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Ausgabe:

1969

Spalte:

941

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Mehta, Ved

Titel/Untertitel:

Theologie zwischen Tür und Angel 1969

Rezensent:

Fischer, Hermann

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941

fügt sich in die ausgezeichnete Übersetzung ein Ausdrucksfehler
nicht ein. Die Übersetzerin gebraucht das Wart „weiters", wo es
„des weiteren" heißen sollte.

Dortmund Eberhard H ü b n c r

Mehta, Ved: Theologie zwischen Tür und Angel. Porträt einer
Avantgarde, übers, v. W. Klein. Zürich: Zwingli Verlag [1968],
280 S. 8°. Lw. sfr. 22,-.

In Form von Überblicken, Interviews und auch selbständigen
Werk-Interpretationen zeichnet Ved Mehta in diesem Buch, das
aus einer Artikelserie für die Zeitschrift „The New Yorker" hervorgegangen
ist, das Bild der „neuen Theologie", d. h. derjenigen
Theologen, die unter der Einwirkung der Gedanken Bonhoeffers.
Bultmanns und Tillichs die Suche nach einem neuen Verständnis
des Christentums, nach einem „religionslosen Christentum" aufgenommen
haben. Mehta beginnt seinen Bericht mit dem inzwischen
zu einem Bestseller avancierten Buch des englischen Bischofs
John A. T. Robinson „Honest to God" und der Diskussion, die es
ausgelöst hat und bietet dann im L Teil (Ecce Homo S. 7-93) eine
aus Interviews bestehende Skizze der amerikanischen Theologie.
Nach Gesprächen mit Reinhold Niebuhr und Paul Tillich, auf den
sich Robinson vornehmlich beruft, werden William Hamilton und
Paul M. van Buren vorgestellt, die mit Thomas J. J. Altizer zu den
bekanntesten Vertretern der „Theologie vom Tode Gottes" gehören
. Der II. Teil (Die Ecclesia S. 95-175) lenkt den Blick noch einmal
zurück auf die Situation der englischen Theologie (Gespräche
mit dem Erzbischof von Canterbury Arthur Michael Ramsey und
Bischof John A. T. Robinson und den Theologen Vidier, Williams,
MacKinnon, Nicolas Stacey, Jan T. Robinson), während der
III. Teil (Pastor Bonhoeffcr S. 177-278) nach kurzen und nicht sehr
ergiebigen Gesprächen mit Karl Barth und Rudolf Bultmann eine
Kurzbiographie Bonhoeffers enthält, die ergänzt wird durch einen
längeren Dialog des Autors mit Eberhard Bethge, dem Freund
und Biographen Bonhoeffers. Dieser Überblick, den Mehta von
Fall zu Fall mit eigenen kritischen Akzenten und Fragen der jeweils
besprochenen Konzeption gegenüber versieht, bestärkt einen
in den Bedenken an der Legitimität einer Berufung dieser neuen
„säkularen" Theologie auf Bonhoeffer, Bultmann und Tillich. Es
ist zu bezweifeln, daß Bonhoeffcr sich mit seinen Intentionen in
der „Death of God theology" wiedererkannt hätte, ganz abgesehen
davon, dafj er sich seiner Differenz zu Tillich klar bewußt war
(vgl. S. 240), und Tillich hat sich kurz vor seinem Tode von dieser
Theologie in dezidierter Weise abgegrenzt (vgl. Werk und
Wirken Paul Tillichs, 1967, S. 189f. und Ingeborg Henels Kurzanalyse
in: Religion des konkreten Geistes, 1968, S. 59). Mehtas
Buch ist zu begrüßen als ein interessanter und instruktiv geschriebener
Bericht über die jüngste Phase protestantischer
Theologie.

Mainz Hermann Fischer

Allmcn, Jean-Jacques von: Die Abendmahlsgcmeinschaft aus

reformierter Sicht (Concilium 5, 1969 S. 250-254).
B a c h t, Heinrich t Nomos und Pneuma. Kritische Überlegungen

zur Diskussion über Autorität und Freiheit in der Kirche

(StZ 184, 94, 1969 S. 98-112).
B ö n e c k e , Joachim i Heilsgeschichtc und Wandlung im Mahl

des Herrn (ZdZ 23, 1969 S. 201-209).
Brandenburg, Albert. Tod Gottes (Catholica 23, 1969 S. 278

bis 293).

'i 0 1 e t, Herman i Die Abendmahlsgcmeinschaft aus katholischer

Sicht (Concilium 5, 1969 S. 255-259).
Fries, Heinrich: Das Lehramt als Dienst am Glauben (Catho-

Uca23, 1969 S. 154-172).
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Von Ludwig Ihmels bis zu

paul Althaus. Einheit und Wandlungen lutherischer Theologie

im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (NZSThll, 1969 S. 94

bis 111).

"•mraerle, Heinz: Die Aufgabe einer philosophischen Theo-
•ogie im Horizont der konkreten geschichtlichen Existenz (NZSTh
11. 1969 S. 13-36).

1 0 r e t z , Oswald i Die Inspiration der Heiligen Schrift (ThRv 65,
1969 Sp. 89-96).

M a n n , Ulrich i Seinstiefc und Oberfläche. Erwägungen und Beispiele
zum Problem der natürlichen Theologie (ZW 40, 1969
S. 469-478)

942

Mühlen, Heribert: Christologie im Horizont der traditionellen
Seinsfrage (Catholica 23, 1969 S. 205-239).

M y n a r e k , Hubertus, und Walter Kasper: Das Wesen des
Christlichen. Ein Fundamentaltheologe und ein Dogmatiker zu
dem Buch von Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum
(ThRv 65, 1969 Sp. 177-188).

Pottmeyer, Hermann: Kirchliche Lehrautorität und Wissenschaft
- ein Gegensatz? (MThZ 20, 1969 S. 85-103).

R a h n e r , Karl: Die Freiheit theologischer Forschung in der
Kirche (StZ 184, 94, 1969 S. 73-82).

Rendtorff, Trutz: Schuld und Rechtfertigung (ZEE13, 1969
S. 153-163).

Sauser, Ekkart: Inkarnation und Kirche (TThZ 78, 1969 S. 110
bis 114).

Schulz, Bruno: Uransatz aller Wort-Theologie (Catholica 23,
1969 S. 173-186).

T h u r i a n , Max i Der Glaube in der Entscheidung, übers, v. K.

Bergner. Freiburg-Basel-Wien: Herder (1969). 124 S. kl. 8°

= Herder Bücherei, 345.
Torrance, Thomas: F.: Space, Time and Incarnation. New

York-London-Toronto: Oxford University Press 1969. XI, 92 S.

8° Lw. 25 s.

Wacker, Paulus Gerhard, OSA: Hat unser Glaube noch Chancen
? Paderborn: Schöningh 1969. 191 S. 8°. Kart. DM8,80.

Witte, Jan i Wie läßt sich in der theologischen Diskussion zu
konkreten ökumenischen Ergebnissen kommen? (Concilium 5,
1969 S. 285-290).

PSYCHOLOGIE UND
RKUGJONSPSYCHOLOGIK

Scharfenberg, Joachim: Sigmund Freud und seine Religionskritik
als Herausforderung für den christlichen Glauben.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1968). 221 S. 8°. Kart.
DM 14,80.

Der Vf., evangelischer Dr. theol., praktizierender Psychoanalytiker
und Eheberater, Herausgeber der „Wege zum Menschen",
veröffentlicht mit diesem Buch seine Tübinger Habilitationsschrift
für Praktische Theologie. Der lange Titel der Schrift zeigt die
komplexe Aufgabenstellung. „Sigmund Freud ..." - „bei ihm wird
es theologischerseits um so etwas wie eine Neuentdeckung gehen
müssen, meinte man doch, mit ihm bereits längst fertig zu sein"
(7); cp. 2,3 und 4 stellen den Menschen, seine Theorie und seine
Praxis vor. „. .. und seine Religionskritik . . ." (cp. 5) i nach Sch. ist
Gott in Freuds Überlegungen „als Verdrängungsphänomen" gegenwärtig
(136f.). „. . . als Herausforderung für den christlichen Glauben
" (cp. 6): Freud verdrängt seine Religiosität, und seine Religionskritik
ist seine Abwehr; wir stehen hier im hermeneu-
tischen Zirkel zwischen Sch., dem Theologen, und Freud, dem
Atheisten. „Das Entscheidende ist aber nun, daß" die Deutung
„vom Patienten selber verifiziert oder verworfen werden muß"
(122f.)! Es ist zu fragen, ob Sch.s Deutung der Freudschen Herausforderung
diesen hätte befriedigen können.

Als Herausforderung nennt Sch. die drei Stoßrichtungen Freuds:
1. Wider den Tabu-Gehorsam (156ff ), 2. Wider den frommen Wahn
(168ff.) und 3. Wider das infantile Wunschdenken als Trost (176ff.).
Adl: Es geht Freud nicht um eine inhaltlich neue Moral (157). Es
geht um innere Freiheit (163f.), nicht um „Ausrottung des Bösen
", sondern um Sublimierung (164f.), es geht um den Einsatz
der Liebe gegen die Urmächte der Zerstörung (165ff.). Es geht
um Moralität aus Einsicht (162), jedoch ist „die Einebnung des
ethischen Problems in die geschichtliche Existenz des Menschen . ..
Freud nicht so vollständig gelungen, wie es sein aufklärerischer
Sinn vielfach gewünscht hätte" (167). Ad 2: „Freud kritisiert mit
dem Stichwort ,Wahn' religiöse Lebensäußerungen, die den Kontakt
mit ihrer eigentlichen Wirklichkeit verloren und sich in einen
speziellen Wirklichkeitsbereich zurückgezogen haben, in dem nur
die ,religiöse Währung' gilt, und die Symbole .literalistisch' mißverstehen
..." (169). Hier gerät Freud auf den Abweg, wo er sich
sträubt, „der inneren psychischen Wirklichkeit die gleiche Digni-
tät" zuzubilligen „wie der äußeren" (ebd.). Ad 3: Infantiles Wunschdenken
liegt in den „ungeschichtlich-regressiven" (176) Strukturelementen
vor, die Freud an der Religion vor allem auffallen
„In den Freudschen Darstellungen der religiösen Erscheinungsformen
finden sich nun aber auch Züge, die ausgesprochen ge-
schichtsstiftende Kraft haben" (177). Hier ist zu denken an Mose,
der „von seiner Höhe herabsteigt und sich zu den Kindern

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 12