Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1970

Spalte:

177-178

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rendtorff, Rolf

Titel/Untertitel:

Studien zur Geschichte des Opfers im alten Israel 1970

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

177

Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 3

178

mäßig knappen Raum mit großer Vollständigkeit alles das zu
bringen, was man sich, von einer guten Einführung in das Alte
Testament wünscht, ohne jedoch in den Leser ermüdende kom-
pendienhafte Wissensanhäufungen zu verfallen. Bedauerlich ist
es allerdings, daß grundsätzlich auf die Erwähung von Fachliteratur
verzichtet wird. Eine Nennung und kurze Charakterisierung
einiger ausgewählter Publikationen zur Anregung und
Erleichterung des Weiterstudiums hätte den Wert des nützlichen
Buches nur noch erhöht. Man kann nur hoffen und wünschen
, daß es dem Vf. möglich sein wird, den zweiten Band in der
angekündigten knappen Frist von einem Jahr folgen zu lassen.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Rendtorff, Rolf: Studien zur Geschichte des Opfers im alten
Israel. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag d. Erziehungsvereins
1967. XII, 277 S. gr. 8° == Wissenschaftl.
Monographien z. Alten u. Neuen Testament, hrsg. v. G. Bornkamm
u. G.v.Rad, 24. Kart. DM 29,80.

„Es ist der alttestamentlichen Forschung bis heute noch nicht
gelungen, ein zusammenhängendes Bild von der Geschichte des
altisraelitischen Opferkultes zu gewinnen". Mit dieser Feststellung
leitet R. Rendtorff die vorliegende Veröffentlichung der
neuen Bearbeitung seiner bisher ungedruckten Göttinger Habilitationsschrift
vom Jahre 1953 ein. In der Tat dürfte die Richtigkeit
dieser Feststellung jeder Fachmann schon oft genug
empfunden haben. Die Gründe für diese Vernachlässigung eines
der Sache nach sehr wichtigen Teilgebietes der altisraelitischen
Religionsgeschichte vor allem in der protestantischen alttestamentlichen
Wissenschaft seit Wellhausen sind bekannt. Daß sie
nicht zuletzt auch in der großen Fülle der unterschiedlichen und
z.T. unvollständigen Angaben der alttestamentlichen Texte
liegen, zeigt R.s Arbeit, die das Material erstmalig geschlossen
in umsichtiger Analyse vorlegt, in eindrucksvoller Weise.

Zunächst bietet der Vf. eine „Bestandsaufnahme" der von
Opfern handelnden Texte, geordnet nach den biblischen Büchern
(S.7-73). Danach werden die Opferarten im einzelnen dargestellt
, wobei jeweils die Angaben über Anlässe, Ritus und
Opfermaterial im Vordergrund stehen. Besondere Sorgfalt
wird der Rekonstruktion des rituellen Ablaufs der verschiedenen
Opferarten gewidmet. Diese Aufgabe erweist sich deshalb als
ziemlich schwierig, weil die Opferrituale in den aus späterer Zeit
stammenden Angaben eine starke Angleichung erfahren und insbesondere
das nKOn-Opfer ältere Formen weithin verdrängt.

Überhaupt zeigt es sich, daß die verschiedenen Opferformen
eine recht komplizierte Entwicklungsgeschichte haben. Besondere
Aufmerksamkeit verdient in dieser Hinsicht der umfangreiche
Abschnitt über O'Efrtf mi (S. 119-68). Überzeugend
weist R. nach, daß es sich hierbei ursprünglich um zwei ganz
verschiedene Opferarten handelt: fl3T ist zunächst die Bezeichnung
für das private Familienopfer, während D'D^Ü als „Schlußopfer
" in enger Verbindung mit der rfrü zum offiziellen Opferritual
der Kultgemeinde gehört. Die Verbindung zwischen fi3T
und D'bW wird erst in priesterlichen Texten hergestellt, wobei
der Blutbesprengungsritus des O'bW-Opfers in das Ritual des
naT-Opfers eindrang. Durch diese Verbindung ging der Charakter
des fi3T als Privatopfer verloren. Auch sonst haben sich die
verschiedenen Opferformen gegenseitig stark beeinflußt. So
scheint bei der rf?y das Handaufstemmen aus dem nKDfl-Ritus
und das Blutsprengen aus dem D'DVo-Opfer zu stammen.

Die Arbeitsmethode des Vf.s ist der Schwierigkeit der zu behandelnden
Gegenstände und der Themastellung angemessen:
Die Materialien werden vorgelegt, die Probleme und mögliche
Wege zu ihrer Lösung werden aufgezeigt, z.T. bisher wenig
beachtete, aber für das Verständnis der Opferarten wichtige
Einzelfragcn werden erörtert (z.B. S.86f. das Verhältnis von
tfpy und Altar, S.105ff. die Zubereitung des Holzes für die
n^y). Weitreichende Hypothesen aber werden vermieden, ebenso
wie den tatsächlichen Sachverhalt verschleiernde Harmonisierungen
. So übt auch der Vf. im Schlußbericht seines Buches
(S.235ff.), der einen ersten interessanten Abriß der Geschichte
des israelitischen Opferkultes und der Opfervorstellungen bietet,
Zurückhaltung in der Zusammenfassung der Ergebnisse seiner

Analyse. Aber bereits dieser kurze abschließende Einblick
dürfte die Leser in dem Wunsche vereinen, R. Rendtorff möge
seinem Plane gemäß der Analyse der Texte eine ausführliche
Geschichte des israelitischen Öpferkultes unter Berücksichtigung
religionsgeschichtlicher Fragen bald folgen lassen.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Bronner, Leah, M. A.D.Litt. (Sem.): The Stories of Elijah and

Elisha as Polemics against Baal Worship. Leiden: Brill 1968.
XI, 155 S. gr. 8° = Pretoria Oriental Series, ed. by A. van
Selms, VI. Lw. hfl. 31,-.

This study, the adaptation of a doctoral thesis, undertakes
what the writer describes as 'a new approach' to the under-
standing and appreciation of the narratives of Elijah and
Elisha. It is soon apparent that the authoress is interested mainly
in the miraculous element in the narratives. She rightly refrains
from the endeavour to rationalize, though she might profitably
have made some effort to arrive at the factual nucleus of the
traditions if only to appreciate the nature of the passages in
which the miracles are transmitted and to assess their reliability.
No attempt is in fact made to analyse the narratives according
to the canons of literary criticism and Formgeschichte, and the
Omission of this exercise, especially after the interest of modern
commentaries on Kings is a serious Omission. Any work on
Elijah which ignores the source-criticism of Eißfeldt and Fohrer
must be of limited value, and that applies to Dr. Bronner's
study.

We find that the 'fresh approach' is to ignore such work,
taking the narratives of Elijah and Elisha as the Compiler left
them and treating them as stylistically homogeneous. The
matter is regarded as first written down from oral tradition in
the age of Jeremiah, in which Dr. Bronner is mainly in agree-
ment with Talmudic tradition (Baba Bathra 15a, Talm.
Babl.), which attributes the Book of Kings to Jeremiah.
Having thus determined her text, Dr. Bronner submits that the
work was a polemic against the claims on behalf of the Canaa-
nite Baal to dominate nature and physical life and against the
Canaanite conception of monarchy in 1 Kings 21. Her thesis is
sustained by a survey of 'Baal and the Ugaritic Pantheon' (c.4),
where the subject is clearly, if not originally, presented with füll
citation of relevant texts, and an analysis of leading motifs in
the narratives of Elijah and Elisha (c.5), such as 'the Fire
Motif (pp. 54-65), 'the Rain Motif (pp. 65-77), 'the Oil and
Com Motif (pp. 77-85). Her study continues under the headings
'The Life Group (c.6), 'the Child-giving Motif (pp.86-99),
'the Healing Motif (pp.99-122) and in the penultimate chapter
(c.7), 'the Ascent Motif (pp. 123-127), 'the River Motif
(pp. 127-134) and 'Miscellaneous Motifs' (pp. 134-137), where
failure to note Pere De Vaux's important article 'Les prophetes
de Baal surle MontCarmel', Bulletin du Musee de Beirut V, 1941
pp.lff.) is a serious Omission in the presentation of Canaanite
features in the tradition of the ordeal on Carmel (1 Kings 18).
Here in the body of her book the writer has done a Service to
those less familiär with the Ras Shamra texts by a füll intro-
duction and ample citation of the text with translations, though
the latter are largely derivative.

We agree with Dr. Bronner that at least in many of the traditions
of Elijah and Elisha there is a conscious 'polemical
parallelism', as she calls it, with the claims for Canaanite Baal,
most pronounced in the Carmel incident and conceivably also
in the miraculous feeding of Elijah in the famine (1 Kings 17),
where Dr. Bronner surely has a point in regarding Elijah as a
prophet of Yahweh multiplying oil and corn in Baal's own Land
at Sarephat in Phoenicia and restoring the widow's son to life.
She rightly notes the agency of the prophet of Yahweh in 'fire
from heaven' in the Carmel incident (1 Kings 18) and the de-
struction of the emissaries of King Ahaziah to the Baal of
Ekron (2 Kings 1.12ff.) as a case of 'stealing Baal's thunder',
though in carrying the parallelism further to the ascent of
Elijah in a chariot of fire Dr. Bronner, as regularly throughout
the book, overpresses her case. This weakness is most marked in
her treatment of 'the River Motif, where the passage of the