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Ausgabe:

1969

Spalte:

923-925

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Schöndorf, Kurt Erich

Titel/Untertitel:

Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung 1969

Rezensent:

Schwencke, Olaf

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zeichnis angeführten „Complete Peerage" von G. E. C. (okayne).

Die Angaben über die Niederlassung in Penrith/Cumberland

(S. 324f.) lassen sich aus Margaret F. Moore: The Lands of the
Scottish Kings in England (London 1915) S. 107f. noch etwas
ergänzen.

Mannheim Fritz T r a u t z

Bauer, Johannes Joseph: Die Abtwahlen in Katalonien und Aragon
während des 13. Jahrhunderts (RQ62, 1967 S. 18-35).

Brady, Ignatius: The Authenticity of Two Sermons of St. Bona-
venture (Franciscan Studies 28, 1968 S. 4-26).

Brampton, C. K.: The Probable Date of William of Ockham's
Noviciate (FS 51, 1969 S. 78-85).

Cousins, Ewert H.: The Coincidence of Opposites in the Chri-
stology of St. Bonaventure (Franciscan Studies 28, 1968 S. 27-45).

D e n z 1 e r, Georg: Das Morgenländische Kirchenschisma im Verständnis
von Päpsten und Ökumenischen Konzilien des Mittelalters
(MThZ20, 1969 S. 104-117).

Ganzer, Klaus: Das Kirchenverständnis Gregors VII. (TThZ 78,
1969 S. 95-109).

Heynck, Valens: Die Kommentare des Petrus Aureoli zum

dritten Sentenzenbuch (FS 51, 1969 S. 1-77).
Hüning, Hildebert: Alois: The Plurality of forms aecording to

Petrus de Trabibus (Franciscan Studie 28, 1968 S. 137-196).
Huyghebaert, N.-N.: Origines et rapports de deux monaste-

res brugeois de Saint-Barthelemy de l'Eeckhout et de Saint-Trond

(Augustiniana 19, 1969 S. 257-290).
/ Kunzelmann, A.: Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten
(Augustiniana 19, 1969 S. 33-127).
Prentice, Robert: The Voluntarism of Duns Scotus, as Seen in

His Comparison of the Intel lect and the Will (Augustiniana 28,

1968 S. 63-103).

Reilly, James P.: Ockham Bibliography: 1950-1967 (Franciscan
Studies 28, 1968 S. 197-214).

Richard von St. Viktor : Über die Gewalt der Liebe. Ihre
vier Stufen. Einführung und Übersetzung v. Margot Schmidt.
München-Paderborn-Wien; Schöningh 1969. XII, 75 S. gr. 8°
= Münchener Universitäts-Schriften, Theologische Fakultät. Veröffentlichungen
des Grabmann-Institutes zur Erforschung der
mittelalterlichen Theologie und Philosophie, hrsg. v. H. Schmaus,
W. Dettloff, R. Heinzmann, N. F. 8. Kart. DM 8,80.

Zenk, Joseph P.: Henry of Wile (f 1329); A Witness to the Con-
demnations at Oxford (Franciscan Studies 28, 1968 S. 215 248).

KIRCHENGESCHICHTE: REFOHMATIONSZE1T

Schöndorf, Kurt Erich: Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung
. Untersuchungen zur Verwandtschaft und Übersetzungstradition
der Psalmenverdeutschung zwischen Notker
und Luther. Köln-Graz: Böhlau 1967. XI, 278 S., 2 Ktn. gr. 8° =
Mitteldeutsche Forschungen, hrsg. v. R. Olesch, W. Schlesinger
u. L.E.Schmitt, Bd. 46. DM38,-.

Seit mehr als einem Dezennium erfreut sich der Forschungsbereich
der vorreformatorichen deutschen Bibel insbesondere in der
Gestalt von germanistischen Dissertationen, allerjüngst auch einer
Habilitationsschrift, wachsender Beliebtheit. Fand die Überlieferung
der ersten gedruckten oberdeutschen Bibeln bereits in den
Jahren 1904 bis 1915 in der Kurrelmeyerschen Ausgabe der Bibliothek
des Litterarischen Vereins in Stuttgart ihre wissenschaftliche
Darstellung und werden uns seit 1961 durch G. Ising in der Reihe
der Deutschen Texte des Mittelalters der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin die vier niederdeutschen Bibelfrühdrucke
(Kölner Bibeln v. um 1478, Lübecker Bibel v. 1494 u.
Halberstädter Bibel v. 1522) zugänglich gemacht, so stehen in
neueren Monographien vor allem einzelne handschriftlich oder
als Frühdrucke überlieferte Bücher der Bibel bzw. ihrer vielfältigen
paraphrasischen Bearbeitungen im Zentrum philologischen
und editorischen Interesses. Wo darüber hinaus der Versuch unternommen
wird, die Einzelergebnisse in den größeren sprach- oder
allgemeingeistesgeschichtlichen Zusammenhang etwa des 15. Jahrhunderts
einzuordnen, zeigt sich allerdings noch ein hohes Mafj von
Unsicherheit. Die Spätmittelalter- und Reformationsgeschichts-For-
schung vermag aus solchen Arbeiten nur selten Nutzen zu ziehen,
da ihre Verfasser oft in engem disziplinaren Gesichtskreis befangen
bleiben. Ganz konkret wäre im Anschluß an die sprachliche
Analyse zumindest konzis auch nach dem frömmigkeits- und theo-
logiegeschichtlidien Gehalt des deutschen Bibelbuches zu fragen:

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Die vorlutherische deutsche Bibelüberlieferung sollte nicht ohne
sinnvolle Berücksichtigung vor allem neuerer Erkenntnisse der
Kirchen- und Theologiegeschichte erforscht werden!

Erhebt man derartige Forderungen, so liegt eine Darstellung
der gesamten volkssprachlichen mittelalterlichen Bibeltradition -
gerade auch im Blick auf die älteren, trotz aller Unzulänglichkeiten
doch beachtlichen Versuche eines Wilhelm Walther (1889ff.)
und des deutschen Bibelarchivs (1931ff.) - noch in weiter Ferne.
Das schien nicht minder auch auf die deutsche Überlieferung eines
einzigen Buches der Bibel zuzutreffen. Daher mufjte Schöndorfs
Buch überraschen, zumal es mit dem Titel „Die Tradition der
deutschen Psalmenübersetzung" einen gehörigen Anspruch anmeldet
. Allerdings muß sogleich vermerkt werden, daß für kein anderes
biblisches Buch in deutscher Sprache so umfangreiche und detaillierte
Vorarbeiten existieren, auf die sich Sch. stützen konnte.
Neben neueren Psalter-Editionen muß vor allem auf Hans Vollmers
Beiträge zur „PsalmenVerdeutschung von den ersten Anfängen
bis Luther" (Bibel u. dt. Kultur II u. III, 1932f.) verwiesen
werden.

Ein Blick in die Wirkungsgeschichte der Psalmen läfjt begreifen,
warum der deutsche Psalter in der Forschung besondere Aufmerksamkeit
gefunden hat; er ragt nicht nur unter den mittelalterlichen
Bibelübersetzungen stark hervor, sondern übertrifft auch die uns
überlieferten volkssprachlichen Bücher zahlenmäßig. Seit apostolischer
Zeit waren Psalmen im religiösen Leben der Kirche bei
nahezu allen Gelegenheiten gebräuchlich. Den Laien waren sie
zugänglich. Im Mittelalter konnte selbst von extremen Vertretern
kirchlicher Latinizität beim Lesen von volkssprachlichen Psal-
terien kaum ein häretisches Vergehen erblickt werden. Sch., der
einleitend zwar kurz auf die Bedeutung der Psalmen in der
Liturgie, im Unterricht, in der Predigt und in der Erbauungsliteratur
eingeht, läßt eine gründliche Behandlung der immanent
wichtigen kirchengeschichtlichen und theologischen Relevanz gerade
dieses Buches der Bibel vermissen, obschon mehrere Überlieferungszweige
stärker im Theologischen als im Sprachlichen ihr
Spezifikum haben. Jedenfalls hätte die christologische Exegese,
die auch in deutschen Psalterien insbesondere im 15. Jahrhundert
ihren Niederschlag fand - und dabei in Verbindung mit der Par-
änese weit über die Intention Lyras hinausgeht - Erwähnung finden
müssen. Wenn Luther, der sich mit der ersten Druckveröffentlichung
unter seinem Namen (Bußpsalter v. 1517) hier ein
reiht, die Psalmen nun durchgehend ad litteram auf Christus bezieht
, so steht er damit exegetisch der deutschen Psaltertradition
sehr nahe. Derartige theologische Gesichtspunkte bleiben in Sch.s
Einleitungsabschnitt über die „Bedeutung der Psalmen im religiösen
Leben des Mittelalters" bedauerlicherweise unberücksichtigt
.

Im ersten Kapitel werden „grundsätzliche Fragen der Übersetzungsliteratur
" behandelt. Auch der Theologe gewinnt, liest er
diese Ausführungen zusammen mit den sprachlichen Belegen in
Kapitel III, wertvolle Aufschlüsse über die sich wandelnde Über
setzungspraxis, die wohl nicht nur durch inner-, sondern auch
durch außersprachliche Faktoren bestimmt sein wird. Der über-
landschaftliche kommunikative Sprachausgleich, der längst vor
Luther im 15. Jahrhundert einsetzte, wird von Sch. auch in seiner
Auswirkung auf den deutschen Psalter erkannt. Es bleibt eine erstaunliche
Tatsache, daß die Übersetzungsleistungen Notkers -
soweit wir heute sehen - trotz durchaus beachtlicher sprachlicher
Prägnanz etwa bei Heinrich von Mügeln, Gert Groote, den Lübecker
Mohnkopf-Schriftstellern u. a. (s. dazu beigefügte Karten)
erst von Luther wieder erreicht und zugleich übertroffen wurden.

Das zweite und umfangreichste Kapitel kann als das wichtigste
dieses Buches angesehen werden. Es wird bestimmt durch Sch.s
Versuch, die „Verwandtschaftsgruppen innerhalb der Psalmenübersetzungen
von den Anfängen bis hin zu Luther" zu bezeichnen
und entsprechend ihren jeweiligen Charakteristika, vor allem
den sprachlichen, neu zu ordnen. Er gliedert das ihm vorliegende,
sorgfältig recherchierte deutsche Psalmen-Material in ganze 29
unterschiedlich umfangreiche Gruppen. Weitere 53 Handschriften
und zwei Drucke, die innerhalb dieser Gruppen keinen Platz fin
den, werden in einer weiteren Liste aufgeführt. Sch.s Gruppenbildung
weicht entschieden von der traditionellen Waltherschen
ab. Grundsätzlich herrscht bei Sch. die Tendenz vor, mehrere
Walthersche Zweige zusammenzufassen (bis zu vier). Deutlich voneinander
abgehobene Untergliedernngen sind selten; eigentlich

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 12