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Ausgabe:

1969

Spalte:

916-918

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Rekognitionen in Rufins Übersetzung 1969

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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lische Christus habe vor der Passion den irdischen Jesus verlassen
, wird nicht exegetisch nachgewiesen, wie denn ebenfalls nicht
einsichtig wird, daß die johanneische These von der Fleischwer-
dung des Logos eine Antwort auf Kerinths Leugnung der Jungfrauengeburt
darstellt. So leistet auch der an sich gut gelungene
Nachweis, dafj Kerinth - dem Referat des Irenaus entsprechend -
seine Christologie durch philologische Konsequenzmacherei aus
dem Markus-Evangelium abgeleitet haben kann, nicht wirklich
den Dienst einer „Gegenprobe". Endlich macht es N. seinen Kritikern
insofern leicht, als er weder auf die heute mit Rücksicht
auf Pap. 52 und Pap. Egerton 2 üblich gewordene Datierung des
vierten Evangeliums in die neunziger Jahre des ersten Jahrhunderts
eingeht - wirkte Kerinth so früh? - noch auf die nach
Syrien weisenden sachlichen Berührungen mit Ignatius und den
Oden Salomos. N.s Plädoyer stellt somit ein gewiß sehr anregendes
, keinesfalls aber schon alle anstehenden Fragen lösendes
Votum dar.

Auf S. 32 sind die Zeilen 12 und 13 v. u. im Druck durcheinander
geraten.

Leipzig Günter Haufe

Black, Matthew: An Aramaic Approach to the Gospels and Acts.
3rd Ed. With an Appendix on The Son of Man by G. V e r m e s.
Oxford: Clarendon Press; London: Oxford University Press
1967. X, 359 S. 8°. Lw. 60 s.

M. Blacks 1946 erschienenes und 1954 in zweiter Auflage (verbesserter
Abdruck mit Nachträgen) vorgelegtes Standardwerk ist
an dieser Stelle bereits zweimal ausführlich gewürdigt worden
(74, 1959 Sp. 527-532 und 81, 1956 Sp. 675f.). Die jetzt zu besprechende
dritte Auflage bietet den Wortlaut der zweiten fast unverändert
, abgesehen davon, daß die Nachträge in den Text aufgenommen
sind. Die Neubearbeitung besteht in Ergänzungen, die
den Umfang des Buches von 304 auf 359 Seiten haben anwachsen
lassen.

So ist der erste Teil des Buches, ,The Approach', um ein neues
Kapitel III ,Recent Discoveries and Developments in Palestinian
Aramaic' (S. 35-49; Qumran, Codex Neofiti 1) erweitert, Kapitel V
um eine .Additional Note on Heb. XI.ll and the Circumstantial
Clause in Hebrews' (S. 83-89), letztere, wie überhaupt die meisten
Zusätze, die Reproduktion einer früheren Arbeit (aus der Haen-
chen-Festschrift 1964). An neuerer Literatur hat Black vor allem
das Buch seines Schülers M. Wilcox über ,The Semitisms of Acts'
Oxford 1965, berücksichtigt, das E. Haenchen in dieser Zeitschrift
(91, 1966 Sp. 355-357) besprochen hat. An der Gesamtansicht des
bedeutenden Werkes von Black haben die Ergänzungen nichts
Grundlegendes geändert, so dafj der Autor das Schlußkapitel X
,Survey of Results' (S. 271-280) wörtlich wieder abdrucken konnte.

Besonders wertvoll ist die Beigabe eines neuen Appendix von
Geza Vennes - Oxford (E. ,The Use of m na/km t. in Jewish
Aramaic', S. 310-328), zu dessen theologischen Implikationen sich
Black in einer anschließenden Stellungnahme (S. 328-330) äußert.
Wenn Black auch, ebensowenig wie C. Colpe (ThW VIII 406,4ff.)
und der Rezensent (ZNW 58, 1967, 165 A. 9) der These von Vermes
zu folgen vermag, daßxwa* 13 auch als Umschreibung für .ichgebraucht
worden sei, und wenn er auch - zu Recht - Vermes die
Bestreitung des titularen Gebrauchs von kwjk na nicht abnimmt,
so behält doch Vermes' vorbildlich sorgfältige Materialdarbietung
ihren vollen Wert.

Einer Empfehlung bedarf Blacks Werk nicht mehr. Unsere gesamte
Synoptikerforschung wäre einen erheblichen Schritt weiter,
wenn man es gründlicher zur Kenntnis nähme.

Göttingen Joa,-him J e r e m i a «

R y d b e c k , Lars: Fachprosa, vermeintliche Volkssprache und
Neues Testament. Zur Beurteilung der sprachlichen Niveauunterschiede
im nachklassischen Griechisch. Uppsala: Universi-
tetsbiblioteket 1967. 121 S. gr. 8° = Acta Universitatis Up-
saliensis. Studia Graeca Upsaliensia, 5. Schw. Kr. 42,-.
Drei griechische Sprachschichten lassen sich nach R. um Christi
Geburt unterscheiden: die klassizistische (attizistische) Literatensprache
, die dann um 150 n. Chr. allgemein verbindlich wurde,
die normale Schriftkoine und die Vulgärsprache des einfachen
Volkes, die nur in einigen Privatbriefen von niedrigstem Niveau

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erkennbare Spuren hinterlassen hat. Die normale Schriftkoine zeigen
vor allem Septuaginta, Neues Testament, Epiklet (etwa 50-140
n. Chr.) und die Papyri; ihnen fügt R. als wichtige Zeugen noch die
Fachbücher hinzu, deren Verfasser ohne schriftstellerischen Ehrgeiz
pharmakologische, medizinische, astronomische, mathematische,
technische oder philologische Themen behandeln (1. Jh. v.-2. Jh.
n. Chr.), allerdings teilweise nur in Zitaten erhalten (in repräsentativer
Auswahl zusammengestellt S. 19-23). Indem R. mit Hilfe
reicher griechischer Belege, die besonders dieser Fachprosa entnommen
sind, dreizehn ntl. Konstruktionen umfassend erhellt, die
bisher als volkstümlich bzw. vulgär oder auch als Semitismen verstanden
wurden, kann er zugleich überzeugend zeigen, daß NT
und Wissenschaftsprosa derselben Sprachschicht angehören, eben
der normalen Schriftkoine, mögen sie in Thema und Stil auch noch
so verschieden sein. Sie wurde auch in der Schule gelehrt. Eine
besondere ntl. Sprache gibt es so wenig wie eine Sprache der
Papyri. Diese Nachweise machen den Hauptteil der fleißigen und
sorgfältigen Untersuchung aus (Syntaktisches S. 27-153, dazu Lexikalisches
S. 154-176; zusammengefaßt S. 177-185); sie werden in
steter Auseinandersetzung mit der Forschung gegeben (Literaturverzeichnis
S. 204-212, leider wurde meine Semitische Syntax im
NT I, 2. Aufl. Göttingen 1968, übersehen) und durch Register (S. 213
bis 221) aufgeschlossen. Das Buch ist in flüssigem Deutsch geschrieben
, doch hätte manches noch gestrafft und zugespitzt werden
können.

Dieses Werk aus der Schule von A. Wifstrand - seinem Andenken
gilt auch die Widmung - ist ein neuer gewichtiger Beitrag
der schwedischen Gräzistik zur Erforschung des NT. Man kann
nur wünschen, daß R. noch weitere syntaktische Erscheinungen
des nachklassischen Griechisch mit derselben Gründlichkeit und
die verstreuten Ergebnisse der Koineforschung zusammenfassend
behandelt, denn eine gute Kenntnis der nichtklassizistischen Koine
ist nicht nur die unabdingbare Voraussetzung für jede Edition und
Exegese des NT, sie erlaubt es auch erst, den semitischen Einschlag
richtig zu bestimmen.

Heidelberg Klaus Beyer

Baumert, Norbert: Ist Philipper 4,10 richtig übersetzt? (BZ 13,
1969 S. 256-262).

Bläser, Peter: Das Verhältnis von Schrift und Tradition bei
Paulus (Catholica 23, 1969 S. 187-204).

Hoffmann, Paul i Die Versuchungsgeschichte in der Logien-
quelle (BZ 13, 1969 S. 207-223).

Jacques, Xavier, S. J.: Index des Mots apparentes dans lc
Nouveau Testament. Complement des Concordances et Diction-
naires. Rom i Biblical Institute Press 1969. 124 S. gr. 8° = Scripta
Pontificii Instituti Biblici, 118. Lire 2100,- ($3,50).

L o h f i n k , Gerhard: Christologie und Geschichtsbild in Apg
3,19-21 (BZ 13, 1969 S. 223-241).

M e e s, Michael: Sinn und Bedeutung westlicher Textvarianten
in Joh 6 (BZ 13, 1969 S. 244-251).

Müller, Karlheinz: Joh 9,7 und das jüdische Verständnis des
Siloh-Spruches (BZ 13, 1969 S. 251-256).

Sand, Alexander: Die Unzuchtsklausel in Mt5,31.32 und 19 3-9
(MThZ20, 1969 S. 118-129).

Schlatt er, Adolf: Zur Theologie des Neuen Testaments und
zur Dogmatik. Kleine Schriften. Mit einer Einführung hrsg. v.
U. Luck. München: Kaiser 1969. 272 S. 8° = Theologische
Bücherei. Neudrucke u. Berichte aus dem 20. Jahrh., Neues Testament
, 41. Kart. DM 17,50.

Schwank, Benedikt: Theaterplätze für „Gottesfürchtige" in
Milet (BZ 13, 1969 S. 262-263).

KIRCHENGKSCHICHTE: ALTE KIKCHK

Rehm, Bernhard: Die Pseudoklementinen. II Rekognitionen in
Rufins Übersetzung. Hrsg. im Auftrage d. Kommission für spätantike
Religionsgeschichtc der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Zum Druck besorgt durch Franz Gaschke.
Berlin: Akademie-Verlag 1965. CXI, 387 S. gr. 8° = Die Griechischen
Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte 51.
M 113,-.

Die Pseudoklementinen gaben von jeher der Forschung historische
und literarische Probleme auf. Sie nehmen den Namen des
Clemens Romanus in Anspruch, obwohl sie erst im 4. Jahrhundert

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 12