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1969

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 12

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finden kann (Kap. 5: „Neue Schöpfung in den Hirtenbriefen von
Polycarp und im 1. Clemensbrief", S. 88-103). Er schließt jedoch
von der Tatsache, daß nichts seiner These bei diesen zwei Vätern
widerspricht, daß auch sie an eine materielle Neuschöpfung geglaubt
haben. Daß diese Schlußfolgerung methodisch anfechtbar
ist, scheint klar zu sein.

Die Eschatologie von Ignatius und Diognet (Kap. 6: „Hellenismus
und neue Schöpfung", S. 104-110) paßt nicht ins jüdische
Schema. Obwohl Ignatius die leibliche Auferstehung betont, ist
seine Eschatologie von individualistischer und geistiger Struktur.
Ob Ignatius die Vorstellung der Wiederkunft Christi kennt, wie
der Verfasser annehmen möchte, ist sehr fragwürdig. Das Werk
schließt mit einem Kapitel („Christliche Apokalyptik und neue
Schöpfung', S. 111-132) über Hermas, den A. P. O'Hagan in die
apokalyptische jüdische Linie einordnet.

Der Hauptvorwurf, den man dieser Arbeit machen kann, ist
methodologischer Art. Der Verfasser, der ein wichtiges Thema
der christlichen Eschatologie aufwirft, hat bei jenem oder diesem
Vater einen Stützpunkt seiner These gefunden und danach hat
er alle anderen Väter von diesem Gesichtspunkt betrachtet. Dabei
hat er nicht genügend Rücksicht auf die Eigenart der einzelnen
Schriftsteller genommen und hat oft seine Problematik in die Texte
hineingelesen.

Einige Druckfehler: S. 1 Z. 2, 1. development .■ S. 24 Z. 3, 1. parousia;
S. 33 Z. 23, 1. national: S. 40 Z. 13, 1. rapportera; S. 40 Versehnisse in den Zahlen
der Fußnoten; S. 104, 105 und 107, 1. The Epistles of Ignatius und nicht the First
Eplstle of Ignatius (I).

Genf Francois B o v o n

Christophe, Paul: Cassien et Cesaire Predicateurs de la morale
monastique. Gembloux: Duculot; Paris: Lethielleux [1969). XT,
84 S. gr. 8° = Recherches et Syntheses, Section de Morale.
ffr. 140,-.

Sauser, Ekkart: Christus im Wort nach der Lehre der Väter
(TThZ78, 1969 S. 177-181).

kiiu:iikn(;ksciiici.tk: Mittelalter

Roth, Francis, Rev., O. S. A.: The English Austin Friars 1249-1538.

I: History. New York: Augustinian Historical Institute 1966.
VIII, 673 S., 12 Taf. gr. 8° = Cassiciacum, Studies in St. Augustine
and the Augustinian Order, Vol. VI (American Series).
$ 9,50; Lw. $ 10,75.

Dem 1961 unter demselben Titel (Vol. II: Sources. Cassiciacum,
Vol. VII) erschienenen Quellenband (vgl. ThLZ 88, 1963 Sp. 598f.)
folgt hier eine umfassende Darstellung, die das Thema von vielen
Seiten her beleuchtet. Dieselbe Gründlichkeit, die schon den Urkunden
- und Regestenband auszeichnete, prägt auch den vorliegenden
Band. Der Vf. nennt als vornehmsten Zweck seines Buches,
das er, der Theologischen Fakultät der Universität Würzburg gewidmet
hat, den Historikern als Nachschlagewerk zu dienen.
Cleichwohl ist es anschaulich und fesselnd geschrieben. Die einzelnen
Kapitel sind schon in den Jahrgängen VIII bis XVI (1958
bis 66) der „Augustiniana" erschienen, wurden aber für die Buchform
wesentlich ergänzt. Aus der ursprünglichen Erscheinungsweise
ergaben sich einige Wiederholungen oder Aufsplitterungen
von Zusammenhängen; das vorzügliche Register gleicht das jedoch
aus. Der Vf. verfolgt zunächst im ganzen die Ursprünge und die
Entwicklung der englischen Ordensprovinz von der Mitte des 13.
bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Am Ende des 13. Jahrhunderts
umfaßte der Orden in England 22 Niederlassungen, die
zusammen mit den fünf vorzugsweise von Engländern besetzten
irischen Klöstern rund 500 Mitglieder zählten. Zu den im Text gebrachten
Ubersichten und Schätzungen von Mitgliederzahlen ist
stets der Anhang I auf S. 463-476 zu vergleichen, der aus den Aufzeichnungen
der königlichen Hofhaltung und Finanzverwaltung
sowie aus Ordinationslisten einschlägige Angaben zusammenstellt.

-Studia generalia ordinis" bestanden in Oxford und Cambridge;
demgegenüber war das Londoner Studium, obgleich die anderen
^ulen seiner Kategorie in der englischen Ordensprovinz weit
überragend, doch nur ein „Studium generale provinciae". Die be-
'egreichen Ausführungen über die organisatorischen und didaktischen
Zusammenhänge zwischen den Universitäten und dem vorgeschriebenen
Lehrbetrieb im Augustinerorden liefern einen gehaltvollen
Beitrag zur Bildungsgeschichte des Spätmittelalters (vgL
dazu die wichtigen Nachträge auf S. 609ff.!). Sie erweisen erneut
die Führungsrolle von Paris, aber sie zeigen auch, wie sehr gerade
in diesem Bereich die englischen Augustiner am Geistesleben des
Festlands im gegenseitigen Austausch teilhatten. Und als im Großen
Abendländischen Schisma den Ordensangehörigen der Erwerb
akademischer Grade in Paris verboten wurde, führte das zu einem
vermehrten Zugang fremder Studenten - namentlich von deutscher
Seite - nach Oxford und Cambridge. Andererseits bewirkte
der schlechte Ruf, den sich Oxford mit der teilweisen Unterstützung
wiclifitischer Lehren zuzog, im Verein mit anderen Ursachen, die
Abwanderung vieler Studenten auf das Festland. Hier und an
anderen Stellen betrachtet der Vf. die englische Ordensprovinz
nicht nur von innen her, sondern erörtert seinen Gegenstand im
Rahmen der allgemeinen Entwicklung des Augustinerordens und
oft in vergleichendem Ausblick auf die deutschen Provinzen. Zu
wünschen ist die Edition der grundlegenden Statuten des Regensburger
Generalkapitels von 1290, die nach Handschriften sehr oft
vom Vf. zitiert werden.

Weites Interesse verdienen auch die Abschnitte, die von den literarischen
Leistungen der englischen Augustiner handeln. Unter den
englischen Theologen des Ordens nimmt Geoffrey Herdeby (1360
bis 69 Ordensprovinzial) offenbar den ersten Platz ein; seine „Vita
Evangelica" wurde auch von deutschen Dominikanern und Augustinern
benutzt und genannt. Der asketischen und mystischen Richtung
gehört der bedeutende Prediger John Waldeby zu („Novum
opus dominicale", 1365); hier kann der Vf. das von G. R. Owst
gezeichnete Bild berichtigen und ergänzen. Dabei stützt er sich in
manchem auf die Forschungen von Benedict Hackett, auf die er
auch in den Ausführungen über William Flete verweist, den
Freund und Verteidiger Katherinas von Siena. In der englischen
Augustinerprovinz erreichte die literarische Tätigkeit um die Mitte
des 14. Jahrhunderts ihren qualitativ höchsten Stand. Sie beschränkte
sich nicht auf theologische Werke. Die „Vaticinia" von
John Erghome (Ergum) zählen zu den Streitschriften, die im Zu
sammenhang des Hundertjährigen Krieges zwischen England und
Frankreich aus patriotischen Motiven verfaßt worden sind. Der
vielseitigste und produktivste Autor unter den englischen Augustinern
, John Capgrave, ist weniger durch seine Bibelkommentare
als durch seinen „Liber de illustribus Henricis" (ca. 1446) und seine
Chronik von England (in englischer Sprache) bekannt geworden.
Capgrave war Beichtvater des großen Mäzens und Bücherfreundes
Humphrey Hg. von Gloucester und später, 1453-57, Ordensprovinzial
.

Von Haus aus Augustiner war Myles Coverdale, in Cambridge
Schüler von Robert Barnes. Von Coverdale stammt die erste vollständige
Bibelübersetzung ins Englische, die nach seiner Flucht
ins Ausland 1535 erschien. Später hat er sich in Tübingen und
Bergzabern aufgehalten. Der Vf. führt die Tatsache, daß führende
Bibelübersctzer aus dem Augustinerorden kamen (in Frankreich
J. Macho und P. Farget), auf die den Ordensmitgliedern auferlegte
Vertrautheit mit der Heiligen Schrift und auf die Pflege der Muttersprache
bei den Augustinern zurück. Erhebliche Mitschuld am
Niedergang der englischen Augustinergemeinschaft trugen in den
30er Jahren des 16. Jahrhunderts die letzten, nicht gewählten, sondern
von der Krone ernannten Ordensprovinziale George Browne
und John Hardiman. Die Auflösung der Niederlassungen fällt ins
Jahr 1538, z. T. noch ins Jahr 1539. Von 195 aus ihren Ordenshäusern
vertriebenen Augustinern kennt man die Namen; im ganzen
wird ihre Zahl etwa 317 betragen haben. Ein Anhang enthält
die Liste der Generalprioren, der aus dem Orden in England und
Irland hervorgegangenen Bischöfe - wozu jetzt die „Fasti Eccle-
siae Anglicanae 1300-1541, 1962ff. zu vergleichen wären -, sowie
ein Verzeichnis der Provinziale und der Provinzialkapitel. Sehr
nützlich ist am Ende des Werkes die Bibliographie der Schriften
englischer Augustiner, mit Incipit-, Hss.- und Druck-Nachweisen
(S. 493-605).

In die Anmerkungen haben sich einige Druckfehler oder Schreibversehen
eingeschlichen. So ist Kardinal Henry Beaufort nicht
1404, sondern 1447 gestorben (S. 47); statt Galathea muß es
Violante Visconti heißen (S. 55); und statt Kirchental ist auf S. 73
Richenthal zu lesen. Nicht ganz überzeugt die Konjektur einer
Verwandtschaft von William Monklane mit den Bohuns, Grafen
von Hereford und Essex; jedenfalls empfiehlt sich hier (S. 181t.)
ein Verweis auf die einschlägige Stelle in der im Literaturver-