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1969

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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L a i c h t e r, Frantisek: Actualite de Charles Peguy (Communio
viatorum 9, 1966 S. 277-286).

Miksch, Ferdinand Leopoldi Der Augustinerhistoriker Xystus
Schier 1727-1772. Ein Beitrag zur österreichischen Gelehrten-
geschichte am Beginn der Aufklärung. 2. Hauptteil (Augustiniana
19, 1969 S. 193-256).

Padberg, Rudolf: John Henry Newman als Prediger der kirchlichen
Einheit (Catholica 23, 1969 S. 112-118).

P e t r i, Heinrich: Der Gedanke des Fortschritts in der Theologie
Herman Schells (Catholica 23, 1969 S. 119-135).

P i t o c c o , Francesco: Ricerche sul sansimonismo in Italia. Lamb-
ruschini: la sua formazione culturale e il sansimonismo nella
sua idea di riforma religiosa (Studi e materiali de storia delle
religioni 39, 1968 S. 321-364).

Raab, Heribert: Die Instruktion für den Kölner Nuntius Jacobo
Oddi (1732) (RQ62, 1967 S. 36-69).

Scheele, Paul-Werner: Glaube und Glaubensbegründung in der
Sicht J. A. Möhlers (Catholica 23, 1969 S. 91-111).

GESCHICHTE DER
CHRISTLICHEN KUNST

Roth, Elisabeth i Der volkreiche Kalvarienberg in Literatur und
Bildkunst des Spätmittelalters. 2., Überarb. Aufl. Berlin: Erich-
Schmidt-Verlag 1967. 174 S„ 8Taf. 8° = Philologische Studien
und Quellen, Heft 2.

Wenn eine ikonographische Spezialstudie wie die vorliegende
eine zweite Auflage erlebt, so ist mit allerlei wichtigen Ergebnissen
zu rechnen. Der Reiz des Buches liegt einmal in der Wahl des
Themas, das zu allen Zeiten seiner Bildgestaltung unser Interesse
erweckt, zum anderen aber darin, daß hier ein Beitrag zur Frömmigkeitsgeschichte
geleistet wird, so dafj ein Hinweis gerade an
dieser Stelle notwendig erscheint.

Der Stoff wird in vier Abschnitten behandelt: Golgatha in der
Bildkunst des Früh- und Hochmittelalters (bis 1300) -, Von der
vielfigurigen Kreuzigung zum großen Kalvarienberg (italienisches
Trecento und deutsche Hochgotik) -, Suchen und Bilden in den
deutschen Landschaften des Spätmittelalters -, Herkunft und Entstehung
des Bildgedankens. Die ersten drei Teile vermitteln die
Ikonographie des Gegenstandes, obwohl auch hier schon immer
wieder das Bemühen um Verstehen und Deutung anklingt, der
vierte Teil ist der Ikonologie gewidmet.

Die Ausbreitung des ikonographischen Materials gewinnt ihren
Wert vor allem dadurch, dafj eben nicht nur das Spätmittelalter behandelt
wird, sondern dafj wir die Bildwerdung von den Anfängen
her miterleben können und die ganze Dramatik in den Abwandlungen
des Themas offenbar wird. Es entbehrt nicht der Spannung
zu beobachten, wie die Darstellungen der Frühzeit bis gegen
1100 das Geschehen nicht eigentlich ausmalen, sondern deuten, wie
dann die weitere Entwicklung unter dem Einfluß Bernhards an
die Stelle des Königs der Herrlichkeit den Gottmenschen in seiner
Niedrigkeit setzt (der Dornenkrone, dem Übereinandernageln der
Füße und dem Schmerz der Gottesmutter werden ausführlichere
Betrachtungen gewidmet), wie die Kreuzigungsdarstellungen immer
stärker von handelnden Personen, nicht nur von Anbetenden,
erfüllt werden und Christus aus seiner aktiven Rolle in die des
Erleidenden gedrängt wird. Eine große Rolle in der Entwicklung
spielt das italienische Trecento, und die deutsche Hochgotik nimmt
mannigfache Anregungen auf und entwickelt sie weiter, sie stellt
die im Sinne der Heilstat Bedeutenden unter das Kreuz. Und nun
entwickeln die deutschen Landschaften je nach ihrer Eigenart die
vielfigurigen Kreuzigungsdarstellungen des späten Mittelalters als
eine Versammlung der Vielen.

Obwohl die Vielfigurigkeit bereits biblisch begründet ist, erfährt
sie ihre volle Ausprägung im Bilde doch erst im späten Mittelalter.
Die Erbauungsliteratur der Spätgotik bietet den Schlüssel zum Verständnis
. Nicht das Drama ist Quelle für die Bildwerdung, sondern
Spiel und Bild entspringen der gleichen geistigen Situation. Sie
gilt es zu erfassen. Der fromme Laie dieser Zeit will mehr wissen
und sehen, als die Evangelien berichten. Doch wäre es falsch,
den nun im Bilde sichtbaren Realismus nur als Säkularisierung zu
deuten. Hier ist vielmehr ein Dualismus am Werke, „die Vergeistigung
der materiellen Momente und die Materialisierung der
spirituellen" (Dovräk), S. 134f. „Die mittelalterliche Kunst ist
religiöse Wirklichkeit( (Guardini), S. 135. Ein ergänzender Hinweis
auf den andersartigen Dualismus der Mystik fehlt nicht.

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Die Bedeutsamkeit der Arbeit liegt erstens in einer sachkundigen
Übersicht und Periodisierung eines Hauptthemas der christlichen
Ikonographie. Sie liegt zweitens in der exakten Beschrei
bung der Denkmäler und vor allem drittens in der sorgfältigen
Quellenforschung, die es ermöglicht, nicht nur allgemein den Geist
des Zeitalters zu bemühen, sondern die Kreuz- und Leidensnähe
dieser spätmittelalterlichen Menschen für Wort und Bild verantwortlich
zu machen.

Die Abhandlung verdiente eine reichbebilderte Neuauflage, in
der die an sich vorzüglichen Bildbeschreibungen dann zugunsten
der Bilder ein wenig reduziert werden könnten.

Jena Hanna Jurjch

Elbern, Victor H: Bellicia fedelissima virgo - Zum Problem
der Imitation frühchristlicher Goldgläser (RQ 62, 1967 S. 70
bis 75).

Gleiss, Friedrich: Planung kirchlicher Versammlungsstätten

(KuK 32, 1969 S. 72-75).
Hirzel, Stephan: Gibt es heute noch kirchliche Kunst? (Kuk 32,

1969 S. 64-65).

Johnsen, Hartmut: Studium und Kirchenbau (KuK 32, 1969
S. 80-83).

Rollwagen, Friedrich: Evangelische Kirchenverfassung und
Kirchenbau in Österreich (KuK 32, 1969 S. 84-87).

Satzinger, Otto: Die Sakristei. Auch eine Aufgabe des Kirchenbaus
(KuK 32, 1969 S. 51-54).

LITERATURGESCHICHTE
UND CHRISTLICHE DICHTUNG

Kaiser, Gerhard: Klopstock. Religion und Dichtung. Gütersloh i
Gütersloher Verlagshaus G.Mohn [1963]. 371 S. gr. 8° = Studien
zu Religion, Geschichte und Geisteswissenschaft. 1. Lw.
DM 34,-.

Das Unternehmen, eine bedeutende Gestalt der Literaturgeschichte
auch unter theologie- und frömmigkeitsgeschichtlichen Gesichtspunkten
zu würdigen, steht nicht ohne jedes Beispiel da j die
Bücher von Gerhard Fricke über Schiller (1927), von Benno von
Wiese über Lessing (1931) ließen sich hier nennen. Aber dafj heute,
da die zünftige Wissenschaft oft sehr eifersüchtig über den Grenzen
wacht, ein Germanist es wagt, über die Religion Klopstocks
zu arbeiten, und dafj dabei eine so umsichtig angelegte, sachlich
so überzeugende Monographie entsteht, kann nur als Glücksfall
bezeichnet werden.

Verf. fundiert seine Darstellung durch eine Erörterung der Problemlage
(I. Kap.: Der heilige oder der unheilige Dichter?) und
setzt sich dabei vor allem mit den Arbeiten von Karl Kindt (Klopstock
, 1941; 2. Aufl. 1948), August E. Hohler (Das Heilige in der
Dichtung, 1954) und Max Freivogel (Klopstock, der heilige Dichter,
1954) auseinander, von denen er sich nachdrücklich distanziert:
Unklarheit der Begriffe auf der einen, „eine modische Vorstellung
vom Christentum" (S. 20) auf der anderen Seite haben nach Kaiser
diese Autoren daran gehindert, zu einem überzeugenden Gesamturteil
über Klopstocks Religiosität zu kommen. Gerade das
aber, was dort nicht geleistet wurde, setzt sich Vf. zum Ziel:
„Klopstock als religiösen Dichter zu begreifen" (S. 24).

In zwei Arbeitsgängen wird diese Aufgabe in Angriff genommen
: Zunächst wird in zwei Kapiteln der gedstes- und theologiegeschichtliche
(II.: Kl., Leibniz u. d. Aufklärungstheologie) und
der frömmigkeitsgeschichtliche (III.: Klopstock und der Pietismus)
Ort der Religion Klopstocks bestimmt. Dann wird die dichterische
Gestaltwerdung dieser Haltung in dem dreigegliederten Lebenswerk
des Dichters kritisch gedeutet (IV.: Der Messias, V. i Die
Dramen; VI.: Die Oden). Im letzten Kapitel (VII.: Religion und
Dichtung) gibt der Vf. eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Bei seinem Versuch einer Ortsbestimmung geht Vf. von dem einschlägigen
zeitgeschichtlichen und biographischen Quellenmaterial
aus, um zu einem möglichst umfassenden Bild zu kommen. Es bestehen
Beziehungen zu den beiden großen zeitgenössischen Bewegungen
, dem Aufklärungsdenken und dem Pietismus. Von einem
christlichen Aufklärungsdenken, vornehmlich von Leibniz her,
sieht Vf. den Dichter am nachhaltigsten beeinflußt. Interessant is*

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 12