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Ausgabe:

1970

Spalte:

412-414

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Aharônî, Yôḥānān

Titel/Untertitel:

The land of the Bible 1970

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 6

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hermeneutisch viel zu kurz. Die theologische Exegese' steht im wesentlichen
doch allein im Felde der für sich und aus sich reflektierten
paulinischen Texte. Daher kann Vf. dem Anspruch, der gerade
an eine theologisch - kritische Exegese heute zu stellen ist,
nicht voll gerecht werden und gerät, wie gesagt, leicht, ohne es zu
wollen, in eine strukturell biblizistische Atmosphäre.

Freilich, wir sind alle noch weit davon entfernt, Paulus wirklich
zu verstehen. Auf dem Wege dazu ist das Buch des Vf.s ein
höchst anregender Begleiter. Es hat hinfort sicher zu den Büchern
zu zählen, die man zur Paulusexegese unbedingt benötigt.

ALLGEMEINES, FESTSCHRIFTEN

Birkner, Hans-Joachim, u. Dietrich Rössler [Hrsg.] ■ Beiträge zur
Theorie des neuzeitlichen Christentums. W. Trillhaas zum 65. Geburtstag
. Berlin: de Gruyter 1968. VIII, 142 S. gr. 8°. Lw. DM 28.-.
Die neun Aufsätze dieses Bandes, der Wolfgang Trillhaas zum
65. Geburtstag gewidmet ist, verwirklichen den selteneren Fall,
dafj eine Festschrift ein einheitliches Thema behandelt: hier Christentum
und Theologie in den „Voraussetzungen und Bedingungen
ihrer geschichtlichen Situation" (Vorwort).

H.-J. Birkner geht dem „Begriff des Neuprotestantismus" als
historischer und systematischer Kategorie nach, bei O. Pfleiderer,
E. Troeltsch und F. Gogarten; er zeigt, daß sich in diesem Begriff
die „Kontinuitätsproblematik" des Protestantismus niederschlägt.
— C. Colpe bespricht „Mythische und religiöse Aussage außerhalb
und innerhalb des Christentums". Er geht von einer definatorischen
Trennung von Mythos und Religion aus und versucht von ihr aus
das Problem der Entmythologisierung des NT zu beleuchten. —
H. Donner behandelt anhand von „Überlegungen zu Begriff und
Geschichte der alttestamentlichen Einleitung" „das Problem des AT
in der christlichen Theologie". Er möchte den Begriff der Einleitung
in das AT erweitern: „seine Entstehungsgeschichte ist . . .
durch die Wirkungs- und Nachgeschichte zu ergänzen" (45), weil
so erst deutlich wird, daß das Studium des AT „als Disziplin der
Theologie betrieben wird" (48). — H. Fischer arbeitet heraus, daß
die Theologie „im neuzeitlichen Wahrheitsbewußtsein ... in ihren
eigenen Spiegel schaut" (63). Obwohl die Einwirkung des neuzeitlichen
Wahrheitsbewußtseins „eine Fülle von Unsicherheiten und
die Möglichkeit des Substanzverlustes" mit sich bringe (58), könne
doch „strittig . . . gar nicht diese Einwirkung sein, sondern nur ihr
Ausmaß und der Modus, in dem beides (Theologie und gegenwärtiges
Wahrheitsbewußtsein) aufeinander zu beziehen ist" (61 f.).
Die neuere Theologie habe gezeigt: „Reduktion bedeutet zugleich
Konzentration" (70), z. B. im Schöpfungsglauben, und so erweise
sich: „Das moderne Wahrheitsbewußtsein ... ist nicht nur der
theologischen Legitimation fähig, es enthüllt sich schließlich als
der eigentliche Motor in der Entwicklung der systematischen Theologie
" (69). Theologie, Christentum und Kirche seien im Sinne
Troeltschs „dem Wandel unterworfen" (70, vgl. 59). — T. Rendtorff
entfaltet das dialektische Verhältnis von historischer Bibelwissenschaft
als neuzeitlicher theologischer Disziplin und der Theologie
im ganzen: mit der historischen Kritik ist das Problem einer
„Theorie des neuzeitlichen Christentums" der Theologie ständig
als Traditionskritik inhärent. Für die systematische Theorie des
Christentums entspricht dem gleichrangig, daß sie, sich im geschichtlichen
Christentum bewegend, dieses auf seinen gegenwärtigen
Stand hin reflektiert, „begrifflich zu fassen und in Theorie
durchzubilden unternimmt" (88). — D. Rössler und U. Wilckens befassen
sich mit H. Blumenbergs Buch „Die Legitimität der Neuzeit"
(1966). Rössler stellt der Konfrontation von Christentum und Neuzeit
bei Blumenberg unter Heranziehung religionssoziologischer
Einsichten gegenüber, „daß die Ausarbeitung der Begriffe, die die
Signatur der Neuzeit bilden, einen Beitrag zur Aufdeckung der für
sie charakteristischen Religiosität liefert" (100). Wilckens kritisiert
Blumenbergs Auffassung der urchristlichen Eschatologie; er bestreitet
, daß die Enttäuschung der Naherwartung substantiell auf
das Urchristentum Einfluß nehme, da „es nämlich in der urchristlichen
Gottesverkündigung um das Thema der Liebe — und nicht
einfach um die Nähe des endgeschichtlichen Abbruchsgeschehens
vom Alten zum Neuen Aon — geht" (134). — W. Schmidts „Ökumenische
Reflexionen" betonen, daß „die Erfahrung der Naturwissenschaftler
. . . von grundsätzlicher Bedeutung für die Kirchen und
ihren Weg in eine gemeinsame Zukunft" ist (110). Schmidt gibt im
ökumenischen Prozeß dem „modernen Protestantismus" entscheidende
Bedeutung, sofern er in seiner Theologie und Frömmigkeit

„das Spektrum gemeinsamer Einsichten der Menschen rund um
die Erde aufgrund naturwissenschaftlicher Arbeitsprinzipien" bejahen
und ihm handelnd entsprechen könne. — H.-W. Schütte stellt,
vornehmlich bei A. W. Teller, „ein vergessenes Motiv des philosophischen
und theologischen Denkens der Aufklärung" heraus,
den „Begriff einer Perfektibilität des Christentums" (114 f.).

Alle Beiträge zeigen, je auf ihre Weise, daß die einige Jahrzehnte
währende Aufeinanderbeziehung von biblisch-reformatorischem
Kerygma und Neuzeit in eine neue Phase einegetreten ist.
Das Integrationsverhältnis kehrt sich methodisch um; Theologie
tritt nicht überlegen an die Aufklärung heran, sondern sie wird
von der Aufklärung gefragt, ob und wieweit sie ihren Inhalt als
Aufklärung verstehen und vermitteln kann. Den Verfassern ist für
die mannigfachen Facettierungen des Problems einer „Theorie des
neuzeitlichen Christentums" zu danken, wennschon ihre Beiträge
noch vor Gesellschaftstheorie und Sozialpsychologie als den jetzigen
wissenschaftstheoretischen und kirchlich-praktischen „Voraussetzungen
und Bedingungen der geschichtlichen Situation" der
Theologie stehen oder nur gerade daran streifen.

Cappel über Marburg/Lahn Theodor Mahlmann

Soucek, J. B.: Zur Erinnerung an Josef Lükl Hromädka (ZdZ 24,
1970 S. 73-83).

ALTES TESTAMENT

Aharoni, Yohanan: The Land of the Bible. A Historical Geography,
transl. from the Hebrew by A. F. Rainey. London: Bums & Oates
[1967]. XIV, 409 S. m. 34 Ktn. gr. 8°. Lw. 63 s.

Daß diese .Historische Geographie des Landes der Bibel' nun
auch in englischer Sprache vorliegt, muß vorbehaltlos begrüßt werden
. Ursprünglich hatte das Jerusalemer .Bialik Institute' dieses
Werk im Jahre 1962 in Ivrit herausgebracht. So ist es aber nun
einem erheblich weiteren Leserkreis zugänglich. Der Verfasser hat
für die englische Ausgabe nicht nur das inzwischen neu bekannt
gewordene Material und die entsprechende Literatur eingearbeitet,
sondern eine ganze Reihe von Kapiteln erweitert oder auch umgeschrieben
(S. XIV), so daß es der Leser nicht einfach nur mit einer
Übersetzung zu tun hat, sondern mit einer gründlichen Überarbeitung
und Erweiterung der Originalpublikation. A. weiß sich bei
seinen Studien vielen namhaften Gelehrten verpflichtet, deren
Forschungsergebnisse er auch dann dankbar genutzt hat, wenn er
ihnen nicht letztlich zustimmt. Neben W. F. Albright und B. Mazar
werden A. Alt und M. Noth genannt wie auch S. Klein, F. M. Abel
und M. Avi-Yonah.

In diesem Buch geht es um Geographie und Geschichte, um
ein weites ,tief miteinander verwobenes Feld', wo eines nicht ohne
das andere verstanden werden kann. Und obwohl, rein räumlich
gesehen, das zu beschreibende Territorium gar nicht so groß ist,
bietet es infolge der Dramatik der Jahrtausende währenden wechselvollen
Geschichte eine kaum zu überschauende Fülle von Material
, das bald nicht mehr zu raffen ist. „To portray this mosaic of
history and geography, with the aid of all available sources, is the
aim of this book" (S. XI). Nur einer intimen Vertrautheit mit dem
Lande und seiner Geschichte ist es möglich, eine solche Aufgabe
zu lösen. A. schreibt in seinem Vorwort, daß das Buch schon zu
entstehen begann, als er als Schuljunge das Land durchstreifte und
atemlos und fasziniert vor den Mauerresten einer lange schon zerstörten
Stadt stand (S. XIII). Dieses Interesse an dem Forschungsobjekt
hat der Verfasser von seinen jungen Jahren an bewahrt.
Er hat im team wiederholt selbst an Ausgrabungen teilgenommen
und mehrere eigene Ausgrabungen geleitet. Darüber hinaus hat
er sich siedlungsgeschichtlich bereits mit partiellen Landstrichen
Palästinas, wie z. B. mit dem oberen Galiläa, beschäftigt. So bringt