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Ausgabe:

1969

Spalte:

750-752

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Kanael, Baruch

Titel/Untertitel:

Altjüdische Münzen, Sonderdruck aus Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 1969

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1, Seite 2

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749

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 10

750

and the Zealots, Last Stand. Ursprünglich hat Yadin dieses Buch
im modernen Iwrith geschrieben, so wie sein Buch über die
Kriegsrolle in dieser Sprache verfaßt war und dann ins Englische
übersetzt wurde. Die Übersetzung des neuen Buches über Masada
wird Moshe Pearlman verdankt.

Gegenüber der vorläufigen Berichterstattung enthält dieses
neue Buch noch die Mitteilungen über die Ergebnisse der Grabung
im Jahr 1965. Der Reiz des Buches liegt für den Leser zunächst
darin, daß es im Stil des Erlebnisberichtes gehalten ist und viele
Einzelheiten der Grabung und der damit verbundenen Geschehnisse
bietet. Der Leser kann noch einmal auf dem Papier teilnehmen
an dem wichtigen archäologischen Geschehen auf Masada,
durch das wieder einmal der Bericht des so oft angezweifelten
Josephus in sehr zahlreichen Einzelheiten bestätigt worden ist.
In diesem Zusammenhang seien gleich die landeskundlichen Beobachtungen
, die Yadin auf Masada während der Grabungen machen
konnte, erwähnt, nämlich die starken Regengüsse um Masada, die
wirklich durch die antiken Drainagcröhren die Zisternen am Hang
von Masada gefüllt haben würden, wenn jene Röhren in der
Gegenwart noch vorhanden gewesen wären. Spuren haben sich
nachweisen lassen. Auch die Zisternen sind wenigstens teilweise
ausgegraben worden. Sehr wertvoll ist das Bild, das Yadin
S. 32/33 zeigt, nämlich die große Wasserlache auf dem Plateau
von Masada. Zeitweise war die Expedition von der Umwelt abgeschnitten
durch die wasserführenden Wadis und mußte durch
Hubschrauber versorgt werden. Die Berichte des Josephus sind in
landeskundlicher Hinsicht glänzend bestätigt worden. Das gilt
auch von den verschiedenen Winden aus südlicher und nördlicher
Richtung, deren rascher Wechsel von der Expedition festgestellt
werden konnte.

Neben die oftmals schwierigen landeskundlichen Bedingungen
vorwiegend in der Winterzeit treten nun in diesem Bericht Yadins
die Mitteilungen über die technische Gestaltung der Grabungen.
Als Transportweg diente die römische Rampe, die von dem Fcld-
herrn Silva auf der Westseite des Felsens gebaut worden war.
über sie ging auch der Lastenaufzug der Expedition. Eine Treppe
verband das obere Ende der Rampe mit dem Gipfelplateau.
Traktoren, die auf dem Plateau zum Steinetransport verwendet
werden mußten, wurden unten am Hang in ihre Einzelteile zerlegt
und oben wieder zusammengesetzt.

Vielleicht den eindrucksvollsten Abschnitt bildet die Darstellung
der Aufdeckung der drei Terrassen der hängenden Palastvilla des
Herodcs mit der Stützmauer, die die untere Terrasse abfing. Auf
der letzteren wurden in einem Bad drei Skelette gefunden, das
eines etwa zwanzigjährigen Mannes, das einer jungen Frau, deren
Flechten sich noch erhalten hatten, und das eines Kindes. Blutspritzer
an der Wand konnten wohl einwandfrei festgestellt
werden. Yadin hält es nicht für ausgeschlossen, hier einen Befehlshaber
von Masada gefunden zu haben, der sich zum Freitod mit
seiner kleinen Familie in die untere Terasse an der Nordspitze
des Masadafelsens zurückgezogen hatte. Daß es sich um einen
Mann von Rang gehandelt haben muß, zeigen die zahlreichen
Silberplättchen, die von seiner Rüstung stammen mögen.

Eine andere Einzelheit teilt Yadin mit, nämlich daß die Säulenteile
mit hebräischen Buchstaben zwecks sachgerechter Zusammensetzung
versehen waren, also jüdische Steinmetzen und Maurer
am Werk gewesen sein müssen. Herodcs hat Juden in seinen
Diensten gehabt, als er Masada anlegte.

Der Leser erfährt auch Einzelheiten über die Wiederherstellung
einzelner Bauteile auf Masada. Die Vorratsgebäude sind in verschiedenen
Trakten wiederhergestellt worden, um späteren Besuchern
zu zeigen, wie sie ursprünglich gebaut waren, während
der weitaus größere Teil in dem zweitausendjährigen Trümmer-
zustand belassen wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang
die archäologische Fehldeutung von Tristram, der um 1870 jene
Mauerlinien der Vorratsgebäude «für Brustwehren zum Schutz
beim Nahkampf" hielt.

Außer den schon in meiner Besprechung 1968 genannten Skelettfunden
und den oben erwähnten drei Skeletten sind weiter
Keine Überreste der letzten Verteidiger von Masada gefunden
worden. Die römischen Soldaten bzw. die Hilfstruppen oder die
judischen Kriegsgefangenen müssen die Leichen vom Gipfelplateau
heruntergebracht haben. Die Bcstattungs- bzw. Verbringungsorte
sind bisher noch nicht gefunden worden.

Für den erregendsten Fund der gesamten Grabung - und
solche persönlichen Urteile des Ausgräbers sind unbedingt erforderlich
, um seine innere, nicht nur wissenschaftlich-technische
Anteilnahme an der Grabung erkennen zu lassen - hält Yadin die
Entdeckung von elf kleinen Ostraka, auf jedem nur ein einzelner,
jeweils neuer Name in hebräischen Lettern geschrieben. Unter den
Namen kommt auch ein Ben Ja'ir vor, den Yadin auf den Befehlshaber
Elcazar Ben Ya'ir bezieht. Das ist möglich, kann aber nicht
zwingend bewiesen werden. Daher erwägt Yadin die Möglichkeit,
die Lostafeln gefunden zu haben, durch die zehn Männer erlost
wurden, die alle übrigen töten sollten. Danach hatten sie gelost,
wer als letzter die neun anderen töten sollte und sich dann selbst
den Tod geben sollte, nachdem er Feuer an die Gebäude gelegt
hatte. Da die Namen der zehn nicht bei Josephus überliefert werden
, kann historisch einwandfrei die Gleichheit dieser Ostraka
mit den bei Josephus erwähnten Losen nicht behauptet werden,
doch spricht einige Wahrscheinlichkeit für diese Gleichsetzung, da
diese Ostraka von allen anderen nach Hunderten zählenden
Ostraka Masadas verschieden sind.

Neben den siebenundneunzig Prozent der ausgegrabenen, einst
bebaut gewesenen Fläche von Masada hat Yadin auch die römischen
Lager untersucht, wobei er auf von ihm eindringlich und
fair gewürdigten Arbeiten seiner Vorgänger auf Masada, insbesondere
die von Schulten, zurückgreifen konnte. Die Lager, insgesamt
acht, sind durchweg gut erhalten und leicht erkennbar,
darunter ist das Lager H so angelegt, daß von ihm aus der südliche
Teil des Giptelplateaus überblickt und eingesehen werden
konnte. Aus dem Umfang der Lager berechnet Yadin die Größe
der Belagerungsarmee auf ca 15 000 Mann, wobei die kriegs-
gefangenen Juden in diese Zahl miteinbezogen sind. Archäologisch
ließ sich auch nachweisen, daß in den Lagern wie in den Bauten,
die sich Händler und sonstige die Armee begleitende Personen
angelegt hatten, nabatäische Keramik sich anfand, so daß der
Schluß gezogen werden kann, unter den Hilfstruppen der Römer
seien auch zahlreiche Nabatäer gewesen. Sofern sich ein solcher
Schluß nur auf die Keramik stützen muß, hat er seine Grenzen
hinsichtlich der historischen Glaubwürdigkeit.

Auch die Rampe, die die Römer erbaut haben, ist von Yadin
untersucht worden. Die Maßangaben des Josephus stimmen weithin
. Daß der römische Feldherr nur an einer relativ sehr schmalen
Stelle die große Festung Masada angreifen ließ, hatte für ihn den
Vorteil, die Arbeiten durch Beschuß der Belagerten mit Katapultsteinen
zu decken und alle Kräfte auf eine Stelle konzentrieren
zu können, ohne an schwierigen Stellen durch Angreifen an mehreren
„Fronten" Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Das Hauptquartier
des Silva lag nach Josephus im Lager F auf der Westseite
von Masada nördlich der Angriffsrampe der Römer. An dieser
Stelle ist, wie Yadin selbst ausprobierte, die Akustik so gut, daß er
sich vom Gipfelplateau aus mit den Mitarbeitern, die an der Ausgrabung
des Lagers F beteiligt waren, unterhalten konnte. Vermutlich
wird auch Silva diese Akustik ausgenützt haben, wie
anderseits auch die Juden gegenüber den Belagerern.

Zum Schluß seiner Berichterstattung gibt Yadin einen Überblick
über die Geschichte der Erforschung von Masada (S. 239-
255). 1838 indentifiziert erstmals E. Smith, der Reisegefährte von
Edward Robinson, den Felsen es-sebbe mit Masada. Auch das
Buch des Leipziger Gelehrten F. Tuch findet gebührende Würdigung
als «Wendepunkt in der Quellenanalyse über die Geschichte
Masadas" (S. 247).

Das Maßhalten in den historischen Rückschlüssen und die vorsichtige
Beurteilung der archäologischen Befunde sichern dem
Verfasser die Achtung aller, die an archäologischen Ergebnissen
interessiert sind. Möge der endgültige Grabungsbericht bald vorgelegt
werden können!

Leipzig HniiK B ii r d 11 c

K a n a e 1, Baruch i Altjüdische Münzen. Sonderdruck aus Jahrbuch
für Numismatik und Geldgeschichte, hrsg. v. d. Bayerischen
Numismatischen Gesellschaft, 17. Jahrg. 1967. S. 158-298 gr. 8''.
Kallmünz-Opf. i Laßleben. - Literaturüberblicke der griechischen
Numismatik.

Die hier vorgelegte Arbeit über altjüdische Münzen ist in zwei
Teile von unterschiedlicher Länge gegliedert. Das ist aber sachlich