nicht aber Samaritaner.
Samaritai heißen in 2 Kön 17,29 (LXX) die heidnisch-israelitischen
Bewohner des ehemaligen Nordreiches, die in einen Synkretismus
verfallen waren. Jüdische Gegner belegten die Sichem-Gemeinde
erst vom 1. Jh. v. Chr. an mit diesem Namen. Diese Polemik war
dadurch bedingt, daß Teile der samaritanischen Gemeinde sich der
seleukidischen Hellenisierungspolitik geöffnet hatten. Johannes
Hyrcanus ahndete diese Öffnung mit dem Schwert: Garizimkult
und Sichern wurden zerstört. Die Gemeinde zerstreute sich über
Palästina, die Zeit des Umbruchs begann (§ 4). Immer neue Männer
und Sekten versprachen, das Volk zum Heil zu führen. Doch ging
die Gemeinde in diesem Strudel nicht unter. Davor bewahrte sie
ihre Gesetzestreue, die in Synagogen (§ 5) gepflegt wurde. Archäologische
Reste samaritanischer Synagogen sind für zahlreiche Orte
Palästinas bezeugt. Bedeutendste Synagoge war die auf dem Hauptgipfel
des Garizim, während auf dem Vorgipfel (dem Teil er-Räs)
ein heidnisch-israelitischer Tempel stand. Auch für die ägyptische
und römische Diaspora der Samaritaner kann man Synagogen vermuten
. In diesen Synagogen wurde der samaritanische Pentateuch
in griechischer Übersetzung (Samareitikon) bzw. in aramäischer
(samaritanisches Targum) vorgetragen. Diesen Synagogengottesdienst
reformierte im 4. Jh. n. Chr. der samaritanische Führer Baba
Rabba. Defter und Memar Marqah sollten die Gemeinde liturgisch
und theologisch einen. Kopflose Aufstände der Samaritaner und
brutale Reaktion des byzantinischen Staates zerstörten die antike
samaritanische Gemeinde.

Teil II verknüpft mit dieser Geschichte samaritanische Traditionen
. Die Samaritaner identifizieren den Garizim mit dem alttesta-
mentlichen Patriarchenort Bet'el (§ 6). Aus dieser Lokalisierung leitete
man die Berechtigung ab, auf dem Garizim das Haus Gottes
(Tempel, später Synagoge) zu errichten. Hier zogen dreimal im
Jahr die Frommen in einer feierlichen Wallfahrt vor Jahwes Angesicht
(§ 7). Die Liturgien für diese Wallfahrten sind erst im 14, Jh.
n. Chr. niedergeschrieben worden, doch setzt der Memar sie bereits
voraus. Nach samaritanischem Glauben war auf dem Garizim der
mosaische Miskän verborgen worden, als sich ein Teil Israels von
ihm und damit von Jahwe, abwandte (Zeit der pnwth) (§ 8). Im
Jahre 36 n. Chr. versprach ein Mann, ihn wiederzufinden und damit
die Zeit des Abfalls zu beenden. Die samaritanischen Laien verstanden
sich als Nachkommen Josephs. Häufig spricht die aramäische
Literatur von Joseph als Besitzer bzw. König des Garizim
und des Landes (§ 9). Die samaritanischen Könige, die im 5./6. Jh.
n. Chr. das Land von den ,Heiden' befreien wollten, haben nur diesen
Anspruch zu realisieren versucht. Möglicherweise hängt der
jüdische Messias ben Joseph mit dieser Erwartung zusammen. Als
Hauptgestalt samaritanischer Eschatologie gilt bis heute der Taheb
(§ 10). Man deutete ihn als wiederkehrenden Mose oder als Zurückbringer
des Miskän. Eine Untersuchung des aramäischen Materials
zeigt jedoch, daß Taheb mit ,Umkehrender' zu übersetzen ist. Er ist
der erste der Generation von Umkehrenden, die die Periode des Abfalls
beenden und Gottes Wohlgefallen wiederherstellen. Die Taheb-
Konzeption ist sekundär aus diesem Periodenschema entwickelt
worden und hat mit Dtn 18,15.18 nichts zu tun. Dieser Vorgang
hängt mit dem Aufkommen einer Sekte zusammen, die die alte samaritanische
Erwartung eines Propheten wie Mose (§ 11) auf einen
gewissen Dositheus bezog, der wahrscheinlich im 1. Jh. n. Chr. gelebt
hat. Daraufhin lehnte die .offizielle' samaritanische Theologie
die alte Erwartung ganz ab. An ihre Stelle trat die Hoffnung auf
den Taheb. Die samaritanische Prophetenerwartung ist wichtig für
das Verständnis dieser Tradition in Qumran und dem Joh.-Evangc-
lium. Einen Einblick in den synagogalen Gottesdienst gibt der Titel
.Große Macht', der Simon Magus beigelegt wurde (§ 12). Denn es
ist liturgischer Brauch, auf die Verlesung der Tora mit den Worten
zu respondieren; .Groß ist die Macht, welche...'. Diese Macht, die
die große genannt wurde (Apg 8,10), sah man in Simon inkarnieit.

VON PERSONEN

Alfred Jepsen zum 70. Geburtstag

am 28. März 1970

Hochverehrter Herr Kollege!

Am heutigen Tage vollenden Sie Ihr 70. Lebensjahr. Aus diesem
Anlaß möchten Ihre Kollegen sich mit Ihnen zusammenfinden im
dankbaren Gedenken der Wege, die Sie bis heute geführt worden

sind, und in der Bezeugung der Gemeinschaft, die uns auf diesen
Wegen miteinander verbindet.

Die unverkennbare Eigenart ihres Lebensganges trat früh zutage
. Dem Studium der Theologie in Kiel und Leipzig fügten Sie
alsbald das der Religionsgeschichte und der orientalischen Sprachen
hinzu. Sie hatten das Glück, in Ernst Sellin, Rudolf Kittel und
Hans Haas bedeutende Lehrer zu finden. Die Promotion zum