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Ausgabe:

1969

Spalte:

829-830

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Wink, Walter

Titel/Untertitel:

John the Baptist in the gospel tradition 1969

Rezensent:

Lohse, Eduard

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Seite 1

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829

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 11

830

Der zweite Hauptabschnitt (The Athletic Metaphor and Termi-
nology in Paul, 76-195) widmet sich der athletischen Terminologie
in 1. Kor. 4, 9; 9, 24-27; Phil. 1, 27-30; 2, 16; 3, 12-14; 4, 1. 3;
Gal. 2, 2; 5, 7; Rom. 9, 16; Kol. 1, 29-2,1; 2, 18; 3, 15; 4, 12 f.;
1. Thess. 2, 2.19; Eph. 6, 12; 1. Tim. 4, 7-10; 6, 11 f.; 2. Tim. 2,
3 ff. 4, 6 ff. (Preliminary Remarks, 76-81) in vier Unterabschnitten
(V. The Apostolic Agon für the Gospel, 82-129; VI. The Characte-
risation of the Christian Calling as a Race, 134-159; VII. The Agon
Motif and the Military Image in Paul, 157-164; VIII. The Agon
Motif in the Pastoral Epistles, 165-186) mit einem Appendix zu V
(The Agonia of Jesus in Gethsemane, Lk 22:44, 130-133). Ergebnis
(187-195): Der paulinische Sprachgebrauch entbehrt des konkreten
Details (187) und hat sich gegenüber dem stoischen radikal geändert
; die Individualethik ist in apostolisches Ethos und eine
Beschreibung des Glaubcnslcbens transponiert (190). Der Agon ist
ein Kampf für das Evangelium (193).

Der dritte Hauptabschnitt (Outlines in the Post - Pauline Development
, 196-204) bringt einen Ausblick auf die Apostolischen Väter
und die apokryphen Apostclakten.

Die Grundthese Pfitzners vom eigenen Sprachgebrauch des Paulus
ist sicher richtig, wenn man die kontextucll-strukturelle Methodik
anwendet, für die nicht eine abstrakte Begriffsgeschichte, sondern
die exakte Analyse des strukturellen Umfeldes der Termen
wesentlich ist. Pfitzner hätte die von ihm bestrittene These stoischer
Stilparallclcn widerlegen können, wenn er sie mittels methodischer
Akribie der linguistischen Willkür überführt hätte, indem
er die analytischen Prinzipien der strukturellen Stilistik zur Anwendung
gebracht hätte. So führt dieses Buch vor die Notwendigkeit
einer Weiterführung formgeschichtlicher Stilkritik mit den
Mitteln der modernen Soziolinguistik und der linguistischen Stil-
theoric1.

Bonn Erhardt Güttgemanns

4) M. Cohen. Pour une sociologie du langage. 1956; Linguistics and Style,
ed. by N. E. Enkvist — I. Spendcer — M. I. Gregory. 1964; A. Capeil, Studies in
Socio — Linguistics 1966 (Jonua Linguarum XLVI) ; Reodings in the Sociology of
Language, ed. by J. A. Fishman. 1968.

Wink, Walter: John the Baptist in the Gospel Tradition. London:
Cambridge University Press 1968. XII, 132 S. 8° = Society for
New Testament Studies Monograph Series, cd. by M. Black, 7.
Lw. 30 s.

Die Aufgabe, die es zu lösen gilt, wird vom Verfasser deutlich
bestimmt: Es genügt nicht, daß über Johannes den Täufer historische
Aussagen gemacht werden können. Vielmehr muß ebenso
wie bei der Diskussion über das Problem des historischen Jesus die
theologische Frage gestellt werden. Warum nimmt Johannes der
Täufer in allen vier Evangelien einen so bedeutenden Platz ein?
Wie kam es dazu, daß die Kirche Johannes in die christliche Verkündigung
einbezog und sein Auftreten als den entscheidenden
Wendepunkt in der Heilsgcschichte ansah, als den Beginn des Evangeliums
?

Aus dieser Bestimmung der Aufgabe folgt, daß ihre Beantwortung
nur mit Hilfe der sogenannten redaktionsgcschichtlichen Methode
gewonnen werden kann. Dieser Weg wird vom Verfasser entschlossen
verfolgt. Dabei kann er an die Untersuchungen von Con-
zelmann, Marxscn, Trilling u. a. anknüpfen und an manchen
Punkten über sie hinausführen. In fünf Kapiteln wird aufgezeigt,
w'e Johannes der Täufer bei Markus, in der Spruchüberlieferung
O.. bei Matthäus, Lukas und Johannes dargestellt wird. Den sehr
unisichtig durchgeführten Analysen ist fast durchweg zuzustimmen
. Nur an einigen Stellen wären kleinere Einwände zu erheben.
So überzeugt die Vermutung nicht, in der Mark. 9,11-13 vorliegenden
Tradition könne mit „jenem Mcnschen(sohn)" ursprünglich
a» Elia gedacht worden sein, so daß der ganze Abschnitt dann nur
v°n Elia gesprochen habe und erst durch Fehlübersetzung der Be-
zu9 auf den Menschensohn Jesu hineingekommen sei (S. 14). Und
die von Laurentin vertretene Hypothese, hinter der Gegenüberstellung
von Johannes und Jesus in Luk. 1-2 könne ursprünglich die
Anschauung von zwei Gesalbten, dem priesterlichen (= Johannes)
und dem davididischen (= Jesus), gestanden haben, wird zu ernsthaft
als Möglichkeit in Erwägung gezogen (S. 72-78), obwohl doch
die Gründe, die gegen diese Mutmaßung anzuführen sind, schlechthin
durchschlagen. Das Ergebnis der Analysen wird am Ende präzis
zusammengefaßt (S. 107-115): Markus sieht im Auftreten des
Johannes den Anfang des Evangeliums, Johannes wird ganz von
Jesus her betrachtet; als der verborgene Elia bereitet er den Weg
Jesu bis zum Ende in Leiden und Sterben. Die Logienüberlieferung
hält Jesu Hochschätzung des Täufers fest: Mit ihm kündigt sich das
Kommen der Gottesherrschaft an (Matth. 11,12 par.). Bei Matthäus
wird Johannes auf der einen Seite ganz nah an Jesus herangerückt,
indem er dieselbe Botschaft ausruft wie Jesus (Matth. 3,2; 4,17).
Auf der anderen Seite aber wird er deutlich von ihm abgehoben:
Nur Jesus ist der Messias. Bei Lukas wird der Ort des Johannes im
Rahmen der heilsgeschichtlichen Gesamtkonzeption bestimmt: Mit
ihm beginnt die Zeit der Erfüllung. Im vierten Evangelium tritt
Johannes ganz hinter Jesus zurück und stellt damit den Typus des
Zeugen dar, der nichts anderes als das ihm anvertraute Zeugnis
auszurichten hat.

Welche theologischen Motive haben also das - relativ geschlossene
- urchristliche Bild von Johannes dem Täufer bestimmt? Von
Anfang an hat die christliche Überlieferung ein historisches Wissen
um Johannes den Täufer gehabt, dem sie in dem Satz Ausdruck
gibt, daß mit ihm das Evangelium von Jesus Christus anhebt. Daß
Johannes in das Evangelium hineinkam, ist nach Ansicht des Verfassers
vornehmlich auf die Autorität Jesu zurückzuführen, dessen
Hochschätzung des Täufers in der Spruchüberlieferung festgehalten
wurde: „Apparently the image of John as formulated by Jesus
possessed an inner dynamic which aecounts for its subsequent
development" (S. 111). Dieser - zweifellos bedenkenswerte - Gesichtspunkt
kann jedoch nur für Matthäus und Lukas, die Q aufgenommen
haben, in Ansatz gebracht werden, nicht aber für Markus
, bei dem der Anfang des Evangeliums bereits eindeutig mit Johannes
dem Täufer bestimmt ist. Von geringer Bedeutung war
nach Ansicht des Verfassers die polemische Auseinandersetzung
der christlichen Gemeinde mit Anhängern des Täufers. Mit beachtlichen
Gründen wird die Annahme verneint, daß hinter Luk. 1 eine
Täuferquelle stehen und der Lobgesang des Zacharias ursprünglich
ein Täuferlied gewesen sein sollte (S. 60-72). Auch die Vermutung,
der Urprolog des Johannesevangeliums sollte in Täuferkreisen entstanden
sein, wird mit Recht abgewiesen (S. 102 Anm. 2). Doch das
apologetische Motiv, das im vierten Evangelium deutlich erkennbar
ist, müßte sicherlich höher bewertet werden, als es der Verfasser
tut (S. 98-105). Zwar trifft es zu, daß Johannes als Typus des Zeugen
Jesu in Anspruch genommen wird. Aber damit wird gerade
denen, die Johannes eine heilsmittlerische Funktion zumessen wollten
, das Recht solcher Bewertung bestritten und der Täufer ganz
und gar für das christliche Kerygma beschlagnahmt.

Die methodisch folgerichtig durchgeführte Untersuchung liefert
an ihrem Teil einen überzeugenden Beweis für die Richtigkeit der
redaktionsgeschichtlichen Fragestellung. Nicht nur die Aufgabe
wurde zutreffend bezeichnet, auch ihre Lösung verdient Zustimmung
: „The church did not preserve John as an historical fossil,
but incorporated him in the kerygma itself, making him thereby
a part of the continuing Christian proclamation. Consequently John
the Baptist was, from the very first, and, through the faithful me-
diation of the New Testament Evangelists, continues to be, ,the be-
ginning of the gospel of Jesu Christ'" (S. 115).

Göttingen Eduard Lohse

Bovon, Francois: De Vocatione Gentium. Histoire de l'interpre-
tation d'Act. 10,1-11,18 dans les six premiers siecles. Tübingen:
Mohr 1967. XVII, 373 S. gr. 8° = Beiträge zur Geschichte der Biblischen
Exegese, 8. DM 48,-; Lw. 53,-.

Das Interesse des Vf.s, eines Schülers von Oscar Cullmann, richtet
sich in seiner Arbeit, die der Theologischen Fakultät der Universität
Basel als Dissertation vorgelegen hat, auf die Frage, wie die
christliche Kirche der ersten Jahrhunderte, die eine Missionskirche
war, einen Missionstext des NT ausgelegt hat. Einleitend werden
die Kommentare jener Zeit nach Art und Bedeutung vorgestellt. Dazu
kommen Zitate, Paraphrasen und Anspielungen sowie die theologische
oder paränetische Verwendung des Textes, besonders im
Schriftbeweis. Meist werden nur einzelne Verse thematisch herausgegriffen
, und so ergeben sich 7 Abschnitte oder Szenen, nach denen
der Vf. den Stoff ordnet. Im einzelnen verfährt er chronologisch
, unterscheidet die Hauptperioden und die geographische Herkunft
seiner Quellen aus Ost oder West und bietet das aus den KW
und anderen Autoren gesammelte Material in der durch die Texte