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1970

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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235

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 3

236

daß es damit nicht« ist. Aber .Gottes Wort ist nicht gebunden,
(2Tim 2,9), in keiner Hinsicht" (Meditation zu lSam 3.1-12,
15-18; S.316).

Gröben ab. Ludwlgsielde Faul Watzel

Funke, Felix: Christliche Existenz zwischen Sünde und Rechtfertigung
. Das Problem der Andachtsbeichte in der modernen
Theologie. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1969]. 204 ß.

8°.

Das vorliegende Buch ist die fast unveränderte Veröffentlichung
einer Dissertation, die 1967 der Gregoriana vorlag. Wie
sein Untertitel zu erkennen gibt, befaßt sich der Autor darin mit
einem zwar sehr speziellen Kapitel am Rande der katholischen
Sakramentenlehre, das jedoch seit Jahrzehnten die innerkatholische
Diskussion lebhaft beschäftigt. So hatten sich die
Stimmen derjenigen katholischen Theologen und Seelsorger vermehrt
, die von der Besinnung auf die frühchristliche Bußform
und von der Sorge um echten personalen Vollzug der Beichte
her zur seltenen Beichte der wirklich schwerwiegenden Sünden
rieten. Funke will nun in völliger Solidarität mit den Bemühungen
um den wesentlichen theologischen und anthropologischen
Gehalt des Bußsakramentes auch die Beichte der
„läßlichen" Sünden als legitime sakramentale Form der kirchlichen
Sündenvergebung aufzeigen.

Dazu - und das ist der Sinn und das Recht des Haupttitels
dieser Untersuchung - stellt er das Problem der Beichte in den
umfassenden Zusammenhang der Frage nach der christlichen
Existenz zwischen Gnade und Sünde. So wird der Leser immer
wieder über die spezifisch innerkatholische Problematik hinausgeführt
und vor die Grundfragen christlicher Existenz gestellt.
Die psychologischen und sozialen Aspekte von Sünde und Gnade
werden dabei eingehend berücksichtigt.

Der Vf. hat seine Untersuchung in 7 Kapitel gegliedert, die auf
den ersten Blick in nur losem Zusammenhang zu stehen scheinen
. Rückschauend ergeben sie jedoch einen geschlossenen
Überblick über das Problem der Andachtsbeichte in der gegenwärtigen
katholischen Theologie. Methodisch geht Funke so vor,
daß er jeweils die überkommene theologische Position zu Gehör
bringt und auf ihren bleibenden Gehalt hin untersucht. Sodann
sucht er diesen in das aktuelle Verständnis des Bußsakramentes
hinein zu integrieren. Der erste Abschnitt ist dem psychologischen
Aspekt der Andachtsbeichte, also dem, was man Seelenfrieden
und Seelenführung nennen könnte, gewidmet. Bei aller
Wertschätzung und Verwendung von Daten der neuzeitlichen
Psychologie und Anthropologie kommt der Vf. doch zu dem Ergebnis
, daß diese nur Hinweise auf die Notwendigkeit der Andachtsbeichte
, nicht aber theologisch legitime Begründung sein
können. Das zweite Kapitel geht der Gnadenmitteilung in der
Andachtsbeichte nach. Die Wandlungen in der katholischen
Gnadenlehre werden hier in ihren Auswirkungen für die Sakramentenlehre
spürbar. Mit besonderem Interesse wird gerade der
evangelische Leser den Ausführungen über ,,die Gnade als
Selbstmitteilung Gottes" (S.38ff.) folgen. Bedenklich im doppelten
Sinne des Wortes ist der Satz, den der Vf. hier anführt, wonach
Kern der Gnade ist: „Gott läßt sich persönlich vom Menschen
lieben;" (S.38). Hier wäre der Ausdruck Frucht der Gnade
wohl angemessener. Die folgenden Ausführungen über den
christologischen Charakter und den inkarnatorischen Aspekt
der Gnade sowie über den ekklesiologischen Bezug derselben
verdienen besondere Würdigung. Funke sieht nun auch die Andachtsbeichte
in diese Selbstmitteilung Gottes einbezogen. Ein
weiterer Abschnitt hat die Gewißheit der Sündenvergebung in
der Andachtsbeichte zum Thema. Funke wendet sich zunächst
gegen jeden Heilsautomatismus, wie er gelegentlich aus dem
katholischen Sakramentsverhältnis zu sprechen scheint. Auch
die geläufige Unterscheidung zwischen schweren und läßlichen
Sünden wird angefochten, insofern sie einer isolierten Betrachtungsweise
der Sünden Vorschub leistete. Stattdessen wird der
Mensch in seiner Grundentscheidung zu Sünde oder Gnade gesehen
. Gnade und Sünde werden als interpersonales Geschehen
zwischen Gott und Mensch verdeutlicht. Der Grundentscheidung
entspricht oder widerspricht eine Fülle bewußter Entscheidungen
und unbewußter Verhaltensweisen. Funke kommt
zu dem Schluß, daß es in der Beichte schlechthin nicht um
Sicherheit in bestimmten Punkten Gott gegenüber gehen kann
und darf, sondern um die Aktualisierung der einen gnadenvollen
und hoffnungsvollen Daseinsausrichtung auf Gott hin. Im
4. Kapitel lenkt der Vf. den Blick auf den „Ernst der Andachtsbeichte
". Hier geht es um eine Auseinandersetzung mit jenen
katholischen Theologen, die um des Ernstes der Buße willen eine
Einschränkung der gegenwärtigen katholischen Beichtpraxie
befürworten. Funke wendet sich entschieden gegen den bewußt
betriebenen Rückgang der Andachtsbeichte. Er stellt sich gegen
das bloße Aufgeben der Tradition. Stattdessen sucht er nach
einem volleren theologischen Verständnis der Andachtsbeichte
und nach Möglichkeiten ihrer volleren personalen Verwirklichung
. In den beiden folgenden Kapiteln wird das liturgische
Problem und die Beziehung zur Eucharistie erörtert. Die bewegte
Diskussion um die liturgische Erneuerung des Bußsakramentes
in der katholischen Kirche tritt hier dem Leser entgegen
. Bedenkenswert über den Raum seiner Kirche hinaus sind
die Anregungen, die der Vf. zur Gestaltung der Beichtfeier
weitergibt. Die gegenseitige Durchdringung von individuellem
Bekenntnis und gemeinsamer Beichte könnte auch für die Bemühungen
auf evangelischer Seite als erstrebenswertes Ziel erscheinen
. In dem letzten Kapitel versucht der Vf. den Nachweis
zu führen, daß die Andachtsbeichte wirklich Bußsakrament ist.
Besondere Hervorhebung verdienen in diesem Zusammenhang
seine Ausführungen zur lutherischen These vom simul justus et
peccator (S. 145ff.). Interessant ist auch, wie Funke den bereuenden
Sünder als Materie des Bußsakramentes sieht und nicht nur
die isolierten Sünden. Die Einheit von Person und Tat sowie
die bleibende Macht der Sünde sollen das Recht der Andachtsbeichte
stützen. Das ständige Betroffensein von der Sünde muß
nach Ansicht des Vf.s den Christen auch ständig dorthin führen,
wo der Herr in seiner vergebenden Mächtigkeit begegnet, im
Sakrament der Sündenvergebung.

So liegt ein Buch vor, das zunächst ein spezifisch innerkatholisches
Thema aufgreift, das aber zugleich die ökumenischen Bezüge
der angeschnittenen Probleme deutlich werden läßt. Letztlich
geht es dem Vf., wie er selber sein Ziel umreißt, um die
tägliche Metanoia des Getauften, daß der Ruf zu ihr „gehört
verstanden und - beantwortet wird".
| Plate /Kr. Schwerin Jürgen Hebert

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