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Ausgabe:

1970

Spalte:

212-214

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

DuRoy, Olivier

Titel/Untertitel:

L' intelligence de la foi en la trinité selon Saint Augustin 1970

Rezensent:

Lorenz, Rudolf

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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 3

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erheblich abweichende Varianten aufzeigt. Von historischem
Interesse ist Nr. 14, ein Panegyrikus auf Nikephoros II. Phokus
(963-969), an welchen sich ein Bericht anschließt, önwc, notp1
ouxoö dveHojitoöT) xö eh Tfjg iteupä£ Tfjc iiyiai eIhovoc
peüaav atua delov tou aumjpoQ fiuwv Hat Oeoö (S. 255ff.)23.
Der letzte Text endlich, Nr. 15, bringt die griechische Urfassung
der Vita des heiligen Johannes in puteo (S.263ff.), auf die als ein
Objekt notwendiger weiterer Untersuchungen nachdrücklich
hingewiesen sei24.

Ebenfalls drei Inedita, und zwar durchweg Martyrien, nämlich
die Nr. 16-18, sind dem Mosquensis 162 entnommen, einer
1021/22 auf dem Athos geschriebenen hagiographiachen Sammlung
mit 34 Texten, von denen bereits Ehrhard einige als selten
bezeichnete25. Die Passio des heiligen Laurentios28 - Nr. 16
8.286 ff. - ist mit der des Abdonas und Semnonas, des Xystos
und des Hippolytos verbunden; übrigens ist es das einzige
Stück der Halkinschen Sammlung, das sich auf die lateinische
Kirche bezieht. Darauf folgt S. 302 ff. das Uapxtipiov xfjs ÄyCas
wai uaWavtHou uapxupos KvpiOMt5e27,dasinderMoskauerVei-
sion eine verkürzte Fassung der Erzählung der Acta Sanctorum
darstellt. Um den Onesiphoros des 2. Timotheusbriefes (4,19)
endlich hat sich eine Legende gewoben28, deren Niederschlag das
Martyrium des Onesiphoros und seines Dieners Porphyrios
bilden, das unsere Edition S.314 unter Nr. 18 vorlegt.

Es bleibt noch der Moskauer Codex 178, ein Vierteljahrs-
menologion, im 11. Jahrhundert in Esphigmenu (Athos) geschrieben
. Aus den zahlreichen unedierten Stücken der Handschrift
werden zwei ausgewählt, die Passio des Schulmeister
Babylas29 und seiner 84 Schüler (Nr. 19 S.330ff.) sowie die
Passio der heiligen Epicharis, deren Person der Forschung noch
manche Fragen stellt30.

Die Register sind, wie bereits erwähnt, knapp, aber ausreichend
: ein Index nominum, ein Index Graecitatis, ein Index
codicum.

Berlin Johannes Irmscher

1 Bericht von B. Zästörovä und A. Dostal, Byzantinoslavica 23,
1962, 347ff.

2 Bericht von E.Follieri ebd. 353f.

3 Ähnlich urteilt Herbert Hunger, Anzeiger für die Altertumswissenschaft
17, 1964, 108.

4 Angaben zur Person bei Pierre Qallais, Bernadette Pluuiail,
Yves-Jean Riou, Repertoire international des mödievistes, Poitiers
1965, 265f. Vgl. auch die Würdigung durch G. Garitte, Academie
royale de Belgique, Bulletin de la Classe des lettres et des sciences
morales et politiques V 50, 1964, 30.

5 Darüber Hans-Georg Beok, Kirche und Literatur im byzan-
tinisohen Reich, München 1959, 21.

6 Beck a.a.O. 665ff.

7 S.31ff.

8 Ausdrücklich hervorgehoben von einem so renommierten Experten
wie Ch. Astruc, Bulletin de r Association Guillaume Bud6 4, 1964,
285.

9 Vgl. die Präfation 8.11.

10 Dazu Bibliotheca hagiographica Latina, 2. Brüssel 1900/01,
1155 Nr. 7981.

11 Albert Ehrhard, Überlieferung und Bestand der hagiographi-
schen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche, I 1,
Leipzig 1937, 349f.

12 Text und Übersetzung von Th. Klauser, Reallexikon für Antike
und Christentum, 1. Stuttgart 1950, 13f.

13 Häretischer Erzbischof von Antiochia in der zweiten Hälfte des
2. Jh.; vgl. ,£Xeu0epov6öcuT) 'EykvhXo«oii.(i.
m ö v A. e 5 i, h o v, 10, Athen 1930, 534.

14 Text S.32ff.

16 Ehrhard a.a.O. 154.

16 M. 'I. r«Uv6sbei!neu»epov6SHtit a.a.O.
6, 1929, 473.

" Nachgedruckt in MPG 50, Paris 1862, 787ff.

18 Text S.96f.

19 Ehrhard a.a.O. II, 1938, 91.

20 Migne a.a.O. 140, 1865, 584ff.

21 Text als Nr. 12 S.170ff.

22 Ehrhard a.a.O. III 2, Berlin 1952, 725ff., speziell 741 Nr. 11.

23 Dazu weiterführend Beck, ByZ 57, 1964, 443.

24 So sohon Hunger, Jahrbuoh der österreichischen Byzantinischen
Gesellschaft 13, 1964, 172.

" Ehrhard a.a.O. III 2, 1952, 742.
" Dazu Rühle in: RGG8 Bd.3, Tübingen 1929, 1600.

27 Es gibt zwei Märtyrerinnen dieses Namens, eine aus Neronisohor
und eine aus Diokletianiaoher Zeit ('ikivitpoutiHiit
a.a.O. 8, 1930, 324); hier ist von der letzteren die Rede.

28 Bei Martin Dibelius, Die Pastoralbriofe, 2. Aufl. Tübingen 1931,
78 merkwürdigerweise nur angedeutet.

29 Nicht identisch mit dem gleichnamigen Märtyrorbisohof von
Antiochia (f 250) (über diesen >xA.ev0cpou&äHT)£ a.a.O.
2, 1927, 781).

30 Zur Erschließung vgl. Ehrhard a.a.O. I 1, 1937, 455.

Roy, Olivier du: L'Intelligence de la foi en la trinke selon Saint

Augiutin. Genese de sa theologie triuitaire jusqu'en 391.
Paris: Stüdes Augustiniennes 1966. 543 S. gr. 8°.

Intellectus fidei ist das gläubige Verstehen der Gegebenheiten
des Glaubens, bei Augustin in erster Linie des Trinitätsgeheim-
nisses. Dieser intellectus ist für Augustin zugleich Aufstieg und
Hiuführung zu Gott. Dar Vf. gebraucht dafür den neuplatonischen
Terminus Anagogie.

Einleitend erläutert der Vf., unter der nun schon obligaten
Polemik gegen die (übrigens positivistisch verzeichnete) „Quellenforschung
", seine Methode: diese ist phänomenologisch (die
in wechselnden Formulierungen erscheinende Donkabsicht
Augustins soll erfaßt werden), genetisch (unter sorgfältiger Beachtung
der Cnronologie der Schriften von 386-391 wird Werden
und Wandlung der Gedanken A.s herausgearbeitet) und struk-
tural (ein moderner Terminus für die alte Wahrheit, daß nicht
statistische Wortuntersuchungen einen Begriff erschließen,
sondern daß die Einbettung der Begriffe in ihren Zusammenhang,
in Schemata, „Strukturen" für das Verstehen unerläßlich ist).
Als eine für A. wichtige Denkstruktur enthüllen sich triadische
Schemata, worin er sich mit dem Neuplatonismus berührt. Diese
Triaden bewegen sich auf eine trinitarische Sicht der Schöpfung
und der Heilsgeschichte hin. Indem du Roy die genannten Methoden
kombiniert, hofft er, die Lehre A.s in der zeitlichen Ordnung
wiederherzustellen, in der A. selbst sie entdeckt und ausgearbeitet
habe. Er betont dabei mit Recht die Selbständigkeit
A.s, seinen „genialen Synkretismus", und spricht von einem
eigengeprägten augustinischen Neuplatonismus. Interessant ist
die Füllung ciceronianischer Begriffe mit neuplatonischem Gehalt
(S.132; 145 A.4).

Der erste Teil des Buches untersucht im Hinblick auf den
intellectus fidei die Selb3tdarstellung. A.s in Buch 3 bis 7 der
Confo3siones. Bei der Lektüre der neuplatonischen Bücher geht
A. zuerst dio Erkenntnis der Trinität auf - er findet sie in den
plotinischen Hypostasen wieder. Erst später entdeckt er die
Inkarnation durch den Kampf gegen seine Sinnlichkeit und bei
der Lektüre der Paulusbriefe. Diese Priorität der Erkenntnis
der Trinität vor der Inkarnation prägt die Struktur der augustinischen
Theologie: der inkarnierte und geglaubte Christus erscheint
als bloßer Weg zur patria der Trinität. Das Schema trini-
tas - incarnatio und seine Abwandlungen patria - via, quo itur -
qua itur, sapientia-scientia, Vernunft - Glaube ist der Schlüssel
auch zum Verständnis der Mängel der augustinischen Theologie.
Da die neuplatonische Erfahrung es A. ermöglichte, die Einsicht
in den trinitarischen Glauben zu erlangen, ehe er den in-
karnierten Christus entdeckte, gehe er nicht davon aus, daß
Christus durch seine Inkarnation die Trinität offenbart, sondern
lasse die Möglichkeit zu, die Trinität ohne Inkarnation zu finden.
Die Heilsgeschichte sinke zu einem sittlichen Reinigungsweg
ab für den Gläubigen, der sich der Tradition unterwirft. Von da
komme die Dialektik zwischen gnostischem Aufschwung und
demütiger Rückkehr zur kirchlichen Norm in das Denken A.s.

Dieses anhand der Confessiones gewonnene Ergebnis wird in
eingehenden Analysen der Frühschriften A.s geprüft und bestätigt
; eine Fülle wertvoller Beobachtungen ist zu verzeichnen.

Bei der Untersuchung der Trinitätslehre A.s in Cassiciacum
gelingt dem Vf. von Plotin und Ambrosius her eine befriedigende
Erklärung von De beata vita 4,35: hoc est beata vita, pie per-
feoteqie cognoscere, a quo iniuearis in veritatem, qua veritate
perfruiris, per quid coaaectari3 summo modo. Qaae tria unum
Deu-n intelligentibus unamqua sub3tantiam... ostendunt. Der