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1970

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 7

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(7, 16) und schließlich der Name .Immanuel' darauf hinweist, daß
die Gemeinschaft, der er angehört, den wirksamen Beistand Gottes
erfahren soll, und unter Berücksichtigung dessen, daß die Unheilsankündigung
gegen Ahas (7, 17) bestehen bleibt, das Zeichen also
nicht in die von Jes geschilderten Verhältnisse einzuordnen ist,
kann die Immanuelweissagung nur auf eine fernere Zukunft
bezogen sein, die Jesajas Vorstellungen vom geretteten Rest, der
das Strafgericht überlebt und heiliger Same sein wird (6, 13), entspricht
. Daß die Restvorstellung bei der Immanuelweissagung zu
berücksichtigen sei, ist aus der Anwesenheit des Schear-jaschub
bei der Ankündigung des Zeichens zu entnehmen. - Jes 8, 5-10 -
als Einheit zu verstehen (vgl. v. 8 mit v. 10) und nicht eschatolo-
gisch zu interpretieren, was in die nachexilische Zeit führte - setzt
wegen der unvermittelten Anrede des Immanuel 7, 14 als bekannt
voraus und läfjt erkennen, daß Jes nicht mehrere Kinder mit dem
Namen Immanuel erwartet, sondern eine bestimmte Persönlichkeit
der kommenden Zeit, die ihm Rettung aus der gegenwärtigen Not
verbürgt.

Wegen der NatanWeissagung, der bereits bei Jes 6,13 belegten
Restvorstellung und Bezugnahmen auf 7,14-16 ist auch für das
Lied 9,1-6 die jesajanische Verfasserschaft und die messianische
Deutung als die wahrscheinlichste anzunehmen, wenngleich zugestanden
wird, daß 9,1-6 und 11,1-9 auch von einem anderen
Verfasser stammen könnten, der die Gedanken Jesajas fortführte.
Das angekündigte Kind, das zur Herrschaft berufen wird, ist der
König des aus einem schweren Strafgericht hervorgegangenen
Restes. - Auch Jes 11,1-9, das die Aussagen von Jes 7 und 9
weit übertrifft, wird durch die Einführung des Königs als „Reis
aus der Wurzel Isais" ausdrücklich mit dem Rest in Verbindung
gebracht, so daß sich schließlich ergibt: .In jedem der drei Texte
ist demnach die beschriebene Persönlichkeit der König des Restvolkes
. Er wird in 7,14-16 zunächst angekündigt. Kap. 9 berichtet
von seiner Geburt und nennt seine Namen, Kap. 11 beschreibt
ihn als Herrscher in der Ausübung seiner Gewalt" (S. 347).

In Kap. VT (S. 235-345) verfolgt der Vf. das Fortwirken dieser
Weissagungen im Schrifttum der späteren Zeit, insbesondere ihre
weitere Entfaltung durch neuhinzukommende Elemente, ihre Um-
deutung und Abwandlung. Es werden behandelt: Jes 32,15-20;
2.2-4 = Mi 4,1-4; Jes 11,10; 4,2-6; 16,4 f.; 28,16; 29,17-24;
Mi 4,1-5,5; Jer 23, 5 f.; Ez 17,22-24; 21,30-32; 34; 37,15 - 28;
44-46; der Gottesknecht in Dtjes; Jes 65,17-25; Sach 3, 7-10;
6,11-14; 9, 9 f.; Ps 2; 72 und 110. Einige überraschende Deutungen
im Zusammenhang mit diesen Texten sollen kurz aufgeführt
werden: während der von Jes stammende Spruch 2,2-4, der
wahrscheinlich von Micha selbst in sein Buch eingefügt wurde,
messianisch zu deuten ist, wird für 4, 2- 4; 16, 4 f. und 29, 17-24
eine messianische oder eschatologische Interpretation ausdrücklich
abgelehnt; die Gotteskinder weisen zwar keine Bezugnahme auf
den Immanuel auf, schließen aber dennoch eine messianische Deutung
nicht aus; Ps 2 richtet seinen Blick auf den kommenden
König der Weltherrschaft Jahwes und ist nachexilisch, ebenso
Pss 72 und 110.

Im abschließenden Kap. VII (S. 346-406) beschäftigt sich R.
vorwiegend mit der Ausgestaltung der Messiasvorstellung in der
zwischen- und neutestamentlichen Zeit, die den Gebrauch des
Wortes ,Messias' als des erwarteten eschatologischen Heilskönigs
erst entscheidend prägte. Ihre Schriften verwenden das Wort
nicht „als Titel einer Persönlichkeit, die damals neu in den. Gesichtskreis
der Menschen getreten ist, sondern bezeichnen mit ihm
einen Heilsbringer, der lange zuvor im AT verheißen worden war".
„Die atl. Darstellung! erwähnt zwar noch nicht alle Hoffnungen,
die man später auf ihn gesetzt hat, . . ., entwirft aber trotzdem
ein wahres Bild des Kommenden und enthält keimhaft und andeutungsweise
, was später zur vollen Entfaltung gelangt ist" (S. 366).
Bei der Frage nach der atl. Verheißung und ihrer ntl. Erfüllung
ist nach R. zwischen wesentlichen, von der Offenbarung beabsichtigten
und schließlich verwirklichten und unwesentlichen, zeitlich
bedingten Elementen zu unterscheiden. „Die göttliche Offenbarung
enthielt auf jeden Fall die Ankündigung eines Gottgesandten und
seine Kennzeichnung als Heilbringer" (S. 403). Di© nichterfüllten
Erwartungen erklären sich aus der Ausgestaltung der Messiaserwartung
mit Vorstellungen aus dem Königsverständnis und aus
solchen des Bundesgedankens, die beide der Messiaserwartung
eine irdisch-nationale Färbung verliehe», jedoch schon im AT

selbst durch die Gestalt des Gottesknechtes eine entscheidende
Korrektur erfuhren.

Dieser vor allem durch seine umfassende Kenntnis und Würdigung
der Problemlage beeindruckende Entwurf des Vf.s kann
freilich nicht ohne Kritik zur Kenntnis genommen werden, wobei
schon wegen der Vielfalt der angeschnittenen Probleme nur wenige
Hinweise gegeben werden können. Die gesamte Konzeption des
Buches ist allein davon abhängig, daß die Immanuelweissagungen
des Buches Jesaja vom Propheten selbst stammen. Eine solche
Einordnung ist nur möglich, wenn eine eschatologische Interpretation
dieser Texte grundsätzlich abgelehnt wird und die Restvorstellung
in ihrem heilvollen Aspekt als grundlegender Bestandteil
der jesajanischen Verkündigung behauptet werden kann, wofür
nur der kritiklos hingenommene Vers 6,13 vom Vf. als Zeuge
aufgeführt wird - eine etwas schmale Basis für einen derartigen
Entwurf. Nicht ganz konsequent erscheint auch der Umgang mit
dem Völkerkampfmotiv, das vom Vf. zwar der nachexilischen
Eschatologic zugeschrieben wird, jedoch vernachlässigt bleibt,
wenn mit Hilfe der Pss 46, 48 und 76 die Echtheit von Jes 2, 2-4
erwiesen werden soll (S. 128. 246 f.). Auffallend ist neben anderem
, daß der Vf. als Belegstellen für den vorexilischen Sprachgebrauch
des Wortes hkmh fast ausschließlich Texte der exilisch-
nachexilischen Zeit zitiert (S. 200).

Trotz aller Einwände, die man sonst noch anzubringen geneigt
ist, ist die Untersuchung Rehms bei der Behandlung der fraglichen
Probleme Stets zu berücksichtigen.

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