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Ausgabe:

1970

Spalte:

379-380

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Svenskt kyrkoliv i Finland, 48. Jahrg. 1970

Rezensent:

Israel, Friedrich

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Seite 1

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379

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 5

380

die Laien „häufig inaktiv geworden" sind (S.239) oder doch nur
als Vertreter der Pastoren angesehen werden (S. 113), wird selbstkritisch
hervorgehoben (Immerhin überrascht es zu erfahren, daß
in Großbritannien nach einer Erhebung von 1964 an jedem
Sonntag 5 von 7 methodistischen Gottesdiensten von Laien
gehalten werden, S. 244! Und auch das sollte nicht übersehen
werden, daß zwei der Aufsätze dieses Bandes von Laien beigesteuert
wurden!). Als ein innermethodistischer theologischer
Streitpunkt wird das Taufproblem genannt (S.141), ja es kann
verallgemeinernd festgestellt werden, daß es „im Blick auf
jede größere Streitfrage" heute Methodisten gebe, „die sich
stärker von anderen Methodisten unterscheiden als von ihren
Mitkämpfern in anderen Denominationen" (Outler, S.90).

Nur an einer Stelle hat der Rez. diese Bereitschaft zu offenem
Eingestehen eigener Schwächen zunächst vermißt: Im „Geschichtlichen
Überblick" wird allzu ungebrochen von der
„Standhaftigkeit" der deutschen Methodisten im Dritten Reich
gesprochen (S.45). Aber auch hier ist es so, daß ein späterer
Beitrag die Dinge zurechtrückt und offen davon spricht, daß der
deutsche Methodismus „auf die in den Jahren 1933-1945 aufbrechenden
Probleme ... nicht vorbereitet" war (S.288).

4. Zu den „Theologischen Akzenten" des Methodismus rechnet
Outler in seinem gleichnamigen Aufsatz die Tatsache, daß man
seit je mehr Angst vor dem „Quietismus" als dem „Pelagianis-
mus" gehabt habe (S.92). Dementsprechend sind Methodistenkirchen
in herausgehobener Weise tätige Kirchen, und zwar
heute nicht anders als in der Zeit des Aufbruchs im 18. Jahrhundert
. Doch scheint mir der vorliegende Band für eine Verlagerung
der Gewichte symptomatisch zu sein. Schon an der
Anzahl der den Themenkreisen gewidmeten Beiträge, vollends
an der in ihnen zutage tretenden Leidenschaft zeigt es sich, daß
die Diakonie und speziell die gesellschaftliche Diakonie in zunehmendem
Maße an die Stelle von Weltmission und Evangelisation
tritt. Man lese nur einmal nach, was Edward Rogers als
Generalsekretär des Amtes für Volkswohlfahrt der Methodistenkirche
in Großbritannien über seine Tätigkeit berichtet
(S.308ff.)! Freilich ist das Recht dieser Entwicklung innerhalb
der Methodistenkirche selber umstritten; gegen sie richtet sich
die Kritik eines breiten „pietistischen" Flügels (ebd.; vgl. weiter
S.291). So wird auch hieran deutlich, wie wenig es eine Eigenexistenz
ist, die der Methodismus führt; die Probleme des Weltprotestantismus
sind auch die seinen.

Berichtigungen: Lies auf S.15 Z.13: „um" statt „und", S.23 4.Z.
v.u. „werden" statt „werde", S.24 Z. 12 „dürfte" statt „durfte"
S.35 Z.19 „erlangten" statt „verlangten", S.40 Z.10 „hatten" statt
„hatte", S.44 Z. 10 „...ausschuss" statt „...anschluß", S.50 2.Z.
v. u. „Hessen" (?) statt „schienen"! - Der Name der bisherigen Schwesterkirche
muß auf S.56 16.Z. v.u. wie richtig auf S.65, 75 und 80
„Evangelische vereinigte Brüderkirche" lauten. - Auf S.288 Z. 10
ist durch den Wegfall einer Zahlenangabe ein Satz um seinen Sinn
gebracht.

Berlin Relnhold Pietz

Svenskt kyrkoliv i Finland, 48 Jhrg. (Julbok för Borgä stift).
Helsingfors: Förbundet för svenskt församlingsarbete i Finland
r.f. [1969]. 174 S. m. zahlr. Abb. 8°.

Der 48. Jahrgang dieses Jahrbuches bricht mit seinen Vorgängern
. Auf einem eng umgrenzten Gebiet der Christenheit wird
hier deutlich, wie die veränderten Fragen der theologischen
Wissenschaft auf die Gemeinden wirken und welche Ansprüche
das neue Leben der Gegenwart an die Theologie stellt. Äußerlich
zeigt sich der Bruch: der neue Redakteur ist 30 Jahre alt; in der
Redaktion hat die Jugend die Sitze eingenommen, darunter
4 Studenten. Geblieben ist als Vorsitzender Bischof Forsseil (64).
Wie „jung" er ist, zeigt sein neustes Buch „Guds budbärare" aus
demselben Verlag, 167 S. 1969. „Gottes Boten" werden ihm Alte
und Kinder, Menschen und Bäume, Lebendiges und Lebloses auf
Reisen in Europa und Asien.

Das Jahrbuch steht unter dem immer wiederholten Gesamttitel
: Ist Jesus aktuell? Der Bischof fragt: Christus oder Chaos?

Er zeigt die gefährlichen Sonderungen in Kirche und Völkerleben
und wie sie geheilt werden könnten, indem er auf das
deutsche Wort Heiland verweist. Ferner kluge Gedanken zur
Erneuerung der Konfirmation, aber noch nichts Durchschlagendes
. Eine neue Zeitung „Kyrkpress" soll von 1970 ab jedem
Gemeindeglied geliefert werden. -

Leipzig Friedrich Ostarhlld

PHILOSOPHIE, RELIGIONSPHILOSOPHIE

Kierkegaardiana VII, udgivne af Seren Kierkegaard Selskabet
ved Niels Thulstrup. Kebenhavn: Munksgaard 1968. 283 S.
gr. 8°. Dän. Kr. 45,-.

„Kierkegaardiana" ist der Name der Studien, die von der
Kierkegaard-Gesellschaft in Kopenhagen publiziert werden, in
der Regel alle zwei Jahre. Der Redakteur ist der neue Professor
für Systematische Theologie an der theologischen Fakultät in
Kopenhagen Dr. Niels Thulstrup, der heute wahrscheinlich
der beste Kierkegaardkenner ist. Seine große Doktordissertation
von 1967 über Kierkegaard und Hegel wird bald in einer Weltsprache
erscheinen. Wie gewöhnlich fängt der neue Band mit
einer Reihe von Abhandlungen an, deren erste von Professor
Henning Fenger, Ordinarius für komparative Literaturgeschichte
in Aarhus, geschrieben ist, das Thema ist Kierkegaard
und P.E.Lind. Letzterer war Dr. und wurde Bischof in
Äalborg, wo er Nachfolger von Soren Kierkegaards älterem
Bruder wurde. Fenger versucht zu zeigen, daß Dr. Lind, der sich
mit literarischen Sachen beschäftigte, der gewesen ist, der Soren
Kierkegaard in das ästhetische Studium - und Stadium - hineingeführt
hat. Am Todesbett P. Chr. Kierkegaards hörte Lind den
alten Bischof sagen, daß es eigentlich immer ein großes Mißverständnis
gewesen wäre, daß er, P. Chr. Kierkegaard, der in
seiner Jugend in Göttingen „der Disputierteufel aus dem Norden
" hieß, Grundvigianer geworden war. Der vor Jahren gestorbene
Stiftspropst Dr. Henry Ussing, der theologisch ein
Schüler von Frank war und seine Dissertation über die christliche
Gewißheit schrieb, hat mir dies erzählt und hatte es wahrscheinlich
direkt von Bischof Lind gehört.

Louis Reimer, der schon während des Druckes des Bandes
gestorben war, schreibt über die „Wiederholung als Problem der
Erlösung bei Kierkegaard", und Prof. Alastair McKinnon über
„Kierkegaard and his Pseudonyms". Der in Dänemark lebende
Ukrainer Dr. G.Malantschuk behandelt „Kierkegaard und
das kollaterale Denken", und der Kopenhagener Pfarrer Ema-
nuel Skjoldager diskutiert Kierkegaards „Entweder - oder",
nicht das Buch, sondern das Entweder - Oder in Kierkegaards
Leben. Der letzte Artikel ist von dem früheren Kopenhagener
Bischof Dr. H.Fuglsang-Damgaard geschrieben und behandelt
den „Gottesbegriff bei Pascal", den man so oft mit Recht
oder Unrecht mit Kierkegaard verglichen hat - hauptsächlich
mit Unrecht, möchte ich meinen.

Unter der Rubrik „Kritik" hat Professor Dr.Billeskov Jansen
einen Beitrag über „Soren Kierkegaard et la litterature
francaise" geliefert, Lektor Jorgen Pedersen schreibt über
„Meinung und Mysterium" eine Rezension von einem riesenhaft
großen Buch des Namens „Mythe et foi", mit Beiträgen von
Verschiedenen, redigiert von dem Italiener Enrico Castelli - bei
Aubier in Paris erschienen. Ein Artikel von Dr. theol. Skat
Arildsen verdient auch Interesse außerhalb der Grenzen
Dänemarks. Er ist anläßlich eines Buches von dem vor wenigen
Jahren gestorbenen philosophischen Doktor S.V.Rasmussen
über Hans Bröchner geschrieben. Bröchner studierte ursprünglich
Theologie, geriet aber unter Einfluß von D.Fr. Strauß, dessen
Dogmatik er ins Dänische übersetzte. Man verweigerte ihm,
das theologische Amtsexamen zu absolvieren, und Bröchner
wandte sich dann der Philosophie zu. Er wurde Ordinarius für
Philosophie, aber schon als junger Mensch kam er in Verbindung
mit Kierkegaard, mit dem er entfernt verwandt war, und
Lektor Knud Jensenius, der auch ein Buch über Kierkegaard
geschrieben hat, versuchte in seiner Jugend zu beweisen, daß