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Ausgabe:

1970

Spalte:

359-360

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Indian church history review 1970

Rezensent:

Junghans, Helmar

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1U70 Nr. 5

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einmal den dritten, den schwierigsten Weg einer geistigen Geschichte
der Fakultät wagt, wird Bizers Vorarbeit als das Werk
eines sorgsamen Chronisten schätzen um! ihm samt den anderen
Mitarbeitern Dank wissen.

Halte/Sukle Wollgui Wiefel

1 Die evangelisch-theologische Fakultät zu Bonn in dem ersten
Jahrhundert ihrer Geschichte 1819-1919, Bonn 1919.

2 a.a.O. S.20f.23ff.

3 Dialektik, Selbstbewußtsein und Offenbarung. Die Grundlagen
der spekulativen Orthodoxie Bruno Bauers in ihrem Zusammenhang
mit der Geschichte der theologischen Hegelschule dargestellt. Theo].
Diss. Bonn 1965.

4 Overbeck rezensiert dort B.Bauer, Christus und die Cäsaren.

s vgl. dazu die ausführliche Darstellung bei Otto Ritsehl, Albrecht
Ritschis Loben, Freiburg i.B. u. Leipzig 1892 S. 141-151.

Indian Church History Review. Ed.: The Church History Association
of India. Bd. 1-2. Serarapore 1967-1968. 158; 158 S.
Jährlich Rupien 5; $ 2.

Während es für die europäische Kirchengeschichte insgesamt
und meist auch für die einzelnen Länder Europas genügend
Gesamtdarstellungen gibt, fehlen diese fast für alle außereuropäischen
Gebiete. Indien macht dabei keine Ausnahme.
Es gibt zwar - ebenfalls wie für andere außereuropäische Staaten
- Werke über die Geschichte einzelner Kirchen in Indien,
aber keine Gesamtschau der Kirchengeschichte Indiens, wenn
man nicht einige missionswissenschaftliche Arbeiten dafür halten
will.

Das ist aber der springende Punkt. Die Geschichte der Mission
eines Landes wird zwangsläufig von der Tätigkeit der Missionsgesellschaften
und deren eigenen Problemen entscheidend bestimmt
. Der Blick fällt stark auf die Triebkräfte in dem Heimatland
der Missionsgesseilschaft und auf ihre Erfolge bzw. Fehlschläge
auf dem sogenannten Missionsfeld. Wo mehrere Missions-
gesellschaften in einem Land arbeiten, wie in Indien, entsteht
dabei leicht eine Sammlung von Untersuchungen der Geschichte
einzelner Missionsgesellschaften, aber keine Gesamtkirchengeschichte
des entsprechenden Landes. Es kommt vielmehr
darauf an, die Entwicklung aller christlichen Gemeinschaften
in einem Land mit den politischen, sozialen, geistes- und religionsgeschichtlichen
Bewegungen dieses Landes in Verbindung
zu bringen und auch die Wertung der Ereignisse nicht vom
Gesichtspunkt der Missionsgesellschaften, sondern von dem
Werden einer Kirche Jesu Christi in einem bestimmten Gebiet
vorzunehmen. Diese Aufgabe wird naturgemäß am besten von
einem Angehörigen des entsprechenden Landes gelöst werden
können, der sowohl mit der Geschichte seines Volkes als auch
mit der des Reiches Gottes in Beinern Land vertraut ist.

The Church History Association of India, die seit 1953 besteht
, aber erst 1961 wieder zum Leben erwacht ist, hat diese
Aufgabe klar erkannt und angepackt. Sie hat ein Archiv für alle
die die Kirchengeschichte Indiens betreffenden Materialien angelegt
und 1967 die,,Indian Church History Review" gegründet.
Diese Zeitschrift soll Vorarbeiten für ein „Standard work on the
History of Christianity in India" leisten und Mitarbeiter dafür
gewinnen. Dabei hat man die Hoffnung, das Ziel in 15 bis
20 Jahren zu erreichen.

Will man bei dieser geplanten Kirchengeschichte Indiens die
Fehler bisheriger Darstellungen vermeiden, nämlich von der
Sicht einer Denomination aus zu werten, so braucht man eine
interdenominationelle Zusammenarbeit. Sie ist in der Tat gewährleistet
. Orthodoxe, Katholiken und Protestanten kommen
zu Wort. Einheimische Mitarbeiter sorgen dafür, daß das Übergewicht
der früheren missionsgeschichtlichen Betrachtung vermieden
wird. Auch die Probleme der Verflechtung mit der
Gesamtgeschichte Indiens werden untersucht. So erhellt ein
Beitrag die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen der
nationalen Unabhängigkeitsbewegung des ausgehenden 19. Jh.s

und dem Streben nach einer von den Missionsgesellschaften
unabhängigen indischen Nationalkirche. Dieser Anfang ist also
recht verheißungsvoll.

Die Kirchengeschichte Indiens verdient aber nicht nur die
Aufmerksamkeit der indischen Christen und einiger, die sich für
Indien interessieren, sondern auch die Beachtung der Christen
außerhalb Indiens, weil sie in einigen Dingen exemplarisch ist.
In Indien z.B. begegnete und begegnet der christliche Glaube
einer alten, hohen Kultur und Religion. Die Frage wie sich die
Verkündigung und die Lebensweise der Christen diesen anpassen
soll und kann, drängt sich hier unübersehbar auf, in einem ganz
anderen Maße als etwa bei der Germanenbekehrung. Diese
Frage ist aber auch für die Europäer keine rein akademische,
sondern die durch die technische Revolution bedingte Veränderung
der sogenannten abendländischen Kultur nötigt auch,
ihre christliche Existenz in dieser neuen Umwelt theologisch zu
durchdenken. Ein Blick in die Kirchengeschichte Indiens kann
sich dabei alB sehr hilfreich erweisen. Um noch einen Komplex
herauszugreifen, sei auf das jahrzehntelange Ringen um die
Einheit der Christen hingewiesen, das schließlich 1947 zur
Gründung der Kirche von Südindien führte. In diesem Kampf
wurden Grundsätze entwickelt, die für interdenominationelle
Zusammenschlüsse richtungsweisend sind und im ökumenischen
Zeitalter viel mehr beachtet werden sollten.

So darf man auch die weiteren Veröffentlichungen in der
„Indian Church History Review", die in Zukunft in der Zeitschriftensch
au der ThLZ angezeigt werden sollen, gespannt sein
und dem ganzen Unternehmen ein gutes Gelingen wünschen.

Leipzig Helmar Junghann

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Byzantion. Revue Internationale des Stüdes Byzantines, publ.
sous la direction de H. Gregoire. Organe du Centre National
de Recherches Byzantines. Tome XXVIII (1958): Melanges
Rodolphe Guillain!. Brüssel: Fondation Byzantine et Neo-
Grecque 1959. XIII, 562 S., 1 Porträt, gr. 8° bfr. 500,-.

Mit den nachfolgenden Darlegungen wird nach ThLZ 84, 1959,
759ff. die Besprechung des Organs des belgischen Centre National
de Recherches Byzantines fortgesetzt, dessen verdienstvoller
Gründer und Leiter, Henri Gregoire, 1964 verstorben ist. Das
lange Intervall seit dem Erscheinen des Bandes legte eine kon-
zise Form der Berichterstattung nahe.

Gewidmet ist der stattliche Band von 562 Seiten dem Altmeister
der französischen Byzanzkunde, Rodolphe Guilland,
dessen zwei in der Dedikation hervorgehobene spezielle Arbeitsgebiete
die Byzantinistik der DDR durch die Herausgabe entsprechender
Aufsatzsammlungen zu voller Geltung brachte:
Rodolphe Guilland, Recherches sur les institutions byzantines,
2 Bde, Berlin 1967 = Berliner byzantinistische Arbeiten 35, und
derselbe, fitudes de topographie de Constantinople byzantine,
2 Bde, Berlin 1969 = Berliner byzantinistische Arbeiten 37. Gemäß
dem internationalen Rang des Geehrten, dessen Bild und
inzwischen weiter angewachsene Bibliographie dem Bande
vorangestellt sind, entstammen die Mitarbeiter der Festschrift
verschiedenen Ländern. Über ihre Beiträge soll in der durch die
Inhaltsanordnung gegebenen Folge berichtet werden.

Der erste Teil steht unter der Überschrift „Articles" und
beginnt mit einer kommentierten Textausgabe von P. Joan-
nou (München). Am 11. April 1117 hatte der nikänische Metropolit
Eustratios, ein Dialektiker aus der Schule des Johannes
Italos, seine Irrlehren abgeschworen, die er in einer' Eiouo).6yrlms
schriftlich zusammengefaßt hatte. Dennoch wurde ihm die
Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft verweigert, und
das, obgleich sich der durchaus auf dogmatische Unantastbarkeit
bedachte Kaiser Alexios I.1 für den Reuigen einsetzte. Der
Aöyoe änoXoyiqtixds xni iXeyy.Ttxös von Eustratios' eifrigstem
Gegner Niketas von Serrai, der dem Kaiser Antwort gibt und
sich für die Behandlung des Falles auf Bestimmungen des
7. Konzils beruft, ist durch den gegen Ende verstümmelten