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Ausgabe:

1969

Spalte:

134

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Kirchenunionen im 19. Jahrhundert 1969

Rezensent:

Kupisch, Karl

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Seite 1

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133

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 2

134

ab durch Zählung bei den Sachüberschriften und Quellenangaben
mit Titel der Lutherschrift, aus dem der Auszug stammt, jeweils
am Textschluß mit Band-, Seiten- und Zeiienangabe der WA. Dieser
ausgezeichnete Teil der neuen Calwer Luther-Ausgabe wird
als Ergänzung zu den Textbänden seinen Eigenwert behaupten.
Zu den ausführlichen Registern in ihm (Bibelstellen, Namen,
I-uther: Leben und Werk, Sachsen) (12,315-335), würde ein Quel
lenregister der verwendeten Texte in der gesamten Ausgabe einschließlich
des 11. und 12. Bandes den Wert der Ausgabe erhöhen,
zumal da heute allgemein und insbesondere von Studierenden
kaum eine fortlaufende Lektüre von Texten ohne hinführende Hilfen
, also am besten auch durch ein Sachregister für alle Bände,
erwartet werden kann.

Jena Horst Bcinlker

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Greiffenhagen, Martin, Prof. Dr.: Skepsis und Naturrecht in
der Theologie Jeremy Taylors 1613-1667. Hamburg: Reich 1967.
142 S. gr. 8'' = Theologische Forschung. Wissenschaft!. Beiträge
z. kirchlich-evang. Lehre, hrsg. v. H.-W. Bartsch, F. Buri, D.
Georgi, G. Harbsmeier, J. M. Robinson, K. Wegenast, 42. Karl.
DM 16,-.

Der Verfasser, heute Ordinarius für Politikwissenschaft an der
TH Stuttgart, legt in dem Buch seine Dissertation aus dem Jahre
1956 vor. In ihr stellt er das Werk T.s, des in Deutschland weithin
unbekannten Bischofs und Theologen, unter den Aspekten »Skepsis
" und „Naturrecht" dar. Die biographische und literaturwissenschaftliche
Darstellung, wie sie sich in zahlreichen englischen
Veröffentlichungen findet, wird in dem Buch an den Rand verwiesen
. Der Verfasser stellt das theologische Denken T.s in den
Vordergrund. Er untersucht in Teil A das Verständnis des Begriffes
..Skepsis" bei T., das durch die Worte „search" und „ignorance"
gekennzeichnet ist. Für T. ist Skepsis philosophische Einsicht und
nicht, wie der Verfasser feststellt, „Stimmungsskepsis". G. untersucht
dann die Grundformen dieser Skepsis und fragt in einem
Exkurs nach dem Verhältnis von Skepsis und Toleranz, das sich
bei T. in der Form einer skeptischen Begründung der Toleranz
auswirkt. Es werden dann die Vernunftsbegriffe, besonders das
Verhältnis von Vernunft und Glaube speziell in der Auslegung
der Bibel, ferner der Wahrheitsbegriff untersucht. Steht Teil A
unter dem Stichwort .Suchen", so Teil B unter dem des „Strebens".
Beide Teile machen T.s skeptische Antwort auf die Lehre der lex
naturae deutlich. In Teil B wird unter dem Gesichtspunkt des
Ireien Willens die Urstands- und Erbsündenlehre, die Lehre von
der Gerechtigkeit Gottes, aber auch T.s Kampf gegen die Prädestinationslehre
entwickelt. Das naturrechtliche Schema einer „Erziehung
des Menschengeschlechtes", T.s Apologie des Christentums
wird dargestellt. In der Apologie wird im Denken T.s der antike
Geist so stark deutlich, daß in manchen Schriften Zitate antiker
Schriftsteller häufiger sind als Bibclzitate. T.s Stellung zum Tode
steht z. B. in starkem Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen
. Sein Christentum als höchste Philosophie ist nicht im Sinn
frühchristlicher Apologetik, sondern als Versuch zu werten, vom
Christentum den Vorwurf der Inaktivität abzuwehren. Es folgen
Ausführungen über das Kommen Christi in seiner Bedeutung für
die Christen und über das Gewissen bei T. Das Gesagte über den
Gewissensbegriff bei T. schließt sich in dem Buch methodisch in
enger Analogie an Teil A Kap. II an. Eine Interpretation der Teile A
und B folgt.

Teile „Handeln" befaßt sich mit T.s „Pragmatismus" und „Humanismus
". Der Pragmatismus T.s ist auf das sittliche Leben mit
den Problemen des Staats- und Gesellschaftslebens gerichtet. Die
Theologie wird bei T. zur Moraltheologie, die Anweisungen für
das sittliche Leben gibt. Soweit es sich um die Richtlinien für die
Ethik als Tun handelt, steht T. vor dem Problem, naturrechtlichc
Prinzipien anzuwenden. Sittliche Lebensführung entwickelt sich
im Staat als sittliche Gemeinschaft. T. schließt sich hier wesentlich
dem Humanitätsideal des Aristoteles an und steht damit weithin
>m Gegensatz zu den reformatorischen Lehren. Ein Exkurs behandelt
das Problem der Politischen Toleranz. Ein Literaturverzeichnis
befindet sich am Schluß des Buches. Prof. D. Dr. E. Wolf-
Göttingen schrieb ein Geleitwort.

Mit dieser Arbeit ist ein wesentlicher Beitrag zur Theologie des
17. Jahrhunderts geleistet worden. Er ist sicher geeignet, die
Aufmerksamkeit in Deutschland stärker auf die englische Theologie
zu lenken. Es wäre indessen zu wünschen gewesen, da5 in
der gedruckten Dissertation von den Hunderten von Zitaten eine
größere Anzahl gestrichen worden oder z. T. inhaltlich angegeben
wären. Die Übersetzung eines Teiles der Zitate ins Deutsche ist
begrüßenswert. Warum ist dies aber nicht bei allen Zitaten geschehen
? Diese Bemerkungen sollen jedoch den Wert der Untersuchung
in keiner Weise beeinträchtigen.

Druckfehler: S. 127 Z. 21 v.o. Staat statt Saat.

Berlin Waller D e 1 1 u s

Kuhbach, Gerhard [Hrsg.] i Kirchenunionen im 19. Jahrhundert.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn (1967). 88 S. 8°
= Texte z. Kirchen- und Theologiegeschichte, hrsg. v. G. Ruh
bach unter Mitarb. v. G. A. Benrath, H. Scheible u. K.-V. Selge.
6. Kart. DM8,80.

Das 150jährige Jubiläum der preußischen Union hat nur wenig
literarischen Ertrag gebracht. Um so mehr ist es zu begrüfjen, daß
das vorliegende Bändchen Texte zur Geschichte der Kirchenunionen
des vorigen Jahrhunderts bringt. Der Herausgeber hat sich nicht
mit der Union des s. Z. größten protestantischen Staates begnügt.
Preußen stand historisch auch nicht an der Spitze jener konfessi-
nellen Koalitionen. Eine knappe, aber mit einem zureichenden
Literaturverzeichnis verbundene Einführung leitet unmittelbar zu
den Dokumenten über. Sie betreffen die Landeskirchen Nassau,
Preußen, Pfalz und Baden, denen sich Hanau, Waldeck und Rheinhessen
anschließen. Die getroffene Auswahl ist durchaus zureichend
und vermittelt dem Studierenden, für den diese Sammlung
vornehmlich gedacht ist, ein gutes Bild der einzelnen Vorgänge.
Freilich sind sie nur ein Hilfsmittel, aber ein unentbehrliches, ohne
das man jedenfalls die Geschichte der Kirchenunionen nicht betrachten
sollte.

Berlin Karl K u p i s c Ii

Wentorf, Rudolf [Hrsg.]: „Trotz der Höllen Toben". Dokumente
berichten aus dem Leben Paul Schneiders, der zum Prediger
von Buchenwald wurde. Geleitwort: D. Dr. Beckmann.
Berlin i Lettner Verlag 1967. 272 S. Mit einem Anhang mit Fotokopien
und Bildern, gr. 8°. DM 9,60.

Diese Dokumente sind zum 29. August 1967 erschienen, an dem
Paul Schneider, lebte er noch, 70 Jahre alt geworden wäre. Sie
sind ein ernster würdiger Hinweis auf diesen Blutzeugen unserer
Kirche, der getreu war bis an den Tod.

Wir haben schon eine ganze Reihe von Darstellungen seines
Lebens und Sterbens, die mit Recht im Anhang in einem Literatur
Verzeichnis genannt werden. Der vorliegende Band unterscheidet
sich von ihnen - und das gibt ihm seine besondere Bedeutung -
dadurch, daß er Dokumente wiedergibt, die bisher nur wenigen
bekannt waren und bisher nicht veröffentlicht worden sind. Sie
lassen uns einen tiefen Einblick tun in den „Geist" - besser »Ungeist
" - und das Verhalten der damaligen Machthaber; in die
Schwäche und Feigheit vieler staatlicher und gar kirchlicher Behörden
der Partei und ihren Forderungen gegenüber. Man kann
sich ruhig die Namen derer merken, die die hier vorgelegten Dokumente
unterschrieben haben. Unverständlich ist es nur, daß die
Veröffentlichung einzelner dieser Dokumente nur unter der Bedingung
gestattet wurde, daß der Herausgeber sich verpflichtete,
die Unterschriften wegzulassen. Weshalb dieses Feingefühl gegenüber
Leuten, die mitschuldig sind oder waren an dem grauenhaften
Geschehen der 12 Jahre?

Sicher ist das Lesen des Buches keine angenehme Sache; aber
es ist notwendig, daß es gelesen wird. Denn es hilft dazu, die oft
zitierte „unbewältigte Vergangenheit" zu bewältigen. Es ist zu
wünschen, daß das Buch von vielen gelesen wird, gerade auch von
solchen, die jene Zeit nicht miterlebt haben.

So gebührt dem Herausgeber Dank für seine sorgfältige und
nicht leichte Arbeit.

Frankfurt/M. Wilhelm F 1•« • n I u 1