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Ausgabe:

1969

Spalte:

867-868

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Kortzfleisch, Siegfried von

Titel/Untertitel:

Mitten im Herzen der Massen 1969

Rezensent:

Mendt, Dietrich

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Seite 1

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867

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 11

868

Der Verfasser stützt sich dabei auch auf holländische und englische
Erkenntnisse. Nachdem er die Makrostrukturen der Stadt und die
Rollen der Menschen in ihr charakterisiert hat, stellt er die Siedlung
im Prozeß des Aufbaus als Teil der Urbanen Gesellschaft dar.
Er unterscheidet dabei drei Phasen, die auch der Rezensent bei
ähnlichen Untersuchungen so beobachten konnte: Pionierarbeit,
Reaktion und Stabilität. Danach wendet sich der Autor zwei unterschiedlichen
Modellen kirchlichen Gemeindeaufbaus zu. Er unterscheidet
eine überschaubare, mitarbeitende Gemeinde, also gewissermaßen
ein Dorf in der Stadt, und als andere Möglichkeit den
Aufbau der Gemeinde als Teilstruktur im vielförmigen Sein der
Kirche im Ganzen der Stadt. Die Sympathie des Autors scheint dem
letztgenannten Modell zu gehören, wenngleich er auch hier sagt, es
handele sich dabei nicht um ein „Erfolgsrezept", sondern nur um
ein „heuristisches Prinzip" (S. 69).

Nach diesem 70 Seiten umfassenden, schon sehr ins Konkrete
gehenden Grundsatzteil folgen 13 Berichte über „Praktische Ansätze
kirchlicher Arbeit in der Siedlung". Erfahrene Pfarrer, aber
auch zwei Sozialarbeiter (Christine Raiser u. Willy Wurster) und
eine Diplom-Volkswirtin (Marlies Cremer) berichten über ihre Ergebnisse
und Erkenntnisse im Umgang mit Kindern, Jugendlichen,
jungen Ehepaaren und alten Menschen im Neuland Siedlung. Sie
zeigen dabei das Typische dieser Situation in meist überzeugender
Weise und bleiben nicht in Allgemeinaussagen stecken.

Auch über Gemeindeanalyse, Kooperation, Verantwortung für
die Siedlung und Gemeindeleitung wird vieles Konkrete und Ermutigende
gesagt, Themen also, die im ersten Aufsatz von Seiz
nur stichwortartig anklingen konnten.

Insgesamt haben wir es hier mit einem sehr anregenden Buch zu
tun, selbst wenn wir in unserer kirchlichen Arbeit in den Neubaugebieten
oft andere Wege gehen. Die Anregungen, die durch diesen
Sammelband gegeben werden, gilt es jedenfalls aufzunehmen
und - mutatis mutandis - fruchtbar zu machen.

Leipzig Gottfried Kretzschmor

Kortzfleisch, Siegfried von: Mitten im Herzen der Massen.

Evangelische Orden und Klienten der Kirche. Stuttgart: Kreuz-
Verlag [1963]. 229 S., 8 Taf. 8°. Lw. DM 12,80.
Die umfangreiche Literatur über Orden und Bruderschaften innerhalb
der evangelischen Kirche wird hier nicht durch ein beliebiges
Exemplar vermehrt. Vielmehr zeichnet sich das Buch von
Kortzfleisch durch verschiedene Vorzüge besonders aus: einmal
merkt man ihm die Feder des Journalisten an; es ist flüssig und
„unkirchlich" geschrieben, dürfte also seine Leser besonders auch
außerhalb der Fachwelt finden und ihnen so ein Anliegen erschließen
, mit dem das Buch schließt: „Die Verfügbarkeit der Männer
und Frauen in den Kommunitäten ist eine Antwort auf die
innere und äußere Mobilität ihrer Zeitgenossen. Die Antwort sollte
aber nicht heißen: werdet wie wir, sondern: wir sind für euch da".
Dann ist es in seiner Kritik recht freimütig, unbekümmert um in
diesem Bereich geltende Tabus. Das wird besonders deutlich an der
Schilderung der Marienschwesternschaft in Darmstadt, bei der man
für gewöhnlich in Anbetracht ihrer außerordentlichen Strenge,
ihrer Frömmigkeit und ihrer aufweisbaren Leistungen in der Faszination
steckenbleibt. Kortzfleisch stellt mehrere kritische Fragen,
nachdem er den Marienschwestern den längsten Artikel gewidmet
hat (48 Seiten): nach ihrer Art des Umgangs mit der Bibel, ihrem
immer stärker werdenden Verzicht auf Diakonie, ihren geistlichen
Spielen und der Gefahr der Schauspielerei, ihrem Mangel an Eingliederung
in die Gesamtkirche und dem Auseinanderklaffen von
persönlicher Armut und Reichtum der Gesamtheit. Die Wärme seiner
Schilderung enthebt ihn des Verdachtes billiger Polemik. Auch
müssen die Schwestern sich fragen lassen, ob sie noch eine echte
Weltbeziehung haben oder ob nicht „die überwiegende Mehrzahl
ihrer Hörer bereits bewußte Christen" sind (58). Diese Frage spielt
in dem Buch überhaupt eine wesentliche Rolle. Kortzfleisch möchte
beschreiben, „wie die Kommunitäten und das, was von ihnen zu
sehen und zu spüren ist, auf Menschen wirken" (133 im Kapitel
über Taize). Auch die Selbitzer Christusbruderschaft muß sich von
daher bescheinigen lassen, daß ihr zwar nach ihren eigenen Worten
„Oberfranken vor die Füße gelegt ist", aber (so Kortzfleisch) „es ist
offensichtlich eine vorwiegend kirchliche Öffentlichkeit, die sie
erreichen" (108). Schade ist es, daß sich K. im wesentlichen auf die
bekanntesten Modelle beschränkt: Marienschwestern, Imshausen,

Sclbitz, Pomeyrol, Grandchamp, Taize, Agape, während die vielleicht
zukunftsträchtigsten Experimente, die „Kommunitäten in der
Großstadt" (82) auf insgesamt 8 Seiten beschrieben werden, obwohl
gerade sie sein und tun wollen, was jedem Christen möglich oder
sogar aufgegeben ist".

Karl-Marx-Stadt Dietrich Mendt

Bastian, Hans-Dieter: Die Kirche als Suchgruppe (DtPfrBl 69,
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Mainz: Matthias-Grünewald Verlag 1967:
Rest, Walter: Priester und Laie in der Gemeinde, S. 34 -46.
Greinacher, Norbert: Die Integration der Gemeinde in die Gesamtkirche
, S. 47-63.

Exeler, Adolf: Umkehr und Versöhnung, S. 80-109.
Kamphaus, Franz: Predigt und Gemeinde, S. 167-180.
Offele, Wolfgang: Pathologie der Gemeinde, S. 183-202.

G u t m a n n , Manfred: Planung in der Diakonie (Die Innere Mission
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Theologische Existenz heute, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz,
155. DM 2,70.

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sacerdotal selon M. Bellet (NRTh 101, 1969 S. 136-148).
Holl, Adolf: Gott im Nachrichtennetz. Religiöse Information in

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8° = Sammlung rombach. Kart. DM 9,-.
Knospe, Gottfried: ... aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.

Predigten von Gottfried Knospe. Im Auftrage des Evang.-Luth.

Landeskirchenamts Sachsens aus dem Nachlaß ausgewählt u.

durchgesehen von I. Jonas. Berlin: Evang. Verlagsanstalt

[1968]. 84 S., 1 Porträt 8°. Kart. 3,50 M.
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40, 1969 S. 94-98).

LITURGIEWISSENSCHAFT

Mauder, Albert: Evangelisches Tagzeitenbuch. Ordnung für das
tägliche Gebet, hrsg. im Auftrag d. Evangelischen Michaelsbru-
derschaft. Kassel: Stauda 1967. XXIII, 702 S., 1 Taf. kl. 8°. Lw.
DM 24.-.

L Das Evangelische Tagzeitenbuch (ETZB) tritt an Stelle des Breviers
„Das Stundengebet" (StG), das 1948 vom Liturgischen Ausschuß
der Evangelischen Michaelsbrudcrschaft herausgegeben worden
ist. Den Herausgeber des ETZB haben zwölf Mitarbeiter unterstützt
: „Die Ordnung für das .Gebet der Jahreszeiten' (GdTZ) ist
... aus einer Zusammenarbeit des Herausgebers mit Wilhelm Stählin
entstanden, während die Ordnung der .Chorgebete' (ChC) zusammen
mit Rudolf Verbürg, Herbert Goltzcn und Horst Schumann