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Ausgabe:

1970

Spalte:

303-305

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Corpus Ambrosiano liturgicum 1947

Rezensent:

Nagel, William

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303

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 4

304

Freudenstein, Erich i Sucht als Krankheit — Aufgabe der Diakonie

(Die Innere Mission 59, 1969 S. 407^11).
Frindte, Dietrich: Kirchditmolder Predigten. Göttingen: Vanden-

hoeck & Ruprecht [1969]. 90 S. gr. 8° = Göttinger Predigtheft

27. Kart. DM 8.80.
Fuchs, Marianne: Über Haltung und Wirkung des therapeutischen

Erziehers (Wege zum Menschen 21, 1969 S. 334—338).
Gerlitz, Peter: Zum Problem der Glaubwürdigkeit des Seelsorgers

(Theologia Practica 4, 1969 S. 273-278).
Hänisch, Gottfried: Ziel: gemeinsamer Weg, gemeinsames Tun

(ZdZ 23, 1969 S. 277-282).
Harbsmeier, Götz: Neue Ansätze in der Religionspädagogik (ThR

34, 1969 S. 232-261).
Hartmann, Rolf: Bemerkungen zum Lebenslauf in der älteren

Basler Leichenrede (Theologia Practica 3, 1968 S. 140—155).
Hefner, Philip: Die Vermittlung des Evangeliums in ökologischer

Sicht (LR 19, 1969 S. 414-434).
Hirschler, Horst: Sohn Gottes (didaktische Skizze über Mk. 1,9—11)

(Der Evangelische Erzieher 21, 1969 S. 395—404).
Josuttis, Manfred i Zum Problem der politischen Predigt (EvTh 29,

1969 S. 509-523).
Jouvenal, Roberto: Psicanalisi e religione (Protestantesimo XXIV,

1969 S. 39-46).

Kleinert, Ulfried: Gottesdienst — konkret und umstritten (Pastoraltheologie
58, 1969 S. 516-523).

Levi, Peter: Lyrische Dichtung in der Kirche von heute (Internationale
Dialog Zeitschrift 2, 1969 S. 344—347).

Matura, Thaddee: La vie religieuse au tourant. Reflexions sur les
transformations actuelles de la vie religieuse (NRTh 91, 1969
S. 834-848).

Mezger, Manfred: Mit Schülern vor Gott reden — was heißt das?
Zur Frage des redlichen Religionsunterrichts (Theologia Practica
3, 1968 S. 156-168).

Müller, Alois: Wo liegt das heutige Autoritätsproblem in der
Kirche? (MThZ 20, 1969 S. 195-205).

Nossent, Georges: L'experence chretienne et la priere (NRTh 91,
1969 S. 977-991).

Rahner, Karl: Neue Ansprüche der Pastoraltheologie an die Theologie
als ganze (Gr 50, 1969 S. 617—637).

Rostagno, Sergio: Tesi sull' impostazione della pedagogia evan-
gelica (Protestantesimo XXIV, 1969 S. 11-17).

Schlippe, Gunnar von: Ein Beitrag zur indirekten Seelsorge (Wege
zum Menschen 21, 1969 S. 341—346).

Stein, Albert: Katechismusreform und Katechismusrecht (Pastoraltheologie
58, 1969 S. 508-516).

Steinebach, Ilse, u. a.: Theologiestudent und Kirche (Theologia
Practica 3, 1968 S. 262-288).

Tillard, J. M. R.: Le fondement evangelique de la vie religieuse
(NRTh 91, 1969 S. 916-955).

Török, Stephan: Stress und Thymotherapie (Wege zum Menschen
21, 1969 S. 338-341).

LITURGIEWISSENSCHAFT

Heiming, Odilo: Corpus Ambrosiano Liturgicum II. Das ambrosia-
nische Sakramentar von Biasca. Die Handschrift Mailand Ambrosiana
A24 bis inf. 1. Teil: Text. Mit Hilfe des Skriptoriums der
Benediktinerinnenabtei Varensell untersucht u. hrsg. Münster/W.:
Aschendorff [1969). LXXIII, 258 S., 8 Taf. gr. 8° = Liturgiewissenschaftliche
Quellen u. Forschungen, in Verb. m. J. Quasten und
P. H. Frank hrsg. v. O. Heiming, 51. Veröffentlichungen des Abt-
Herwegen-Instituts, Maria-Laach. Kart. DM 62.—.

In der Reihe des Corpus Ambrosiano Liturgicum hat Dr. P.
Odilo Heiming dem I. Teil seiner Ausgabe des berühmten Sacra-
mentarium Triplex (vgl. m. Bespr. in ThLZ 94, 1969 Sp. 314 f.) jetzt
als 2. Band das ambrosianische Sakramentar (= S.) von Biasca
(Handschr. A 24 bis inf. der Mailänder Ambrosiana) folgen lassen.
Auch hierbei unterstützte ihn das Skriptorium der Benediktinerinnen
von Varensell. Das Buch ist dem 1953 heimgegangenen Erz-
bischof-Bischof Adriano Bernareggi von Bergamo gewidmet, der
die mailändischen Arbeiten tatkräftig gefördert hat und nach 1933
bereit war, gegebenenfalls die Kommunität von Maria Laach in

seinem Bistum neu zu beheimaten. Der Hauptteil dieses I. Bandes
bringt auf 210 Seiten die kritische Edition der Hs. Ihr folgen auf
47 Seiten I. ein Register zum Text, bestehend aus einem Formelindex
, der neben einem alphabetischen Index auch ein Verzeichnis
der mehrfach vorkommenden Formeln bietet, einem Namensindex
zu den Gebetstexten, einem Verzeichnis der im Text mit den Siglen
der biblischen Bücher, Kap. und Vers angegebenen Schriftlesungen,
womit der Perikopenforschung ein Dienst erwiesen wird, aber
einer Ausgabe der liturgischen Lesungsbücher nicht vorgegriffen
werden soll, und II. ein Register zu den Einleitungskapiteln, sowie
8 Tafeln, die einen unmittelbaren Eindruck von Gestaltung und
Zustand der Hs. vermitteln. Der in Aussicht gestellte II. Band der
Edition wird vor allem die Beziehung der Hs. zu den übrigen mailändischen
und zu den wichtigsten einschlägigen abendländischen
nichtmailändischen S.en untersuchen. Außerdem sind hier der kritische
Apparat und die Formelkonkordanz zu erwarten. Darum hat
der Hrsg. sich in der Einleitung des vorliegenden Bandes auf das
zunächst Nötige beschränkt (S. IX—LXVII).

Einer genauen Inhaltsangabe der Hs. (über 10 S.) und einer
kurzen Bibliographie folgt eine Einführung: ohne einer umfassenden
Würdigung der Hs. vorgreifen zu wollen, wie sie für den
II. Band in Aussicht steht, wird doch in einigen Punkten deren Charakter
und Bedeutung erörtert. Danach ist der ältere Hauptteil
später um ein kleines Stück ergänzt worden; außerdem sind ein
vorgeheftetes Doppelfolioblatt und der Nachtrag zweier Messen
am Schluß festzustellen. Es handelt sich, wie auch die Schreiberhand
erweist, um eine Hs. für eine Landkirche. Auch in dieser Hs.
haben wir nicht eines der wenigen reinen S.e vor uns; wie alle
älteren mailändischen Meßbücher hat es die Lesungen aufgenommen
und ist damit auf dem Weg zum Vollmissale. Bisher sind nur
zwei, wie der Vf. meint, ihrer Qualität nach bedeutendere mailän-
dische S.e veröffentlicht worden. Gegenüber deren kalligraphisch
sorgfältigen Stadthss. zeige das S. von Biasca gewisse Schwächen,
nicht nur hinsichtlich seiner rohen Handschrift und „primitiven*
Ausschmückung. Sein besonderes Gewicht gewinnt aber dieses S.
durch ein uraltes Sanctorale, das auf eine sehr alte Hs. zurückgehen
muß. Außerdem zeigt es im Vergleich mit anderen der wenigen
erhaltenen altmailändischen karolingischen und nachkarolingi-
schen Missalien individuelle Ausprägungen, die ihm einen qualifizierten
Zeugenwert geben und darum eine Edition der Hs. lohnend
machen. Übersichten über das altambrosianische S. wurden bis in
die jüngste Zeit mehrfach gegeben. Der Vf. hebt hier besonders
hervor, welche Bedeutung der einstige Präfekt der Ambrosiana, der
Orientalist A. M. Ceriani, gerade unserem S. beigemessen hat als
dem „ältesten" vollständigen S. Es liegt deshalb auch der 1902 erschienenen
„Editio typica" des Mailänder Missale mit zugrunde,
ja, Ceriani selbst hatte eine Drucklegung des S.s schon weitgehend
gefördert. Seine Ergebnisse hinsichtlich der Datierung mit dem entsprechenden
Material hat dann, leider nur teilweise, Cerianis Nachfolger
A. Ratti, der spätere Papst Pius XL, in das „Missale Ambro-
sianum duplex" aufgenommen.

Die Datierung der Haupths. hat seit deren Aufnahme in die
Ambrosiana im J. 1776 öfter zur Diskussion gestanden. Der Editor
trifft mit B. Bischoff in dem Urteil zusammen, daß sie in das frühe

10. Jh. gehöre, ohne damit das letzte Ende des 9. Jh.s ganz auszuschließen
. Einige für die Datierung der Hs. nützliche Beobachtungen
werden zusammengestellt, wobei die dafür wichtigen Fürbitten
für die Regierenden im „Te igitur" in einen größeren Zusammenhang
gestellt werden. Jedenfalls ergeben auch sie nicht einen
zwingenden Beweis für die Entstehung des S.s bereits am Ende
des 9. Jh.s. Der Anhang der Hs. auf den Blättern 305—312 stellt eine
organische Ergänzung dar, indem hier die seit der Niederschrift
der Haupths. neu eingeführten bzw. mit eigenen Formularen versehenen
Feste angefügt wurden. Leider ist nur die erste Lage dieses
Anhangs erhalten. Die zeitlich richtige Ansetzung des Anhangs im

11. Jh. durch L. Delisle (1886) wird hier durch weitere Momente
gestützt. Besonderes Interesse verdient, wie schon erwähnt, das
Sanctorale der Haupths., von dem aus zu fragen ist, ob die Hs. nur
ein halbes oder ein ganzes Jh. vor 994 anzusetzen ist. Der Vergleich
mit dem bisher als ältestes geltenden mailändischen S. von Bergamo
aus (wahrscheinlich) dem 3. Viertel des 9. Jh.s (B. Bischoff)
ergibt günstige Indizien für eine Frühdatierung des Biascense, sofern
dessen Sanctorale nicht aus einer älteren Vorlage übernommen
sein sollte.